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1. September. Um 6 Uhr frühe stand ich auf, und um 7 Uhr fuhren wir, nehmlich Mama, Gräfin Schönborn und Grf. Bombelles über Salzburg nach Waging, wo wir speisten, und von dort bis Wasserburg, wo wir die Nacht zubrachten.
2. Von Wasserburg reisten wir nach München, das schöne liebe München, wo wir den herrlichen Festbau, die Basilica, die Ludwigskirche, die Stiege der Bibliothek, die riesengroße Bavaria bey Stiegelmayer und die Allerheiligenkapelle sahen.
Im Palais Leuchtenberg speisten wir um halb 5 Uhr. Traurige Rückerinnerungen, als wir die Herrn, die Damen und die Dienerschaft der armen Großmama sahen. Ich lernte den Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden dort kennen.
Um 7 Uhr fuhren wir von München weg und kamen um viertel auf zehn Uhr in Possenhofen an. Wir fanden dort den Herzog Max und alle seine Kinder bis auf Louis, welcher in der Schweiz ist.
3. Sonntag. Wir frühstückten mit der Tante Louise, der Helene, der Elise und dem sehr netten, aber fast verzogenen Kakl. Um 10 Uhr gingen wir in die dumpfe Kapelle, um die Messe zu hören, wo mir übel wurde, so, daß man mich aus der Kapelle zu einem offenen Fenster tragen mußte, wo mir wieder gut wurde; darauf legte ich mich auf das Bett. Um 12 Uhr fischte ich und Grf. Bombelles mit dem Herzog Max, wobey wir 20 Birschlinge und Weißfische fingen. Ich speiste bey mir mit dem Grf. Bombelles und genas wegen meiner früheren Üblichkeiten nur einen Teller Bouillons und eine Artischoke. Nachmittage fuhren wir alle, sogar auch der kleine Kakl, zu einem auf dem entgegengesetzten Ufer des Sees gelegenen Schloße des Königs, wo schnabulirt wurde. Als wir Nachhause kamen, ging ich gleich auf mein Zimmer, wo ich Suppe aß und darauf zu Bette ging.
4. Vor dem Frühstücke fuhr ich mit dem Grfn. Bombelles über den ziemlich bewegten See an das entgegengesetzte Ufer, wo wir, mit Gewehren versehen, einen kleinen Spaziergang machten; ich schoß auf zwey Vögel, welche ich jedoch fehlte. Als wir in Possenhofen zurück gekommen waren, gingen wir in den hinter dem Schloße sich befindenden Wald, wo wir alle frühstückten. Wir blieben daselbst bis um halb 12.
Nachhausgekommen, ging ich mich in einer kleinen, in den See gebauten Hütte baden, worauf ich mit Grfn. Bombelles fischte und mit demselben zwölf Fische fing. Um 2 Uhr speisten wir, alle Schloßbewohner, in dem zu ebener Erde sich befindenden Speisesaal; eine recht hübsche Musik unterhielt uns während der Tafel.
Um halb sechs Uhr fuhren wir in die Villa des Onkel Carl, welcher sich aber nicht dort befindet.
Abends um halb 8 Uhr war Thee im Schloße bey der Tante Louise.
5. Um viertel auf 8 Uhr Morgens fuhr ich mit der Grfin. Schönborn und dem Grafen Bombelles bey sehr bewegtem Wasser über den See, um das Haus des Baurathes Himpel anzusehen, in welchem das Stiegenhaus mit Fresquen bemalt ist. Wir fuhren darauf auf dem See zurück. Der Wind pfiff kalt über den See, und das Boot tanzte auf den sich wälzenden Schaumwellen; es war ein sehr schöner Anblick; ich glaubte mich auf dem Meere, denn gegen das Ende des Sees waren die Berge mit Wölken bedeckt, und man sah gegen diese Seite nichts als Wasser, Himmel und einen von der Sonne beleuchteten Kirchthurm. Um halb 9 Uhr frühstückten wir bey der Tante Louise, und um halb 10 fuhr ich mit dem Baron Freyberg und dem Grfn. Bombelles nach Pöcking, einem in der Nähe von Possenhofen gelegenen Dorfe, wo wir einen Jäger antrafen, um mit ihm zu jagen.
Anfangs schoß ich einen Ammerling, einige Zeit darauf stand der Jagdhund, und ein Kitt Rebhühner flog auf. Ich that einen Schuß und der Baron zwey Schüße, worauf zwey Hühner fielen. Nun stießen wir lange auf nichts, bis ich wieder drey Ammerlinge und eine Meise schoß; während der ganzen Jagd aber hatte es öfter geregnet. Meine Beute schickte ich in die Küche, um sie zum Nachtessen zu verzehren. Nun, als ich dieses schreibe, nämlich um halb 2, regnet es wieder und ich fürchte, es wird ein Landregen entstehen.
Um zwey Uhr speisten wir im oberen Speisezimmer wieder mit Musik. Nachmittage wurde über den See wieder zu dem Baurathe Himsel gefahren.
Abends war Thee mit einem Concerte der Tafelmusicanten und des Sängers Bauer.
6. Um 6 Uhr stand ich auf und nach eingenommenem Frühstücke fuhr ich mit dem Grafen Bombelles in 2 ½ Stunden nach München, wo wir im Palais Max abstiegen. Von da aus fuhren wir zum Maler Kaulbach, wo wir das im Malen begriffene Bild der Zerstörung von Jerusalem und viele andere Bilder sahen. Darauf fuhren wir über die Isarbrücke in die schöne und großartige Aukirche und von dort zum Bildhauer Schwanthaler, wo wir die koloßalen Statuen des Feldmarschalls Wrede und des berühmten Tilly und diejenigen des Huss und des Schiska sahen.
Nun fuhren wir in den Hofgarten, wo wir die Wachparade bey uns vorbey marschiren sahen. Im Bazard besuchten wir die Gräfin Auguste Lodron und die Boutique des Herrn Breul. Wir speisten im Palais Max, und als die Mama im Palais Leuchtenberg von Possenhofen um halb vier Uhr angekommen war, gingen wir dahin und reisten von dort mit der Mama um halb fünf Uhr Nachmittage bis Wasserburg, wo wir um 9 Uhr ankamen. Wir supirten alle zusammen und brachten darauf keine sehr gute Nacht zu, da den Abend die Sänger der Umgegend eine Zusammenkunft gehalten hatten und sie, zumtheile betrunken, einen schrecklichen Lärm machten.
7. Um 7 Uhr frühe fuhren wir nach eingenommenem Frühstücke von Wasserburg ab und über Salzburg (auffallender Unterschied der österreichischen und der bayrischen Soldaten) bis Hof, wo wir um halb vier Uhr speisten, und von dort nach St. Gilgen, wo wir den Papa, die Brüder und die Grafen (Coronini und Ledochowski) trafen und dann mit ihnen nach Ischl fuhren, wo wir um 8 Uhr ankamen.
8. Wir hatten keine Lectionen, und es wurde zur bevorstehenden Reise nach Ungarn eingepackt. Abends machten wir mit Papa und Mama eine Parthie zu Eseln nach Laufen.
9. Um 8 Uhr frühstückten wir mit der Mama, und um halb neun Uhr fuhren wir, zwey von uns mit dem Grfn. Bombelles im ersten Wagen, der Grf. Coronini mit einem von uns im 2ten und der Grf. Ledochowsky mit dem Prof. Hoffer im 3ten Wagen, außerdem ein Wagen mit den zwey Kammerheitzern Legrenzi und Eberl, und ein Bagage-Wagen, von Ischl weg und kamen um Mittag nach Aussee; wir besichtigten die Salzpfanne und fuhren darauf in einem Postkalesch zum Grundlsee; um zwey Uhr speisten wir im Gasthause und reisten beym hohen Berge Griming vorüber bis Lietzen im schönen Ennsthale, wo wir die Nacht zubrachten.
10. Sonntag. Wir hörten die Messe in der Pfarrkirche von Lietzen, und nach eingenommenem Frühstücke reisten wir von Lietzen ab und durch eine herrliche Gegend nach Kalwang, wo wir speisten. Abends kamen wir nach Leoben, wo man uns nicht sehr feyerlich empfing, und wo wir den Kalvariberg bestiegen, um dort eine sehr schöne Aussicht zu sehen. Um 8 Uhr Abends kam der Graf Morzin an, und der Herr Professor (Hoffer) reiste für sich nach Grätz ab.
11. Um halb 7 Uhr reisten wir von Leoben ab und über Bruck durch das schöne Muhrthal bis Grätz, wo wir um 12 Uhr eintrafen und im Gasthause zur Stadt Triest abstiegen. Bald kam der Gouverneur und darauf der Onkel Johann, mit welchem wir alles, was wir machen sollten, bestimmten. Nachdem wir lange gewartet hatten, kam das vortreffliche Diner, welches um halb drey Uhr vollendet war und uns dadurch noch Zeit ließ, mit dem Gouverneur, welcher eigentlich um drey Uhr den Ständen ein Diné in der Burg geben sollte, in die Burg zu fahren, in welcher wir die hübschen Appartements, den Garten und die Vorbereitungen zum Feste der Naturforscher sahen und die Frau des Gouverneurs, die Grfin. Wickenburg, kennen lernten. Darauf besichtigten wir, immer mit dem Grfn. Wickenburg, den Dom und das Mausoleum, in welchem mehrere Herzoge von Steyermark, unter andern auch der Kaiser Ferdinand II., liegen. Nun fuhren wir in das Johanneum, wo wir den Onkel Johann antrafen, und wo uns der Gouverneur verließ. Man führte uns nun in der Begleitung des Onkels durch die Hörsäle und alle Säle mit Modellen und mit Sammlungen dieses großen Gebäudes; auch den hübschen Garten sahen wir an. Nun führte uns der Onkel Johann in das Landhaus, um dort die Waffen- und Rüstung-Sammlung und die zwey großen Versammlungssäle zu beschauen. Von da aus fuhren wir mit einem Umwege zum Onkel Johann, wo wir der Baronin Brandhof unsere Aufwartung machten. Darauf führte uns der Onkel auf den Schloßberg, von wo aus man einer herrlichen Aussicht auf die Stadt und ihre Umgebungen sich erfreut. Abends um 7 Uhr spielte vor unserem Gasthause die Banda vom Regimente König v. Niederland, und mehrere, ungefähr 30 Mann, Gemeine und Korporale, sangen Chöre aus italienischen Opern und Reisemärsche.
12. Um 7 Uhr Frühe holten uns der Onkel Johann und der Gouverneur ab und führten uns in das Colosseum, welches aus mehreren ungeheuren Sälen und einem Circus besteht, wo Feste gegeben werden. Nun zeigte uns der Onkel seinen im Bauen begriffenen Pallast, und um 9 Uhr reisten wir mit dem Gouverneur von Grätz ab. Grätz ist eine, besonders durch seine Umgebungen, schöne Stadt. Die innere Stadt gleicht sehr den Strassen Wiens. Die Garnison, obwohl ich nur einzelne Abtheilungen sah, gefiel mir sehr gut. Es liegt daselbst 2 Bataillons Piret Nr. 27, 2 Bataill. König Wilhelm Nr. 26, der Stab und zwey Bataillons vom Artillerie Regmt. Nr. 4, das Grnad. Battaill. Major Füller, bestehend aus Piret Nr. 27 und Kinsky Nr. 47 und eine Division von Windischgrätz-Cheveaux legers Nr. 4.
Wir fuhren bis Ilz, wo wir speisten und der auch reisenden Grätzer Cadeten-Compagnie begegneten. Von Ilz aus fuhren wir in zwey Stunden bis nach Riegersburg, wo wir das alte, ungeheure, auf Felsen gebaute Schloß besuchten und darauf in 3 Stunden nach Gleichenberg, wo wir in der Villa des Grfn. Wickenburg von der Gräfinn empfangen wurden, welche uns ein kleines Gouter gab und uns dann die Quellen, die Badeanstalt und die verschiedenartigen Anlagen zeigte.
Gleichenberg ist ein berühmtes Bad und in einer nicht sehr bergigen, aber hübschen Gegend gelegen. Die Häuser, deren sehr wenige sind, stehen jedes für sich. Um 7 Uhr Abends fuhren wir, wie wir es von Ilz an gethan hatten, in kleinen Wägelchen von Gleichenberg weg und über sehr schlechte Wege bis Fürstenfeld, wo wir um halb 12 Uhr Nachts anlangten.
13. Um halb 8 Uhr frühe fuhren wir von Fürstenfeld weg und über die Ungarische Gränze, wo uns der Gouverneur verließ, durch Rába Keresztur, wo wir von der ersten ungarischen Deputation empfangen wurden, und ich auf ihre ungarische Anrede folgende einstudirte Antwort gab: »Midön szives fogadásukért köszönök, igaz örömet érzek a Magyar hont átlepve. Egyszermint bisztosithatom az urakat, hogy az idöt mellyet Magyarországban tölthetek, mindég éltem boldogabb napjai közzé számitani fogok.«
Wir fanden auch dort den Herrn Comissär Szabo, welcher die ganze Reise durch Ungarn mit uns machte.
Zu Mittag kamen wir nach Körmend, einem hübschen Markte, jedoch in einer garstigen Gegend. Wir stiegen im Schloße des Fürsten Bathiáni ab, wo uns wieder eine Deputation empfing, und ich in meiner Rede stecken blieb. Kindisches Betragen, als wir auf die uns angewiesenen Zimmer kamen.
Wir gingen darauf in den sehr schönen Schloßgarten und dann zu Tische, wo uns ein herrliches Diner, mit einem Toaste verbunden, gegeben wurde.
Wir verließen Körmend um 2 Uhr und fuhren, meist mit Bauernpferden, über Türgye, was schon im Sümeger und nicht mehr im Eisenburger Comitat gelegen ist, bei einem schönen Mondschein, aber sehr schlechten Wegen bis Keshely, was ein dem Grfn. Festetics gehörendes Schloß ist, wo wir um 11 Uhr Nachts ankamen und von der Gräfinn Festetics empfangen wurden.
14. Nachdem wir gefrühstückt hatten, gingen wir in den Schloßhof, wo uns einige Gestüttpferde vorgeführt wurden. Nun fuhren wir, immer längst dem schönen, in malerischer Gegend gelegenen Plattensee, deßen Ende nur Wasser und Luft bildeten, in das Gestütt, wo wir mehr als sechzig Stuten und Folien ganz nahe von uns in einer Herde ganz frey herumlaufen sahen. Wir besichtigten darauf das sehr verfallene Georgikon, den botanischen Garten und die im Schloße sich befindende Bibliothek. Um 12 speisten wir mit der Gräfinn, der Frau von Zentner und mehreren Herrn. Nach Tische reisten wir ab und längst dem Plattensee durch Tapolcza, wo wir den Abbé Kis fanden, und durch einen Theil vom Bakonnyer Wald kamen wir nach Sümeg, wo wir den Landescomissär, Herrn Mérey, fanden.
Wir bestiegen den Berg, auf welchem sich das alte Schloß befindet, von wo wir eine herrliche Aussicht genossen. Darauf besuchten wir die Mutter und das Haus des Abbé Kis, und nach einem Souper von zwey Stunden legten wir uns zu Bette.
15. Nach dem Frühstücke las uns um halb 7 Uhr der Abbé Kis eine Messe in der Franciskaner-Kirche, und um 7 Uhr fuhren wir ab, und immer von Deputationen geplagt kamen wir über Jánosháza, wo wir Pferde vom Grfn. Erdödy erhielten, nach Sárvár, wo sich ein Schloß und ein Garten des Herzogs von Modena befindet, welchen letzteren wir auch sogleich besahen. Als wir zurückgekehrt waren, tanzten im Hofe Bauern, und um 2 Uhr setzten wir uns zu Tische, wobey Grf. János Sechényi einen Toast auf meine Gesundheit brachte.
Nach Tische reisten wir ab und kamen nach Steinamanger, wo wir die Kirche bey Trompetten und Pauken besuchten und darauf in das Comitatshaus gingen, wo wir sahen, wie man die Verbrecher arbeiten macht; man hatte auch die Dummheit, uns zwey Mörder zu zeigen. Um halb 8 Uhr kamen wir in Güns an, wo uns der General Balarini, der Oberst Grf. Siczy und die Ratsherrn empfingen.
Bald nach unserer Ankunft kamen Imre und Dénes Sechényi von Horpács. Wir unterhielten uns einige Zeit mit ihnen, während welcher Zeit die Trompeter von Toscana-Dragoner Nr. 4 bliesen.
Als die Trompeter abgegangen waren, hielten die Bürger in Uniform einen Fakelzug mit Musik.
16. Nachdem die Bürger vor unserem Gasthause um halb 8 Uhr frühe wieder ausgerückt waren, fuhren wir auf den Exercierplatz, wo das Dragonerregiment aufgestellt war. Dort war für mich ein Ponnay des Grfn. Paul Sechenyi gerichtet, was aber, nachdem ich es eine halbe viertel Stunde geritten hatte, so bockte und stieg, daß mir der General seinen großen Schimmel antrug, der dann während dem ganzen Exercieren sehr gut ging. Das Regiment exercierte recht gut, doch gefiel es mir von allen Cavallerieregimentern, die ich gesehen hatte, am wenigsten. Die Helme sind gegen die Vorschrift.
In der Nähe des Exercierplatzes stiegen wir in unsere Reisewägen und fuhren in anderthalb Stunden nach Horpacs zum Grfn. Louis Sechenyi. Wir gingen gerade auf den Balkon, von wo wir einem ländlichen Feste beywohnten, welches aus einem Einzüge, verschiedenen Spielen und ungarischen Bauerntänzen bestand. Nach einem Diner mit fünfzehn Toasten und 23 Personen spielte Dénes Sechényi auf der Zitter.
Um 4 Uhr fuhren wir nach Esterház, einem Schloße des Fürsten Esterházy, wo uns der Fürst Nicolaus und seine Frau empfingen. Alsogleich zeigte er uns seine englische Hundsmeute und sein Gestütt englischer Pferde, dann ließ er in einem eigenen Springgarten einige Pferde Hecken, Barrieren und Gräben springen, wobey ein Jokey herunterfiel. Darauf gutirten wir im Schloße, wobey auch die Mutter und die zwey Schwestern der Fürstinn erschienen. Als es finster geworden war, gingen wir in den Hof des beleuchteten Schloßes, wo bey Fackelschein mehrere Kreise von Bauern tanzten.
17. Sonntag. Um 7 Uhr verließen wir Esterház, und in einer Stunde befanden wir uns in Zinkendorf, einem Schloße des Grfn. Stephan Sechényi, welcher uns mit seiner Frau und drey Söhnen empfing. Wir hörten die Messe, besichtichten darauf das ganze Haus und, nach einem splendiden Dejeuné, welchem auch der Grf. Louis Sechényi mit Familie beywohnte, reisten wir durch Ödenburg, wo die Bürger ausgerückt waren, auf das Schloß Forchtenstein, wo uns die Fürstinn Therese und wieder der Fürst Nicolaus Esterházy empfingen. Wir speisten allsobald und besahen die herrliche Kunstgegenstände enthaltende Schatzkammer, die Waffenmenge, die Kanonen, den tiefen Brunnen und die großen Säle voller Porträten. Das Schloß ist sehr alt und sieht verlassen aus; fast gar kein Meubel ist zu sehen. Um 9 Uhr Abends kamen wir in Eisenstadt an, wo uns die Bürger mit Fackeln empfingen, und wo die Fürstinn Therese schon angekommen war, um uns zu empfangen. Nach dem Souper legten wir uns zu Bette.
18. Um 7 Uhr fuhren wir mit dem Gärtner in dem schönen Schloßgarten herum, besahen den Marien- und Leopoldinen-Tempel, die Glashäuser und die Pflanzensammlungen. Um halb zehn Uhr fuhren wir, nachdem wir mit der Fürstinn gefrühstückt hatten, von Eisenstadt ab, und über Wimpassing, Laxenburg kamen wir um 1 Uhr im lieben, lieben Schönbrunn an. Zwar hatte mich die Reise in Ungarn unterhalten, denn obwohl das Land nicht schön ist, ist es doch intereßant; doch war ich froh, ruhig von der Menge Reden, Toasten und Empfängen ausruhen zu können. Denn in anderen Ländern, wie im lieben Östreich, kann man ruhig reisen; ich sehnte mich doch nach dem lieben Ischl zurück, in dem ich so sehr glückliche Tage zugebracht hatte.
Wir stiegen bey der Kaiserinn Mutter ab, gingen dann zum Kaiser, zum Onkel Ludwig, zur Tante Louise, sahen in der Gallerie die Bombelles, besuchten die Tante Elise, speisten darauf, und Nachmittage, als wir in das Boulingrin gingen, begegneten wir den Vettern. Um 6 Uhr kamen der Papa, die Mama und der kleine Ludwig aus Ischl an.
19. Wir hatten keine Lectionen und packten aus; alle alten Gewohnheiten wurden wieder hervorgerufen. Die Stunden-Eintheilung wurde vom Grfn. Coronini wie gewöhnlich geschrieben. Der Schneider und der Helmmacher kamen, der eine, um die Uniform zu verbessern, der andere, um zu meinem Helm einen größeren Kopf zu machen und den Säbel zu verlängern. Ich freute mich schon ungemein, in Uniform zu Pferd bey den Manoeuvern ausrücken zu können. Gestern war vor unserer Ankunft das Revuemanoevre. Wir speisten beym Kaiser, da der Namenstag der Kaiserinn war; auch der Onkel Joseph mit dem kleinen Joseph war gekommen.
20. Die Lectionen fingen an, wir sahen mehrere der Lehrer wieder, und nun müssen wir uns wieder nach den Vacanzen recht einarbeiten. Um drey Uhr fuhren wir, wie es nach der neuen Stundeneintheilung befohlen ist, spazieren, und zwar über Lainz, von wo wir zu Fuße Nachhause gingen. Um halb 6 Uhr fingen die Lectionen wieder an, welche bis 8 Uhr dauerten.
21. Wir ritten zum ersten Male wieder, und zwar auf der Reitschule und um 1 Uhr. Ich freute mich ungeheuer, wieder diese Übung betreiben zu können, und besonders als Dragoner-Oberst. Hettmann wurde auch in der ganzen Kavallerierüstung mit Schabraque vorgeführt. Abends um halb fünf Uhr fuhren wir mit dem Papa und der Mama zu Metternich, wo die ganze Familie mit Herrn und Damen und die Bombelles eingeladen waren. Wir spielten anfangs, dann fand ein Gouter statt, nach welchem wir bey türkischer Musick ein wenig tanzten.
22. Um halb 1 Uhr war Exercieren und am Ende ein Feuer.
Gestern war Feldmanoeuver auf der Simmeringer Haide gewesen, wobey ein Zuschauer durch eine leere Patrone erschoßen wurde; er ging nahe an einer Planke vorüber, aus welcher gefeuert wurde, der Schuß traf in die Arterie, und der Mann verblutete sich.
Es regnete sehr viel. Wittek speiste wie alle Freytage bey uns.
23. Papa fuhr um 6 Uhr mit der Eisenbahn nach Göding auf die Wasserjagd. Heute ritten wir wieder, und ich versuchte den Säbel dabey. So rüste ich mich nach und nach zu dem Feldmanoeuvre, welches Montag in Petzleinsdorf abgehalten wird.
Bald regnet es heute, bald ist es schön. Abends soupirten wir bey der Mama, und um 9 Uhr kam der Papa von der Jagd zurück.
24. Sonntag. Um 7 Uhr gingen wir in die Messe. Um 10 Uhr ging ich in Uniform zum Kaiser, zum Onkel Ludwig, zu den Vettern und in die Stadt zum Hofkriegspräsidenten Grfn. Hardegg, wo ich den Grfn. Saint Quentin, den zweyten Innhaber meines Regiments, fand, zum Feldmarschall Grfn. Bellegarde und zum FM Fürsten Hohenzollern, welcher mich aber wegen Unwohlseyn nicht empfing. Wir speisten beym Kaiser und Abends fuhren wir mit Mama, Papa, den Vettern nach Haimbach.
25. Um viertel auf neun Uhr fuhr ich mit dem Grfn. Bomb(elles) und Cor(onini) in Uniform nach Petzleinsdorf, wo wir unsere Pferde fanden und mit den Vettern den Feldmanoeuvern beywohnten. Ich war stolz, zum ersten Maale zu Pferde, nicht incognito, sondern als k.k. österreichischer Oberst in Uniform zu erscheinen. Das Manoeuvre fiel ziemlich gut aus.
26. Um halb 11 Uhr kam der Grf. St. Quentin in Regiments Uniform zu mir, und ich empfing ihn in Uniform. Abends war die Mama im Theater in der Italienischen Oper, welche aus Baden hierher in das Kärnthnerthor kam.
27. Die Amie speiste bey uns. Seit einiger Zeit hatte ich das Abweichen und ich durfte kein Obst essen, doch scheint es sich zu geben; heute aß ich auch schon Gefrorenes und gestern Obst.
28. Um 9 Uhr Abends kam ich in das Theater hier in Schönbrunn, um dem zweyten Stücke, Den Zerstreuten, beyzuwohnen; ich unterhielt mich sehr gut.
29. Wir exerzierten im Garten, wobey ich bey einem Sturme auf die Schanze der erste oben war.
30. Um 12 Uhr kam der Kriegspräsident, und ich empfing ihn in Uniform. Wir speisten beym Kaiser, da der sechzigste Geburtstag des Onkel Rainer war; der Onkel Karl und der junge Karl kamen auch.