Kaiser Franz Josef von Österreich
Tagebücher
Kaiser Franz Josef von Österreich

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1. December. Sonntag. War es sehr kalt. Wir gingen mit Br. Gorizutti in ein Concert in die Josephstadt. Wir speiseten beym Kaiser. Abends durfte ich nicht zur Mama, da ich zweymal gegen den Grfn. Bombelies ungehorsam war.

3. Wurden wir Nachmittage zum Kaiser gerufen, wo der Graf von Chambord war. Um ½ 6 Uhr fuhren wir mit Papa zu ihm. Morgen reiset er ab.

4. Besuchten wir Wilhelm, der schon seit einiger Zeit an Flechten leidet und nicht ausgehen darf.

5. War Abends die Tante Amelie und der Prinz Wasa bey der Mama.

7. Der Namenstag des Papa; wir speiseten beym Kaiser, hatten Nachmittage keine Lectionen. Abends war Concert beym Papa, in welchem Baumann und Wildauer sangen.

8. Sonntag. Führten mich Papa und Mama Abends in Kromwells Ende.

10. Führte Abends der Papa den Karl (Ludwig) in ein neues Ballet Nankin, Mama aber ging mit mir in das Burgtheater, wo Dr. Wolf, ein deutscher Improvisator, sich producirte. Es fiel, so wie auch gestern Abends, sehr unpoetisch und langweilig aus.

11. Besuchten wir wieder Wilhelm.

12. Ging ich Abends mit Papa und Mama zu einem großen Concert, welches bey der Kaiserinn gegeben wurde.

13. War der Namenstag des Onkel Ludwigs. Wir gingen in der Frühe mit Papa, Mama und Hetzi zu ihm und speiseten beym Kaiser. Abends kamen Onkel Carl, Banko, Kaiserinn Mutter und Onkel Ludwig zur Mama.

14. Kam Ismael Bey, der Enkel Mehmed Alis, der seyt einiger Zeit hier ist, und den wir schon bey der Mama gesehen hatten, zufällig auf die Reitschule und sah unserem Reiten zu. Heute fiel die Gräfin Laszanski bey der Großmama, mußte in ihr Zimmer getragen werden und man glaubt, daß sie den Fuß gebrochen habe.

15. Sonntag. Waren wir vor dem Diner beym Kaiser und beym Wilhelm. Abends tranken wir mit Mama im Vorzimmer der Loge des Burgtheaters den Thee und gingen dann auf einen Moment in die Loge, um Papa gute Nacht zu sagen. Gestern wurde unterschrieben, daß Albert statt Wimpfen, welcher FM und Capitaine der deutschen Garde geworden ist, hier Commandierender wird.

16. Der Graf Coronini hat mich in letzterer Zeit ermahnt, fleißiger zu lernen und besonders meine Aufgaben mit mehr Eifer zu machen.

17. Erhielt ich von Papa und Mama nachträglich zu meinem Geburtstage die Schlacht von Lützen von Geiger. Sie ist herrlich ausgefallen und stellt den Moment vor, wo Papenheim fällt. Heute kam Albert hierher, um sich für sein Avancement zu bedanken. Er sagte auch Mama, daß es gar kein Geheimniß mehr sey, daß Hildegarde diesen Sommer niederkommen wird. Abends waren die Gräfin Sechenyi, Brasaml und Valentin Esterhazi bey der Mama.

18. Waren wir bey Albert, der heute Abends nach Brunn geht und erst in einem Monate hierher kömmt.

20. Gingen wir mit der Mama in die Boutique zum Chineser, um einige Spielsachen zu Weihnachten einzukaufen; fuhren dann mit ihr in die Leopoldstadt, wo wir einen sehr großen, noch im Bau begriffenen Saal, in welchem Feste gegeben werden sollen, ansahen, und endlich zu den Wachsblumen. Abends war bey der Mama ein Concert, in welchem Moscheles, ein Flötenspieler Heindl und ein Violoncellist Menter spielten und Hasselt, Gabrieli und Emanueli sangen.

21. Führten mich Papa und Mama ins Burgtheater, wo ein neues Stück von Bauernfeld, »ein deutscher Krieger«, gegeben wurde.

22. Sonntag. Führte uns Mama Abends zur Tante Amelie zum Thee.

24. Weihnachtsabend. Wie gewöhnlich waren die Bäume bey der Mama und Großmama. Bey der ersteren um 6 Uhr. Ich erhielt von Papa und Mama ein Bild vom Rückzuge im Jahr 1812 von Albrecht Adam, eine Kappe, eine Zeichnung von Treml, das Werk von Albrecht Adam über den russischen Feldzug, eine Bolzbüchse sammt Scheibe und Schnupftücher. Von Großmama: die Schlacht von Kaldiero von Russ, eine Reitgerthe, eine Brieftasche, eine Kappe, eine Bussole, ein Engagement-Büchel und einen Baumkuchen. Es waren zugegen der Kaiser, die Kaiserinn, Banko, die Herrn und Damen von Dienst, unsere Herrn, die Damen von der Mama, der Prinz (Gustav von) Weimar, die Tante Amelie, der Prinz (Gustav von) Wasa, die Gräfin Dietrichstein, der Grf. Ledochowski.

25. Weihnachten. Wir speiseten beym Kaiser, schnitten Abends alles von den Weihnachtsbäumen ab und waren Abends bey der Mama, wo Onkel Karl, Großmama und Banco waren.

26. Kamen Abends die Knaben, mit welchen wir mit meiner neuen Bolzbüchse auf die mit Lampen beleuchtete Scheibe schoßen. Mittags waren wir beym Wilhelm und dann beym Mahler Ammerling, der sehr hübsche Bilder hat.

27. War um 8 Uhr bey der Mama ein Concert, in welchem Hasselt, Berton und Gattineau sangen und Menter Violoncell spielte.

28. Führten uns Großmama, Papa und Mama in das rothe Haus, wo eine Kunstreiter-Gesellschaft aus Paris unter Direction des Herrn Léjars ihre erste Vorstellung, und diese zum Wohle einer Kinderbewahranstalt, gab. Sie sind sehr geschickt, haben ganz magnifique Garderobe, schöne Pferde, und sind im ganzen das schönste, was man der Art sehen kann.

29. Sonntag. Abends kam die Marie (Karolina) zur Mama zum Thee.

31. Gingen wir um halb 7 Uhr Abends zur Beicht.


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