Kaiser Franz Josef von Österreich
Tagebücher
Kaiser Franz Josef von Österreich

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1. Jänner 1846

Gestern nach der Parade hat mir der Graf Orlow den russischen Andreas-Orden vom Kaiser aus überbracht. Ich ging allsogleich zu unserem Kaiser um die Erlaubniß, den Orden zu tragen zu erbitten, und da ich sie erhalten, fuhr ich zum russischen Kaiser, den ich aber nicht fand. Heute war um halb 4 Uhr Familiendiner mit dem Kaiser von Rußland in Uniform. Überhaupt kam ich diese Tage über fast garnicht aus der Uniform heraus, was mich sehr unterhält.

2. Um ¼ auf 8 Uhr fuhren wir Erzherzoge ohne Suiten, nachdem wir uns beym Papa versammelt hatten, in Uniform auf den Bahnhof im Prater, wo wir auf den russischen Kaiser warteten, der auf der Eisenbahn über Krakau und Warschau nach Petersburg reiset. Wir warteten mit Liewen und Wassiltschikow, die bald nach uns hinkamen, bis nach halb 9 Uhr. Derselbe umarmte uns noch alle mit sehr viel Herzlichkeit, stieg dann in den Wagon und fuhr davon. Es that mir wirklich leid, ihn so wegreisen zu sehen, denn er gefiel mir sehr gut und war so freundlich mit mir, daß er mich ganz gewonnen hat. Aus dem Wagon, an dem wir standen, bis er abfuhr, warf er mir zum Abschiede noch einen Blick voll Wehmuth zu, den ich nie mehr vergeßen werde. Das Gespräch, das er mit Mama und Papa bey seiner ersten Visite führte, überzeugte mich, kann ich fast sagen, daß er es gut mit uns meint; er sagte auch später einmal: »Je restree toujours Autrichien.«. Er ist voll militärischen Anstandes, und bey der Parade ritt er meistens eine halbe Pferdelänge hinter unserem Kaiser.

3. Dem Oberlieutenant Kappler geht es wieder gut, er hat sich nur eine falsche Rippe gebrochen, was eine sehr leichte Verletzung ist.

5. Sonntag.

6. Heilige Dreykönige. Um 6 Uhr Abends kamen die Knaben zu uns, wo sich ein kleines Mädchen von 8 Jahren in Taschenspielerkünsten produzirte.

11. Sonntag. War ich mit Papa und Mama im Wiedner Theater, wo die Oper Freischütz recht gut gegeben wurde.

12. Heute kam der Oberlt. Kappler schon zu mir zur Lektion.

15. Gab die Großmama einen Adolescentenball in der Reichskanzley, bey welchem ich zum ersten Male einen Frack an hatte. Ich hatte vor dem Balle zwey bekommen. Der Onkel Karl hat eine Rippenfellentzündung seit einigen Tagen, befindet sich aber schon viel beßer.

18. Sonntag.

19. Fritz kam heute frühe hier an. Albert hatte ihn wegen der Krankheit seines Vaters holen lassen. Ich ging mit Papa und Mama in das Burgtheater, wo ein sehr schlechtes Stück von Ohleschläger: »Dina« gegeben wurde.

20. Wir brachten den Abend bey den Karlischen zu, wo auch Karl (Ferdinand) war, der noch immer unwohl aus Prag gekommen ist.

21. Der Maxi Gorizutti hat die Flecken, weswegen von heute an der Baron Gorizutti von uns getrennt seyn wird.

22. Wir besuchten den Grfn. Ledochowsky, dem es sehr schlecht geht. Er hat sich gestern auf eigenes Verlangen versehen lassen. Abends waren wir wieder bey den Karlischen.

25. Sonntag. Dando aß heute mit uns bey dem Kaiser. Er eilt nach Modena, wo sein Vater bedenklich krank ist. Spät Abends kam die Nachricht, daß der Herzog tod sey.

26. Die Gräfinn von Marne ist angekommen und in der Reichskanzley abgestiegen.

27. Geburtstag der Mama. Wir waren den ganzen Tag frey. Abends kam die Gräfinn Marne und die Karlischen zur Mama zum Thee.

29. Waren die Vigilien und am

30. das Requiem für den Herzog von Modena.


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