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1. December. Brachte ich dem Gfrn. Ledochowski das für ihn bestimmte Zeichenbuch; es freute ihn sehr.
Abends war zuerst Thee und dann Lotto Dauphin bey der Mama. Die drey ältesten Vettern v. Mailand und sonst die gewöhnliche Gesellschaft war dabey. Der Baron Gorizutti wird nächstens den Dienst bey uns anfangen.
3. Sonntag. War meine Aufführung nicht ganz gut. Ich war gegen Grfn. Morzin ungehorsam. Er hatte mir verboten, mit einem Lineale zu spielen, und ich spielte noch einen Augenblick fort. Dann war ich Nachmittage nach dem Exercieren zu ausgelaßen.
4. Ich kaufte für den Papa zu seinem am 7ten (Dezember) statt findenden Geburtstag einen Stock. Abends saßen wir bey der Mama, und der Maler Kern, der für die Tante Marie den Salon malt, malte uns auch auf das Bild.
5. Heute Abend ist Br. Gorizutti zum ersten Maale allein bey uns.
6. Tanzte Fräulein Essler zum zweyten Maale auf der Josefstadt.
7. War der 41te Geburtstag des Papa. Ich schenkte ihm einen Stock. Wir speisten beym Kaiser, hatten, bis auf drey Stunden, keine Lectionen und gingen alle drey mit Papa und Mama ins Burgtheater; es wurde die silberne Hochzeit von Kotzebue gegeben. Es intereßirte mich sehr.
8. Maria Empfängniß. Abends um 8 Uhr war bey Papa und Mama Concert. Die ganze Familie mit Suiten und einige Minister waren eingeladen. Es sangen Madame Hayeck, die Frau eines Beamten, Herr Schoberlechner und ein gewißer Baumann, welcher Oberösterreichische und andere Lieder sang und sie auf der Zitter accompagnirte.
9. Es war heute Grf. Ledochowsky bey uns; er reist zum Stab von Mengen-Küraßier bey Preßburg, wo sein Neveu, welcher bey diesem Regimente Kadet ist, krank ist. Ich erhielt neulich einige Papiere von meinem Regiment. Der Marie-Rainer geht es schlecht, sie sieht schlecht aus, hat geschwollene Füße; die Mama glaubt, es werde nicht mehr lange mit ihr dauern.
10. Sonntag. Kam zum ersten Maale der Ernst Hojoß zum exerzieren.
11. Kamen um 8 Uhr die drey jüngeren Vettern zu uns, wir gaben ihnen einen Thee und zeigten ihnen dann unsere Albums.
12. War Lotto Dauphin bey der Mama. Ich gewann mit eigenem Gelde 24 Kreuzer.
Gegen die Schildwache, welche an der Laimgrube vor den Stallungen steht, wurde eine abscheuliche That verübt: Um 7 Abends gestern kam ein Mensch rauchend vorbey, die Schildwache verbat ihm dieses natürlich, doch er blies ihr einen Mund voll Rauch ins Gesicht; der Soldat rieß ihm die Pfeife aus dem Munde und zerbrach sie. Der Mann ging drohend weg. Den anderen Tag um ½ 5 Uhr frühe stand der selbe Mann auf der Wache, es kam der Mensch wieder, wollte ihr zwey Zwanziger geben, was sie nicht nahm. Darauf schoß der Mann mit einer Pistole dem Soldaten durch den Schenkel, welcher auch zusammenstürtzte; der Mensch war aber verschwunden.
14. Gingen wir auf den astronomischen Thurm und sahen den kleinen und schwachen Kometen. 15. Blieben Papa und Mama zu Hause, auch der Onkel Ludwig kam. Es wüthet ein schrecklicher Sturm schon die ganze Nacht.
16. Der Sturm geht fort.
17. Sonntag. Hielten wir nach dem Exerzieren die Probe unseres Caroussels, einer reitet auf dem Rücken des anderen. Es werden schöne Costums gemacht. Ich bin Tambour. Um 8 Uhr Abends war Concert bey der Mama. Es sang und declamirte Herr Baumann.
18. War ich eitel bey Tische, ich bildete mir auf meine Kenntniße in der Geographie etwas ein, wurde aber vom Grfn. Coronini ausgemacht. Auch beym Turnen war ich ausgelaßen. Am 15. sind die Vettern Rainer und Heinrich Obersten geworden.
19. Gingen wir mit der Mama Spielereyen einkaufen. Abends führten mich Papa und Mama zu einem Concerte bey der Kaiserinn, wo mich der kleine Filtsch und Benoni sehr erstaunten.
20. Der Dr. Fick ist krank und er hat sich versehen laßen. Man glaubt, daß es eine Lungenentzündung wird.
21. Der Marko Bombelles hat auch das Fieber und zwar die Nacht von gestern auf heute sehr stark. Es werden schon viele Vorbereitungen auf den Heiligen Abend gemacht. Ich will mir auch durch eine recht gute Aufführung die vielen Geschenke, die ich an diesem Tage erhalte, verdienen.
22. War ich Abends unwohl und legte mich früher ins Bette.
23. Ich bin wieder ganz gesund, Marko auch. Der Dr. Vick geht viel beßer, er ist außer Gefahr.
24. Sonntag. Ist der glückliche Weihnachts-Abend. Es kam auch der Prinz Weimar zu unserem Baume. Ich erhielt von Papa und Mama zwey Zeichnungen von Ruß, den Brand von Moskau von Albrecht Adam aus München und einige Lithographien, von Großmama die Schlacht von Colin von Ruß, die noch nicht fertig ist.
25. Ist Max krank, er hat eine Art Ruhr. Es ist schade, daß er die Feyertage im Bette zubringen muß. Wir schnitten Abends alle Sachen vom Weihnachtsbaume ab. 26. Ist Max viel besser. Papa und Mama führten mich in Wilhelm Tell im Burgtheater.
27. Heute kündigte ich dem Oberfeuerwerker Löschner an, daß er zum Lieutenante im Bombardier-Corps avencirt sey. Ganz so, wie ich es vor 7 Jahren dem Oberlieutenante Wittek ankündigte.
28. Ritt ich ein neues Pferd, Cesarine mit Nahmen.
29. Beichteten wir um halb 7 Uhr Abends; wie glücklich fühlte ich mich wieder, als ich aus dem Beichtstuhle heraustrat.
30. Um halb 8 Uhr communicirte ich mit Papa und Mama in der Josephikapelle. Wir machen heute unsere Neujahrsvisiten.
1. Januar. Neujahr.
2. Situationszeichnen mit Oberfeuerwerker Cybulz angefangen.
3. Zeigen sich die Schafblattern bey mir.
6. Hatte ich die Schafblattern immer fort und
7. war dabey im Bette bey Fieber.
8. Sonntag. Seit langer Zeit wieder Schnee.
9. Gestern bin ich zum ersten Male wieder aufgestanden.
10. Thee im rothen Speisezimmer, wobey uns Mama die schönen aquarell Zeichnungen von Geiger zeigte.
14. Sonntag. Ein Mörder seiner Stiefmutter wird den Tag nach der That eingeführt; er ist Urlauber vom Jäger-Bataillon auf der Mauer. Großherzog von Mecklenburg Schwerin ist angekommen, Graf Victor Zichy wurde ihm zugetheilt.
15. Sonntag. Ich nahm ein Bad, und somit wurde meine Schafblattern-Carantaine aufgehoben. 16. Sah ich wieder nach so langer Trennung wegen den Blattern den kleinen Ludwig. Ich weinte bey der Mathematik-Lection, eine große Schande für mich. Max und Karl legten sich mit den Schafblattern (zu Bette).
17. Kaum aufgestanden, mußte ich mich wieder legen, ich bekam das Fieber mit Kopfweh.
18. War Hofball, bey welchem die drey ältesten Vettern waren. Mein Fieber hat abgenommen.
19. Die jungen Türken, Zöglinge des Obersten Hauslab, gehen heute, von der türkischen Regierung abgerufen, nach Constantinopel ab.
20. Fing ich wieder an aufzustehen.
21. Kamen Abends die Onkeln Ludwig und Johann, um den kranken Brüdern Gesellschaft zu leisten.
22. Standen beyde Brüder auf.
23. In der verfloßenen Nacht starb nach 12 Uhr die arme Erzherzogin Marie Rainer. Die Abzehrung hatte die letzte Stufe erreicht. In derselben Nacht war ein starkes Donnerwetter, und es schlug in Klosterneuburg in die St. Martinskirche ein, welche auch abbrannte.
25. Mama und Papa speisten allein bey uns, weil Papa um 4 Uhr zur Leiche der armen Marie mußte. Die Marie wurde den ganzen Tag über in der Kapelle ausgesetzt. Um vier Uhr wurde der Leichnam zu den Kapuzinern geführt, wo die Einsegnung stattfand.
27. Geburtstag der Mama. Max und ich speisten nach unserem Unwohlseyn zum ersten Male wieder beym Kaiser. Carl muß ins Bett wegen Husten.
28. Sonntag. Fuhr ich wieder zum ersten Male aus.
29. Stieg ich im Prater auch aus.
30. Ging ich zum ersten Male wieder auf die Reitschule.