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1937

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An Stefan Zweig

Wien IX, Bergasse 19, 17. Oktober 1937

Lieber Herr Doktor

Ich kann schwer sagen, ob mich Ihr lieber Brief mehr erfreut oder mehr geschmerzt hat. Ich leide an der Zeit wie Sie, und wie Sie finde ich den einen Trost an dem Gefühl der Zusammengehörigkeit mit wenigen anderen, finde es in der Sicherheit, daß uns dieselben Dinge teuer geblieben sind, dieselben Werte unbestreitbar scheinen.

Aber ich darf Sie in Freundschaft darum beneiden, daß Sie durch schöne Arbeit sich zur Wehre setzen können. Möge Ihnen immer mehr und mehr gelingen! Im Vorhinein genieße ich Ihren ›Magellan‹

Meine Arbeit liegt hinter mir, wie Sie es selbst sagen. Niemand kann vorhersagen, wie spätere Zeiten sie einschätzen werden. Ich selbst bin nicht so sicher, von der Forschung ist ja der Zweifel unablösbar, und mehr als ein Bruchstückchen der Wahrheit hat man gewiß nicht herausbekommen. Die nächste Zukunft sieht trübe aus auch für meine Psychoanalyse. Jedenfalls in den Wochen oder Monaten, die ich noch zu leben habe, werde ich nichts Erfreuliches erleben.

Ganz gegen meine Absicht bin ich ins Klagen gekommen. Ich meine, ich wollte mich Ihnen menschlich annähern, wollte nicht als der Fels im Meere gefeiert werden, gegen den die Brandung vergeblich anstürmt. Aber wenn mein Trotz auch stumm bleibt, er bleibt doch Trotz und – impavidum ferient ruinae.

Ich hoffe, Sie lassen mich nicht zu lange auf die Lektüre Ihrer nächsten schönen und tapferen Bücher warten.

Mit herzlichem Gruß

Ihr alter
Freud


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