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38. Um christliche beständige Freundschaft.

Mel.: O du schönes Weltgebäude.

1. JEsu, allerliebster Bruder,
Der's am besten mit mir meint,
Du mein Anker, Mast und Ruder,
Und mein treuster Herzensfreund,
Der du, ehe was geboren,
Dir das Menschenvolk erkoren,
Auch mich armen Erdengast
Dir zur Lieb ersehen hast.

2. Du bist ohne Falsch und Tücke,
Dein Herz weiß von keiner List;
Aber wenn ich nur erblicke,
Was hier auf der Erden ist,
Find ich alles voller Lügen:
Wer am besten kann betrügen
Und am schönsten heucheln kann,
Ist der allerbeste Mann.

3. Ach! wie untreu und verlogen
Ist die Liebe dieser Welt!
Ist sie jemand wohlgewogen,
Währt's nicht länger, als sein Geld.
Wenn das Glück uns blüht und grünet,
Sind wir schön und hübsch bedienet,
Kommt ein wenig Ungestüm,
Kehrt sich alle Freundschaft um.

4. Treib, HErr, von mir, und verhüte
Solchen unbeständ'gen Sinn.
Hätt ich aber mein Gemüte,
Weil ich auch ein Mensche bin,
Schon mit diesem Kot besprenget
Und der Falschheit nachgehänget,
So erkenn ich meine Schuld,
Bitt um Gnad und um Geduld.

5. Laß mir ja nicht widerfahren,
Was du, HErr, zur Straf und Last
Denen, die mit falschen Waren
Handeln, angedräuet hast,
Da du sprichst, du wollest scheuen
Und als Unflat von dir speien
Aller Heuchler falschen Mut,
Der Guts vorgibt und nichts tut.

6. Gib mir ein beständig Herze
Gegen alle meine Freund,
Auch dann, wenn mit Kreuz und Schmerze
Sie von dir beleget seind,
Daß ich nicht mich ihrer schäme,
Sondern mich nach dir bequeme,
Der du, da wir arm und bloß,
Uns gesetzt in deinen Schoß.

7. Gib mir auch nach deinem Willen
Einen Freund, in dessen Treu
Ich mein Herze möge stillen,
Da mein Mund sich ohne Scheu
Oeffnen und erklären möge,
Da ich alles abelege,
(Nach dem Maße, das mir gnügt)
Was mir auf dem Herzen liegt.

8. Laß mich Davids Glück erleben,
Gib mir einen Jonathan,
Der mir sein Herz möge geben,
Der auch, wenn nun jedermann
Mir nichts Gutes mehr will gönnen,
Sich nicht lasse von mir trennen,
Sondern fest, in Wohl und Weh,
Als ein Felsen bei mir steh.

9. HErr, ich bitte dich, erwähle
Mir aus aller Menschen Meng
Eine fromme, heilge Seele,
Die an dir fein kleb und häng,
Auch nach deinem Sinn und Geiste
Mir stets Trost und Hilfe leiste,
Trost, der in der Not besteht,
Hilfe, die von Herzen geht.

10. Wenn die Zung und Mund nur liebet,
Ist die Liebe schlecht bestellt:
Wer mir gute Worte gibet
Und den Haß im Herzen hält,
Wer nur seinen Kuchen schmieret,
Und, wenn's Bienlein nicht mehr führet,
Alsdann geht er nach der Tür,
Ei! der bleibe fern von mir.

11. Hab ich Schwachheit und Gebrechen,
HErr, so lenke meinen Freund,
Mich in Güte zu besprechen,
Und nicht als ein Löw und Feind:
Wer mich freundlich weiß zu schlagen,
Ist als der in Freudentagen
Freundlich auf mein Haupt mir geußt
Balsam, der am Jordan fleußt.

12. O wie groß ist meine Habe,
O wie köstlich ist mein Gut,
JEsu, wenn mit dieser Gabe
Dein' Hand meinen Willen tut,
Daß mich meines Freundes Treue
Und beständigs Herz erfreue:
Wer dich fürchtet, liebt und ehrt,
Dem ist solch ein Schatz beschert.

13. Gute Freunde sind wie Stäbe,
Da der Menschen Gang sich hält,
Daß der schwache Fuß sich hebe,
Wenn der Leib zu Boden fällt:
Wehe dem, der nicht zum Frommen
Solches Stabes weiß zu kommen!
Der hat einen schweren Lauf,
Wenn er fällt, wer hilft ihm auf?

14. Nun, HErr, laß dir's wohlgefallen,
Bleib mein Freund bis in mein Grab!
Bleib mein Freund, und unter allen
Mein getreuster, stärkster Stab!
Wenn du dich mir wirst verbinden,
Wird sich schon ein Herze finden,
Das, durch deinen Geist gerührt,
Mir was Gutes gönnen wird.


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