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108. Der 42. Psalm Davids.

Mel.: Freu dich sehr, o meine Seele.

1. Wie der Hirsch in großen Dürsten
Schreiet und frisch Wasser sucht,
Also sucht dich, Lebensfürsten,
Meine Seel in ihrer Flucht.
Meine Seele brennt in mir,
Lechzet, dürstet, trägt Begier
Nach dir, o du süßes Leben,
Der mir Leib und Seel gegeben.

2. Ach, wann werd ich dahin kommen,
Daß ich Gottes Angesicht,
Das gewünschte Licht der Frommen,
Schau mit meiner Augen Licht?
Meine Tränen sind mein Brot
Tag und Nacht in meiner Not.
Wenn mich schmähen meine Spötter:
Wo ist nun dein Gott und Retter?

3. Wenn ich nun des innen werde,
Schütt ich mein Herz bei mir aus;
Wollte gerne mit der Herde
Deiner Kinder in dein Haus;
Ja, in dein Haus wollt ich gern
Gehen, und dich, meinen HErrn,
In der Schar, die Opfer bringen,
Mit erhabner Stimme singen.

4. Was bist du so hoch betrübet
Und voll Unruh, meine Seel?
Harr auf Gott, der herzlich liebet,
Und wohl siehet, was dich quäl!
Ei, ich werd ihm dennoch hier
Fröhlich danken, daß Er mir,
Wenn mein Herz ich zu ihm richte,
Hilft mit seinem Angesichte.

5. Mein Gott, ich bin voller Schande,
Meine Seele voller Leid;
Darum denk ich dein im Lande
Bei dem Jordan an der Seit,
Da Hermonim hoch herfür,
Und hingegen meine Zier,
Zion, ein klein wenig steiget
Und dir Kron und Zepter neiget.

6. Deines Zornes Fluten sausen
Mit Gewalt auf mich daher;
Dein Gericht und Eifer brausen,
Wie das wilde tiefe Meer;
Deine Wellen heben sich
Hoch empor und haben mich
Mit ergrimmten Wasserwogen
Fast zugrund hinabgezogen.

7. Gott, der HErr, hat mir versprochen,
Wenn es Tag ist, seine Güt,
Und wenn sich die Sonn verkrochen,
Heb ich zu ihm mein Gemüt,
Spreche: Du mein Fels und Stein,
Gegen welchen alles klein,
Dem ich in dem Schoß gesessen,
Warum hast du mein vergessen?

8. Warum muß ich gehn und weinen
Ueber meiner Feinde Wort?
Es ist mir in meinen Beinen
Durch und durch als wie ein Mord,
Wenn sie sagen: Wo ist nun
Dein Gott und sein großes Tun,
Davon, wenn du sicher lagest,
Du so hoch zu rühmen pflagest?

9. Was bist du so hoch betrübet
Und voll Unruh, meine Seel?
Harr auf Gott, der herzlich liebet,
Und wohl siehet, was dich quäl!
Ei, ich werd ihm dennoch hier
Fröhlich danken für und für,
Daß Er meinem Angesichte
Sich selbst gibt zum Heil und Lichte.


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