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[A]6. Auf das frühzeitige, doch wohlselige Absterben des bald zur Vollkommenheit gelangten Knaben Friedrich Ludwig Zarlanges.

In eigener Melodie.

1. Liebes Kind, wenn ich bei mir
Deines schönen Leibes Zier
Und der Seelen Schmuck bedenke,
Weiß es Gott, wie ich mich kränke!

2. Kein Smaragd mag je so schön
In dem seinem Golde stehn,
Keine Rose mag im Lenzen
Dir gleich, schöne Blume, glänzen.

3. Dein' Gebärde, dein Gesicht
Und der beiden Augen Licht
War in Tugend ganz verhüllet
Und mit guter Zucht erfüllet.

4. Deine Liebe, deine Gunst
Ging und hing nach lauter Kunst,
Viel zu lernen, viel zu wissen
War dein edler Geist geflissen.

5. Auch war hier ein guter Grund,
Da das ganze Werk aufstund,
Nämlich Gott und sein Wort hören
Und die heilge Bibel ehren.

6. Wollte, wollte Gott, daß nur
Deines Lebens schwache Schnur
Etwas noch hier auf der Erden
Hätte müssen länger werden!

7. O wie manche große Freud,
O wie manch Ergötzlichkeit,
Würden wir von deinen Gaben
Noch zuletzt genossen haben!

8. Nun, mich jammert's, aber du,
Liebes Kind, schweigst still dazu,
Wohnst in Gottes Stadt und Mauren,
Kehrst dich nicht an unser Trauren.

9. Deines Wesens hoher Stand
Ist auch nun also bewandt,
Daß, wer's gut will mit dir meinen,
Dich nicht dürfe mehr beweinen.

10. Du bist ungleich besser dran,
Denn die Welt hier sinnen kann,
Du hast mehr, denn wir dir gönnen.
Mehr auch, denn wir wünschen können.

11. Es ist an dir ganz und gar,
Was hier unvollkommen war,
Was du hier hast angefangen,
Hast du dort vollauf empfangen.

12. Deine Seel hat Gottes Reich,
Und du bist den Engeln gleich,
Alle Himmel hörst du singen,
Und du gehst in vollem Springen.

13. Nun so lebe, wie du lebst,
Schweb in Freuden, wie du schwebst,
Balde, balde wird's geschehen,
Daß du uns, wir dich dort sehen. Dieses Lied findet sich hinter einer diesem Knaben vom Dichter gehaltenen und von demselben 1660 zu Wittenberg in Druck gegebenen Leichenpredigt. Vergl. die in unserem Verlag erschienenen vier Leichenpredigten Nr, 3.


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