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Renés kleiner Haushalt befand sich in wilder, ungemütlicher Verfassung. Alles war bereits gepackt gewesen, und sie mußten die wichtigsten Sachen wieder auspacken. Tag für Tag verging, ohne daß eine Entscheidung kam und René von seinem Wort, Tahiti nicht zu verlassen, entbunden wurde. Er war mehrfach bei Monsieur Bruat, dem jetzt ernannten Gouverneur, und wurde immer empfangen. Man behauptete aber, daß die Untersuchung noch nicht beendet sei. Bis zu einem Resultat müsse René als Eigentümer des Grundstückes, auf dem die Waffen geschmuggelt wurden, zur Verfügung stehen. Der Gouverneur bot ihm nochmals an, in französische Dienste zu treten, um ihm zu zeigen, daß gegen seine Person keinerlei Verdacht bestand. René erklärte aber, daß er hier in Tahiti niemals einen Degen gegen die Eingeborenen führen wolle, und das ließe sich bei einem Ausbruch der Insulaner nicht vermeiden. Deshalb lehnte er das Angebot erneut dankbar, aber bestimmt ab.
Das Haus der Belards hatte er bei allen Besuchen vermieden. Er wußte, welche Gefahr ihm dort drohte, und ein erneutes Zusammentreffen konnte für ihn und Susanne nur gefährlich sein.
So vergingen Wochen. Die Insulaner hatten sich an den Verlust ihres Missionars und Konsuls gewöhnt, da sollte ein Gewaltstreich der Fremden den Frieden wieder stören.
Die »Reine blanche« hatte wieder eine Fahrt unternommen. Während ihrer Abwesenheit weigerten sich die Eingeborenen erneut, die verlangten Provisionen abzuliefern. Die Franzosen behaupteten, daß die Missionare die Häuptlinge aufgehetzt hätten. Es wurde gemeldet. daß viele Früchte und Lebensmittel in die Berge geschafft wurden. Daraufhin entschloß sich der Kommandant zu einem Gewaltstreich. Er lockte vier der einflußreichsten Häuptlinge, unter ihnen Terate, Avei und Nane-ini, an Bord seines Schiffes. Dort wurden sie gefangengenommen. Vom Gouverneur erschien eine Proklamation, in der die Häuptlinge als Rebellen bezeichnet wurden. Ihr Eigentum wurde eingezogen.
Eine andere Gruppe konnte in letzter Minute der Gefangennahme entgehen, auch sie wurden als Rebellen bezeichnet. Es wurde jedem Distrikt unter Strafandrohung verboten, ihnen zu helfen.
Jetzt schien das Volk zu fühlen, daß es wirklich unterjocht werden sollte. Ein wilder Schrei des Zorns und der Entrüstung ging durch das ganze Land. Pomare war zu gleicher Zeit wieder feste Hilfe von England versprochen. Alle dort lebenden Engländer bestätigten das, da Britannien nie dulden werde, daß einer seiner Konsuln auf solche Weise behandelt wurde. Sie mußte nur einen Ausbruch ihres Volkes verzögern, damit der Franzose keinen Grund für neue Übergriffe bekam, und sich ihr Recht als souveräne Königin wahren.
Diesen Gedanken folgte sie und schrieb einen Brief an die Häuptlinge, in dem sie sie zum treuen und geduldigen Ausharren ermahnte. Wörtlich lautete der Brief: »Gesundheit euch allen, ich mache euch bekannt, daß unser Kriegsschiff uns bald verlassen wird. Der Admiral muß nach Oahu zurück. Ein kleines Kriegsschiff liegt hier, das über uns wacht, und ein anderes wird kommen. Hört nicht auf die Männer, die euch entmutigen wollen mit der Nachricht, daß wir nicht unterstützt werden. Britannien wird uns nicht verlassen. Laßt uns gut betragen, bis die Depeschen eintreffen. Dies ist mein Wort an euch. Laßt unter keiner Bedingung etwas Unrechtes geschehen, behandelt ja nicht die Feranis schlecht, habt größte Geduld. Nehmt mich als Muster und folgt mir, und laßt uns alle zu Gott beten, daß er uns von unserer Prüfung befreien möge wie einst Hesekiah. Frieden sei mit euch. Pomare.«
Dieser Brief wurde vom Gouverneur Bruat so aufgefaßt, als ob er die Eingeborenen zur »Rebellion gegen ihre gesetzmäßige Regierung« bestärken sollte. Der ehrwürdige Mr. Rowe bekam einen Wink, daß der Königin dadurch Gefahr für ihre persönliche Sicherheit drohte. Er verlor jetzt völlig den Kopf, eilte zu ihr und riet ihr dringend zur Flucht. Allerdings wurde er sehr zu seinem Zorn nicht sofort vorgelassen, sondern mußte im Vorzimmer warten. Ein derartiges Vorgehen hatte es gegenüber einem Missionar noch nie gegeben. Es gab eine heftige Auseinandersetzung zwischen den beiden. Pomare warf ihm vor, daß der versprochene Schutz aus England bislang nicht eingetroffen war und daß die Hilfe der Missionare nur so lange währte, wie sie von ihr Sandelholz und Kokosnußöl kaufen konnten. Rowe wandte ein, daß ein englisches Kriegsschiff im Hafen läge und sie jederzeit aufnähme. Das lehnte die Königin entschieden ab, und während Mr. Rowe ihr noch zuredete, wurde der Häuptling Tati gemeldet.
»Tati? Was will der jetzt von mir? Oder haben ihn die Feranis geschickt, um seine Königin ins Gefängnis zu bringen? Schick ihn weg, er gehört zum Feind, Pomare will ihn nicht sprechen.«
»Wenn der Feind dein Vaterland ist, Pomare, dann stimmt es«, sagte in diesem Augenblick eine tiefe, klangvolle Stimme. Der Häuptling war dem Mädchen gefolgt und auf der Schwelle stehengeblieben. »Schicke mich nicht noch einmal fort, denn ich bringe ein Freundeswort!«
»Schickt dich der Ferani?« erkundigte sich die Königin mit finsterem Blick. »Soll ich noch einen Vertrag unterzeichnen, der mir nach dem ersten auch noch die Füße bindet und mich als Geisel hier im Haus behält?«
Der Häuptling zog die Augenbrauen finster zusammen und warf dem Missionar einen Blick zu, als wollte er ihn für alles verantwortlich machen. Dann drehte er sich wieder zu Pomare.
»Du hast Grund, uns zu zürnen, Pomare, denn wir haben absichtslos dem Ferani Halt in diesem Land gegeben. Aber vielleicht kann ich dir heute beweisen, daß es Tati redlich mit Tahiti meint, redlich mit dir und keine Eifersucht in der Stunde der Not kennt. Du bist in Gefahr und mußt Papeete verlassen.«
»Ich weiß es«, rief Pomare schnell. »Der ehrwürdige Mann hier hat mich schon gewarnt, und das Schiff der Beretanis will mich und meine Familie aufnehmen, ehe mich die Feranis gefangennehmen.«
»Das Schiff der Beretanis?« sagte Tati erstaunt. »Was hast du bei den Beretanis zu tun? Sind sie nicht Fremde wie die anderen? Pomare, wann wirst du aufhören, dich auf Fremde zu verlassen?«
»Der Häuptling spricht, als wären wir seinem Volk feindlich gesinnt. Ich dachte, wir hätten bewiesen, daß wir unsere tahitischen Brüder lieben!«
»Genug, genug!« sagte der Häuptling abwehrend. »Ich bin nicht gekommen, um um Worte zu streiten. Die Zeit zum Handeln ist gekommen, und du, Pomare, sollst jetzt beweisen, ob du würdig bist, das tahitische Volk zu regieren. Dann werden sich Tati und alle anderen freudig deiner Herrschaft beugen.«
»Mit meiner Flucht soll ich diesen Beweis beginnen?« sagte die Königin bitter.
»Allerdings, aber nicht, wenn du auf ein fremdes Schiff gehst.«
»Wohin denn? Hast du Schutz für mich?«
»Bei deinem Volk, Pomare!« rief der Häuptling rasch. Als die Königin finster und wehmütig den Kopf schüttelte, fuhr er begeistert fort: »Schüttele nicht so zweifelnd den Kopf. Die Führer fast aller Parteien haben sich vereinigt und senden mich, Sie fordern dich auf, dich ihrem Schutz anzuvertrauen und mit ihnen in die Berge zu ziehen. Dort pflanzen wir die eigene Fahne auf. Tod den Feinden, die es wagen, uns zu folgen!«
»Nur bei dem Versuch, die Berge zu erreichen, wäre Pomare in Gefahr, von den Feranis angehalten und, gefangen zu werden. Sie würden es nicht dulden, sie in die Berge entkommen zu lassen. Das würde die Eingeborenen ja zu viel gefährlicheren Feinden machen!« warf der Geistliche ein.
»Gefahr?« sagte der Häuptling und stampfte mit dem Fuß auf. »Ein einziges Zeichen von mir, und fast drei Viertel der Bewohner scharen sich jubelnd um ihre Königin! Laßt das Volk wissen, daß Tati, Utami, Hitoti und Paraita Pomare unterstützen. Kein Arm, der noch einen Bogen spannen und einen Speer schleudern kann, bleibt daheim, um das Ende schmachvoll abzuwarten. Nein, Pomare, jetzt keine Furcht. Die Gefahr darf dich nicht abhalten, dich an die Spitze deines Volkes zu stellen. Die Fremden haben deutlich genug gezeigt, was ihre Absieht ist. Uns bleibt keine andere Wahl als Unterwerfung oder Kampf.«
»Uns bleibt die Wahl, britischen Schutz zu suchen!« rief der Missionar. »Uns bleibt der Schutz der Bibel. Wenn auch spät, so wird die Hilfe doch nicht ausbleiben. So langsam sie kommt, so sicher wird sie kommen.«
Tati wollte aufbrausen, aber er bezwang sich. Er fühlte die Wichtigkeit dieser Stunde und sagte ernst und ruhig:
»Pomare, der Augenblick ist gekommen, wo du zwischen deinem Volk und den Fremden wählen mußt, zwischen deiner Herrschaft und der beretanischer oder französischer Priester. Gib dich wieder in ihre Hände, und deine Macht ist für ewige Zeiten gebrochen. Wirf sie von dir, und wir erkämpfen dir die Freiheit oder uns allen einen ehrenvollen Tod. Daß die Häuptlinge mich senden, mag dir ein Beweis sein, wie wir denken. Jeder Streit ist vergessen, jeder kleinliche Gedanke um Eigennutz verdrängt. Unser Land ist in Gefahr, und wie der fremde Ferani schlau seinen Vorteil aus dem Zwiespalt der Parteien zog, so pflanze die eine Macht jetzt siegreich ihr Banner in den Bergen!«
Die Königin stand unschlüssig, das Herz schlug ihr heftig. Ihr Blick flog ängstlich vom schönen Gesicht des Häuptlings zu dem bleichen des Priesters.
»Und was wird aus Pomare Tane?«
Tati biß sich auf die Lippe.
»Er soll mit dir gehen«, sagte er endlich leise. »Aber wenn er ein Mann wäre, hätte er schon selbst das Schwert aufgegriffen und sein Volk zu den Waffen gerufen. Wenn dein Vater noch leben würde, Pomare!«
»Was wird dann aus den Lehrern des Volkes, was wird aus uns und unsren Häusern?« rief der ehrwürdige Mr. Rowe. »Vertrauensvoll sind wir zu euch gekommen, um euch den Frieden und die Liebe zu bringen. Und jetzt sollen wir als Geiseln in den Händen der Feinde zurückbleiben? Solange du unter britischem Schutz stehst, Pomare, wird auch dein Eigentum hier geachtet werden. Die Feranis fürchten unseren Stamm, auch wenn sie hier jetzt trotzig auftreten. Wenn ihr aber in die Berge flüchtet, dann erklärt man euch zum Feind, und nach den Gesetzen des Krieges gehört alles dem, der das Feld beherrscht.«
»Denken Sie jetzt an sich allein?« rief Tati zornig. »Jetzt, wo das Schicksal eines ganzen Landes am Rande des Abgrunds steht?«
»Weniger an mich als an die Brüder hier auf den Inseln, an das Schicksal der Mission selber, die damit ihrem sicheren Untergang entgegenginge. Sobald Pomare offen den Krieg beginnt, liegt die Vergangenheit abgeschnitten hinter ihr, und die Gewalt der Waffen entscheidet, wer künftig herrschen soll, welche Religion verbreitet wird. Wird sie besiegt, so ist es der Sieger, der die Bedingungen schreibt, und denen sie sich fügen muß. So kann sie immer noch Englands Hilfe erhalten, seine Vermittlung, die stets nur auf seiten der Bibel sein kann.«
»Zum Abgrund mit der Bibel!« schrie der Häuptling, der noch immer die alten Götter anbetete. »Es geht hier nicht um das dicke Buch, sondern um das ganze Land! Tati und Utami haben auch alles zurückgelassen, was ihnen gehörte! Wir wollen uns selber, unsere Ehre, unser Land retten. Soll der Feind die Brandfackel in unsere Hütten werfen und unsere Brotfruchtbäume umschlagen. Auf den Bergen und in den Wäldern gibt es Feis, Orangen und Guiaven und tausend andere Früchte.«
»Ich will auf das Schiff gehen, Tati«, sagte Pomare, die bis dahin ängstlich und unschlüssig dagestanden hatte. »Der Mitonare hat recht. Solange ich unter englischem Schutz stehe und nicht gegen sie kämpfe, werden sie unser Eigentum achten und nicht zerstören. Das fromme Werk der Mission, das mir von Gott überantwortet ist, wird nicht zerstört. Ich will nicht das Schwert nehmen, ich bin eine Frau, und meine Kinder sollen ihre Krone nicht vergossenem Blut zu verdanken haben. Wenn andere Unrecht tun, will ich nicht selbst sündigen. Auch du, Tati, schaudere nicht vor dem Abgrund zurück, vor dem du stehst, denn du verachtest die Bibel, und sie ist deine einzige Rettung.«
»Pomare, laß uns nicht in dieser Stunde um ein Wort oder eine Meinung streiten«, bat der Häuptling. »Schick mich jetzt nicht von dir weg. Noch bist du die Königin, und wenn England dich schützen will, wird es das eher tun, wenn du Achtung von ihm erzwingst durch königliches Handeln, als wenn du feige auf eines ihrer Schiffe flüchtest. Damit erklärst du doch, daß du zu schwach bist und nicht Königin sein kannst.«
»Da kommt Bruder Brower eilig, was wird er bringen?« sagte Mr. Rowe, der einen Blick durch das Fenster geworfen hatte.
»Unheil diesem Haus!« sagte Tati düster. Er las in den Augen Pomares bereits seine Antwort und fürchtete, daß der zweite Mitonare den Ausschlag geben würde. Er sollte darüber nicht lange im Zweifel bleiben. Mit ängstlicher Miene brach der kaum angemeldete Priester ins Zimmer und warf einen mißtrauischen Blick auf den Häuptling. Dann rief er aus:
»Die Not ist groß, Pomare. Ich hörte eben, daß die französische Regierung beschlossen hat, dich zu fangen und bis zum Friedensabschluß festzuhalten. Zum Glück war das Boot des ›Basilisk‹ hier an Land. Sein Offizier wurde von mir in Kenntnis gesetzt und liegt am Ufer, dicht vor deinem Haus, um dich unter dem Schutz seiner Flagge sicher fortzubringen. Aber die Zeit drängt, du hast keine Viertelstunde mehr zur Verfügung.«
»Genauso schnell entkommst du in die Berge, Pomare!« rief Tati, um einen letzten Versuch zu unternehmen. »Hinter der Straße beginnen die Guiaven, und für deine Sicherheit bürge ich mit meinem Kopf!«
In diesem Augenblick stürmte Pomare Tane in das Zimmer. Er war ein junger, schöner Mann, sechs oder acht Jahre jünger als die Königin. Er hatte weiche, weibische Züge. Seine ölgetränkten Haare waren mit Blumen geschmückt die Finger mit Ringen besteckt. Er war völlig verängstigt. Ohne auf die anderen zu achten, rief er:
»Flieh, Pomare, flieh, an den Bergen haben die Feranis Soldaten mit geladenen Gewehren stehen, und das Volk schreit, sie kämen, um dich zu fangen und zu binden!«
»Das Boot liegt am Strand, in fünf Minuten bist du frei«, drängte Mr. Rowe.
»Tati, du wirst dich an die Spitze meiner Krieger stellen«, bat Pomare. »Der Allmächtige wird dir seinen Schutz verleihen und den Sieg in unsere Hände geben.«
»Verdorren soll der Finger, der sich für deine Sache regt, wenn du ihr selbst den Rücken drehst!« rief der Häuptling trotzig und finster. »Pomare – pah! Was bedeutet mir der Name? Dem eigenen Land hätte ich mein Blut geweiht! Um jeden feindlichen Gedanken fernzuhalten, hätte ich selbst deinem Stamm gehorcht! Du stammst aus edlem Blut, und das Land hätte seiner Königin zugejubelt und sich mit Freuden in den Kampf geworfen. Das ist vorbei, die schwarzen Männer haben dich wieder in ihrer Gewalt, und Tati ist für dich verloren!«
Noch stand Pomare zögernd, als ein kurzer Trommelwirbel einer Patrouille an ihr Ohr drang.
»Der Feind!« riefen Pomare Tane und die Missionare gleichzeitig.
»Wo sind meine Kinder?« rief die Königin, von der Angst der anderen eingeschüchtert.
»Hier im Zimmer bei den Einanas«, beruhigte sie Mr. Brower. »Ich ließ sie selbst hierherkommen. Jetzt aber los, in wenigen Minuten bist du im Boot und schon dort sicher.«
»Meine Kinder!« rief die Königin erneut.
»Hier, ihr Mädchen, mit den Kindern ins Boot, das am Strand liegt, schnell!«
»Aber meine Matten, meine Kleider...«
»Wird dir alles nachgeschickt, Pomare. Wir selbst wollen dein Eigentum schützen, das der Ferani nicht antasten darf!«
Pomare wurde durch erneutes Trommeln aus der Fassung gebracht. Sie folgte fast willenlos ihren Führern. Mit den Kindern voran setzte sich der kleine Zug über den schmalen Strand zum Boot in Bewegung. Eine französische Patrouille kam zufällig am Wasserrand entlang. Aber der Offizier, der wahrscheinlich auch keinen Befehl dazu hatte, hinderte das Einschiffen der recht gut bekannten Königin nicht. Es ist durchaus möglich, daß die Franzosen damit zufrieden waren. So waren sie der unangenehmen Überwachung enthoben. Sie bekamen in der Stadt freie Hand und hatten eine Verantwortung weniger.
Unbelästigt erreichte Pomare das Boot mit ihrem Mann, den Kindern und zwei der Einanas. Die Brüder Rowe und Brower standen am Ufer und feierten mit dankbarem Blick nach oben die Rettung Pomares. An Bord des Schiffes wurden die Gäste herzlich begrüßt und, so gut es ging, im engen Raum des Fahrzeugs untergebracht.
So ruhig aber die Einwohner bislang geblieben waren, so erschütterte sie doch das Gerücht, daß Pomare vor den Feranis fliehen mußte. Viele flüchteten in die Berge, um sich zum Widerstand zu rüsten. Halb Papeete stand leer, und die Eroberer nahmen Besitz von den Häusern. Sie wurden zu Kasernen und Wachen oder einfach zu Wohnungen eingerichtet. Gleichzeitig verstärkte man die Befestigungen um die Stadt und besetzte sie mit Kanonen. Trotzdem blieb alles ruhig, kein wirklicher Überfall geschah. Die Franzosen, die sich hier und da sorglos zwischen den Eingeborenen herumtrieben, wurden nicht belästigt. Aber die finsteren Blicke der Männer verrieten ihnen deutlich, wie gern sie hier gesehen wurden.