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In Wahrheit aber schlief der Schlaue
Daheim am Tage bei der Fraue,
Besorgte in der Dämmerung
Sich was Appart's für seinen Schlunk,
Kam erst um Mitternacht nach Haus
In seine Feste Malpertaus,
Und schritt durch seiner Diener Reihn
Zum alten Ahnensaal hinein.
Hier machten gegen Fünfzig Füchse
Sämmtlich vor Reinhard ihre Knickse,
Auch Grimbart und noch viele Dachse
Begrüßten ihren Vetter strackse;
Der aber neigte nur den Kopf,
Strich sehr gelehrt sich seinen Schopf,
Gab mit dem Schwanz das Anfangszeichen
Und setzte sich zu Seinesgleichen.
Darauf erscholl im Chore hier:
»Dich, Thieregott, Dich loben wir!«
Doch jedem nicht-fuchsischen Ohr
Kam's wie ein grell Geheule vor,
Darin die Bosheit jauchzt und lacht
Ob eines Fangs, den sie gemacht,
Wie wenn der Satan triumphirt,
Daß er die Welt hat angeführt.
Und nun bestieg mit kluger Miene
Herr Reineke die Rednerbühne,
Und sprach von Diesem und von Jenem,
Von Hetero- und Homogenem.
Und wußte Alles so zu drehn,
Wie wir's am Beispiel werden sehn.
So sprach er einst: »Ihr werthen Herrn!
Der Mächtigste ist Jeder gern,
Aus purer Religiosität,
Weil uns ja vorgeschrieben steht,
Gott sei das Mächtigste, was lebe,
Ihm gleich zu werden Jeder strebe!
Drum klingt's auch schlicht, ist's doch nicht schlecht:
Wer nur die Macht hat, hat auch Recht.
Recht hat am meisten der Tyrann,
Doch's Volk auch, das ihn stürzen kann;
Am höchsten aber steht die Kraft,
Die selber Alles denkt und schafft,
Und andre Kraft stets glauben macht,
Sie hätt' geschaffen und gedacht. –
Die ist am ähnlichsten dem Herrn
Von Sonne, Erde, Mond und Stern,
Und darum thut auch unser Stamm:
Omnia ad majorem Dei gloriam!«
Nachdem er drei Mal sich gekreuzt,
Und auch die Nase noch geschneuzt,
Sprach er: »Ihr edlen Füchs' und Dachse:
Der Geist, er ist der Welten Achse,
Um die sich Alles, Alles dreht,
Glück, Tugend, Freiheit, Majestät.
Er schmiedet und er löst die Ketten,
Er tödtet mehr als Bajonetten;
Viel wirksamer als grob Geschütze
Sind eines feinen Geistes Blitze.
Drum, wer den Geist zu lenken weiß,
In dessen Händen liegt der Preis.
Nun gält es also: Wahrheit finden
Und sie den Thieren zu verkünden.
Wie aber muß man sie benutzen?
Man muß sie erst zurecht sich stutzen!
Dem paßt sie so und Jenem so,
Auch kommt sie nicht immer apropos:
Gewisse Zeiten und Personen
Muß klüglich man damit verschonen.
Die Weisheit mißt man nicht in Metzen,
Daß alle Tölpel sich dran letzen;
Sie ist kein breites Nahrungsmittel
Für Haus, Caserne oder Spitel!
Der Arzt gibt sie, nach seinem Willen
Und seiner Kenntniß, ein wie Pillen,
Und da er weiß, wie oft das Gift
Den Krankheitsstoff am besten trifft,
So wird die Lüge oft allein
Die beste und einzige Wahrheit sein. –
Ich scheide mit dem letzten Spruch
Aus unsres Ordens Ratio-Buch:
»»Und wenn auch einst sein Rock zerfällt,
Der Fuchs geht nie aus dieser Welt!««
Ein enthusiastisch Bravo schallte,
Daß es erbärmlich wiederhallte
Hier in der Höhle allzumal
Von Fünfzig Füchsen an der Zahl,
Und auch von Dachsen, von etwelchen,
In ihren gräulichschwarzen Fellchen.
Zuletzt fand noch ein Schmäuslein statt,
Wie man dergleichen immer hat;
Was aber dabei ist berathen,
Und wie den Reden folgten Thaten,
Das wollen wir mitsammt ermitteln
Aus allen folgenden Capiteln. |