Adolf Glaßbrenner
Neuer Reineke Fuchs
Adolf Glaßbrenner

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Siebenunddreißigstes Capitel.

               

Feind Reineke that äußerst weise,
    Daß er vor seiner weiten Reise
Sich volle Ueberzeugung schaffe,
    Wie man am Hundestage blaffe.
Zwar kündeten ihm seine Banden
    Aus allen Städten, allen Landen,
Wie mächtig die Fuchsiterei
    Und Babba's Tempel wieder sei;
Wie's hier und da im Volk zwar gähre,
    Doch daß kein Fürst, kein einz'ger wäre,
Der lieber nicht die Knute schwänge,
    Als sich durch die Sirenenklänge
Des Zeitengeistes ließ verführen
    Im Meer der Blätter und Brochüren;
Daß alle Fürsten, groß' und kleine,
    Zum Rückschritt lenkten ihre Beine.

Allein die Füchse irrten sich
    (Obgleich errare nur humanum!)
Der Thron ist doch gemeiniglich
    Kein glücklich-stilles Tusculanum,
Und wird, so stark er auch umhegt,
    Vom Sturm des Zeitgeist's doch bewegt.
Ganz dunkel war der Glaube nicht;
    Selbst an den Höfen wurd' es licht,
Und mancher Fürst war schon dabei,
    Die teuflische Fuchsschwänzerei,
Wie, wo und was sie intriguire,
    Hinauszuwerfen aus der Thüre.

Auch lag in re politica
    Schon mancher Keim zur Freiheit da.
Die heil'ge Kunst und Wissenschaft,
    Sie rüttelten mit Riesenkraft
An jenen alten Zwingermauern,
    Die alles Dichten, alles Trachten,
An Ketten liegend, lassen schmachten
    Und in der Finsterniß vertrauern.

Schon regte sich in Fürstenherzen
    Ein Mitgefühl für Völkerschmerzen.
Der Hirsch, von edelstem Geblüt,
    Ein wahrhaft königlich Gemüth,
Er führte nicht den alten Krieg,
    Als er der Väter Thron bestieg.
Er sprach: »Der Hirsch, der Wälderkönig,
    Ist seinem Volke unterthänig;
Ich bin sein erster, höchster Diener;
    Fort, fort, Censoren, Capuziner,
Und all' die schändlichen Gesellen,
    So zwischen Volk und Fürst sich stellen!
Kein Zwang, kein frecher Adel sei!
    Mein Volk ist gleich! Mein Volk ist frei!«
Zwar fand man in dem grünen Wald,
    Noch Thränen in den dunklen Brauen,
Den königlichsten König bald
    Vergiftet von Fuchsitenklauen;
Doch flog sein göttlich Liebeswort
    Von Herz zu Herz, von Ort zu Ort
Bis in das fernste Herrschgebiet:
    Wie wenn nach rauhen Wintertagen
Zu neuem Hoffen und Behagen
    Ein Frühlingshauch die starre Welt durchzieht.

Und Frühling, Frühling mußt' es werden
    Und grün und blumig auf der Erden!
Reißt ihren Schmuck der Frost auch nieder:
    Die Lerchen kommen immer wieder.


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