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Ich war an jenem Abend ein schlechter Gesellschafter und wußte es, ohne daß es mir gesagt wurde. Mein Geist war allzusehr beschäftigt. Ich machte mir Selbstvorwürfe, entwarf Pläne über Pläne, stellte Erwägungen und Gegenerwägungen an. In meinen Augen war Fräulein Tuttle plötzlich unschuldig, mithin ein Opfer geworden. Aber wofür hatte sie sich geopfert? Einem übertriebenen Pflichtgefühl zuliebe? Möglich. Wem galt aber dieses Pflichtgefühl? Das war die Frage, für deren Beantwortung ich in meiner gegenwärtigen Aufregung gern einen Monatssold dahingegeben hätte, und auf die ich ungeachtet alles Grübelns keine Antwort fand.
Um mir größere Klarheit zu verschaffen, fertigte ich mir folgende Uebersicht der einzelnen Punkte an, durch die sich die Geschworenen bei ihrem Wahrspruch vermutlich hatten leiten lassen.
1. Die offenbare Erleichterung, die Jeffrey bei Vorfinden einer anscheinend von seiner Frau stammenden Mitteilung empfand, welche auf Selbstmord hinwies.
2. Die Möglichkeit – nahegelegt durch die einander sehr gleichenden Handschriften der Schwestern –, daß diese Mitteilung eine Fälschung ist, die der wirklich von Frau Jeffrey herrührendon Mitteilung untergeschoben wurde.
3. Die Tatsache, daß man das Buch, in welches diese Mitteilung gelegt worden sein soll, in Fräulein Tuttles Händen gesehen hatte, ehe Jeffrey es zur Hand nahm.
4. Daß Fräulein Tuttle unmittelbar darauf an das Schubfach ging, in dem Jeffreys Pistole aufbewahrt wurde.
5. Daß zwar niemand diese Pistole in ihrer Hand bemerkt hat, daß aber für die Behauptung, sie sei vorher aus dem Schubfach genommen worden, bis jetzt kein anderer Beweis vorlag als ihr Eingeständnis, sie habe ihrer Schwester, ehe diese das Haus verließ, einen unbekannten Gegenstand, vermutlich die Pistole, an das Handgelenk gebunden.
6. Daß, wenn dies der Fall war, die Pistole und das Band, mit dem die Waffe an Frau Jeffreys Handgelenk befestigt war, wieder angefaßt worden sein müßten, ehe die erstere abgefeuert wurde, und zwar mit Fingern, die zuvor mit Staub in Berührung gekommen waren – dieser letztere aber war in großer Menge in der alten Bibliothek vorhanden.
7. Daß Fräulein Tuttle zugegeben hatte, allerdings erst nach vielen Umschweifen und offenbaren Ausflüchten, daß sie ihren Spaziergang an jenem verhängnisvollen Abend nicht allein bis zum Moorehause ausgedehnt, sondern auch dieses selbst betreten habe und gerade in dem Augenblick, als der Schuß abgefeuert wurde, bis zur Bibliothektür gekommen sei.
8. Daß, während sie ausdrücklich leugnete, das Abfeuern dieses Schusses in irgendwelche Verbindung mit einem ihrer Schwester widerfahrenen Unglück gebracht zu haben, sie doch eingestandenermaßen das Haus in einer solchen Verwirrung verließ, daß sie sich nicht mehr an die Orte, die sie besucht hat, oder die Straßen, durch die sie gekommen ist, erinnern konnte, bis sie sich im Hause ihrer Schwester einem Polizeibeamten gegenüber befand.
9. Daß sie beim Anblick dieses Beamten aufschrie, und somit eine Kenntnis seines Auftrages verriet, noch ehe er ein Wort gesprochen hatte.
10. Daß die im Moorehause gefundenen Kerzen den von Jeffrey gekauften und in der Küche seines Hauses abgelieferten glichen.
11. Daß Fräulein Tuttle außer der Köchin das einzige Mitglied des Haushaltes war, das sich zu dieser Zeit in der Küche aufgehalten hatte, und daß unmittelbar nach ihrem Weggange der Pack Kerzen vermißt wurde.
12. Daß es ihr nicht an Gelegenheiten gemangelt hatte, sich mit Jeffrey nach dem Tode seiner Gattin zu verständigen, und daß erst, nachdem ihr solche Gelegenheiten geboten worden waren, von der Polizei eine ernsthafte Untersuchung angestellt wurde. Hierzu kam, nicht als Beweis, wohl aber als bedeutsames unterstützendes Moment der Umstand, daß ihr Auftreten während der ganzen Dauer ihrer öffentlichen Vernehmung es so an Offenheit hatte fehlen lassen, daß es allen klar wurde, sie oder der Mann, für dessen Befreiung aus den Banden einer unglücklichen Ehe sie, wie man annahm, gehandelt hatte, habe nur die Hälfte von allem ausgesagt, was sich seit der Hochzeit im Hause Jeffreys zugetragen hatte, und zwar, obgleich der auf beiden ruhende Verdacht ihnen die größte Aufrichtigkeit hätte zur Pflicht machen müssen.
Wahrlich, eine ernst zu nehmende Liste, und entgegensetzen konnte ich dem allen nur meinen eigenen Glauben an ihre Unschuld und den Umstand, der bisher wenig beachtet worden und doch nicht ohne Bedeutung war, daß Jeffrey das von seiner Gattin mit in die Ehe gebrachte Geld und Fräulein Tuttle die Zuflucht im Hause ihrer Schwester verloren hatte.
Während ich über dieser aufs Geratewohl angefertigten Uebersicht grübelte und grübelte und mich vergebens bemühte, einen neuen Anhaltspunkt für das Verständnis von Fräulein Tuttles widerspruchsvollem Verhalten zu gewinnen, kam mir plötzlich eine Erleuchtung aus ganz unerwarteter Richtung. Es war nur ein schwacher Schimmer, aber auch dieser war willkommen. Ich erinnerte mich einer von Jeffrey bei seinem Verhör gemachten Bemerkung, daß seine Gattin seit dem verhängnisvollen Betreten des Mooreschen Hauses ein gänzlich verändertes Wesen gezeigt habe, und fragte mich, ob wir der Gemütsstimmung und dem Verhalten der Braut vor dem schrecklichen Ereignisse, das einen so düsteren Schatten auf ihre Hochzeit warf, genügend Beachtung geschenkt hätten; erfüllt von diesem Gedanken suchte ich mir genauere Auskunft über die Ereignisse jenes Tages zu verschaffen, als sie uns bisher von den Zeitungen oder den Zeugenaussagen geboten worden war.
Ich suchte daher meinen Freund, den Reporter, auf und bat ihn, mir zu sagen, woher er die Tatsachen erfahren habe, die er zu seinem Artikel im »Star«, der ganz Washington am Abend der Hochzeit in solche Aufregung versetzt hatte, verarbeitet habe. Daß seine Informationen von einem Augenzeugen herrühren mußten, war mir unzweifelhaft, aber wer war dieser Augenzeuge? Er selbst? Nein. Wer denn? Anfangs weigerte er sich, es mir zu verraten; als ich ihm aber meine Motive, die mich zu dieser Frage veranlaßten, näher auseinandergesetzt hatte, nannte er mir den Namen einer jungen Dame, die, da sie häufig Gast bei den Festlichkeiten in den vornehmsten Häusern war, es nicht verschmähte, den Zeitungen ab und zu kleine pikante Nachrichten aus den Kreisen, in denen sie verkehrte, zu liefern.
Wie ich es anstellte, mich dieser Dame zu nähern, und wie es mir gelang, ihr Vertrauen zu gewinnen, sind Dinge, die außerhalb des Rahmens dieser Erzählung liegen. Genug, ich erhielt Zutritt zu ihr, sie sprach ganz offen und brachte mich dadurch auf eine Spur, die mir ganz neue Ausblicke eröffnete.
Wir hatten von Jeffrey und Fräulein Tuttle gesprochen, als sie plötzlich und ohne ein ersichtliches anderes Motiv als die natürliche Vorliebe für den Klatsch, die eine Schwäche so vieler Frauen ist, sich in Bemerkungen über die Braut erging. Die Feier hatte eine halbe oder dreiviertel Stunde später stattgefunden, als ursprünglich bestimmt gewesen war. Und warum? Weil Fräulein Moore nicht fertig war. Sie hatte sich in dem Hause selbst ankleiden wollen und war für diesen Zweck zeitig genug gekommen; aber sie wollte sich von niemand helfen lassen, nicht einmal von ihrer Kammerjungfer, und natürlich mußten alle auf sie warten. O, es gab an jenem Vormittag in der ganzen Hochzeitsgesellschaft kein verstörteres Gemüt als das der Braut. Mochten andere Leute Bemerkungen über Fräulein Tuttles hochfahrendes Wesen austauschen oder sich über die niedergeschlagene Miene des Bräutigams aufhalten, sie, die Sprecherin, könnte von der Braut Dinge erzählen, die darauf hindeuteten, daß sie nicht recht bei Sinnen gewesen war, schon ehe jener verhängnisvolle Todesfall ihr Hochzeitsfest störte. Die Tatsache, daß sie ohne ihr Brautbukett die Treppe herunterkam und getraut wurde, war ein vollgültiger Beweis dafür. Hätten die Leute nicht soviel anderes zu erzählen gehabt, so würden sie darüber gesprochen haben. Aber das große Ereignis hatte das kleine so vollständig verschlungen, daß nur sie und möglicherweise noch zwei andere Damen eine Erinnerung daran bewahrt hätten.
Was für Damen? fragte ich.
O, das tut nichts zur Sache. Zwei der vornehmsten. Ich weiß, sie bemerkten es, denn ich hörte, wie sie darüber sprachen. Wir standen alle in dem oberen Korridor und bildeten bis zu dem Ankleidezimmer der Braut Spalier. Es war dies, bevor sich das Gerücht von dem Vorfalle in der Bibliothek verbreitet hatte, und wir warteten alle ungeduldig auf das Erscheinen der Braut, die, wie es hieß, die alten Spitzen tragen sollte, in denen ihre Großmutter getraut worden war. Ich habe eine Schwäche für alte Spitzen und hatte mir vorgenommen, mich an einen Platz zu stellen, von dem ich die Braut aus dem Zimmer heraustreten sehen konnte, und wenn ich von der Trauung selbst nichts hätte erblicken sollen. Aber das Warten in dem geschlossenen Raume würde doch ziemlich langweilig geworden sein, wenn die Damen hinter mir nicht ein Gespräch begonnen hätten. Natürlich tat ich so, als hörte ich es nicht. Und doch verlor ich kein Wort davon, denn es bildete eine halbe Stunde lang meine einzige Unterhaltung. Worum drehte es sich? O, es drehte sich um dasselbe Bukett, das ich übrigens die ganze Zeit über, die sie plauderten, zu betrachten das Vergnügen hatte. Denn der Gärtnerjunge, der es brachte, wurde nicht in Fräulein Moores Zimmer gelassen, und da er nicht wußte, was er sonst mit dem Strauß beginnen sollte, so wartete er vor der Tür, während die langen Bänder ihm über die Hände herabfielen und die Lilien den ganzen Raum mit einem betäubenden Geruche erfüllten. Nach den Worten der beiden Damen zu urteilen, hatte er hier eine volle Stunde gestanden, und das zaghafte Klopfen, mit dem er von Zeit zu Zeit auf seine Anwesenheit aufmerksam machte, rief in mir ein seltsames Gefühl hervor, das jene Damen hinter mir zu teilen schienen.
Nach einiger Zeit erschien im Korridor ein anderer junger Mann, der den Laufburschen beiseite schob und laut an die Tür klopfte. Er hatte keinen besseren Erfolg als der erste, und da er ein entschlossener Mensch war und offenbar keine Zeit zum Vertrödeln hatte, so rief er: »Ihr Bukett, Fräulein, und eine Bestellung, die ich ausrichten soll, ehe Sie hinuntergehen. Der Herr hat mir dies ganz besonders eingeschärft.« Diese Worte wurden tatsächlich an der Tür geschrien, aber bei dem allgemeinen Stimmengewirr rings um uns her glaube ich nicht, daß sie jemand gehört hat außer uns drei und der Braut. Daß diese sie gehört hat, weiß ich, denn sie öffnete die Tür ein ganz klein wenig, so wenig, daß der junge Mann, als er sprach, seine Lippen an den Spalt legen mußte und dann sein Ohr, um die Antwort zu vernehmen. Diese schien aus irgend einem Grunde lange Zeit auf sich warten zu lassen, und der junge Mensch wurde so ungeduldig, daß er dem anderen das Bukett aus der Hand riß und es zum großen Schaden für die Lilien und Rosen durch den Spalt ins Zimmer hineinreichte. Als sie es in Empfang nahm, verlangte er Antwort, und als sie ihm nun einige Worte zuflüsterte, starrte er sie verwundert an und ging dann brummend seines Weges.
Die Tür zum Zimmer der Braut wurde also hinter dem jungen Menschen geschlossen, der Fräulein Moore eine Bestellung überbracht hatte, vergewisserte ich mich noch einmal. Wann wurde sie wieder geöffnet?
O, erst nach einer guten halben Stunde; wir wurden alle ganz nervös, und Fräulein Tuttle war schon mehr als einmal an der Tür gewesen; auch war die für die Trauung angesetzte Zeit längst vergangen, und Herr Jeffrey kam zweimal herauf, in der Meinung, die Braut sei bereit. Als dann der Unwille allgemein wurde und man sich fragte, warum denn die Braut so lange zögere und wie lange man noch warten solle, tat sich die Tür plötzlich auf; Veronika steckte den Kopf heraus und fragte endlich nach ihrem Mädchen. O, ich wiederhole, sie war schon an jenem Tage nicht mehr recht bei Sinnen, und obgleich ich von niemand eine Bemerkung darüber gehört habe, ist es mir immer ein Rätsel gewesen, warum sie so plötzlich zurückfuhr, als Francis Jeffrey nach Beendigung der Trauung ihre Hand ergriff. Es war weder Schüchternheit noch Furcht, denn sie erfuhr erst eine Minute später, was sich im Hause ereignet hatte. Kam ihr plötzlich eine Ahnung davon, was sie getan hatte, indem sie einen Mann heiratete, den sie, als es zu spät war, nicht zu lieben erklärte? Was glauben Sie?
Ich ließ Fräulein Freemans Frage unbeantwortet, stellte vielmehr meinerseits eine solche und erkundigte mich, ob sie den jungen Menschen, der der Braut jene Bestellung überbracht hatte, noch einmal gesehen habe; sie erwiderte freundlich:
Den jungen Menschen? Lassen Sie mich überlegen. Ja, ich habe ihn noch zweimal gesehen; einmal im hinteren Teile des Hausflurs, während er eifrig auf Herrn Jeffrey einsprach, und das zweitemal am Wagenschlage, unmittelbar bevor das Brautpaar wegfuhr. Diesmal war es Frau Jeffrey, die mit ihm sprach, und ich wunderte mich, daß er so vergnügt aussah, während sonst alle Anwesenden aschfahl waren.
Kennen Sie zufällig den Namen jenes jungen Menschen? fragte ich nachlässig.
Seinen Namen? O nein. Er ist einer von Rauchers Kellnern, der mit den krausen Haaren. Man sieht ihn überall, aber ich weiß nicht, wie er heißt. Glauben Sie, daß er Ihnen etwas erzählen kann, was andere Leute nicht auch wissen? Nun, wenn er auch nur das mindeste wüßte, was nicht bereits in jedermanns Munde wäre, so würden Sie es schon längst von ihm gehört haben. Solche Leute sind die größten Klatschmäuler der Stadt.
Die Unterredung war beendet, und ich verabschiedete mich. Die kleinen Umstände, die Fräulein Freeman erwähnt hatte, waren für mich neu, und in Wiederholung meiner früheren Methode suchte ich sie in meinem Geiste zu ordnen. Hier ist das Resultat:
1. Die Trauung Francis Jeffreys und Veronika Moores hatte sich volle dreiviertel Stunden verzögert.
2. Dies war die Folge einer Laune der Braut, die niemand in dem Zimmer um sich haben wollte, nicht einmal ihre Kammerjungfer.
3. Das Brautbukett fehlte bei der Trauung. In der Eile des Augenblicks war es von der Braut vergessen oder absichtlich zurückgelassen worden. Da der Strauß ohne Zweifel ein Geschenk Herrn Jeffreys war, so dürfte der Umstand beachtenswert sein.
4. Die Braut erhielt eine Bestellung anscheinend sehr dringender Art, ehe sie hinunterging. Von wem? Von ihrem Bräutigam? Wahrscheinlich, nach dem Charakter der Bestellung zu schließen.
5. Der Bote zeigte großes Erstaunen über die Antwort, die er überbringen sollte. Und doch war nicht bekannt geworden, daß er den Umstand erwähnt hätte. Warum? Wo jedermann sprach, schwieg er. Wer hatte ihn dazu veranlaßt? Das war etwas, was ich zu ergründen suchen mußte.
6. Obgleich sich während der Trauung jedermann, mit Ausnahme der Braut, in der größten Aufregung befand, so wurde es doch bemerkt, daß diese unwillkürlich zurückwich, als ihr Bräutigam sich ihr näherte, um ihr den üblichen Kuß zu geben. Warum? War also der Inhalt ihrer Abschiedszeilen richtig, und wurde sie sich in jenem Augenblicke ihres Mangels an Liebe bewußt?
7. Sie ging nicht mehr die Treppe hinauf, sondern floh mit der übrigen Hochzeitsgesellschaft aus dem Hause.
Alles geringfügige Umstände, die aber vielleicht von größerer Bedeutung waren, als es den Anschein hatte. Ich nahm mir vor, den jungen Menschen ausfindig zu machen, der das Bukett gebracht, und ebenso den, der ihre Antwort bestellt hatte.
Aber hier wartete meiner eine Ueberraschung, wenn nicht gar ein unübersteigliches Hindernis. Der Gärtnerbursche hatte seine Stellung aufgegeben, und niemand konnte mir sagen, wohin er gegangen sei. Ebensowenig konnte ich den kraushaarigen Kellner auffinden. Auch er hatte seine Stellung verlassen, um bei den Freiwilligen in San Antonio einzutreten.
War dieses Zusammentreffen mehr als zufällig? Ich entschloß mich, dies in Erfahrung zu bringen. Allein trotz all meiner Bemühungen gelang es mir nicht, einen Beweis ihres Einverständnisses oder die Spur eines besonderen Interesses zu entdecken, das sie an der Jeffreyschen Tragödie genommen hätten. Beide schienen in dieser Hinsicht merkwürdig verschwiegen gewesen zu sein; der Gärtnerjunge hatte sich ganz einfältig gezeigt, und der Kellner war so voll Befriedigung über die Aussicht, Soldat zu werden, daß er von nichts anderem gesprochen hatte. Des letzteren Schwester konnte nicht genug von der Freude erzählen, die ihr Bruder bei der Aussicht, wieder ein Pferd besteigen und in einer so tapferen Truppe kämpfen zu können, zur Schau getragen hatte. Er war eine Zeitlang Cowboy gewesen, ehe er nach Washington kam, und hatte von dem Augenblicke der Kriegserklärung an die Absicht gehabt, sich für Kuba anwerben zu lassen, sobald er so für die Schwester gesorgt haben würde, daß sein Tod sie nicht jeder Unterstützung beraube. Wie dies alles gekommen war, wußte sie nicht. Noch drei Wochen vorher war er in Verzweiflung über die geringe Hoffnung auf Erfüllung seines Wunsches gewesen; dann war er mit einem Male und ohne jede weitere Erklärung zu ihr mit der Nachricht ins Zimmer gestürmt, daß er sich in eine Truppe Rauhreiter einreihen lassen wolle, daß sie nicht nötig habe, sich ihret- oder seinetwegen Gedanken zu machen, denn er habe soeben fünfhundert Dollars auf einer Bank für sie eingezahlt; er für seine Person sei gefeit und unverletzlich, wie sie wohl wisse, und fürchte weder eine Kugel noch das Fieber. Damit hatte er gemeint, daß er vor Jahren in Louisiana das gelbe Fieber überstanden habe, und daß eine Kugel, die einmal auf ihn abgefeuert worden war, glatt durch seinen Körper hindurchgegangen sei, ohne daß es ihm das Leben gekostet habe.
Wann war es denn, daß er Ihnen von der Einzahlung des Geldes Mitteilung machte?
Am 29. April.
Zwei Tage nach der Hochzeit Jeffreys mit Fräulein Moore!
Da ich nunmehr überzeugt war, daß seine Abreise mehr als ein zufälliges Ereignis sei, setzte ich meine Nachforschungen fort und brachte heraus, daß er tatsächlich, wie er gesagt hatte, in das erste Freiwilligenkorps unter Oberst Wood aufgenommen worden war. Dazu hatte er aber einen Fürsprecher gebraucht. Wer hatte nun ein gutes Wort für ihn eingelegt? Es kostete mich einige Zeit, dies herauszubekommen, aber nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es mir, in Erfahrung zu bringen, daß der Mann, dem er eine Stelle in diesem bevorzugten Korps verdankte – Francis Jeffrey war.