Wilhelm Hauff
Gedichte
Wilhelm Hauff

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Die Mainzer Kommission

(1824)

        Wir sind ein Völklein, froh und frei;
Sind Brüder allzumal;
Wir halten fest und stehen frei,
Sind hart und scharf wie Stahl,
Und drängt man streng auf uns heran,
Zu splittern unsre Kraft,
Wir rufen's laut und stoßen an:
Die deutsche Burschenschaft!

Was schmäht ihr unsern frohen Mut
Und unsre frische Lust,
Was scheltet ihr die hohe Glut
In unsrer jungen Brust?
Weil wir nach ihrer Pfeife dort
Nicht tanzen ihren Tanz,
Riecht Hochverrat und Trug und Mord
Die heil'ge Allianz.

Da zünden sie Laternen an
Und spüren nach der Tat,
Und wählen manchen weisen Mann
Zum Untersuchungsrat;
Und eine Warte wird gebaut,
Dem Land zu Schmach und Hohn,
Und hochweis aus den Fenstern schaut
Die Mainzer Kommission.

Und von dem Mainzer Luginsland
Wird jetzt nach uns gelugt,
Man nimmt den Tubus in die Hand
Und findet, was man sucht,
Und schreit Verrat durchs ganze Reich;
Es bebt der alte Franz,
Und mit ihm wird vor Schrecken bleich
Die heil'ge Allianz.

Und Fallen werden aufgelegt,
Daß sich das Wild verfängt,
Daß man es wohl in Ketten legt
Und in den Schnürleib zwängt.
Doch Nürenberger hängen kein',
Sie hätten ihn denn schon –
Man sagt, so soll's gegangen sein
Der Mainzer Kommission.

Sie schnüffeln in den leeren Wind
Mit ihrer langen Nas,
Sie gucken sich die Augen blind
Durch ihr Vergrößrungsglas.
Sie schreiben Akten bergehoch
Und angeln drin mit List,
Sind gut bezahlt und haben doch
Bis jetzt noch nichts gefischt.

Wir sind ein Völklein, treu in Not,
Sind Brüder allesamt,
Wie auch der Mainzer Rat uns droht,
Uns schändet und verdammt.
Komm her und suche nach der Tat
Reichsinquisition!
Frisch auf, ein flottes Pereat
Der Mainzer Kommission!

 


 


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