Wilhelm Hauff
Gedichte
Wilhelm Hauff

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Die Freundinnen an der Freundin Hochzeittage

        In Deines Festes fröhliche Gesänge
    Mischt sich ein trauter Ton aus alter Zeit,
Es lockt Dich aus dem jubelnden Gedränge
    Zurück noch einmal zur Vergangenheit;
Die Freundschaft ist's, es sind der Schwestern Tritte,
    Sie pochen schüchtern an der Pforte an,
Sie nahen Dir, sie flüstern ihre Bitte
    Und fragen freundlich: »Denkst Du noch daran?«

Denkst Du daran, wie wir uns einst gefunden
    In unsrer Kindheit holder Blumenwelt?
Es waren unsres Lebens Morgenstunden,
    Vom Frührot reiner Freuden schon erhellt;
Der Schule Mühen, alle frohen Spiele
    Und aller Jubel von der Kindheit Bahn,
Sie steigen auf in freudigem Gewühle
Und fragen mit uns: »Denkst Du noch daran?«

Denkst Du daran, wie an der Kindheit Grenzen
    Uns eine schönre Freudenwelt empfing?
Wie uns ein Leben voll Gesang und Tänzen,
    Gefaßt in seinen wundervollen Ring?
Und wie auch ernste deutungsvolle Tage
    Des Lebens Ernst und Würde zeigten an?
Es war der Jugend Frühlingstag; o sage,
    Die Schwestern bitten: »Denkst Du noch daran?«

Wohl trittst Du jetzt in ernster Frauen Kreise,
    Die Myrte schmückt zum letztenmal Dein Haar
Du tändelst nicht mehr nach der Mädchen Weise,
    Du nimmst jetzt Abschied von der Jungfraun Schar;
Doch, blickst Du künftig ernst in unsern Reigen,
    Schilt unsre Freuden dann nicht leeren Wahn;
Denn die Erinnrung wird Dir Bilder zeigen
    Und lächelnd sagen: »Denkst Du noch daran?«

Du denkst daran! und zum Gedächtnismale,
    Als eine reine, jungfräuliche Zier,
Nimm von den Schwestern die kristallne Schale,
    Wir reichen sie mit frommen Wünschen Dir.
So werden wir in Deinem Herzen leben,
    Denn siehst Du einmal diese Schale an,
Dann wird Dich die Erinnerung umschweben
    Und freundlich sagst Du: »Ja, ich denk daran.«

 


 


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