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Zur Fahrt

»Meister, Meister, gebt mir Segel,
daß ich eile, daß ich gleite
durchs Gewoge in die Weite;
hab' Euch Ringe viel geschlagen
mit Demanten, goldumschlungen,
in der Werkstatt, rauchdurchdrungen,
hab' Euch stets und stets gesungen,
daß ich wetten will und wagen.

Seht, die Woge rauscht und rinnet;
ewig wechselnd, schön und schöner,
ist sie ewig mein Verhöhner.
Was sie spricht, sind eitel Klagen.
›Komme‹, ruft sie, ›säum'ger Knabe,
Silbersegel hoch am Stabe;
wandern, wandern bis zum Grabe,
bis zum Grabe wetten, wagen!‹

Meister, will ein Lied Euch singen,
und das Lied soll Euch erweichen.
Meister, Meister ohnegleichen,
Liebe heißt es. Laßt Euch fragen:
Leicht gegürtet schlanke Glieder,
dunkler Augen schwere Lider,
zog's Euch nie im Sturme nieder?
hieß Euch wetten nie und wagen?«

Und der Alte ohne Worte
starret drein in tiefem Sinnen.
»Meister«, spricht der Knabe, »Minnen,
ist's ein Frevel, laßt Euch fragen?
Wenn sie sich im Tanze wiegen,
wenn die schwarzen Locken fliegen,
die Apollo selbst besiegen,
soll man wetten, soll man wagen?«

Stützte stumm in seine Hände
tiefgefurchte Stirn der Meister.
Langgestorbne Liebesgeister
haben ihn in Bann geschlagen.
»Ja, ich kannte dieses Sehnen!«
hub er an, »dies stolze Wähnen!
Doch am Ende waren's Tränen;
bittre Tränen, laß dir sagen.

Doch ob's Tränen auch gewesen,
besser ist's, mit Tränengüssen
Liebesglück bezahlen müssen.
Besser tausend Leiden tragen
als verwelken, eh entsprossen,
als verlieren, eh genossen;
tausend Tränen drum vergossen,
aber wetten doch und wagen!

Auf zur Fahrt, und zieh nach Süden,
wette, wage ohne Säumen!
Segel flattern, Wogen schäumen.
Und in meinen alten Tagen
wollt' ich's gern mit Tränen büßen,
könnt' ich noch einmal genießen
jenen Inhalt, jenen süßen,
meiner lebenslangen Klagen.«


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