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Lieber Leser,
das ist hier während der Fahrt doch etwas wie eine »Kulturgeschichte der Wohnung und des Hausrats« geworden. Allein, »des trocknen Tons nun satt«, dessen ich mich in mancher andern Arbeit auf dem Gebiete der Kulturhistorie beflissen habe, und im Innersten durchaus eines Sinns mit dem alten Herrn v. Bellay, der da erklärte: »ich hasse nichts mehr als bloßes schulmeisterliches Wissen«, und endlich, um meine Freundin Renate zu widerlegen, gehts diesmal aus einer andern Tonart. Etwa der »gestreiften Safranblümleinweis« und manchmal auch der groben »Weberkrätzenweis« – meistersingerisch zu sprechen.
Ach so, wer Renate ist, willst du wissen, vielliebe Leserin? Du kennst sie sicher, Lewin v. Vitzewitzs liebenswürdige Schwester aus Fontanes »Vor dem Sturm«. Ebenda sagt sie einmal: »Ihr großstädtischen Herrn, wie seid Ihr doch schlechte Erzähler, und je schlechter, je klüger Ihr seid. Immer Vortrag, nie Geplauder!«
Das will ich hiermit in meiner Eigenschaft als großstädtischer Herr und sogar geborener Berliner zu widerlegen versuchen.
Bleibt Euch, wohlgeneigte Leser, zu entscheiden, ob mir das gelungen ist. Bleibt mir, wenn Ihr es bejaht, der bange Zweifel, ob´s mir vielleicht doch nur deshalb gelang, weil ich nicht – ich will's lieber selber gestehen – zu den Klügsten gehöre.
In meinem Zimmer, an einem schönen Sommersonntag 1923
Adolf Heilborn