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London, den 14. November 1912.
Lieber Herr Hegel!
Sie haben ein Recht zu einer Erklärung über gewisse Dinge, die Ihnen gleich zu erklären meine überstürzte Abreise aus Kopenhagen mir keine Zeit ließ. Ich hätte Ihnen diese Erklärung gern früher geschickt, wenn ich nicht hätte abwarten wollen, daß eine andere pittoreskere Feder als die meine mit ihrer Schilderung der Ereignisse fertig werde. Beigeschlossen finden Sie ein Memorial, verfaßt von Sung-Ching, kaiserlichem Eunuchen, Antiquitätenhändler und Beschwerdeführer gegen Sie.
Ja, ich habe die Untersuchungen in der Sache, die Sie vor etwa drei Wochen in meine Hand gelegt haben, zu Ende geführt. Ich habe den Mann gefunden, bei dem Sie eingebrochen sind. Sie können beruhigt sein (wenn Sie jetzt überhaupt noch unruhig sein sollten). Er wird nie eine Anklage wegen Ihres ersten Schrittes auf der Bahn des Verbrechens gegen Sie erheben. Sie sind leichteren Kaufes davongekommen, als dies sonst der Fall zu sein pflegt. Nichts hindert Sie, weiter mit aufrechter Stirn in den bürgerlichen Kreisen umherzuwandeln, in denen Sie sich so wohl befinden, und nur in der Phantasie ihren Gesetzen zu trotzen, Sie sind beneidenswert. Sehen Sie nur nicht auf jene hinab, die weniger glücklich sind als Sie.
Sie begreifen, daß ich Ihnen diese Mahnung aus egoistischen Gründen zukommen lasse. Heute wissen Sie wohl, daß ich zu jenen Unglücklichen gehöre, die für immer das Recht verscherzt haben, einem Polizisten ohne zu blinzeln ins Gesicht sehen zu können. Von einem Detektiv gar nicht zu sprechen! Ein Detektiv – ein kalter Schauer überläuft mich bei dem Gedanken an diese Herren in schützender Verkleidung, die legalen Spähtruppen des Gesetzes. Und – ich höre den mißbilligenden Klang Ihrer Stimme – ich hatte die Frechheit, mich wie Saul unter die Propheten zu wagen, mich als Detektiv auszugeben, den Herrschaften ins Handwerk zu pfuschen, die Figuren mitten im Spiel zu vertauschen. Ich hatte diese Frechheit. Ich will Ihnen erklären, warum. Sie werden dann auch verschiedene andere Dinge verstehen.
Vor etwas mehr als einem Monat saß ich in einem Klub in London, den ich hie und da zu besuchen pflege. Langham heißt er. Wenn Sie je nach London kommen, so vergessen Sie diesen Namen nicht. Wollen Sie eine Sammlung kurioser Typen sehen, wie Sie sie nirgends anderswo in der Welt finden, dann müssen Sie sich dort Zutritt verschaffen. In der einen oder anderen Hinsicht von besonderer Art zu sein, ist beinahe die einzige Aufnahmebedingung. Da sind Dutzende von Personen, die im Gegensatz zu Aristides nicht aus Gründen ihrer Redlichkeit landesverwiesen sind. Fast jedes Mitglied hat seinen Roman – aber ich vergesse, daß Sie selbst Romane schreiben. Lassen Sie mich zur Sache kommen. Ich hatte im Laufe der Jahre viele kuriose Menschen bei Langham gesehen, aber eine Kuriosität, die an den Mann heranreichte, den ich an jenem Abend sah, von dem ich spreche, hatte ich weder dort gesehen noch bei Barnum oder im Montmartre.
Er saß am Kamin, als ich eintrat. Er saß vorgebeugt und starrte ins Feuer. Seine tiefliegenden Augen glühten wie ein Reflex der brennenden Kohlen. Sein Schnurrbart war borstig und stand über den Mund vor, dessen Linien von Kraft, von heftigen Leidenschaften und sehr großen Leiden sprachen. Sein Brustumfang verriet seine Stärke, und die zusammengesunkene Haltung, daß er alt war. Alles in allem war er ein sonderbares Gemisch von Stärke und Schwäche. Als ich ihn erblickte, hielt er einen alten Brief in der Hand, den er unaufhörlich hin und her drehte. Ich konnte die Augen nicht von ihm abwenden. Ich ließ mich in seiner Nähe nieder und beobachtete ihn hinter einer Zeitung. Schließlich hörte ich ihn vor sich hinmurmeln. Ich spitzte die Ohren. Alles, was er sagte, war:
»N, H, N – N, H, N – N, H, N –«
Plötzlich leuchteten seine Augen auf. Er hatte eine Idee. Er winkte Jones, dem Oberkellner des Klubs.
»Kellner«, sagte er einschmeichelnd, »ich möchte Sie gern etwas fragen.«
Jones neigte ernst den Kopf. Er ist vierunddreißig Jahre im Klub und weiß mehr von den Einfällen des Menschenhirnes als irgendein Oberarzt.
»Es ist nichts besonders Wichtiges«, begann der alte Mann, »aber wenn Sie mir einen Rat geben können, wird es mir natürlich ein Vergnügen sein, mich …«
Jones, der Hausbesitzer ist, unterbrach ihn höflich:
»Einen Rat, Sir? Mit Vergnügen, Sir, wenn es in meiner Macht steht.«
»Sicherlich steht es in Ihrer Macht«, fuhr der Mann am Kamin eifrig fort. »Sehen Sie, ich bin lange außer Landes fort gewesen. Jetzt, wo ich herkomme, finde ich einen an mich gerichteten Brief vor, der vor mehreren Jahren geschrieben ist. Die Marke ist abgefallen, wie Sie sehen, und vom Poststempel ist nichts mehr übrig als dies hier. Alles, was ich lesen kann, ist N, H und dann ein bißchen weiter wieder ein N. Können Sie etwas anderes unterscheiden?«
Jones nahm den Umschlag und sah ihn mit majestätischem Ernst an.
»Nein, Sir, das kann ich nicht. N, H und dann weiter vorn ein N, das ist alles, Sir. N, H, N, ganz richtig, Sir.«
»Nun, und können Sie mir irgendeinen Ort mit diesen Buchstaben sagen?«
»N, H, N – ich fürchte, das kann ich nicht, Sir. Habe mich nie viel mit Geographie befaßt, Sir. Sieht es nicht wie Russisch aus, Sir, oder Französisch? Bitte sehr, Ihr Brief, Sir.«
Der alte Mann nahm langsam den vergilbten Brief wieder an sich. In seinen Augen lag ein solcher Ausdruck der Enttäuschung, daß sogar Jones davon gerührt wurde. Zu meinem Staunen hörte ich ihn sagen:
»Dürfte ich Ihnen etwas vorschlagen, Sir? Sehen Sie den Mann, der dort drüben sitzt, das ist Professor Pelotard, ein sehr gelehrter Mann, altes Klubmitglied, Sir. Wäre es nicht besser, ihn zu fragen?«
Der Mann drehte sich rasch auf seinem Sessel um und starrte mich an. Ich tat nichts dergleichen. Mein Aussehen täuschte ihn, und nach einigen Sekunden meinte er:
»Ausgezeichnet! Wollen Sie den Professor nicht fragen, Kellner?«
Jones kam feierlich zu mir hin und sagte:
»Ein Herr wünscht Ihren Rat in einer Angelegenheit, Sir. Was soll ich ihm antworten?«
Ein paar Augenblicke später saß ich dem Manne gegenüber und wußte, daß sein Name Laplace war. Ich musterte ihn mit unverhohlenem Interesse. In der Nähe machte er noch mehr den Eindruck der Stärke. So mußten in alten Tagen die Landsknechte ausgesehen haben. Dabei lag etwas in seinem Blick, das seiner einschmeichelnden Stimme verwandt war. Etwas, das entweder Altersschwäche oder versteckter Wahnwitz sein mußte. Er wiederholte seine Geschichte beinahe wörtlich und reichte mir den Brief. Es war ein altes, billiges, vergilbtes Kuvert mit höchstens einem Bogen Papier darin, wie ich fühlte. Die Adresse, mit Ausnahme des Namens, war überklebt. Die Marke war weg, wie er gesagt hatte, und von dem kreisrunden, verblaßten Poststempel waren nur die Buchstaben N, H, N übrig.
Ich gestehe, daß es mir sofort in den Fingern, die den Brief hielten, zu kribbeln begann. Die Neugierde war stets mein Hauptlaster. Sie hat mich dahin gebracht, wo ich mich jetzt befinde, und hat mich aus dem bürgerlichen Paradies vertrieben, wie einst unseren Stammvater aus dem wirklichen. Lassen Sie sich warnen, lieber Herr Hegel! Was war das für ein Brief? Was war das für ein Mann? Und was war das für eine Geschichte, die er da vorbrachte? Jahrelang weg gewesen und den Brief in seiner Wohnung vorgefunden? Unwahrscheinlich, ja mehr als das! Warum überklebte er dann die Adresse? Offenbar pflegte er den Umschlag Fremden zu zeigen, um sie um Rat zu fragen; aber weshalb brauchte er seine eigene Adresse zu überkleben, wenn er nur im Ausland gewesen war? Der Brief war sehr alt, nach der Farbe schloß ich auf zwanzig, dreißig Jahre. Was war die Erklärung?
Blitzartig durchzuckte mich ein Gedanke. Mir fiel eine meiner ersten Affären ein. Es gab einmal einen Mr. Bateman, der sieben Jahre auf einen Brief von mir wartete. Er bekam den Brief, denn es war ein Gefängnis, in dem er saß und darauf wartete wie ein artiges Kind … Ich setzte mein trockenstes, pedantischstes Gesicht auf, und während ich den Umschlag befühlte, sagte ich:
»N, H, N … keine Jahreszahl, kein Datum! Wenn doch wenigstens das zu erkennen wäre!«
»Inwiefern hätte Ihnen das helfen können?« fragte mein Gegenüber.
»Die Form der Ziffern, bester Herr. Fast alle gedruckten Typen haben ihre Nationalität, namentlich die Ziffern. Das N, H, N hier hat soviel Nationalität, daß ich behaupten kann, daß der Brief weder in England noch in Frankreich abgestempelt ist, aber auch nicht mehr. Hätte ich noch ein paar Ziffern zur Unterstützung, dann glaube ich beinahe, daß ich das Problem sofort lösen könnte.«
Laplace starrte mich in höchst schmeichelhafter Weise an.
»Ich beginne alt zu werden«, sagte er. »Daran hätte ich nie gedacht. So, Sie sagen, daß er weder in England noch in Frankreich abgestempelt ist? Glauben Sie – glauben Sie, daß er in China abgestempelt sein kann?«
Ich fuhr zusammen. Seine Stimme war so erregt, daß sie zitterte.
»China«, meinte ich. »Darüber wage ich mich nicht auszusprechen. Haben Sie Grund, es zu vermuten?«
»Durchaus nicht«, erwiderte er hastig. »Nun, wenn wir England und Frankreich ausschließen, können Sie mir dann einen Ort mit N, H, N sagen?«
»Ein Dutzend«, erklärte ich. »Neunkirchen, Nischnijnowgorod, Neu-Hannover. Sie sehen, es gibt solche Orte auf der ganzen Welt.«
»Sie scherzen mit mir«, murrte er, halb klagend, halb ärgerlich. »Sie sehen ja, daß das erste N dicht beim H steht, und das andere kann kaum mehr als zwei Buchstaben davon entfernt sein. Einen solchen Namen suche ich.«
Der böse Geist, der bei solchen Gelegenheiten in mich fährt, fragte durch meinen Mund:
»Seit wie lange?«
Er zuckte zusammen wie unter einem Schlag.
»Nicht so – nicht so sehr lange«, murmelte er.
Ich bereute die Worte des bösen Geistes.
»Wenn Sie mich ein Weilchen in Ruhe lassen, werde ich nach besten Kräften nachdenken«, tröstete ich. Er nickte zufrieden, und ich vertiefte mich in Grübeleien. Ich drehte unbemerkt den Umschlag um, den er mir noch immer gelassen hatte. Es standen keinerlei Aufzeichnungen irgendwelcher Gefängnisbehörden darauf – am Freilassungstage zu übergeben oder dergleichen … Aber er konnte den Brief ja auch in die Hand bekommen haben, als er noch im Gefängnis war! Dieser Gedanke hypnotisierte mich. Man denke, wenn ein Mitschuldiger den Brief abgeschickt hatte, um einen Kameraden oder einen Feind in seiner Ohnmacht zu peinigen, um ihm mitzuteilen, daß er herrlich und in Freuden von der gemeinsamen Beute lebe, während der andere hilflos eingesperrt war … Oder ging meine Phantasie mit mir durch? Ich hatte ja nicht den geringsten wirklichen Anlaß, zu glauben, daß Laplace im Gefängnis gesessen hatte. Zum zweitenmal fuhr der böse Geist in mich, jetzt von einer Anzahl eingeladener Freunde begleitet. Ich sagte:
»N, H, N ist ein Mysterium, das ich nicht im Handumdrehen lösen kann. Man erkennt ja nicht, ob die Buchstaben zu Anfang des Wortes, in der Mitte oder am Ende stehen. Solche Dinge bleiben meistens ungelöst. Ich habe selbst einen ähnlichen Fall erlebt.«
»Was sagen Sie? Sie haben dasselbe mitgemacht?«
»In gewisser Weise. Das war einmal, als ich in Amerika im Gefängnis saß. Jemand schickte mir einen Brief, der –«
Ich kam nicht weiter. Was ich gesagt hatte, war herzlos. Wenn man sieben böse Geister im Leibe hat, darf man ihnen doch nicht erlauben, auf diese Weise aufzutreten. Laplace riß seinen Brief an sich und sprang vom Sessel auf. Er blieb vorgebeugt stehen und starrte mich mit Augen an, die selbst in der Finsternis geleuchtet hätten. Ich erhob mich ebenfalls, da es unhöflich ist, zu sitzen, wenn ein älterer Mann steht, und fuhr, so unbefangen ich konnte, fort:
»Ja, das war damals! Ich wurde so gut wie sofort wieder freigelassen, aber derjenige, der den Brief geschrieben hatte –«
Es war zu spät. Tief aus Laplaces Kehle löste sich ein Knurren, er warf mir einen Blick zu und ging zur Tür. Ich fühlte, daß er mich haßte wie den Tod und daß ich wahrscheinlich in Zukunft nicht unerkannt an ihm vorübergehen konnte. Ich verbeugte mich stumm, als er hinausging. Aber ich blieb nicht lange nach ihm. Und die Ursache war für mich wenig rühmlich.
Während ich nämlich mit dem Brief in der Hand dasaß, war ich wieder von meiner unglückseligen Neugierde überwältigt worden. Als Laplace ging, riß er das Kuvert an sich, in dem Glauben, daß es seinen Brief noch enthielt.
Es enthielt einen unbeschriebenen Bogen Papier.
Der Brief, der sich darin befunden hatte, lag in meiner Tasche, und ich wünschte mir nicht, daß er zurückkomme und ihn verlange. Ich schämte mich dessen, was ich getan hatte, zu sehr, und ich war auch nicht ganz sicher, wie es für mich ausgehen würde. Ich hatte genug von Laplace gesehen, um zu wissen, daß er vor einem Totschlag nicht zurückschrecken würde. Zwei Minuten nach ihm verließ ich den Klub. Diese zwei Minuten hatte ich dazu verwendet, die Adresse in Erfahrung zu bringen, die er dort angegeben hatte.
Das war der Anfang meiner Bekanntschaft mit Laplace. Wissen Sie, was ich noch am selben Abend tat? Ich löste das Rätsel N, H, N. Es war eigentlich nicht so schwer zu erraten, daß diese drei Buchstaben alles waren, was vom Poststempel Kopenhagen übriggeblieben war. Wie hingegen der Brief, der mit ihnen zusammenhing, aus Kopenhagen gekommen sein konnte, blieb mir ein Rätsel. Ich hatte selbst einmal in der Stadt gewohnt. Und damit bin ich schon bei der Fortsetzung.
Ich habe Sie bei Langham eingeführt. Ich werde Sie jetzt in eine noch zweifelhaftere Gesellschaft einführen – drei Herren, der eine Franzose, der zweite Engländer, der dritte Schwede, alle einer Klasse angehörig, welche die gesetzlichen Behörden mit einem Mißtrauen betrachten, das sie sich gar nicht zu verbergen bemühen. Sieben Städte in Frankreich und ebenso viele in England machen es sich streitig, nicht als Geburtsort der zwei erstgenannten Herren zu gelten. Der dritte ist nicht wurzellos, denn die Gemeinde Dunderyd in Schweden hat ihn ein für allemal arglos als ihren Sohn anerkannt. Aber das ist lange her. Die letzten acht Jahre hat er es vorgezogen, sich der Obrigkeit in ganz anderen Teilen der Welt unangenehm zu machen. Ich weiß nicht, ob ich genug gesagt habe, damit Sie die geachtete Firma Graham erkennen, die Ihre Interessen in Kopenhagen vertrat?
Warum ich Detektiv in Kopenhagen wurde? Sie können es mit Recht fragen, und da ich die hohe Meinung kenne, die Sie von Detektiven haben, weiß ich, daß Ihre Stimme kalt und streng ist, wenn Sie diese Frage stellen. Verzeihen Sie, daß ich Ihnen einen so schlechten Begriff von den ersten Detektiven, die Sie trafen, beigebracht habe. Denn, nicht wahr, das waren wir doch? Sie machten den Eindruck, ebensoviel Erfahrung in Detektiven wie in Verbrechen zu haben – ich hoffe, Sie fassen das als ein Kompliment auf!
Ich will Ihnen nun sagen, warum ich dieses Sakrileg beging.
Zwei Tage nach meiner Begegnung mit Laplace entdeckte ich, daß er London verlassen hatte. Die Adresse, die er bei Langham angegeben hatte, stimmte zwar, allein er wohnte nicht mehr da, als ich hinkam. Er war abgereist, und es gelang mir, in Erfahrung zu bringen, daß er mit dem Zuge gereist war, der nach Colchester und Harwich ging. Ein Mensch wie Laplace reist nicht nach Colchester oder Harwich. Er reist nur an einen Ort – einen Ort mit N, H, N, denn nur von diesem Ort kann ein Brief, wie ich jetzt in meinem Besitz hatte, vor zwanzig Jahren abgesendet worden sein; dieser Ort ist für ihn die ganze Welt. Ich hatte das Geheimnis mit den drei Buchstaben gelöst, und er mußte es auch – mit oder ohne Hilfe – gelöst haben, denn über Colchester und Harwich fährt man nach Kopenhagen.
Laplace mußte nach Kopenhagen gefahren sein. Der Brief, den ich in meinem Besitz hatte, und meine bereits mehrfach erwähnte Neugierde hatten mich selbst so halb und halb bestimmt, hinzufahren; seit ich wußte, daß Laplace sich auf dem Weg dorthin befand, war mein Entschluß unerschütterlich. Ich hatte schlecht an einem alten, hilflosen Kollegen gehandelt. Es war meine Pflicht, das Unrecht wieder gutzumachen und ihm womöglich bei seinen Bestrebungen in Kopenhagen behilflich zu sein. Aber es gab ein Aber. Ich hatte von früher her einen recht schlechten Ruf in Kopenhagen.
Dieser Ruf war nicht ganz unbegründet. Ich will mich nicht näher darüber auslassen, wie ich zu ihm gekommen bin. Lassen Sie mich andeuten, daß man, wenn man in Geschäften beschwindelt worden ist, sich gern etwas allzu gründlich rächt. Meine ersten Geschäfte, die allerersten Geschäfte meiner Jugend, spielten bei einem Makler in Kopenhagen. Ach ja. Er betrog mich, und als ich kurz darauf gezwungen war, meinem dankbaren Vaterland den Rücken zu kehren, begab ich mich nach Kopenhagen, um die Sache mit ihm zu ordnen. Dies gelang mir fast zu gut. Viele mußten entgelten, was einer verbrochen hatte. Das ist nun viele Jahre her. Aber es gibt Leute, die sich noch daran erinnern – wie ich schnell merken sollte.
Mein schlechter Ruf war nicht der einzige Anlaß, weshalb ich beschloß, Detektiv in Kopenhagen zu werden. Ein Detektiv ist wie Cäsars Gattin, nicht einmal der Schatten eines Verdachts darf auf ihn fallen. Der zweite Grund war, daß ich als Detektiv meine Nachforschungen ungestört vornehmen – ja, sogar die Hilfe der Polizei in Anspruch nehmen konnte.
Ich machte also Mr. Graham, dieses Bild der Solidität, zum Chef einer Detektivfirma und bezog die Wohnung in Kopenhagen, die Ihnen nicht ganz unbekannt ist. Ich sorgte dafür, daß der äußere Apparat vollkommen zufriedenstellend war. Mr. Grahams Eigenheiten trugen dazu bei, der Firma einen Nimbus zu geben. Ich übernahm ein paar Sachen, des äußeren Anscheins wegen. Die erste, die mich interessierte, war die Ihre – sie schien derart absurd. Ich ahnte damals nicht, daß ich durch Sie eine meiner Hauptabsichten erreichen würde – Laplace zu treffen. Er entging mir bis zu der Nacht, in der Sie unsere Zusammenkunft vermittelten. Aber mein eigentliches Hauptziel war ein anderes. Es deckte sich mit Laplaces eigenem Vorhaben in Kopenhagen. Wir waren beide auf der Jagd – einer unwahrscheinlichen und hoffnungslosen Jagd – nach einem Herrn, der vor zwanzig Jahren in dieser Stadt einen Brief abgegeben hatte. Es stand geschrieben, daß wir ihn beide finden sollten. Wir fanden ihn an dem Tage nach Laplaces Besuch in meiner Wohnung, dem Tag vor meiner überstürzten Abreise aus Dänemark. Ich will wetten – hundert gegen eins, ganz gegen meine Prinzipien –, daß Sie, all Ihrer Phantasie zum Trotz, nicht erraten können, was dazu führte, daß wir fanden, was wir suchten.
Es war Ihr alter chinesischer Mantel, das Erbstück Ihres Onkels.
Lassen Sie mich beschreiben, was sich zutrug, nachdem Sie auf meinem Diwan eingeschlafen waren. Was vorher geschah, wissen Sie ja, Sie wissen, daß Laplace, lichterloh verrückt, in meine Wohnung eingedrungen war; Sie wissen, daß er meine beiden Freunde gefesselt hatte und wahrscheinlich Sie sowohl wie die anderen umgebracht hätte, wenn man ihn hätte gewähren lassen. Sie wissen, daß ich ihm zuvorkam und ihn erschoß. Aber Sie wissen nicht, warum Laplace wahnsinnig war.
Das hing nicht mit dem Vorhaben zusammen, das er in Kopenhagen verfolgte; es hatte auch nichts damit zu tun, daß wir aus Ihrer Wohnung durchgebrannt waren. Nein, es hing mit einer ganz anderen Sache zusammen. Sie erinnern sich an Ihre Freundin vom Kostümball, die Meerwasseräugige, wie Sie sie so poetisch nannten. Sie haben wohl nicht den Kuß vergessen, den sie Ihnen gab – die kleine hysterische Apachenteufelin. Entschuldigen Sie, wenn ich Ihre Gefühle verletze. Sie werden meinen Worten eher zustimmen, wenn ich Ihnen erzähle, was Sie noch nicht wissen.
An demselben Tage, an dem wir gefesselt in Ihrem Zimmer lagen, war sie Laplace mit seinem ganzen Geld durchgegangen. Es war die Liebe, die echte perverse Apachenliebe, die sie zu diesem Schritt trieb. Sie hatte sich in Laplaces gelben Diener verliebt, und mit ihm war sie durchgegangen!
Dies hatte Laplace vollkommen toll gemacht. Er sah seine Welt in Trümmer fallen, die Welt, die er sich für seine alten Tage aufgebaut, nachdem er die Hälfte seines Lebens unter Verhältnissen gelebt hatte – auf die ich noch zurückkomme.
Nun wissen Sie soviel. Jetzt wissen Sie nur noch eines nicht! Sie sahen mich Laplace töten. Ich habe Laplace nicht getötet.
Ich weiß nicht, ob es Ihnen auffiel, daß er verschwunden war, als Sie erwachten. Vielleicht gingen Ihnen da die Augen über meinen wirklichen Charakter auf, und Sie verdächtigten mich der Leichenplünderung oder noch ärgerer Dinge. Aber ich war so belastender Sachen nicht schuldig. Ich weiß nicht, ob Sie von einer Art Revolver gehört haben, die mit Gas anstatt mit Kugeln geladen werden. Ich hatte einen solchen in meiner Wohnung. Sie erinnern sich vielleicht, was ich sagte: Laplace ist ein alter Königstiger, und man darf ihm den Pelz nicht mit zuviel Kugeln verderben. Der Schuß, den ich auf ihn abgab, kam aus einem Scheintodrevolver. Dies und die Reaktion auf seinen Wahnsinn hielt ihn lange genug betäubt, damit ich mich dem Interessantesten in der ganzen Affäre widmen konnte – Ihrem alten chinesischen Mantel.
Der hatte mich vom ersten Augenblick an, da ich von ihm gehört hatte, interessiert, das will soviel sagen wie von dem Augenblick an, als er Ihnen auf der Redoute gestohlen wurde. Wer in aller Welt läßt es sich einfallen, einen alten Chinesenmantel zu stehlen? Zugegeben, daß dieser Mantel echt ist, aber er ist doch auf jeden Fall nicht wertvoll genug, um seinetwegen einen öffentlichen Skandal und Scherereien mit der Polizei zu riskieren. Und wer hatte ihn gestohlen? Wie Sie selbst überzeugt waren, ein gebildeter Mensch in verantwortlicher Stellung, ein Universitätslehrer. Das war genug, um mich nachdenklich zu machen. Aber es gab noch andere Punkte. Sie hatten dem vermutlichen Diebe gegenüber gelegentlich den Namen Laplace genannt. Er hatte dabei vollständig die Selbstbeherrschung verloren. Warum? Es gab ja viele denkbare Erklärungsgründe, aber was mich frappierte, war, daß Laplace, den ich kannte, viele, viele Jahre – mehr Jahre, als er sich wünschte – in China verbracht hatte und daß der Mann, den der Name so erschütterte, selbst Lehrer des Chinesischen und in chinesischen Verhältnissen bewandert war. Schon bei diesem Punkte begann meine Phantasie zu arbeiten. Als ich vierundzwanzig Stunden später abermals Gelegenheit hatte, sie nach Belieben arbeiten zu lassen, wissen Sie, welche Neuigkeit Sie und mich erwartete? Der Mann, der wahrscheinlich Ihren Mantel gestohlen hatte, war in derselben Nacht eingebrochen und auf frischer Tat ertappt worden.
Das Zusammentreffen war allzu eigentümlich, um lediglich ein Zufall zu sein. Es mußte einen direkten Zusammenhang geben, wenn ich auch noch keine Ahnung hatte, worin er bestand. Sie wissen, daß wir gemeinsam eine kleine Expedition in die Wohnung des Verdächtigten unternahmen. Wir fanden Ihren Mantel und zogen ab, nachdem wir uns längere Zeit, als Sie nötig fanden, in Herrn Pitz' Wohnung aufgehalten hatten. Dann kam das Zwischenspiel mit Laplace, das jede ernsthafte Beschäftigung hinderte. Aber sobald es vorüber war, machte ich mich wieder an das Studium Ihres gestohlenen Mantels.
Sie haben ihn so lange, daß Sie wissen dürften, wie er aussieht. Sie wissen, daß er aus schwarzer Seide ist und mit Stickereien übersät, die verschiedene Dinge vorstellen. Da sind Lotosblumen, Vögel und Drachen. Alles in einem Gewirr von Farben und Figuren. Während Sie schliefen und Laplace ohnmächtig in seinem Lehnstuhl lag, machte ich mich daran, sie zu studieren. Zur größeren Sicherheit hatte ich Laplace mit Handschellen versehen. Ich weiß nicht, ob Sie dies bemerkt haben.
Ich weiß auch nicht, ob Sie sahen, daß ich einen Diebstahl beging, bevor wir Herrn Pitz' Wohnung verließen. Sie können von einem falschen Detektiv nichts Besseres erwarten.
Es war ja nichts Besonderes, was ich mir aneignete; nur ein chinesisches Lexikon. Barg der Mantel irgendein Geheimnis, so mußte es mit Hilfe irgendeiner Sprache mitgeteilt sein. Ich hatte selbst etwas chinesische Literatur mit, aber ich befürchtete, daß es für meine Bedürfnisse nicht ausreichen würde. Und meine Befürchtungen erwiesen sich als begründet.
Es war ungefähr halb zwei Uhr, als ich mich, Ihren Mantel vor mir, die Bücher in Greifweite, niederließ. Mein erster Gedanke war, daß die Figuren auf dem Mantel Hieroglyphen sein könnten. Ich stellte mir vor, daß sie ihr vermutliches Geheimnis in irgendeiner Bilderschrift ausdrückten. Was meine Forschungen erschwerte, war, daß ich so gut wie keine Ahnung hatte, worin dieses Geheimnis bestand. Ich vermutete, daß es in irgendeiner Weise Laplace und eine Person betraf, die vor zwanzig Jahren hier aus Kopenhagen den Brief geschrieben hatte; ich vermutete es nach Herrn Pitz' Betragen, als er Laplace erwähnen hörte. Dies vorausgesetzt, hatte ich einen Leitfaden, aber einen sehr schwachen. Dieser Leitfaden war der Brief, den ich Laplace entwendet hatte. Ich habe Ihnen wohl noch nicht erzählt, wie er lautete? Er begann ohne Überschrift:
»Manche haben Glück, andere haben Pech. Du hast Dich immer auf das hohe Roß gesetzt. Jetzt kannst Du in Ping-Yang sitzen, bis Du verfaulst. Dein Konsulat wird Dir nicht helfen, wenn sie Dir auch hoffentlich diesen Brief zustellen werden.
Ist man frei, so kann man Entdeckungen machen. Heute habe ich endlich den Gelben aus Mao Changs Haus aufgestöbert. In London war er mir durchgegangen, aber jetzt habe ich ihn aufgespürt, und heute abend werde ich ihm einen kleinen Besuch abstatten.
Ich weiß, daß er seines Herrn Gut unversehrt in seinem Besitz hat. Glaubst Du, es reicht für ein sorgenloses Alter für Deinen alten Freund N?«
Dies war der Brief. Mit ihm als Hilfe setzte ich mich nieder und grübelte über Ihren Mantel nach. Lassen Sie mich es Ihnen gleich sagen: meine Meditationen trugen keine Früchte. Wie ich auch die verschiedenen Figuren drehte und wendete, ich konnte keinen Sinn hineinbringen, der mit Laplace und dem unbekannten N Zusammenhang hätte. Ob ich nun die Drachen, die Lotosblumen und die Vögel im buchstäblichen oder übertragenen Sinne nahm, es kam auf eins heraus. Es ergab auch nicht den Schatten eines Resultats. Ich rauchte mehr Zigaretten, als ich seit Wochen geraucht hatte, und mein Freund Graham kochte mir in der Küche, wo Laplace gehaust hatte, schwarzen Kaffee. Aber das Gehirn kann nicht über einen gewissen Grad hinaus angeregt werden. Wo nichts zu kombinieren ist, kann es keine Kombinationen machen.
Gegen vier Uhr war ich auf dem besten Wege, das Ganze aufzugeben. Laplace hatte sich zu bewegen begonnen. Die Betäubung nach dem Schuß war längst vorbei, jetzt begann sich die Reaktion nach seinem Anfall zu legen. Ich mußte jeden Moment gewärtig sein, daß er zum Leben erwachte. Diese Aussicht erfüllte mich nicht mit Freude. Was sollte ich mit ihm anfangen? Ihn den Behörden zu übergeben, dazu hatte ich keine Lust. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, daß sie die Firma Graham nicht mit dem gebührenden Respekt und Vertrauen betrachteten. Vor ein paar Tagen, auf dem Kostümball, hatte mich ein Herr, den ich mit Leichtigkeit in die Klasse der Detektive einordnete, überaus zudringlich beobachtet. Ich weiß nicht, ob Sie, der Sie für Detektive schwärmen, ihn bemerkt haben – ein langer Bursche, als neapolitanischer Fischer kostümiert. Der war ein richtiger Detektiv. Andererseits hatte ich keine Lust, Kopenhagen zu verlassen, ehe ich die Lösung des Ganzen gefunden hatte. Aber wo war der Leitfaden, den ich brauchte, um das Problem zu lösen?
Ich weiß nicht, wie Ihr Gehirn arbeitet. Ich weiß also nicht, ob Sie sich hineinversetzen können, wie es bei mir ist? Es hat die wunderlichsten Gewohnheiten. Meine Gedanken haben eine Manie, sich so zu bewegen wie der Springer auf dem Schachbrett, zwei Schritte vor und einen zur Seite. Sie können plötzlich einen Abstecher machen, veranlaßt durch einen Tonfall, eine Geruchsempfindung oder ein Wort. Es braucht kein ausgesprochenes Wort zu sein; es kann eines sein, das ich selbst denke. Ich denke immer in Form eines Monologs oder richtiger eines Dialogs mit mir selbst. In dem Gespräch, das ich an diesem Morgen mit mir selbst führte, zuckte ich plötzlich zusammen. Ein Wort hatte meine Gedanken veranlaßt, einen Seitensprung zu machen.
Ich hatte mich selbst gefragt, wo ich einen Leitfaden in diesem Problem finden sollte. Ich glaube, daß sich in mir blitzschnell die Ideenassoziation Leitfaden-roter Faden vollzog, um bei dem einfachen Wort Faden anzulangen. Und im selben Augenblick stellte ich mir eine neue Frage: Wie, wenn das Geheimnis Ihres Mantels ganz einfach darin bestünde, einen bestimmten Faden der Stickereien zu verfolgen?
Ich will Sie nicht mit der Beschreibung meiner Versuche mit dieser neuen Idee ermüden. Ich will nur andeuten, daß ihrer nicht wenige waren. In welcher Weise konnte ein Faden im Rock etwas zu bedeuten haben? Ich wußte es nicht. Und es gab so viele Fäden in den gestickten Drachen, Vögeln und Lotosblumen, daß sie einen Weber hätten wirr machen können. Erst nach geraumer Zeit ereignete sich etwas.
Haben Sie sich je mit optischen Täuschungen beschäftigt? Sie sitzen da und sehen ein Quadrat an, in dem die Diagonalen aufgezeichnet und zwei der Diagonalfelder schraffiert wurden, während zwei blank sind. Lange scheint Ihnen das Schraffierte eine Vertiefung zu sein. Plötzlich – warum? – sehen Sie, daß es sich zu Ihnen emporhebt, daß es im Gegenteil eine Erhöhung ist. Etwas Ähnliches geschah mir, während ich dasaß und den dritten Drachen von oben an Ihrem Rock anstarrte. Plötzlich fiel es mir auf, daß ein grellgelber Faden darin sich gleichsam aus den anderen hervorhob. Und im gleichen Augenblick schien es mir, daß dies kein bedeutungsloser Faden war; war es nicht ein chinesisches Schriftzeichen, das da mitten in dem Gewirr des Bildes verborgen war?
Ich konnte mich nicht sofort entschließen, dies zu glauben! Ein Schriftzeichen im Bildmuster selbst verborgen! Das war zu phantastisch, um wahr zu sein. Aber immerhin – vielleicht doch? Wenn, wie ich vermutete, der Mantel ein Geheimnis barg, war es nicht nur wahrscheinlich, daß es in dieser Weise verborgen war? Je mehr ich darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher, ja glaubhafter erschien es mir. Gewiß, es war neu und kühn – aber an sich war es weder undenkbar noch unmöglich. Doch es war ja leicht, ein Kontrollexperiment zu machen. Ich glaubte, ein Zeichen gefunden zu haben; nichts einfacher, als es in Herrn Pitz' Lexikon nachzuschlagen. Ich tat es. Das Schriftzeichen, das ich gefunden zu haben glaubte, sah so aus:
Nach einigem Forschen fand ich es in Herrn Pitz' Lexikon. Ja, es stand da. Das Lexikon gab es phonetisch mit »nan« wieder und übersetzte es mit Edelmann, Erhabene Person. Ich konnte nicht länger zweifeln. Ich hatte recht. Ich hatte das eine Ende des Ariadnefadens – im buchstäblichen Sinn – gefunden.
Ich war wirklich stolz und selbstzufrieden, denn jetzt wußte ich, wonach ich zu suchen hatte. Mein Suchen war nicht leicht, aber es ergab ein Resultat. Eines nach dem anderen spürte ich eine Serie gelber Schriftzeichen auf, die von oben hinunter durch die Serie der Drachen und Lotosblumen gingen. Meine Kenntnis des Chinesischen war groß genug, daß ich ein paar davon deuten konnte; die Deutung der anderen stellte ich der Zukunft anheim. Zwei, die untereinander in derselben Figur standen, schlug ich nach. Sie verursachten mir ein Kitzeln in der Magengegend. Die Zeichen sahen so aus:
Das Lexikon gab sie phonetisch mit »Dan quo« wieder und übersetzte sie mit: Das Land Dänemark. Ich fühlte, daß ich mich der Lösung des Rätsels näherte!
Endlich hatte ich ein genügendes Arbeitsmaterial beisammen und machte mich daran, die Mitteilung, die eine unbekannte Hand vor weiß Gott wie langer Zeit auf diese Weise verborgen hatte, auszulegen. Was mochte sie enthalten? Können Sie sich eine Vorstellung von der Neugierde machen, mit der ich mich dies fragte?
Es war sechs Uhr morgens geworden. Sie schliefen auf dem Diwan noch immer den Schlaf des Gerechten; Laplace wälzte sich immer unruhiger hin und her. Hie und da stieß er ein Knurren aus und fletschte die Zähne. Meine beiden Freunde, die nicht vor mir zu Bett gehen wollten, hatten sich ins Nebenzimmer gesetzt und spielten Schach. Draußen glitt das Nachtdunkel von der Himmelskuppel, so wie man den Schirm von einer Kupeelampe zurückzieht. In etwa zehn Minuten war es hellichter Tag.
Was war das für eine Mitteilung, welche die unbekannte Hand sich soviel Mühe gegeben hatte zu verbergen?
Was ich las, nachdem ich die ganze Serie der Schriftzeichen entziffert hatte, war folgendes:
»Der Gegenstand Sung an seinen Herrn!
Ich bin unversehrt angelangt. Die Stadt ist klein, aber sie erscheint mir passend. Eine Wohnstätte für den Erhabenen ist gekauft. Sie liegt auf dem Wege zum Schloß auf der Anhöhe vor der Stadt, achthundert Schritte davon entfernt. Die Stadt ist die Hauptstadt des Landes Dänemark und führt mehrere Namen. Das Haus steht Tag und Nacht bereit, den Erhabenen zu empfangen. Es liegt einsam und ist für das Auge des Erhabenen durch gewisse daran angebrachte Zeichen leicht zu erkennen. Das anvertraute Gut ist dort gut verborgen. Der Gegenstand Sung wartet jeden Tag in demütiger Ungeduld auf seinen Herrn.«
Das war das Ganze. Ergab es irgendwelchen Sinn?
Unleugbar ergab es einen gewissen Sinn. Aber eines verwirrte mich anfangs. Es stand kein Wort über Laplace darin. Und doch hatte ich gerade dies zu finden erwartet. Mit Laplace als Ausgangspunkt hatte ich meine Untersuchungen begonnen. Aber hier fand sich kein Wort über Laplace. Ich hatte einen Fund gemacht, aber es war ein Zufallsfund. Ich war befriedigt, aber dabei restlos verwirrt.
Wer war dieser Sung, der sich einen Gegenstand nannte? Und wer war der erhabene Herr, den er in demütiger Ungeduld erwartete und für den er ein Haus in der Stadt gekauft hatte, in der ich mich jetzt befand? Ich versank in Grübeleien, während ich halb mißtrauisch den alten Mantel anstarrte, der das eigenartige Mittel gewesen war, diese wunderliche Botschaft zu überbringen. Warum hatte man ein solches Mittel gewählt? Wie lange war das nun her? Und hatte diese Botschaft noch immer ihre gleiche Bedeutung? Mein Hirn machte wieder einen Seitensprung. Ich entsann mich mit einem Male der Papiere, die ich auf Herrn Pitz' Schreibtisch gefunden und mich keineswegs gescheut hatte, mitzunehmen. Diese Papiere sahen aus, als wiesen sie Berechnungen irgendwelcher Art auf. Herr Pitz hatte auf einer Kartenskizze von Kopenhagen Kreise gezogen und Messungen angestellt. Was war der Sinn? Konnte es ein anderer sein, als daß er die Mitteilung gedeutet und einen Versuch gemacht hatte, dieses Haus zu finden, welches der Gegenstand Sung gekauft hatte und wo das anvertraute Gut verborgen lag?
So mußte es sein. Ich schlug die eine Hand gegen die andere und führte ein aufklärendes Selbstgespräch.
Wer war Herr Pitz?
Universitätslehrer des Chinesischen.
Was hatte er begangen?
Erstens einen Diebstahl von eigentümlicher Art, den Diebstahl eines alten chinesischen Mantels, aus dem ich selbst eine Mitteilung herauslesen zu können glaubte.
Was hatte er ferner auf dem Gewissen?
Er hatte einen Einbruch verübt.
Ist es für einen Mann in seiner Stellung üblich, einzubrechen?
Nein – und wenn man den Diebstahl des Mantels, die Berechnungen auf dem Papier und den Einbruch kombiniert, zu welchem Resultat kommt man dann?
Daß Herr Pitz, der sicherlich die Mitteilung des Rockes besser entziffern konnte als ich, dieser Mitteilung noch immer so große Bedeutung beilegte, daß er um ihretwillen eine neue, schwere Gesetzesübertretung wagte.
Wahrlich, Ihr Kostüm, Ihr alter chinesischer Mantel stellte den »goldenen Käfer« und alle anderen Schatzmitteilungen in den Schatten! Ich sah ihn liebevoll an, und während ich noch so den Blick auf ihm ruhen ließ, erlebte ich ein neues optisches Phänomen.
Ein grüner Faden in einem der Vögel löste sich genau so von seiner Umgebung los wie der gelbe früher aus der seinen. Ich sah ein neues, unbekanntes Schriftzeichen. Es war also noch eine zweite Mitteilung in dem Rock verborgen! Oder gar noch mehrere? Enthielt er am Ende eine ganze Korrespondenz in verschiedenen Farben? Ich fühlte mich geneigt, es zu glauben. Ich machte mich an die Vögel und begann nach grünen Zeichen zu suchen. Es kostete mich etwas mehr Zeit, sie zu entziffern, da die grünen Fäden nicht so auffallend waren wie die gelben. Schließlich hatte ich eine Serie beisammen, und die Mitteilung, die sie enthielt, lautete, wenn ich sie richtig verstand, folgendermaßen:
»Der Amerikaner ist mit Sicherheit ein Verräter, und wahrscheinlich auch der Franzose Laplace. Möge sich der Erhabene wohl vor beiden hüten! Sie sind mit Bestimmtheit Verräter!«
Damit war meine Kette komplett! Damit umfaßte sie auch Laplace, dessen Namen so wiedergegeben war:
Wer der Amerikaner war, daran dachte ich im Augenblick nicht, denn ich hatte den Ausgangspunkt meiner Kombination, Laplaces alten Brief, vergessen. Aber wer war es, der die beiden Botschaften des gelben und des grünen Fadens abgesandt hatte? Und an wen hatte er sie gesandt? Wen warnte er vor Laplace? Meine Neugierde ließ mich nicht länger ruhig auf einem Fleck sitzen! Ich fühlte, daß ich alles enträtseln mußte, was mit dieser mystischen Sache zusammenhing, in die Laplace, ich und in gewisser Weise Sie und Herr Pitz mehr oder weniger mit unserem Willen verwickelt waren. Es war möglich, daß ich alles von Laplace erfahren konnte, wenn er erwachte. Aber es war nicht sicher. Die Gefühle, die er für mich hegte, waren keineswegs zärtlicher Natur, und außerdem war es fraglich, ob er überhaupt auf dieser Welt je wieder etwas erzählen konnte. Sein Zustand am Abend wies nicht gerade in diese Richtung. Wie sollte ich jedoch alles erfahren, wenn nicht durch ihn?
Ich hatte keine Lust, Herrn Pitz in seiner jetzigen engen Wohnung aufzusuchen und über diesen Punkt auszuforschen. Nein, aber warum nicht das tun, was Herr Pitz hatte tun wollen? Warum nicht das Haus finden, wenn es noch zu finden war, das geheimnisvolle Haus, das Sung für seinen Herrn gekauft hatte?
Ich las nochmals die gelbe Mitteilung durch. »Eine Wohnstätte für den Erhabenen ist gekauft. Sie liegt auf dem Weg zum Schloß auf der Anhöhe vor der Stadt, achthundert Schritte davon entfernt.« Ich hatte lange genug in Kopenhagen gelebt, um dies als einen direkten Hinweis auf Schloß Frederiksberg zu verstehen. Konnte ein anderes gemeint sein? Nein, nicht, wenn es diesem Sung mit seiner Mitteilung ernst war. Auf dem Wege dort hinaus, mit anderen Worten in der Allee, mußte das Haus liegen oder gelegen haben, achthundert Schritte vom Schloß entfernt. Lag es noch da? Herr Pitz schien es anzunehmen, wenn ich seine Handlungsweise richtig gedeutet hatte.
»Das Haus ist für das Auge des Erhabenen durch gewisse daran angebrachte Zeichen leicht zu erkennen.« Vielleicht konnten diese es auch für meine Augen kenntlich machen. Ich faßte einen raschen Entschluß. Ich gab meinen Freunden den Auftrag, auf unsere beiden Gäste achtzugeben, und wanderte in den Oktobermorgen hinaus.
Erst draußen in der freien Luft fiel mir Laplaces alter Brief ein. Ich Idiot! Dieser Brief war englisch mit amerikanischem Anklang geschrieben; die grüne Mitteilung warnte vor einem Amerikaner; in dem Brief war von einem Gelben aus Peking die Rede, den der Briefschreiber gefunden und der das Gut seines Herrn in Verwahrung hatte; was hatte jener, der die gelbe Mitteilung abgesendet hatte, in Verwahrung, wenn nicht das Gut seines Herrn? Ich Idiot! Alles hing miteinander zusammen! Der Brief und der Mantel waren Aktenstücke in derselben Sache. Darüber konnte kein Zweifel herrschen. Nur eines flößte mir Bedenken ein, so daß ich fast wieder umgekehrt wäre. Der Brief schloß mit der Versicherung des Briefschreibers, daß er am Abend dem Gelben einen Besuch abzustatten gedenke und dessen anvertrautes Gut übernehmen werde. Und der Brief war vor vielen, vielen Jahren geschrieben. Hatte der Briefschreiber seinen Besuch bei dem Gelben gemacht, woran man kaum zweifeln konnte, dann war es nicht wahrscheinlich, daß Herr Pitz oder ich Aussicht hatten, für unsere Anstrengungen mit klingender Münze bezahlt zu werden. Das anvertraute Gut war in amerikanischen Besitz übergegangen – in die Hände eines Amerikaners, der, wie der Mantel besagte, ein Verräter, und, wie der Brief bestätigte, ein Schurke war. Aber wie dem auch sein mochte, ich wollte sehen, ob ich nicht wenigstens den Schauplatz des Dramas finden konnte.
Ich machte mich auf den Weg nach Frederiksberg. Der Morgen war mild und der Himmel schiefergrau.
Ich will Sie nicht mit einem Protokoll über meine Distanzmessungen in diesem Stadtteil ermüden. Ich ging davon aus, daß der Mann, der die gelbe Botschaft abgesandt hatte, den Park zum Schloß rechnete. Ich maß achthundert Schritte vom Parkgitter ab. Dies führte mich zu zwei Häuserfassaden in der Allee, zwei Fassaden aus roten Ziegeln, eine rechter, eine linker Hand, die nicht im mindesten danach aussahen, als bärgen sie ein Geheimnis. Ich wanderte zurück und begann noch einmal von vorn. Ich hatte nur Gelegenheit, zu konstatieren, daß meine erste Messung richtig gewesen war. Sollte eines der Ziegelhäuser wirklich das betreffende Haus sein? Unmöglich! Mein ganzer Instinkt rief mir zu, daß es unmöglich war. Es gab eine andere Möglichkeit. Sollte der Gelbe von der Schloßfassade an gerechnet haben? Ich klomm den Hügel hinauf und maß achthundert Schritte ab. Sie führten mich knapp vor das Parkgitter, zu der Reihe billiger Vergnügungsetablissements, die in diesem Teile der Allee gelegen sind. Einige davon waren allerdings in chinesischem Stil gebaut, aber ihre bescheidene Gauklerpracht hatte wohl nichts mit dem Haus des Gegenstandes Sung und seines Herrn zu tun. Ich blieb unschlüssig stehen. Sollte ich trotz alledem einen Blick in das Haus mit der roten Ziegelfassade werfen? In diesem Moment fiel mir etwas ein, was ich überhaupt nicht hätte vergessen sollen. Der Brief, Laplaces Brief, war mindestens zwanzig Jahre alt. Der Mantel vermutlich bedeutend älter. Mit anderen Worten, die Ereignisse, die ich zu entschleiern versuchte, hatten vor langer, langer Zeit gespielt, und das Haus, das ich finden wollte, mußte zu einer Zeit dagelegen sein, wo die Allee, wie sie heute war, noch gar nicht existierte. Stand es noch da, dann mußte es hinter den neu erbauten Ziegelhäusern versteckt liegen. In den Seitenstraßen der Allee hatte ich sie zu suchen. Aber rechts oder links? Ich entschied mich für links und bog in die erste Gasse oberhalb der roten Ziegelfassade ein. Und ich hatte Erfolg, fast sofortigen Erfolg.
Wie Herr Pitz, der die Schrift gedeutet haben mußte wie ich, sie verfehlen konnte, er, der überdies die Stadt hundertmal besser kannte als ich, das ist und bleibt mir ein Rätsel. Ich war die Gasse, die König-Hans-Allee, noch nicht zehn Schritte entlang gegangen, als ich schon wußte, daß ich richtig gegangen war. Die Gasse, die sich zwischen Gärten hinzog, bog plötzlich in einer Kurve ab. Und gerade in der Biegung dieser Kurve lag das Haus – ein altes, verwahrlostes Haus mit wettergeschwärzter Fassade und dunklen Fenstern, in einem großen Garten verborgen, in dem jetzt die letzten Blätter fielen. Da lag das Haus, das der Gegenstand Sung für seinen unbekannten Herrn gekauft hatte.
Alles sagte mir, daß es dieses war und kein anderes. Es lag etwas Geheimnisvolles über ihm, es drückte sich in jeder Einzelheit aus, in der verwahrlosten Fassade, den festverschlossenen Fenstern, der Stille. Es war kein Zweifel möglich; es war das Haus des Gegenstandes Sung. Mein Entschluß stand fest. Ich wollte dasselbe tun wie am Abend vorher in der Wohnung von Herrn Pitz. Ich wollte in seinen Fußtapfen wandeln.
Sie haben ja so allmählich eine recht gute Lehre in der Technik des Haustüröffnens empfangen. Sie wissen also, daß es meine erste Sorge war, festzustellen, ob das Haus bewohnt war. Da es hellichter Tag war, begab ich mich jedoch nicht zum Haupttor; ich wählte den verdeckten rückwärtigen Eingang. Ich fand eine Tür mit einem Schloß, das Spuren aufwies, daß man es kürzlich in Gebrauch zu nehmen versucht hatte, obwohl es ganz verrostet war. Sollte ich doch zum Vordereingang gehen und anklopfen? Ich wollte es schon tun, als ich etwas erblickte, was mich zum ersten Male ahnen ließ, wie eng alles in dieser Sache miteinander verflochten war. Ich sah, daß das Hinterfenster kürzlich einem Einbruch gedient hatte. Eine Scheibe war von einer offenbar ungeübten Hand herausgenommen worden. Und das Fenster stand offen!
Mit einem Schlage begriff ich, daß ich nicht in Herrn Pitz' Spuren wandelte – sondern in den Ihren.
Das Haus, vor dem ich stand, und das Haus in einer der Alleen, wo Sie Ihren ersten Einbruch vollführten, mußten miteinander identisch sein! Ich entsann mich Ihrer Beschreibung zu genau, um noch daran zu zweifeln – und nicht zum geringsten entsann ich mich Ihrer Beschreibung des Eingangs mit der Falltür. Ich beschloß, diesen Eingang zu vermeiden und denselben Weg zu nehmen wie Sie. In einem Haus, wo die Einbrüche so literarische Traditionen hatten, hatte ich keine Angst, ebenfalls einzubrechen. Dort riskierte ich vielleicht verschiedene Dinge, aber nicht, daß man die Polizei anrief.
Ich nahm denselben Weg wie Sie. Mein Herz erzitterte vor Stolz. Ich sah dasselbe wie Sie – bis ich etwas zu sehen bekam, das Sie zu Ihrem Glück mit oder gegen Ihren Willen nicht zu Gesicht bekamen. Ich glaube sogar, es war ein Glück für Herrn Pitz, daß er bei der alten Dame einbrach, und nicht dort, wo er hatte einbrechen wollen. Ja, bei aller Achtung vor Ihnen beiden, ich glaube, Sie hatten alle beide Glück, daß Sie nicht fanden, was Sie hätten finden können. Ich hielt mich nahezu zwei Stunden in dem Hause auf, dann eilte ich fort und nahm mir ein Auto.
Jetzt wird meine Erzählung schwerer zu Ende zu führen sein. Aber Sie müssen sie eben nehmen, wie sie ist.
Ich fuhr im Auto nach Hause. Gerade als es in die Rosenvangetsallee 31 einschwenkte, machte ich eine Entdeckung. Daß ich sie überhaupt machte, war wirklich in Anbetracht dessen, was ich soeben in dem Hause in der König-Hans-Allee erlebt hatte, anerkennenswert. Aber meine Nerven sind recht gut, wenn sie sich auch nicht mit denen Mr. Grahams messen können. Ich entdeckte nichts mehr und nichts weniger, als daß die Wohnung der Firma Graham von Detektiven bewacht wurde. Was dazu Anlaß gegeben hatte, darüber kann ich mich natürlich nicht mit Bestimmtheit äußern. Vielleicht daß mein Freund vom Kostümball, der neapolitanische Fischer, mich von früher her erkannt und mich in meiner Höhle aufgespürt hatte. Vielleicht, daß Laplaces Besuch am vorhergehenden Abend die Aufmerksamkeit der Nachbarschaft erregt hatte. Und vielleicht war beides der Fall gewesen. Anscheinend fühlten sie sich jedoch ihrer Sache nicht recht sicher, da sie mich nicht sofort verhafteten, sondern es vorzogen, zu warten, bis es zu spät war. Aber über die Tatsache selbst konnte kein Zweifel bestehen. Ein blaugekleideter Herr mit einem runden Hut spazierte, als ich von meinem Morgenausflug zurückkehrte, langsam vor Rosenvangetsallee 31 auf und ab. Seine scharfen Augen, sein breites Gesicht, sein schwarzer Schnurrbart, alles verriet den Detektiv. Ich überlegte mir, wie ich so im Auto saß, rasch die ganze Sache. Streng genommen hielt mich nichts mehr in Kopenhagen zurück. Ich wußte, was ich wissen wollte; mir winkte auch andere Ausbeute. Aber eines hätte ich gern geordnet, bevor ich abreiste. Es betraf Laplace.
Ich sehe, daß Sie die Stirn runzeln. Sie denken: Ich hatte eine Sache in seine Hände gelegt, die er übernommen hatte, aber an mich hat er nicht gedacht. Laplace hat zwei Attentate auf sein und mein Leben unternommen. An ihn denkt er. So ist es mit den Menschen, die sich nicht schämen, sich den Namen eines Detektivs zu Unrecht zuzulegen.
Sie tun mir Unrecht. Ich dachte an Ihre Sache – sie war geklärt. Ich wußte bereits genug, um Ihnen garantieren zu können, daß Sie im Zusammenhang damit nichts mehr zu befürchten hatten. Apropos, Sie haben doch Ihren Hut gefunden, als Sie erwachten? Er lag draußen im Hause des Gegenstandes Sung. Ich nahm ihn mit, um jeden etwaigen Beweis gegen Sie auszumerzen, und legte ihn auf das Tischchen neben Ihren Diwan.
Ich hoffe, daß Sie meine stumme Fürsorge zu schätzen wissen. Die Sache mit Laplace war etwas anderes. Sie war nicht weniger als der Abschluß seines ganzen Lebensromans. Und da ich halb und halb um seinetwillen nach Kopenhagen gekommen war, wollte ich diesen Abschluß erleben, bevor ich abreiste.
Ich hatte rasch überlegt, was zu tun war. Sollte ich ohne weiteres hineingehen, oder sollte ich es mit Schleichwegen versuchen? Bah, es war nicht so gefährlich! Ich ersuchte den Schofför zu warten und ging ohne weiteres ins Haus.
Als ich eintrat, bot sich mir ein Anblick, der Sie mit einer gewissen Verwunderung erfüllt hätte, wenn Sie gerade in diesem Moment aufgewacht wären. Laplace, den Sie mich vor sechs Stunden erschießen gesehen hatten, saß aufgerichtet in seinem Sessel und starrte um sich. Seine Augen waren vollkommen leer. Hie und da rasselten die Handschellen, die ich ihm angelegt hatte; er starrte sie verständnislos an und wiegte langsam den Kopf hin und her. Er verriet durch kein Zeichen, daß er mich erkannte. Sie lagen regungslos auf Ihrem Diwan. Meine lieben Freunde hatten Ihnen Kragen und Schlips abgenommen und eine Decke über Sie gebreitet. Sie sahen mich fragend an. Sie hatten noch keine Ahnung von dem Ergebnis meiner Nachtarbeit.
Ich deutete durchs Fenster auf den blaugekleideten Herrn. Beide stießen gleichzeitig einen Pfiff aus. Sie erkannten den Typ und erfaßten die Situation.
»Hochmut kommt vor dem Fall«, sagte ich. »Wir müssen verduften. Und wir haben keine Zeit zum Packen.«
Sie nahmen die Mitteilung mit Ruhe auf. Das ist das Beste an meinen Freunden. Sie nehmen alles mit Ruhe auf, wie die rechtschaffenen und in ihren Entschlüssen nicht wankelmütigen Personen, von denen in einem lateinischen Vers die Rede ist, den Sie kennen. Ich wendete mich an Laplace:
»Monsieur Laplace!«
Er antwortete nicht, er fuhr fort, den Kopf hin und her zu wiegen.
»Monsieur Laplace, hören Sie mich an! Es gibt jemanden, den Sie gern treffen möchten, nicht wahr?«
Jetzt schien er zuzuhören, aber er antwortete nichts.
»Gibt es nicht jemanden, den Sie sehr gern treffen möchten, Monsieur Laplace? Jemand, der Ihnen sehr, sehr viel Leid zugefügt hat?«
Er begann vor sich hinzumurmeln, ohne daß ich verstehen konnte, was er sagte. Plötzlich blitzte es in seinen Augen auf, und er fragte ganz verständlich:
»Sie? Wo ist sie?«
Ich wußte noch nicht, womit Ihre meeräugige Freundin sich vergnügt hatte. Ich erwiderte seine Frage mit einer Gegenfrage:
»Hätten Sie nicht Lust, Ihren alten Freund Nevill zu treffen?«
Ich fürchtete, er würde die Handschellen in Stücke reißen. Er sprang mit einem lauten Getöse vom Sessel auf – ich bewundere Ihren Schlaf, der diese Probe bestanden hat – stellte sich vor mich hin und starrte mich mit Augen an, denen es nicht mehr an Ausdruck fehlte.
»Monsieur Laplace«, sagte ich. »Sie haben sich lange gewünscht, Ihren Freund Nevill zu treffen. Niemand kann Ihren Wunsch besser verstehen als ich. Wenn Sie mir folgen wollen, werde ich Sie zu Ihrem Freunde führen.«
»Wo – wo ist Nevill?«
»Ich werde Sie zu ihm führen.«
»Sprechen Sie die Wahrheit?«
»So wahr ich lebe.«
Er fuhr fort, mich mit den Augen zu durchbohren. Merkwürdigerweise schien er mich nicht zu erkennen und auch die Handschellen nicht zu bemerken. Ich, der ich wußte, was ich wußte, fand dies jedoch nicht so sonderbar. Ich wendete mich hastig zu meinem Freunde Lavertisse, dem Franzosen, den Sie auf der Redoute und auch später gesehen haben.
»Lieber Lavertisse, es wird Ihre und Grahams Aufgabe sein, den blaugekleideten Herrn draußen zu entfernen. Ich und Monsieur Laplace werden einen kleinen Ausflug zu zweit machen. Draußen vor der Stadt mieten Sie ein Tourenauto und halten damit in Frederiksbergallee an der Ecke der König-Hans-Allee. Hier habe ich die Adresse aufgeschrieben. Sie müssen spätestens in einer Stunde dort sein. Von Packen kann, wie gesagt, keine Rede sein. Vergessen Sie nur nicht Ihre Adjektive, Graham.«
»Und der Herr dort?«
Der Herr dort, das waren Sie.
»Der mag weiterschlafen«, erklärte ich. »Er ist in letzter Zeit die Nächte zuviel aufgewesen.«
Meine Freunde nickten und gingen. Sie verließen das Haus zum Hintereingang. Zwei Minuten später wurde der blaugekleidete Herr durch einen heftigen Wortwechsel zweier Ausländer in eine Quergasse gelockt. Nach einer weiteren halben Minute waren Laplace und ich auf dem Weg zur König-Hans-Allee, und Sie waren Alleinherrscher im Hause. Laplace folgte mir wie ein Kind, ohne mich eine Sekunde aus dem Auge zu lassen. Es gelang mir, seine Handschellen vor dem Schofför zu verbergen, und er selbst schien sich ihrer noch immer nicht bewußt geworden zu sein.
Das Haus lag so da, wie ich es verlassen hatte, wettergeschwärzt, geheimnisvoll und stumm. Es hatte nun zu regnen begonnen, ein strömender Oktoberregen, der die letzten Blätter von den Zweigen peitschte und einem durch Mark und Bein ging. Ich bezahlte den Schofför mit einer Summe, die es wahrscheinlich machte, daß er auf Festlichkeiten auszog und in den nächsten Stunden taub gegen die Gebote der Pflicht war, auch gegen etwaige telefonische Anrufe von Detektiven, falls welche erfolgen sollten. Dann öffnete ich Laplace die Gartenpforte.
Wir schritten langsam zum Hause hinauf. Laplace sah sich mit flackernden Augen um und schöpfte ein paarmal tief Atem. Plötzlich murmelte er:
»Hier – wohnt Nevill – hier?«
»Er wohnt hier«, bestätigte ich. »Ihr alter Freund Nevill wohnt in diesem großen, schönen Hause. Er wohnt seit vielen, vielen Jahren hier. Aber Sie werden ihn vielleicht nicht erkennen. Er hat sich sehr verändert.«
»Ich werde ihn erkennen«, sagte Laplace.
Wir hatten die Haustür erreicht. Hinter dieser befindet sich etwas, das Sie kennen.
»Sie müssen vorsichtig gehen, Monsieur Laplace«, belehrte ich. »Jetzt öffne ich die Tür – so. Jetzt mache ich einen Schritt hinein, und Sie folgen mir – nur einen Schritt, Menschenskind, nur einen Schritt! – Nach rechts! Nach rechts!«
Es war zu spät. Ich packte ihn am Arm, aber er war zu schwer, es fehlte nicht viel, und ich hätte ihm Gesellschaft leisten müssen. So wahr ich lebe, ich habe ehrlich gegen ihn gehandelt. Ich wünschte ihm nur eines zu zeigen, – seinen alten Freund Nevill, der ihn einmal vor vielen, vielen Jahren den chinesischen Behörden angezeigt hatte und ihn in die Strafkolonie Pin-Yang sperren ließ. Die Einzelheiten kannte niemand, und es wird sie wohl auch nie jemand erfahren. Ich halte es jedoch für wahrscheinlich, daß diese Anzeige etwas mit dem geplanten Aufstand zu tun hatte, von dem Sie in einer Beilage von anderer Hand lesen können. Laplace hatte sich schon gegen die Behörden seines Heimatlandes vergangen, und obgleich diese wußten, daß er sich in Pin-Yang, in erniedrigendster Strafarbeit befand, rührten sie keinen Finger für ihn. Vor einigen Jahren gelang es ihm, zu entfliehen – es ist unfaßlich, daß er nach Jahrzehnten in dieser chinesischen Hölle die Kraft dazu aufbrachte. Was er dann getrieben, wo er den chinesischen Diener aufgegabelt hat und Ihre meeräugige Freundin, ist mir vorläufig unbekannt, Der einzige, der zuverlässige Aufklärungen darüber geben könnte, ist Laplace selbst – und er stürzte kopfüber durch die Falltür des Eunuchen Sung.
Ich habe Mirbeau gelesen, aber ich glaube kaum, daß er je eine ungeheuerlichere, groteskere und grausigere Szene geschildert hat, als die, welche ich am Morgen des 27. Oktober dieses Jahres im Hause des Gegenstandes Sung sich abspielen sah. In demselben Augenblick, da Laplace durch die Falltür abstürzte, lief ich die Stufen zum Keller hinunter. Eine Person weilte dort unten, eine Person, die Sie kennen. Ein fettes, gelbweißes, schwammiges Individuum, das Sie einmal in der Dunkelheit jagte und Sie in dieselbe Falle zu locken versuchte, in die Laplace hinabgestürzt war – der kaiserliche Eunuch und Antiquitätenhändler, der Gegenstand Sung. Er saß zusammengekauert da und umschlang sich selbst mit den Armen, während er wimmerte wie ein erschrockenes Kind.
»Was ist? Was ist?« murmelte er. »Nicht töten, nicht töten! Was gibt es?«
Ich lief an ihm vorbei, zu dem, was den größten Teil des Kellers einnahm – dem Käfig, in den Laplace hinabgestürzt war. Der Sturz war nicht erheblich gewesen. Laplace hatte sich, soweit ich erkennen konnte, in keiner Weise verletzt. Er schien nur verwirrt. Er saß da und blickte sich mit leeren, verständnislosen Augen um, genau so, wie ich ihn am Morgen gefunden hatte.
»Monsieur Laplace«, rief ich ihn an.
Bei dem Klang meiner Stimme schreckte er auf.
»Wo?« fragte er. »Wo? Er ist ja nicht hier!«
Ich stand stumm und überlegte, was zu tun war. Wie sollte ich Laplace aus dem Käfig befreien? Ihn darin zu lassen, fiel mir keinen Augenblick ein, das versichere ich auf Ehrenwort. Aber wie sollte ich ihn herausbekommen? Der Käfig war aus soliden Eisenstangen und ohne jede Tür. Die einzige Art, ihn herauszubekommen, wäre auf dem gleichen Wege möglich gewesen, auf dem er hereingekommen war, durch die Falltür. Und dazu reichten meine Kräfte nicht aus. Konnte ich ihn mit Lavertisses Hilfe herauflotsen? Und riskierte ich dann nicht, daß das andere, das sich im Käfig befand, mitkam?
Ich hätte mir meine Überlegungen ersparen können. In diesem Augenblick bemerkte Laplace das andere, das sich im Käfig befand.
Es dauerte eine Weile, bis er begriff, was es war. Das war verzeihlich. Selbst ich hatte einige Zeit gebraucht, um mir klar zu werden, was es war. Zuerst hatte ich an einen großen Affen gedacht, denn so sah er aus. Ein großer Affe mit struppigem, grauweißem Haar, der die Zähne fletschte, um zu beißen. Ein großer Affe, der im dunkelsten Winkel des Käfigs hockte und in sich hineinknurrte. Aber es war kein Affe. Es war ein Mensch, der seit zwanzig Jahren in diesen Käfig eingesperrt war. Es war der Mann, der den Brief an den gefangenen Laplace geschrieben hatte, an einem Tage vor zwanzig Jahren, demselben Tage, an dem er glaubte, das anvertraute Gut des Gegenstandes Sung übernehmen zu können. Ich hatte Zeit gebraucht, um das zu verstehen, und ich hatte doch den Gegenstand Sung ausfragen können. Laplace verfügte über keine derartigen Hilfsmittel. Er starrte auf das Wesen in der anderen Ecke des Käfigs. Es saß da und fletschte die Zähne. Er schnalzte mit der Zunge, wie um sich bei ihm einzuschmeicheln oder es zu beruhigen. Es war klar, daß er es für das hielt, wofür ich es gehalten hatte und wofür alle es halten mußten – für einen großen, weißgrauen Affen.
Aber plötzlich blitzte es in seinen Augen auf. Ich weiß nicht, ob er erfaßt hatte, daß dies ein Mensch war, ob er wirklich diesen Menschen erkannte, oder ob er sich nur erinnerte, was ich ihm versprochen hatte, daß ich ihn zu seinem alten Freunde Nevill führen wolle. Er hörte auf, mit der Zunge zu schnalzen. Er rückte dem Affen Nevill um einen Schritt näher. Seine Augen brannten. Ich fühlte einen Schauer im Rückenmark. Ich sah etwas Entsetzliches voraus und machte den Versuch, es zu verhüten.
»Monsieur Laplace!« flüsterte ich. »Monsieur Laplace!«
Meine Zunge war trocken, Laplace hatte weder Auge noch Ohr für etwas anderes als für seinen Nachbarn in dem furchtbaren Käfig. Dieser hatte unterdessen eine Bewegung zur Seite gemacht, indem er sich mit dem einen Arm weiterschnellte und sich auf die Fingerknöchel der anderen Hand stützte. Ganz wie ein Affe. Er war ganz still. Laplace folgte ihm mit funkelnden Augen. Jetzt stieß der Affe Nevill ein kurzes Keuchen aus und bleckte die Zähne, um seinen Verfolger zu erschrecken. Im gleichen Augenblick geschah es.
Laplace stieß ein Geheul aus, das klang wie: er ist es! Und im nächsten Augenblick rollten sie übereinander. Ich will Ihnen die Einzelheiten des Kampfes ersparen. Als ich das Menschentier mit meinem Revolver aufs Korn nehmen konnte, war es aus. Laplaces Hände waren ja noch immer durch die Handschellen gelähmt. Er lag auf dem Rücken, mit Nevills Zähnen an seiner Kehle. Mein Schuß kam zu spät.
»Nicht töten! Nicht töten!« winselte der Gegenstand Sung hinter mir. – – –
Was ich sonst noch in Kopenhagen tat, ist rasch erzählt. Ich rettete den Gegenstand Sung davor, in die Hände von Personen zu fallen, die ihn nach europäischen Gesetzen gestraft hätten. Nicht weil er mich mit seinem anvertrauten Gut lockte. Sondern weil ich es unrichtig fand, daß eine solche Erscheinung nach unsern Sitten gerichtet werden sollte. Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen, aber der Gedanke, daß er von einem gemütlichen dänischen Richter verurteilt und in ein dänisches Gefängnis gesteckt werden sollte, kam mir absurd vor. Ich rettete ihn. Sein anvertrautes Gut ist das einzige, was ich aus Kopenhagen mitnahm.
Ich habe ihn eine neue Grabkapelle für Seine Majestät Tung-Chih errichten lassen, in dem für ihn die Weltgeschichte gipfelt. In dieser Kapelle entbietet er täglich dem Schatten des verstorbenen Kaisers die vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen.
Das anvertraute Gut, dessen Wert ich keineswegs unterschätze, hat er noch in Verwahrung. Er bereut das Gefängnis, in dem er Nevill gefangenhielt, aber wie er sagt:
»…; er war stärker als ich. Hätte ich ihn aus dem Käfig heraus und in des Kaisers Haus gelassen, dann hätte er mich getötet. Und für einen, der weder Söhne noch Enkel besitzt, die für ihn an den Neun Quellen opfern können, ist der Tod nicht angenehm.«
Ich glaube, daß er recht hat. Und seine Anbetung des ihm anvertrauten Besitzes ist ja eine Art verkehrten Christentums. Wenn er seinem Gott nicht geben konnte, was seinem Gott gehörte, so wollte er wenigstens nicht dulden, daß irgendeiner seinem Kaiser stahl, was diesem Kaiser gehörte.
Ich weiß nicht, ob ich Ihnen sonst noch etwas aufzuklären habe. Brauche ich Ihnen zu erzählen, wie die Firma Graham sich vor den dänischen Detektiven retten konnte? Ich glaube, nein. Ich übermittle Ihnen den hochachtungsvollen Gruß der Firma, indem ich meiner Freude Ausdruck gebe, daß es der Firma allen Widrigkeiten zum Trotz gelungen ist, die Sache, die Sie ihr gütigst anvertrauten, zu einem glücklichen Ende zu bringen, und verbleibe mit Grüßen an unsere gemeinsamen Freunde – die Herren Jensen und Pitz –
Ihr ergebener Freund
Professor Pelotard.
P. S. Bei tieferem Nachdenken fällt mir noch etwas ein.
In Herrn Pitz' Garderobe muß sich ein Kleidungsstück befinden, das ich bei unserem nächtlichen Besuch übersehen habe. Sie muß ein Gegenstück – das heißt ein beschädigtes Gegenstück – zu Ihrem Mantel enthalten.
Wie Sie aus dem beiliegenden Memorial des Gegenstandes Sung entnehmen werden, sandte er drei Botschaften an den Kaiser, von der Hand abgefaßt, die so gewandt in Stickereien und anderen Künsten war, welche gewöhnlich nicht von Männern ausgeübt werden. Eine davon muß Herrn Pitz bei seinem Besuch in China oder auf andere Weise in die Hände gefallen sein. Sonst wäre es unwahrscheinlich, daß ihn Ihr Mandarinenmantel auf der Redoute sofort dermaßen stutzig gemacht hätte. Nein, Sie werden sehen, er hat eines der drei Exemplare in seinem Besitz, aber der Teil, der erwähnt, wo das Haus des Kaisers liegt, ist in der einen oder anderen Weise beschädigt. Die grüne Botschaft (über Laplace) ist hingegen unversehrt geblieben.
Wie befindet sich dieser exzentrische Universitätslehrer? Fragen Sie ihn nach dem Obenstehenden, wenn Sie ihn sehen, und heißen Sie ihn in des Kaisers neuer Grabkapelle in London herzlich willkommen.
Und nochmals, verzeihen Sie, wenn ich mit Ihren Vorstellungen von den Detektiven so übel umgesprungen bin!
Ihr Freund
Pelotard.