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Ferner erzählt man, daß El-Mamûn, der Sohn Hārûn er-Raschîds nach seinem Einzug in Kairo, die wohlverwahrte Stadt, die Pyramiden niederzureißen beabsichtigte, um die in ihnen verborgenen Schätze sich anzueignen. Als er sich jedoch ans Werk machte, vermochte er trotz aller Anstrengungen seine Absicht nicht auszuführen. Er gab zu diesem Zwecke eine Menge Geld aus, –
Dreihundertundachtundneunzigste Nacht.
erreichte jedoch nichts weiter, als daß er in eine der Pyramiden eine kleine Öffnung brach, in welcher er gerade soviel Geld gefunden haben soll, als er zum Ausbrechen des Loches gebraucht hatte, nicht mehr und nicht weniger. Verwundert hierüber, nahm er den Fund mit sich und gab sein Vorhaben auf. Es sind aber der Pyramiden ihrer drei an der Zahl, und sie gehören zu den Wundern der Welt, derengleichen es auf der ganzen Erdoberfläche nicht giebt an Festigkeit, Solidität und Höhe, da sie aus mächtigen Felsen aufgeführt wurden, welche die Erbauer von einer Seite zur andern durchbohrten, worauf sie in die Löcher eiserne Stäbe steckten und einen andern ebenfalls durchbohrten Felsblock 66 darauf türmten. Hierauf gossen sie geschmolzenes Blei auf die Eisenstäbe und bauten in dieser Weise in geometrischer Ordnung weiter, bis der ganze Bau vollendet war. Die Höhe jeder Pyramide betrug hundert Ellen des damals gangbaren Maßes, und jede hatte vier Seiten in einer Länge von dreihundert Ellen, welche nach oben zu abnahmen. Die Alten berichten, daß sich im Innern der westlichen Pyramide dreißig Schatzkammern aus buntem Quarzgestein befinden, die mit kostbaren Juwelen, gewaltigen Schätzen, seltenen Statuen, Geräten und kostbaren Waffen angefüllt sind, welche letztere mit dem Wasser der Weisen eingeölt sind, damit sie bis zum Tag der Auferstehung nicht verrosten. Ferner sollen sich Glassachen in ihr befinden, die sich biegen lassen und nicht zerbrechen, gemischte Droguen, künstlich präparierte Wasser u. dgl. In der zweiten Pyramide sollen sich die Priesterannalen, gegraben in Tafeln aus Feuerstein, befinden, und jeder Priester soll seine Tafel haben, auf welcher die Wunder seiner Kunst und seine Thaten verzeichnet stehen. In den Wänden sollen sich menschliche Figuren, Götzenbildnissen ähnlich, befinden, die mit ihren Händen allerlei Werke verrichten und auf Stufen sitzen. Ferner soll jede Pyramide einen Schatzhüter haben, der sie in Ewigkeit vor den Unfällen der Zeit bewahrt; und in der That müssen alle Einsichtigen über die Wunder der Pyramiden in Erstaunen geraten. Viele Gedichte schildern sie, aus denen du keinen geringen Nutzen ziehen kannst; so lautet unter anderm auch eines Dichters Wort:
Wenn Könige ihr Gedächtnis nach ihrem Tode erhalten wollen,
So geschieht's am besten durch die Zungen von Bauten.
Siehst du nicht die beiden Pyramiden? Sie sind geblieben
Und stehen unverändert trotz aller Wechsel der Zeit.
Und ein anderer sagt:
Betrachte die beiden Pyramiden und hör', was sie berichten
Von Zeiten, die langst verstrichen sind.
Könnten sie sprechen, sie würden uns erzählen,
Wie die Zeit mit den Ersten und Letzten verfuhr. 67
Eines Dritten Worte lauten:
Mein Freund, giebt's unter dem Himmel noch einen Bau,
Der Kairos beiden Pyramiden an Stärke gleicht?
Bauten sind's, vor denen die Zeit sich fürchtet,
Wo alles auf der Welt sonst vor der Zeit erbebt.
Und ein Vierter sagt:
Wo ist der Mann, der die Pyramiden erbaute?
Wer war sein Volk, wann war sein Tag und wo seine Todesstätte?
Die Denkmäler überleben ihre Baumeister eine Weile,
Bis der Tod auch sie erreicht und sie zu Boden gerungen werden.