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Brüderlein hat sich bereits aus den Windeln gestrampelt und freut sich der gewonnenen Freiheit.
Klein-Elsbeth neigte sich über ein Buch – es ist die biblische Geschichte.
Ab und zu ein Blick dem kleinen Bruder, der nach seinen Füßen greift und in diesem neuentdeckten Spiel vorerst volles Genüge findet.
Elsbeth hat von der Schöpfung der Welt und vom ersten Menschenpaar gelesen und ihre Seele malt nun das Gotteswerk mit ihren eigenen warmen Farben.
Und weil Brüderlein auf einmal still in den Kissen liegt und die großen Augen neugierig in die Welt schickt, will ihm Elsbeth was ganz Wunderbares erzählen.
Sie spricht:
»Am Anfang schuf Gott, daß dort das Wasser sei und dort das Land – da war es. Und dann hat er gesagt, daß es hell wird. Dann war es auch hell.
Aber auf der Erde gefiel's dem lieben Gott noch lange nicht.
Da schuf er zuerst das Firmament und dann schuf er Gras, Bäume, Blumen und – Obst. Und dann läßt der liebe Gott die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser kommen.
Da war es da!
Und dann schuf er viele, viele Tierlein noch und dann waren da die Sonne, die Sterne und der Mond.
Aber jetzt war noch gar niemand auf der Erde als wie der liebe Gott.
Da bildete der liebe Gott aus Erde einen Menschen und hauchte dem Menschen in die Erde eine Seele und dann wachte der Mann ganz, ganz langsam auf.
Dann zeigte ihm gleich der liebe Gott die Welt und der Mensch schaut alles ganz still an. Der liebe Gott aber sagt:
»So, diese Tiere und alle Bäume im Garten gehören Dir! Nur der mittlere Baum gehört Dir nicht. Davon darfst Du nicht essen!« Manchmal ist der liebe Gott auf Besuch zu dem Mann gekommen und sie haben lustig miteinander geplaudert.
Dann hat er von den vielen Namen einen herausgesucht und hat ihn dem Mann gegeben und hat ihn Adam geheißen.
Nun war der Adam aber ganz alleinig und konnte mit niemand reden als nur mit dem lieben Gott und konnte mit niemand eine Freude haben und niemand bei der Arbeit helfen.
Das hat der liebe Gott bald gemerkt und da hat er den Mann fest einschlafen lassen. Dann hat er ihm ein Stück von seiner Seele genommen und hat sie in ein Stück Erde getan. Das Weib war jetzt da.
Dann stand es auf und sie schauten einander an.
»So! Adam! Schau her! Da hast Du nun jemand bekommen, jetzt ist's nicht mehr so langweilig für Dich. Nun kannst Du recht lustig sein!«
Nun waren sie immer recht lustig, hat ihnen nichts gefehlt und waren immer vergnügt, wenn der liebe Gott bei ihnen einen Besuch machte.
Jetzt hat sich aber der Teufel in der Hölle soviel geärgert, daß es denen so gut geht.
Da verkroch er sich in eine Schlange und wickelte sich um einen Baum, grad um den mittleren Baum.
Und da fangt auf einmal die Schlange zu reden an und sagt:
»Ach, geh, nimm doch auch von dem Baum herunter!«
Da sagt die Eva – so hat die Frau geheißen – »Nein, nein! Der liebe Gott hat gesagt, ich muß sterben und ich will mit dem Adam noch recht lustig sein.«
Sagte die Schlange:
»Nein! Wirst ja gerade so gescheit wie der liebe Gott und gerade so brav und noch viel, viel lustiger!«
Immer hinaufgeschaut und hat's nicht mehr aushalten können. Da hat sie hinaufgelangt und einen Apfel runtergerissen und geteilt mit dem Adam.
Und der liebe Gott wollte ihnen grad einen Besuch machen. Da ruft er:
»Adam, wo steckst Du denn?«
Keine Antwort.
»Eva, wo steckst Du denn?«
Wieder keine Antwort. Sie haben sich recht geniert, weil sie nicht fein angezogen waren.
Auf einmal sieht der liebe Gott die zwei und sagt:
»Hast Du was von dem Baum heruntergetan?«
Sagte sie: »Nein!«
»Hast Du etwas heruntergerissen, Adam?«
Und jetzt sagte der liebe Gott:
»Ich weiß es schon! Jetzt machst Du, daß Du aus meinem schönen Garten hinauskommst! Marsch weiter! Und die Schlange soll immerzu am Boden herumkriechen und Euch zwei soll's nicht mehr gut gehen!«
Dann kam ein Engel mit einem Feuerschwert, daß sie nicht mehr hineinkönnen.
Nun aber haben sie Hunger gehabt und weil sie nichts anderes gehabt haben, haben sie die Wurzeln gegessen. Die schmeckten ihnen zuerst gar nicht. Und die Eva hat viel geweint, weil sie gern wieder im schönen Paradies gewesen wäre. Der Adam aber ist recht zornig gewesen und hat geschimpft über das viele Arbeiten.
Im Himmel wartet aber der liebe Gott, bis die Menschen sterben.
Dann kommt die Seele und fliegt in den Himmel und der liebe Gott sperrt die Tür auf und sagt:
»Flieg nur herein zu mir!«
Die Seele sieht man nicht, wenn man auch das Herz aufschneidet, wo sie drin ist. Und drum haben alle Seelen im Himmel Platz. Da ist's ganz gleich, ob's ein großer Mensch auf der Erde ist oder ein kleiner. – Die Seelen sind immer ganz, ganz fein und fliegen in den Himmel.«
Dem Brüderchen wird die Seelentheorie langweilig. Durch anhaltend Schreien zeigt er, daß er noch allzusehr an allem Irdischen hängt.
Klein-Elsbeth nimmt den Schreihals und trägt ihn unter die blühenden Obstbäume.
Da wird er still und greift mit lachenden Augen nach den duftenden Zweigen.
So glücklich wie die beiden Kinder mochten einst die ersten Menschen im Garten Eden gewesen sein.