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Nachschrift um Nachschrift. Dieser Brief soll nämlich eine sein.
Daß Hermann bei seiner Rede an die Herzogin im Feuer der Emphase sich an der Chronologie versündigt, und daß der falsche Demagoge 178 behauptet hat, von neununddreißig Tyrannen verfolgt zu werden, ist historische Thatsache, welche mir der Held noch vor wenigen Wochen bestätigte. Dagegen ließ sich also nichts machen.
In Betreff des Amtmanns vom Falkenstein bin ich unschuldig. Sie haben die Bleistiftcorrectur an der Seite übersehen, nach welcher der Satz so lautet:
»Unter den Hausbeamten, welche bei diesen Zurüstungen mitwirkten, bemerkte er wieder seinen Jagdgenossen, dem Amtmann von Falkenstein, einen Mann von unangenehmen Manieren, dessen Wesen etwas Aufdringliches hatte. Hermann erfuhr u. s. w.«
Sollten Setzer und Corrector gleichfalls den Bleistift übersehen, so diene dieser Brief zur dereinstigen Berichtigung.
Ueber Orthographie und Interpunction hege ich meine Grillen. Alles in der Welt hat sein individuelles Leben bis zu den Buchstaben, bis zum Colon, bis zum Puncte hinunter. Inconsequenzen machen erst das Dasein aus; warum mißgönnt man es den kleinen Schelmen, zuweilen außer der strengen Regel der Feder zu entschlüpfen, und sich auch wohl einmal in krauser Willkür zu emancipiren. Ein Comma will sich in der Spalte des Kiels bilden, plötzlich aber überkommt den Narren ein Stolz, und zum Semicolon avancirt, erscheint er auf dem Papiere. Im Gegentheil: Ein großer Buchstabe bekehrt sich, da es eben noch Zeit ist, vom Hochmuth, und siehe, als demüthig-frommer kleiner steht er da. Zusammensetzungen gerathen in Zank und Hader, häuslichen Zwist, flugs rücken sie auseinander, wie grollende Eheleute, um vielleicht auf der nächsten Seite schon wieder in der schönsten Eintracht verbunden zu sein. Das spitzige, giftige ß stößt das gute, runde s über den Haufen, und was dergleichen Vorfälle mehr sind, von deren Adelung und Wolke nichts gewußt haben.
Eigentliche Grammaticalia begehe ich wohl nicht, da ich, wie Sie richtig vermuthen, in meiner Jugend eine gelehrte Schule besucht habe, überdies aber auch nachmals mich immer mit Lesen und Schreiben beschäftigte. Sollte der Copist dergleichen gemacht haben, und der Corrector sie stehen lassen, so wäre das freilich schlimm für den Styl, aber ich glaube nicht, daß es mir bei den Lesern schaden würde.
Die meisten Autoren tragen sich mit dem Gedanken, der Leser nehme das Buch zur Hand, um sich zu belehren, oder doch etwas Neues zu erfahren. Grundfalsch! Der wahre Leser greift darnach mit dem Gefühle 179 des Patronats; der Schriftsteller ist sein Client, und in je traurigeren Umständen dieser sich befindet, je kläglicher die Rede ist, die er an ihn hält oder schreibt, desto größeren Eindruck macht er auf den guten Patron.
Daher kommt das wunderbare Glück der ganz erbärmlichen Schriften. Bei ihnen bleibt der Leser im steten, ihm so wohlthuenden Genusse des Mitleids gegen das menschliche Elend.