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Die Familienverhältnisse Mohammeds waren durch die Feindseligkeit, welche ihm sein Religionseifer zugezogen hatte, zerrüttet worden. Seine Tochter Rokaia lebte noch mit ihrem Gatten, Othmann Ibn Affan, als Verbannte in Abyssinien; seine Tochter Zeinab war mit ihrem Ehemanne Abul Aaß, welcher ein unbiegsamer Gegner des neuen Glaubens war, in Mekka zurückgeblieben. Mohammeds Familie in Medina bestand aus dem kürzlich geehelichten Weibe Sawda, und Fatima und Um Colthum, den Töchtern seiner verstorbenen Gattin Kadidschah. Er hatte ein zur Liebe geneigtes und dem weiblichen Einflüsse unterworfenes Herz, doch niemals hatte er zu Sawda große Liebe verspürt; obgleich er sie stets mit Freundlichkeit behandelte, so fühlte er doch den Mangel einer Person, welche die Stelle der abgeschiedenen Gattin Kadidschah ausfüllen konnte.
»O Omar«! sagte er eines Tages, »das köstlichste Kleinod eines Mannes ist eine tugendhafte Frau, welche nach Gottes Befehlen handelt und ihrem Gatten gehorsam und gefällig ist; er betrachtet ihre leiblichen und geistigen Schönheiten mit Vergnügen; wenn er ihr befiehlt, Etwas zu thun, so gehorcht sie ihm; und wenn er abwesend ist, so wacht sie über sein Recht an Eigenthum und Ehre.«
Jetzt wendete er die Augen auf seine Verlobte Ayescha, die schöne Tochter Abu Bekers. Zwei Jahre waren vergangen, seitdem sie versprochen waren, und jetzt erreichte sie das neunte Jahr; ein Kindesalter mag das zu sein scheinen, obschon der weibliche Körper in den belebenden Klimaten des Ostens zu wundervoll frühzeitiger Reife gelangt. Die Hochzeit fand wenige Monate nach der Ankunft in Medina statt und wurde mit großer Einfachheit gefeiert; das Hochzeitmahl bestand in Milch und der Brautschatz in zwölf Unzen Silber.
Die Verlobung der jüngsten Tochter Fatima mit dem treuen Jünger Ali folgte kurz darauf und die Verheirathung derselben in einer etwas späteren Zeit. Fatima stand zwischen dem fünfzehnten und sechzehnten Altersjahre, hatte große Schönheit und wird als eine der vier vollkommenen Frauen, mit welchen Allah die Erde gnädig gesegnet hat, von den arabischen Schriftstellern gepriesen. Ali's Alter betrug ungefähr zwei und zwanzig Jahre.
Himmel und Erde, sagen die arabischen Schriftsteller, vereinigten sich, um dieser glücklichen Vermählung Ehre zu erweisen. Medina wiederhallte von Freude und glänzte von Illuminationen, und die Luft war von gewürzhaften Gerüchen geschwängert. Als Mohammed die Tochter dem Bräutigam in der Hochzeitnacht zuführte, sandte Gott ein himmlisches Heer zu ihrer Begleitung hinab; zu ihrer Rechten befand sich der Erzengel Gabriel, zu ihrer Linken Michael, und ein Zug von siebenzig tausend Engeln, welche die ganze Nacht um die Wohnung des jungen Paares Wache hielten, folgte derselben.
Das sind die prahlerischen Uebertreibungen, mit welchen moslemische Schriftsteller jedes Ereigniß in der Geschichte des Propheten ausschmücken und die wahre Größe seines Lebens, welche in ihrer Einfachheit besteht, verdecken. Ein zuverlässigerer Bericht meldet, daß der Hochzeitschmaus in Datteln und Oliven, das Brautbette aus Schaffellen, das Heirathsgut der Braut aus zwei Gürteln, einem Kopfputze, zwei silbernen Armbändern, einem ledernen, mit Palmblättern gestopften Kissen, einem Becher, d. i. einer Trinkschale, einer Handmühle, zwei Wasserkrügen und einem Becken bestand. Alles dies stimmt mit der Einfachheit der arabischen Haushaltung und den Verhältnissen des verheirateten Paares überein; Ali soll, um die von ihm geforderte Ausstattung zusammen zu bringen, mehrere Kameele und einige Panzerhemden verkauft haben.
Die Lebensweise des Propheten selbst war nicht vorzüglicher als die seines Schülers. Ayescha, welche in späteren Jahren davon sprach, bemerkte: »Einen ganzen Monat lang zündeten wir kein Feuer an, um uns Nahrungsmittel zuzubereiten; unsere Speise war Nichts als Datteln und Wasser, wenn uns nicht Jemand Fleisch schickte. Die Leute in dem Haushalte des Propheten erhielten niemals zwei Tage nach einander Weizenbrod.«
Seine Nahrung bestand im Allgemeinen in Gerstenbrod nebst Milch und Honig. Er kehrte sein Zimmer aus, zündete sein Feuer an, besserte seine Kleider aus und war thatsächlich sein eigener Diener. Für jede seiner zwei Frauen richtete er eine an die Moschee stoßende Wohnung ein. Er wohnte wechselsweise bei ihnen, aber Ayescha blieb seine Favoritin (Lieblingsfrau).
Mohammed ist wegen der Keuschheit in seinem früheren Leben von moslemischen Schriftstellern gepriesen worden, und es ist merkwürdig,, daß er bei aller Vielweiberei, welche von den Arabern gestattet wurde, und bei aller jener temperamentsmäßigen Zärtlichkeit, welche er gegen das andere Geschlecht an den Tag legte, in der Ergebenheit gegen Kadidschah allein bis zu deren Sterbetag verblieb, indem er weder in seinem Hause noch in seinem Herzen ihr eine Nebenbuhlerin gab. Sogar Ayeschas frische und blühende Reize, welche bald eine so große Herrschaft über ihn ausübten, konnten das tiefe, aus Liebe und Dankbarkeit gemischte Gefühl gegen seine ehemalige Wohlthäterin nicht verwischen. Ayescha fühlte sich eines Tages verletzt, als sie hörte, wie er den übertrieben zärtlichen Erinnerungen nachhing. »O Apostel Gottes«, fragte die jugendliche Schönheit, »war nicht Kadidschah in den Jahren vorgeschritten? Hat dir Allah an ihrer Stelle nicht ein besseres Weib gegeben?«
»Niemals!« rief Mohammed mit gerechter Entrüstung aus, »niemals gab mir Gott eine bessere! Als ich arm war, bereicherte sie mich; als man mich als Lügner verschrie, glaubte sie an mich; als mich die ganze Welt anfeindete, blieb sie mir treu!«