Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
… Ich blätterte in Reginalds Taschenkalender und stellte so fest, daß zwischen jenem Tage, an dem ich unsere Terrasse kampflos preisgab, und dem heutigen, wo ich in dem Zelte des Heiitsch Gabara sitze und wir Gäste dieses Häuptlings der Guasasso-Galla sind, genau drei Wochen und zwei Tage verstrichen sein müssen, falls eben dieser durchweichte, verlaufene, unleserliche Kalender von mir richtig entziffert wird.
Der Heiitsch Gabara gehört zu jenen Steppenfürsten, die wohl dem Namen nach die englische Oberhoheit anerkennen, im übrigen jedoch tun und lassen, was ihnen behagt. Gabara besitzt sogar einen englischen Orden, den er jedoch nicht selbst trägt. Er hat ihn seinem Lieblingsdromedar um den Hals gehängt, und da ein Dromedar immerhin ein einhöckeriges Kamel bleibt, nahm mir Reginald meinen Scherz über das dekorierte Kamel etwas übel.
Drei Wochen zwei Tage …
Und seit einer Woche leben wir hier im Nomadenlager der Guasasso-Galla, die vielleicht unter all den Galla-Völkern (auch die Somali gehören dazu) die kriegerischsten, räuberischsten und reichsten sind.
Der Heiitsch, ein älterer Mann mit hellbraunem Gesicht, durchaus kaukasischen Zügen und einem dünnen schwarzen Bart, ist das Ideal eines vornehmen, rücksichtsvollen Gastgebers. Wenigstens uns gegenüber. Wo die in seinem Riesenzelt hängenden Beutestücke mit englischen Fabrikmarken herstammen, danach frage ich nicht. – Gabara hat alle Ursache, uns nicht auszuplündern. Wie alle Wüstenräuber besitzt er seinen besonderen Ehrenkodex. Er ist dankbar und treu. Beides ist ihm etwas Selbstverständliches.
Die Galla-Völker sind Mischlinge von Hamiten und Negern. Man rechnet zu ihnen auch die Massai, obwohl diese bereits weit ausgeprägter den Negertyp aufweisen. Die sogenannten freien Galla sind Nomaden und Heiden, nur einige Stämme sind strenggläubige Mohammedaner. Gabaras Untertanen wollen nichts vom Islam wissen und verehren die alten Gottheiten, nämlich Waka, den Gott, und die Göttin Oglie und ihren Gatten Atete, denen sie Schafe opfern, ohne sich sonst viel um diese erhabenen Herrschaften zu kümmern. Religion ist ihnen mehr Gewohnheit als inneres Bedürfnis, und die Raubzüge bleiben wie einst einträglicher Sport, der mit Begeisterung getrieben wird. Trotzdem stehen die Priester in hohem Ansehen, aber wohl mehr ihrer medizinischen Kenntnisse wegen. Auch als Natur-Veterinärärzte sind sie berühmt, und derartige vererbte genaueste Erfahrungen im Behandeln von kranken Tieren müssen bei einem Volke, dessen Reichtum in Schafen, Rindern und Kamelen besteht, großen Einfluß gewinnen.
Das Gebiet der Guasasso-Galla erstreckt sich vom Guasasso-Fluß nordwärts bis zur Livin-Wüste und zum Marzabit-Berg, umfaßt noch Teile des riesigen, unerforschten Lorian-Sumpfes und besitzt natürlich keine festen Grenzen. Der Heiitsch Gabara schätzte die Zahl seiner Untertanen auf rund zehntausend Köpfe. Mir erscheint diese Zahl zu klein. Möglich, daß Gabara ein Interesse daran hatte, sein Volk auf dem Papier zu dezimieren – er kann lesen und schreiben, und er ist ein Feind jeglicher Steuer, die in englische Säckel fließen soll. Man versteht …
Gabaras zerlegbarer Palast ist aus Tierhäuten zusammengenäht. Die Innenwände sind Bastmatten, die Türen sind dicke Wolldecken, meist sehr bunt, eigene Produktion der Galla. Ein gewisser Luxus herrscht hier, der Boden ist mit zum Teil kostbaren Teppichen belegt (Herkunft unbekannt: Nie sollst du mich befragen!), die Karbidlampen dürften auch »gefunden« sein, die Klapptische und Stühle und Schemel desgleichen. Das Zelt hat sechs Abteilungen. Mein Gemach liegt mit dem Fenster nach den Bergen zu – ich sage Fenster und meine eine in das Leder eingenähte durchsichtige farbige Zelluloidscheibe. Im Nachbarzelt hausen die Freunde. Einer fehlt. Hinter seinem Namen muß ich ein ehrenvolles † setzen. – Davon später.
Ich bin mit meinem Tagebuch etwas aus dem Zusammenhang gekommen. Mein Malariaanfall soll nun wieder die Verbindung mit den weiteren Ereignissen herstellen.
Ich rollte also in das Gestrüpp, und ich fiel verhältnismäßig weich. Ausgerechnet hatte hier ein Warzenschwein sein Lager hergerichtet, besser eine Sau nebst sechs ganz jungen Sprößlingen – das Muttertier entfloh, und als ich in Schweiß gebadet erwachte, krabbelten sechs Frischlinge auf mir herum und lutschten ergebnislos an meinen Jackenknöpfen, was mir trotz des brummenden Schädels und Ohrensausens ein Lächeln entlockte.
Ich hatte drei Stunden in dieser innigen Gemeinschaft mit den Tierchen zugebracht, inzwischen war die Sonne emporgestiegen, und es war sehr heiß geworden. Als ich mich aufrecht setzte, quietschten die Frischlinge empört auf, und drüben irgendwo im Papyrusdickicht grunzte die sorgende Mama. Auf allen Vieren kroch ich den Abhang empor und fand in dem Felsloch ein trautes Bild des Friedens: Lizzie und Freund Fennek schliefen noch, Lizzie hatte frische Wangen vom erquickenden Schlummer, und Mukki-Fennek begrüßte mich mit freundlichem Ohrenwedeln. Seine Standarte ist bei ihm nicht Mittel zum Ausdruck seiner innigen Gefühle. Nur bei brenzlichen Gelegenheiten pendelt sie hin und her oder wird zwischen die Beine geklemmt.
Ich aß etwas angeräuchertes Fleisch, ohne Lizzie zu wecken, ging zum Wasserloch hinab und nahm eine zweite Portion Chinin.
Meine Flucht aus dem Honighain bereitete mir weiter keine Gewissensbisse. Ich hatte nicht anders handeln können. Hätten die Mullah-Leute Lizzie gefangengenommen, würden sie in ihrer Person uns gegenüber ein Zwangsmittel besessen haben, das jede Aussicht auf Flucht oder friedliche Verständigung oder unfriedlichen Waffengebrauch unmöglich gemacht hätte. – Ich fühlte mich kräftiger, der Anfall von Malaria hatte mir nicht viel anhaben können, und meine Gedanken beschäftigten sich schon wieder mit allerlei Plänen, zunächst einmal über das Schicksal der Gefährten Gewißheit zu erlangen.
Ich weckte Lizzie. Unser Frühstück ward durch die Erinnerung an Lizzies allzu schroffes Benehmen beeinträchtigt, eine gewisse Fremdheit und Verlegenheit bannte die offene Aussprache, bis das Prachtmädel nach langer nachdenklicher Pause dem Onkel Olaf einfach einen Kuß gab und Abbitte leistete.
»Kind, ich muß dich nun hier allein lassen«, bereitete ich sie auf mein Vorhaben etwas behutsam vor. »Du hast deine Büchse, deine Pistole, ich vertraue dir auch noch hier die 10,4-Büchse an sowie Freund Fennek. Ich werde den Eingang der Höhle verrammeln, du rührst dich auf keinen Fall von hier weg und wartest bis morgen früh auf mich. Sollte ich dann nicht zurück sein, wanderst du genau nach Südwest und wirst sehr bald auf Ansiedlungen stoßen …«
»Ausgeschlossen!« sagte sie kurz. »Ich komme mit.«
»Ausgeschlossen – du bleibst!« Und diesmal gab ich nicht nach. »Kind, du wärest mir wirklich nur hinderlich … Es kann zu sehr unangenehmen Reibereien zwischen mir und den Somalis kommen. Dann hätte ich auch noch dich zu schützen. Dein Einwand, es passe dir nicht, dich hier zu verkriechen, wird sofort entkräftet, wenn ich betone, daß auch du hier keineswegs außer Gefahr bist. Unten im Sande des ausgetrockneten Flußbettes sah ich zahlreiche Löwenfährten. Mein Warzenschwein ist allerdings geschützt, denn der Dornbusch dort hält die Bestien fern …«
Lizzie war einverstanden. Die Löwen gaben eben den Ausschlag. Sie war längst erpicht auf ein Löwenfell, sie hoffte … Wir alle hatten schon »gehofft«, jeden Tag, jede Nacht, aber einen Leu vor die Büchse zu bekommen ist sehr schwer, die Bestien sind zu schlau. Reginald hatte bisher nur mit seiner Fernkamera einige Löwen geknipst, alle nächtlichen Versuche mit Köder und Blitzlicht waren fehlgeschlagen.
Lizzie wurde also »eingemauert«. Vor die Mauer türmte ich Dornen auf. Ich hatte Lizzie nur ein schmales Schlupfloch freigelassen. Mukki wurde angeseilt. Durch das Schlupfloch tauschten wir noch einen Händedruck – ich blickte schnell zur Seite, denn Tränen sind mir gräßlich.
Ich wanderte allein durch die einsame Steppe – immer auf unserer Fährte entlang. Nirgends war ein Stück Großwild zu sehen – ein schlechtes Zeichen. Nur Imgalla-Antilopen weideten sehr scheu in der Ferne, drei Grevy-Zebras sah ich, und ein Nashornbulle witterte mich und zog schnaubend ab. (Die Zebras sind verschieden gezeichnet, das Grevy-Zebra hat schmalere und engere Streifen, das Grant-Zebra, das häufigere, breitere, dunklere und schrägliegende.)
Zwei Stunden Marsch, dann lag der Honighain vor mir. Ich benutzte jetzt jede Deckung, mich näher heranzupirschen, und ich hatte Glück: unbemerkt gelangte ich in den Wald, horchte, glitt von Stamm zu Stamm, traf zu meiner Überraschung dicht vor der Lichtung eine Nashorn-Familie und sagte mir daher, daß der Wald bestimmt nicht mehr besetzt sei, denn die scheuen, argwöhnischen Nashörner können zwar keine hundert Meter weit sehen, haben aber ein vorzügliches Gehör, erstaunlich scharf, vielleicht das schärfste aller Großwildarten. Sie wissen sehr gut verdächtige von unverdächtigen Geräuschen zu unterscheiden. Der Löwe wieder verläßt sich ganz auf Auge und Nase, er sieht im Finstern tadellos, er wittert Menschen auf hundert Meter gegen den Wind, keine Bewegung der Grasspitzen entgeht ihm, zumeist wird er allzu früh flüchtig, nur wenn mehrere Löwen gemeinsam jagen und einander eine Herde Zebras zutreiben, sind sie frech und angriffslustig. Die Hartebeeste (etwa unseren Hirschen vergleichbar) schätzt er als Fleisch sehr wenig. Giraffen entgehen ihm meist, an das Nashorn wagt er sich nicht heran, es zertrampelt ihn oder drückt ihn, sich umherrollend, platt.
Der Wald war leer von Menschen.
Aber die niedergebrannte Lichtung verriet mir durch ihre Spuren so allerlei. Ich fand fünf frische Erdhügel, in jedem steckte ein Somalispeer: Gräber!
Jedenfalls konnte ich erleichtert aufatmen, denn daß hier englische Kolonialtommys noch rechtzeitig eingegriffen hatten, zeigten mir die Marschfährten einer Truppe, die von Süden gekommen war.
Als ich diese Fährten draußen in der Steppe ein Stück verfolgte und dabei an einigen dichtbewachsenen Felsen vorüberkam, wurde ich angerufen. Es war Mehmed Saids dunkles beherrschtes Organ …
»Ich habe auf Sie gewartet, Mr. Abelsen.«
»Sehr freundlich, Mehmed, und die anderen?«
»Holen die Ponys und die Kisten.«
Der würdige Ex-Dragoman stieg von den Felsen herab und drückte mir die Hand. Er rauchte natürlich, und er klärte die Lage durch die nüchternen Sätze:
»Es waren dreißig Tommys und ein Offizier. Die Mullah-Leute ergaben sich, wurden entwaffnet und heimgeschickt. Ich denke, daß Sir Forrester mit den Safari sehr bald eintreffen wird.«
Das Abenteuer mit den weißgeviereckten Somali hatte also ein sehr unromantisches Ende gefunden. Wenn ich an meine Jugend und an meine Karl-May-Lesewut mich erinnere – – was hätte Karl May aus diesem Erlebnis herausgezaubert!!
Die Wirklichkeit ist denn doch prosaischer. Hier stand der tadellos angezogene grauhaarige Mehmed Said vor mir und tat das ganze Abenteuer mit vier Sätzen ad acta.
Eigentlich war es schade um diese trockene Prosa. Ich hätte sehr gern etwas mehr erlebt – in Lizzies Interesse war mir dieser Ausgang nur angenehm.
»Bleiben Sie also hier, Mehmed«, entschied ich, »ich will zu Miß Neworld zurück. Meine Fährte wird Sie und die Freunde unschwer zu dem Flußtal führen.«
»Gut, Mr. Abelsen« – und er zog sich wieder auf seinen Felsen zurück. Er und Afra sind die wortkargsten von uns, der größte Schwätzer ist Sussik, die Tyrannin ist Lizzie, und Reginald, fürchte ich, ist in Lizzie arg verschossen.
Wesentlich leichteren Herzens marschierte ich abermals durch die Steppe, wurde Zeuge eines Kampfes zwischen zwei Nashornbullen um eine stumpfsinnig zuschauende Nashornmaid, beobachtete mit dem Fernglas den hinkenden Abzug des einen Rivalen und das Liebesspiel des einsamen Pärchens.
Ich kann nur nochmals betonen: Der Wildreichtum dieser Gebiete überrascht, verblüfft! In Nairobi erklärte mir ein höherer Regierungsbeamter, daß zum Beispiel der Abschuß von Löwen unbedingt gefördert werden müsse, da die Bestien in der Nähe der Galladörfer und Farmen immer frecher würden. Tatsache ist, daß damals in den Straßen von Nairobi ein waidwunder Löwe in einen Laden flüchtete und daß eines Nachts ein Rudel Hartebeeste aus den Bahnhofsanlagen verscheucht werden mußte – die Zäune und Dornenwälle helfen also nicht viel. Und dies in einer vorbildlich sauberen, modernen kleinen Stadt, deren Verwaltung bereits ein Gesetz vorbereitet, daß kein nackter Neger mehr die Straße betreten darf! – Gegensätze, Widersprüche, nur in Ostafrika möglich!
Als ich mich auf meiner alten Fährte dem Flußtal näherte, hörte ich plötzlich erst einen, dann noch drei Schüsse. Ich begann zu laufen … Vom Talrande aus erblickte ich folgendes Bild. Neben dem von mir gegrabenen Wasserloch lag ein totes Grant-Zebra, nicht weit davon das Warzenschwein, während drei Löwen nach Osten zu verschwanden. Der eine blutete stark, taumelte zuweilen und tat sich schließlich neben einem Gestrüpp nieder.
Ich konnte von oben das Schlupfloch der Felsengrotte überschauen – der Büchsenlauf der 10,4 ragte heraus, und auch ein braunes Händchen war sichtbar.
»Hallo – Mädel!!«
Da trat sie ins Freie …
Etwas blaß war sie …
»Onkel Olaf – das hättest du miterleben sollen!!«
»Scheint so …« – Ich kletterte abwärts, und sie lehnte sich an mich …
»Ich habe furchtbare Angst gehabt, du … Die drei Löwen verfolgten das arme Zebra, da hatte der eine schon die Warzensau niedergeschlagen, ich schoß noch dreimal … vorbei …«
»Ein Irrtum! Nicht vorbei! Drüben liegt einer, einer, nur von hier ist er nicht zu sehen …«
Sie wurde blutrot vor Freude.
»Mein Löwe also!!«
»Ja – deiner! – Hast du etwa mit dem Schwerkaliber gefeuert – dann wird deine Schulter wohl sehr bald recht bunt werden, Kind.«
»Nein, mit der Remington, aber mit Dum-Dum … – Wir wollen uns den Löwen ansehen, Onkel Olaf …«
Das hatte Zeit. Zunächst verlangte Mukki durch wütendes Keckern, von mir begrüßt zu werden. Dann krabbelten die verwaisten Frischlinge aus dem Dickicht hervor und umschnüffelten ihre tote Mama. Arme kleine Warzenferkel – abends schmortet ihr am Spieß!
Wir schritten das Tal hinab. Der Löwe lebte noch. Als wir uns näherten, richtete er sich schwerfällig auf und knurrte und fletschte die gelbweißen Zähne.
Lizzie fieberte …
»Ziele zwischen die Augen – etwas höher«, mahnte ich leise.
Dreimal setzte sie die Büchse ab. Dann feuerte sie, und der Wüstenkönig, leider ein älterer Herr mit schäbiger Mähne, war erledigt.
Das Dum-Dum-Geschoß hatte das Rückgrat gestreift und das Fell handbreit weggerissen – das Fell war wertlos.
Die Benutzung von Mantelgeschossen ohne Spitze mag im Notfall entschuldbar sein. Sonst ist es Aasjägerei. Es ist wahrlich kein Kunststück, mit einer Repetierbüchse, die im Ausschuß handgroße Löcher reißt, eine Bestie niederzuknallen. Gegen ein Nashorn ist das Dum-Dum angebracht, ebenso gegen Krokodile, Flußpferde und Elefanten. (Nebenbei, der Elefant ist hier Rarität, wir sahen nicht einen!)
Lizzie war natürlich untröstlich. »Ihr« Löwe war sehr verstimmt, und lediglich meine aufmunternden Worte, die ihr die Rückkehr der beiden anderen Löwen verhießen, trösteten sie etwas.
Wir zogen uns in die Höhle zurück und warteten der Dinge, die da kommen sollten. Die Frischlinge, die so doch umgekommen wären, starben schnell und schmerzlos.
Es war jetzt ein Uhr mittags. Im Flußbett flimmerte die Luft vor Hitze. Kein Lüftchen regte sich. Das tote Zebra und das Schwein schwollen an, streckten die Beine gerade, lagen dann steif und still. Die Verwesung, die bei solcher Hitze sehr rasch beginnt, ändert stets die ursprüngliche Stellung toter Tiere. Nashörner rollen von selbst auf den Rücken und recken alle Viere hoch – kein schöner Anblick.
Es sollte etwas kommen …
Kam auch … Nur nicht Löwen, sondern Sussik und Afra als Vortrupp unserer Safari.
Sussik erzählte ununterbrochen … Die Somali, die die Terrasse gestürmt hatten, waren von den Tommys abgefangen worden. Unser ganzes Gepäck war unangetastet geblieben, nur das eine Zelt war von den Mullah-Kerlen zu Umhängen zerschnitten worden. Das ließ sich verschmerzen.
Als die Safari eintrafen, wollte der gute Reginald mir so ganz zart meine Flucht mit Lizzie aus dem Honighain unter die Nase reiben. Ob nicht ein klein wenig Eifersucht dabei war?! Reginald gab jetzt stets so überaus viel auf seinen äußeren Menschen, umschwänzelte Lizzie dauernd und gab jeder ihrer Launen nach.
Ich fertigte ihn etwas kurz ab.
Es ist nie gut, wenn zwei Europäer in der Steppe in Gesellschaft eines jungen hübschen Weibes reisen, es sei denn, der eine wäre bereits Mummelgreis, und das traf hier nicht zu. Im Gegenteil, Sir Forresters Erscheinung hatte entschieden gewonnen, er sah nicht mehr nach Stubenhocker aus, und auch seine Ansichten über vieles hatte er gründlich gesiebt.
Auf meinen Vorschlag wurde das Lager in der Steppe aufgeschlagen – zwischen Bäumen und Felsen –, und die Höhle am Talabhang richteten wir für die Nacht als Boma her.
Was eine Boma ist?
Ich werde sie genau beschreiben, auch die denkwürdige Nacht, in der wir nicht Löwen bei Blitzlicht photographierten, sondern ganz andere Dinge erlebten.
Die gebratenen armen Ferkel schmeckten übrigens tadellos.
* * *