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(1920)
Ohne den Völkerbund ist keine aufbauende, dauerhafte Politik mehr möglich; ohne eine alles umfassende Weltorganisation kann die Zerrüttung der Weltwirtschaft und des öffentlichen Geistes der Welt nicht behoben werden.
Wir fordern daher, alle Kräfte darauf einzustellen:
Um aber diese Umwandlung einzuleiten und in Anbetracht dessen, daß im Pariser Völkerbund wenigstens die Anfänge einer Organisation der Weltproduktion und Weltfinanz erkennbar sind, nämlich das » Internationale Arbeitsamt« die jährliche » Hauptversammlung« aller Mitgliedstaaten zur Beratung von Arbeitsfragen (Art. 388), die » Wirtschaftliche Abteilung« des Völkerbundes und besonders die » Internationalen Kommissionen«, die für die Verteilung von Rohstoffen und die Regelung der Transport- und Finanzfragen geplant sind, daß indessen diese Einrichtungen, wenn sie mit Erfolg der Sicherung des Weltfriedens dienen und den Weg zu einem wahren Völkerbunde bereiten sollen, demokratisch aus den selbstverwaltenden Produktionszweigen und Verbrauchergruppen hervorgehen und mit den nötigen Rechten und Machtmitteln ausgestattet sein müssen:
richten wir an die Hand- und Kopfarbeiter aller Länder den Ruf, zunächst und unverzüglich den unwiderstehlichen Druck, den ihre wirtschaftlichen und politischen Organisationen auf ihre Regierungen ausüben können, anzuwenden, damit diese ersten Anfänge einer demokratischen und universalen Organisation der Wirtschaft weiter ausgebildet werden;
indem die geplanten ständigen Internationalen Wirtschaftlichen Kommissionen sofort ins Leben gerufen,
diese Kommissionen, sowie die anderen wirtschaftlichen und sozialen Organe des Völkerbundes zu demokratischen Vertretungskörpern der organisierten Produzenten und Konsumenten umgebildet,
und diese Vertretungen mit gesicherten gesetzgeberischen und exekutiven Rechten im Rahmen des Völkerbundes ausgestattet und untereinander als Vorstufen des erstrebten wirtschaftlichen Zentralorgans zu direkter, geregelter Zusammenarbeit verbunden werden.
I
Der Versailler Völkerbund ist unbefriedigend. Er hat bisher in keiner von den großen Fragen, die den Frieden und die Ruhe der Welt gefährden, Wesentliches leisten können. Es zeigt sich, daß ihm nötige Vorbedingungen zu einer nützlichen Betätigung in den großen internationalen Dingen fehlen. Andererseits verfügt er über eine Fülle von Gewalt, die Unheil droht, wenn sie leichtsinnig oder parteiisch verwendet wird. Er ist also sowohl gefährlich wie schwach. Schuld hieran sind seine geographischen Lücken (das Fernbleiben Amerikas, der Ausschluß Mitteleuropas und Rußlands); mehr aber noch,
II
Demgegenüber muß betont werden, daß der Weltfrieden nur gesichert werden kann durch ein Organ, das die Weltproduktion, Weltverteilung und Weltfinanz regelt, d. h. dem Bedarf im Ganzen und im Einzelnen anpaßt, und das von den Werktätigen selbst unter Heranziehung der Verbraucher gebildet und beherrscht wird:
weil unausgeglichene wirtschaftliche Gegensätze unvermeidlich politische und internationale Konflikte nach sich ziehen,
weil die durch den Krieg verminderte Produktion und in Unordnung geratenen Verteilungs- und Geldverhältnisse weitere und schlimmere nationale und internationale Umwälzungen nach sich ziehen müssen, wenn nicht alle Produktivkräfte bewußt und unverzüglich den unabweisbaren Bedürfnissen der breiten Massen angepaßt werden,
weil diese notwendige Anpassung nur durch ein besonderes Organ bewirkt werden kann, das alle Produktivkräfte zusammenfaßt und lenkt,
weil dieses Organ, von dem nicht bloß die Produktion, sondern auch die Produzenten abhängen werden, deren Vertrauen besitzen muß als Wahrer ihrer Menschenrechte und insbesondere des Rechtes jedes Werktätigen auf anständige Arbeit, auf möglichste Gleichheit des Ausgangspunktes im wirtschaftlichen Kampfe, auf einen gerechten Anteil an den Erträgnissen der Erde und auf soziale, wirtschaftliche und kulturelle Freiheit;
vor allem aber, weil grundsätzlich die gesammelte Macht der Menschheit nur einem demokratischen, von unten aufgebauten, unmittelbar und unterschiedslos von allen Beteiligten getragenen Organe anvertraut werden darf.
III
Die Ansätze zu einem solchen Organe sind bereits im Entstehen. Sie sind zu finden:
In Verbindung mit der vom Versailler Vertrage geschaffenen Internationalen Organisation der Arbeit (Art. 387–427), insbesondere der in ihrem Rahmen vorgesehenen jährlichen Versammlung der Mitgliedstaaten des Völkerbundes (Art. 388) und dem von dort vorgesehenen Internationalen Arbeitsamt, an denen beiden bereits gewählte Vertreter der Werktätigen (sowohl der Produktionsleiter wie auch der Arbeiter) teilnehmen,
in Verbindung ferner mit der in der Bildung begriffenen Wirtschaftlichen Abteilung des Völkerbundes
zeigen die genannten Ansätze den Weg, auf dem ein von den Werktätigen getragenes Selbstverwaltungsorgan der Weltproduktion und des Weltbedarfs erreicht werden kann.
IV
Dieses wirtschaftliche Zentralorgan bietet, sobald es da ist, aus den in Abschnitt II angeführten Gründen eine natürliche und feste Grundlage für einen wahren Völkerbund. Die Friedenssicherung verlangt daher, daß sein Zustandekommen beschleunigt, insbesondere von den Organisationen der Werktätigen einhellig und mit ihrer ganzen Wucht gefördert, seine unbehinderte Wirksamkeit völkerrechtlich gesichert, seine Tätigkeit und wirtschaftliche Macht als die wahren Grundlagen der Weltorganisation erkannt werden. Folglich ist:
Gleichzeitig ist der Imperialismus in seiner Wurzel zu zerstören, dadurch, daß die ihn fortgesetzt neu erzeugende direkte Verbindung zwischen einzelstaatlicher Politik und internationaler Wirtschaft gelöst wird, und zwar:
indem schon jetzt alle Eingriffe des Einzelstaates in das internationale Wirtschaftsleben, die den wirtschaftlichen Imperialismus fördern, besonders aber die der wirtschaftlichen Expansion dienenden Austausch- und Verkehrsbeschränkungen sowie die demselben Zwecke dienenden militärischen und maritimen Rüstungen einschließlich der Wehrpflicht auf das energischste bekämpft werden,
und später, sobald das erstrebte weltwirtschaftliche Zentralorgan im Völkerbunde geschaffen ist, jeder Eingriff überhaupt der einzelstaatlichen Politik in die Weltwirtschaft, der unter Umgehung dieses Zentralorgans versucht werden sollte, völkerrechtlich ausgeschlossen, die Autonomie der Weltproduktion den Einzelstaaten gegenüber zu einem Grundsatze des Völkerrechtes erhoben wird.
V
Als gegenwärtig gangbarster und kürzester Weg zu einem im vorstehenden Sinne wahren Völkerbunde erscheint die Umbildung des Versailler Völkerbundes.
Die wichtigsten und nächsten Schritte auf diesem Wege wären:
VI
Da aber ein Völkerbund nicht bestehen kann, wenn er bloß die materielle Produktion sichert, ein solcher vielmehr ebenso nötig einen geistigen und ethischen Inhalt und Zusammenhang braucht,
insbesondere heute die unentbehrliche Grundlage für den geistigen und ethischen Wiederaufbau der Weltgemeinschaft bieten soll, jederzeit auch gegen einseitige Eingriffe die unbehinderte Entfaltung der geistigen und ethischen Kräfte der Menschheit wahren sowie die Würde, das Glück und die Freiheit des Menschen schirmen muß,
so darf er nicht auf eine bloße Wirtschaftszentrale beschränkt bleiben, sondern muß auch die großen geistigen und ethischen Organisationen und Gemeinschaften zur Mitbestimmung heranziehen bei allen das Glück, die Schaffenskraft und die Freiheit des Menschen oder einzelner menschlicher Gemeinschaften betreffenden Entscheidungen.
VII
Die Sonderinteressen solcher geschlossenen Gemeinschaften, insbesondere der einzelnen Völker, Staaten und Wirtschaftsgebiete werden innerhalb des Völkerbundes völkerrechtlich und organisatorisch gesichert sein müssen bis zu der Grenze, wo sie mit den übergeordneten Gemeininteressen der Weltproduktion oder mit den durch den Völkerbund zu sichernden Rechten des Menschen in Widerspruch geraten;
wobei aber zu betonen ist, daß die internationale Sicherung der bedarfsmäßigen Produktion und geistigen Freiheit die Voraussetzung der nationalen Sicherung dieser Güter ist; und daß daher eine Mitarbeit an diesem internationalen Werke nötig ist, um der Arbeit an der nationalen Wirtschaft, Kultur und Freiheit Erfolg zu schaffen.
VIII
Ein wahrer Völkerbund kann nicht das Werk Einzelner, auch nicht einzelner Staatsmänner sein, sondern nur durch die organisierte Zusammenarbeit von Millionen in allen Völkern und durch den Druck der öffentlichen Meinung der Welt verwirklicht werden. Das mächtige Instrument der Welterneuerung ist heute die international organisierte Arbeiterbewegung. Der gewaltigste geistige Antrieb die überall erwachende Sehnsucht nach ethischer und religiöser Erneuerung. Deshalb richten wir an diese beiden unermeßlichen, neuen Kräfte den Ruf, daß sie sich ihrer höchsten Aufgabe bewußt werden:
eine neue wirtschaftliche und ethische Weltgemeinschaft zu schaffen;
und daß sie mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln an der praktischen Verwirklichung dieses Zieles mitwirken.