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Während des Restes der Woche arbeitete er gar nichts. Dann kam wieder der Sonntag. Er fürchtete sich stets vor diesem Tage und sehnte sich auch wieder nach demselben, aber seitdem das rothaarige Mädchen ihn skizzirt hatte, überwog die Furcht bei ihm die Sehnsucht. Er fand, daß Maisie seine Ratschläge hinsichtlich des Konturenzeichnens vollständig vernachlässigt hatte. Sie hatte wohl zwanzig Skizzen gemacht von irgend einem albernen Studienkopf. Es kostete Dick große Anstrengung, seinen Unmut zu unterdrücken.
»Wozu nützt es, Ihnen guten Rat zu geben?« sagte er spitzig.
»Ah, aber das wird ein Bild geben, ein wirkliches Bild; ich weiß, daß Kami mir erlauben wird, es in den Salon zu schicken. Meinen Sie nicht?«
»Ich glaube es kaum. Sie werden aber keine Zeit mehr haben für den Salon.«
Maisie zögerte ein wenig, sie fühlte sich selbst etwas unbehaglich. »Wir gehen deshalb einen Monat früher hinüber nach Frankreich. Ich will das Sujet hier fertig skizziren und bei Kami ausarbeiten.«
Dicks Herz stand still; auch war es nahe daran, daß seine Königin, die nichts Unrechtes thun konnte, ihm verleidet wurde. »Gerade nun ich dachte, ich wäre ein gutes Stück bei ihr vorwärts gekommen, geht sie fort, um Schmetterlingen nachzujagen. Es ist zum Verrücktwerden.«
Es war nicht möglich, sie zu überreden, da das rothaarige Mädchen sich im Atelier befand. Dick konnte nur wie ein unausgesprochener Vorwurf aussehen.
»Es thut mir sehr leid,« sagte er endlich, »und ich bin überzeugt, daß Sie einen Irrtum begehen. Doch was ist denn das Sujet Ihres neuen Bildes?«
»Ich entnahm es einem Buche.«
»Das ist schlimm, um anzufangen. Bücher sind nicht die Orte, aus denen man Stoffe zu Bildern nimmt. Und –«
»Dieses ist es,« sagte das rothaarige Mädchen hinter ihm. »Ich las es Maisie neulich vor, aus ›Die Stadt der schrecklichen Nacht‹. Kennen Sie das Buch?«
»Ein wenig. Ich bedaure, daß ich etwas gesagt habe. Es sind wirklich Bilder darin. Was hat ihre Phantasie gefesselt?«
»Die Beschreibung der Melancholie.
Die ruhende Schwinge, wie sie Adler schlagen.
Jedoch zu machtlos, um den Stolz zu tragen
Der erdgebor'nen königlichen Kraft.
»Und hier weiter (Maisie, bitte, mache den Thee!)
Die Stirn wehmütiger Gedanken voll,
Das Schlüsselbund, der Hausfrau Kleiderschnitt,
Gezähnelt, weit gebauscht, doch steif das Ganze
Wie eine Bombe und von lichtem Glanze,
Ein Schuh, der alle Schwachheit niedertritt.«
Das junge Mädchen machte nicht den geringsten Versuch, den Spott, die Verachtung ihrer trägen Stimme zu verbergen.
Dick zuckte zusammen.
»Aber das ist ja bereits gemalt worden von einem obskuren Künstler Namens Dürer,« sagte er.
»Wie lautet das Gedicht weiter?«
Vor drei Jahrhunderten und sechzig Jahren
Mit seines Denkens hehrer Zauberwelt.
»Sie könnten ebenso gut versuchen den ›Hamlet‹ noch einmal zu schreiben. Es ist nichts als Zeitverschwendung.«
»Nein, das ist es nicht,« sagte Maisie, die Theetassen klirrend niedersetzend, um sich zu beruhigen. »Ich beabsichtige wirklich, es zu thun. Können Sie nicht einsehen, was für ein schönes Bild das geben wird?«
»Wie, zum Teufel, kann jemand eine Arbeit ausführen, wenn er nicht die erforderliche Uebung dazu hat? Jeder Narr kann einen Gedanken, ein Sujet bekommen. Es erfordert Uebung, die Sache durchzuführen – Uebung und Ueberzeugung, nicht ein Nachjagen hinter der ersten besten Idee.«
»Sie verstehen mich nicht,« entgegnete Maisie. »Ich denke, daß ich es fertig bringen kann.« Wieder ertönte die Stimme des Mädchens hinter ihm:
Ob oft enttäuscht, wirkt rastlos sie und schafft,
Schafft um so mehr, je mehr der Trieb ihr schwand.
Gestärkt durch ungezähmte Willenskraft,
Sinnt stets das Hirn und bildet stets die Hand,
Und all ihr Leid muß sich in Arbeit wandeln –
»Ich bilde mir ein, Maisie denkt daran, sich selbst in dem Bilde zu verkörpern.«
»Auf einem Thron von zurückgewiesenen Bildern sitzend?«
»Nein, das werde ich nicht. Der Gedanke an und für sich hat mich gefesselt. – Natürlich, Sie machen sich nichts aus Phantasieköpfen, Dick. Ich glaube kaum, daß Sie welche malen können, Sie lieben Blut und Knochen.«
»Das ist eine direkte Herausforderung. Wenn Sie eine Melancholie malen können, die weiter nichts ist als ein kummervoller weiblicher Kopf, so kann ich eine bessere malen, und ich will es sogar thun. Was wissen Sie von der Melancholie?«
Dick war fest überzeugt, daß er gerade dreiviertel von allem Kummer auf der Welt zu kosten bekam.
»Sie war ein Weib,« antwortete Maisie, »das viel zu erdulden hatte, bis sie es nicht mehr ertragen konnte; dann fing sie an, über all das zu lachen, worauf ich sie malte und in den Salon schickte.«
Das rothaarige Mädchen stand auf und verließ lachend das Zimmer.
Dick sah Maisie demütig und hoffnungslos an. »Denken Sie nicht mehr an das Bild,« sagte er. »Wollen Sie wirklich einen Monat vor der bestimmten Zeit zu Kami zurückkehren?«
»Ich muß, wenn ich das Bild fertig machen will.«
»Und das ist alles, was Sie wollen?«
»Natürlich. Seien Sie nicht so einfältig, Dick.«
»Sie besitzen nicht die Fähigkeit dazu. Sie haben nur die Idee – die Idee und das bißchen wohlfeilen Impuls. Wie Sie beständig zehn Jahre lang bei Ihrer Arbeit haben ausharren können, ist in der That ein Rätsel für mich. Sie wollen also wirklich gehen, einen Monat früher, als Sie es nötig haben?«
»Ich muß meine Arbeit ausführen.«
»Ihre Arbeit, pah! Nein, das wollte ich nicht sagen. Es ist alles gut so, Teuerste. Natürlich müssen Sie Ihr Werk ausführen, und ich denke, ich sage Ihnen Lebewohl für diese Woche.«
»Wollen Sie nicht einmal zum Thee bleiben?«
»Nein, ich danke Ihnen. Erlauben Sie, daß ich gehe? Es gibt ja nichts weiter, wobei Sie besonders meines Beistandes bedürften, und vom Konturenzeichnen ist ja nicht mehr die Rede.«
»Ich wünsche, Sie blieben noch, damit wir über mein Bild sprechen könnten. Wenn nur ein einziges Bild Erfolg hat, so zieht es die Aufmerksamkeit auf alle übrigen. Ich weiß, einige meiner Arbeiten sind gut, wenn die Leute sie nur sehen würden. Sie hatten gar nicht nötig, ihretwegen so streng und grob zu sein.«
»Es thut mir leid. Wir wollen an einem der nächsten Sonntage über die Melancholie sprechen. Es sind deren noch vier, bevor Sie gehen. Leben Sie wohl, Maisie.«
Maisie stand nachdenklich am Fenster des Ateliers, bis das rothaarige Mädchen wieder eintrat, ein wenig bleich um die Mundwinkel.
»Dick ist fortgegangen,« sagte Maisie, »gerade, nun ich ihn nötig hatte, um über das Bild mit ihm zu sprechen. Ist es nicht egoistisch von ihm?«
Ihre Gefährtin öffnete die Lippen, als ob sie etwas sagen wollte, doch schloß sie dieselben wieder und fuhr mit dem Vorlesen »der Stadt der schrecklichen Nacht« fort.
Dick befand sich im Park und ging immer um einen Baum herum, den er an manchen früheren Sonntagen zu seinem Vertrauten erwählt hatte. Er fluchte ganz laut, und als er fand, daß die englische Sprache seiner Wut nicht genügte, suchte er Trost im Arabischen, das expreß zum Gebrauch der Betrübten bestimmt zu sein scheint. Er war durchaus nicht erfreut über den Lohn für seinen geduldigen Dienst, noch weniger über sich selbst, und es dauerte lange, bevor er zu dem Satze gelangte, daß die Königin nichts Unrechtes thun könne.
»Es ist ein verlorenes Spiel,« sagte er. »Ich bin nichts mehr wert, sobald eine Laune von ihr in Frage steht. Doch verdoppelten wir in Port Saïd gewöhnlich den Einsatz und spielten weiter, wenn ein Spiel verloren war. Sie malt eine Melancholie! Sie hat nicht die Fähigkeit dazu, weder die nötige Einsicht noch die Uebung, sie hat nur den Wunsch! Sie ist beladen mit dem Fluche von Rubens. Sie will nicht Konturen zeichnen, weil das wirkliche Arbeit bedeutet; dennoch ist sie stärker als ich. Ich werde ihr begreiflich machen, daß ich sie in ihrer eigenen Melancholie schlagen kann. Doch auch dann würde sie sich nicht in acht nehmen. Sie sagt, ich könnte nur Blut und Knochen malen; ich glaube kaum, daß sie Blut in ihren Adern hat. Trotzdem liebe ich sie und muß fortfahren, sie zu lieben, und wenn ich ihre große Eitelkeit demütigen kann, so werde ich es thun. Ich will eine Melancholie malen, die wirklich etwas wie eine Melancholie sein soll – ›die Melancholie, die allen Verstand übertrifft.‹ Ich will es sogleich thun, hol sie der – Gott segne sie!«
Er wurde gewahr, daß die Idee zu dem Bilde sich nicht recht festsetzen konnte und er sein Gemüt nicht auf eine Stunde von dem Gedanken an Maisies Abreise loszureißen vermochte.
Er interessirte sich nur sehr wenig für ihre ersten Studien zu der Melancholie, als er dieselben in der folgenden Woche besah. Die Sonntage flogen rasch vorüber und die Zeit kam, zu der alle Kirchenglocken in London Maisie nicht zu ihm zurückrufen konnten. Ein- oder zweimal sagte er zu Binkie etwas über »hermaphroditische Erbärmlichkeiten«, aber der kleine Hund erhielt so viele vertrauliche Mitteilungen von Torpenhow und Dick, daß er seine tulpenförmigen Ohren gar nicht mit Zuhören belästigte. Es wurde Dick gestattet, die beiden Mädchen abreisen zu sehen. Sie fuhren mit dem Nachtboot von Dover ab und hofften, im August zurückzukehren.
Es war jetzt Februar und Dick fühlte, daß er es kaum aushalten würde. Maisie war so beschäftigt, das kleine Haus jenseits des Parkes auszuräumen und ihre Bilder einzupacken, daß sie keine Zeit zum Denken hatte. Dick begleitete sie nach Dover und verschwendete dort einen Tag mit dem aufregenden Gedanken über eine wundervolle Möglichkeit. Würde Maisie ihm zum Abschied wohl einen kleinen Kuß erlauben? Er überlegte, ob er sie mit Gewalt kapern sollte, wie er im südlichen Sudan Frauen hatte kapern und fortführen sehen; doch Maisie würde sich niemals fortführen lassen. Sie würde ihre grauen Augen auf ihn richten und sagen: »Dick, wie egoistisch sind Sie!« Dann würde ihm der Mut versagen. Es würde besser sein, sie um den Kuß zu bitten.
Maisie sah mehr als sonst zum Küssen aus, als sie aus dem Nachtzuge auf den windigen Quai hinaustrat. Das rothaarige Mädchen sah nicht so reizend aus; ihre grünen Augen waren eingesunken und ihre Lippen trocken. Dick sah die Koffer bereits an Bord und trat an Maisies Seite in das Dunkel unter der Kommandobrücke. Die Postbeutel polterten in den Vorderraum, während das rothaarige Mädchen dieselben beobachtete.
»Sie werden heute nacht eine rauhe Ueberfahrt haben,« sagte Dick. »Es weht draußen ziemlich heftig. Ich setze voraus, daß ich hinüberkommen und Sie sehen darf, wenn ich brav bin?«
»Nein, Sie dürfen nicht. Ich muß fleißig sein. Doch, wenn ich Ihrer bedarf, werde ich Ihnen schreiben. Von Vitry-sur-Marne werde ich Ihnen einen Brief schicken, da ich Sie wegen einer Menge Dinge um Rat fragen muß. O, Dick, Sie sind so gut gegen mich gewesen, so sehr gut!«
»Ich danke Ihnen für diese Worte, Teuerste. Es hat keine Zwistigkeiten, keinen Streit gegeben, nicht wahr?«
»Ich kann keine Lüge aussprechen. Es hat keine gegeben in diesem Sinne. Aber denken Sie nicht, daß ich undankbar bin.«
»Verdammt sei die Dankbarkeit,« sagte Dick heiser, zu dem Radkasten gewendet.
»Was hat es für einen Zweck, uns zu quälen? Sie wissen, daß ich Ihr Leben ruiniren würde, wie Sie das meinige, wie die Dinge jetzt liegen. Erinnern Sie sich an das, was Sie sagten, als Sie an jenem Tage so ärgerlich im Parke waren? ›Einer von uns muß gebrochen werden.‹ Können Sie warten, bis dieser Tag kommt?«
»Nein, Liebe. Ich will Sie ungebrochen haben – ganz für mich allein.«
Maisie schüttelte den Kopf. »Mein armer Dick, was soll ich dazu sagen?«
»Sagen Sie gar nichts. Wollen Sie mir einen Kuß geben? Nur einen einzigen Kuß, Maisie! Ich will schwören, daß ich nicht mehr nehmen werde. Sie könnten es wohl thun; ich kann dann sicher sein, daß Sie dankbar sind.« Maisie hielt ihre Wange hin und Dick nahm sich seinen Lohn in der Dunkelheit. Es war nur ein einziger Kuß, aber ein sehr langer, da keine Zeit für die Dauer desselben festgesetzt worden. Maisie wand sich ärgerlich frei, während Dick beschämt und vom Kopf bis zu den Füßen zitternd dastand.
»Leben Sie wohl, mein Liebling. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Es thut mir leid. Halten Sie sich gesund und machen Sie gute Arbeit – besonders bei der Melancholie. Auch ich will eine malen. Erinnern Sie Kami an mich und seien Sie vorsichtig beim Trinken; das Trinkwasser auf dem Lande ist überall schlecht, aber es ist abscheulich in Frankreich. Schreiben Sie mir, wenn Sie irgend etwas bedürfen, und nochmals, leben Sie wohl! Sagen Sie auch Adieu dem Mädchen mit dem roten Haar und – kann ich nicht noch einen Kuß bekommen? Nein? Sie haben ganz recht. Adieu!«
Ein Ruf sagte ihm, daß es nicht passend sei, auf der Ladebrücke für Postpakete zu bleiben; er erreichte den Quai, als der Dampfer sich zu bewegen begann und folgte demselben mit seinem Herzen.
»Und nichts – nichts auf der weiten Welt hält uns von einander getrennt als ihr Eigensinn. Diese Nachtboote nach Calais sind viel zu klein. Ich werde Torpenhow veranlassen, daß er in den Zeitungen etwas darüber schreibt. Das Boot fängt jetzt schon an zu stampfen.«
Maisie stand, wo Dick sie verlassen hatte, bis sie einen leisen, keuchenden Atem neben sich hörte. Die Augen des rothaarigen Mädchens leuchteten in einer kalten Flamme.
»Er küßte Sie,« sagte sie. »Wie konnten Sie ihm das erlauben, wenn er nichts für Sie ist? Wie durften Sie einen Kuß von ihm annehmen? O, Maisie, lassen Sie uns in die Damenkajüte gehen. Ich bin krank – sterbenskrank.«
»Wir sind noch nicht in offenem Wasser. Gehen Sie hinunter, Teure, ich will hier bleiben. Ich liebe nicht den Geruch der Maschinen. Armer Dick! Er verdiente einen – nur einen. Aber ich dachte nicht, daß er mich so erschrecken würde.«
Dick kehrte am folgenden Tage nach London zurück, gerade zur Lunchzeit, wie er aus Dover telegraphirt hatte. Zu seiner Enttäuschung fand er in seinem Atelier nur leere Schüsseln vor. Er erhob seine Stimme wie der Bär im Märchen, worauf Torpenhow mit schuldiger Miene eintrat.
»Pst!« sagte er. »Machen Sie keinen solchen Lärm; ich nahm Ihr Frühstück. Kommen Sie in mein Zimmer, so werde ich Ihnen den Grund davon zeigen.«
Dick blieb ganz erstaunt auf der Schwelle stehen, denn auf Torpenhows Sofa lag ein schlafendes und schwer atmendes Mädchen. Der kleine, wohlfeile Matrosenhut, der blau und weiß gestreifte Anzug, der mehr für den Juni als für den Februar sich eignete, an den Rändern mit Schmutz bespritzt, das mit imitirtem Astrachan besetzte Jaquet, dessen Nähte an den Schultern aufgetrennt waren, der wohlfeile Regenschirm und vor allem der elende Zustand der mit Ziegenleder besetzten Stiefel erklärten die Sache.
»O, alter Herr, das ist zu schlecht! Sie dürfen diese Art Mädchen nicht herbringen. Dieselben stehlen Sachen aus den Zimmern.«
»Es sieht schlecht aus, das gebe ich zu, aber ich kam nach dem Frühstück zu Hause, als sie in die Halle stolperte. Ich glaubte erst, sie sei betrunken, doch sie wurde ohnmächtig. Unmöglich konnte ich sie liegen lassen, deshalb brachte ich sie hier herauf und gab ihr das für Sie bestimmte Frühstück. Sie war aus Mangel an Nahrung ohnmächtig geworden. Sobald sie gegessen, fiel sie in einen festen Schlaf.«
»Ich weiß etwas von diesem Elende zu erzählen. Sie hat von Wurst gelebt, vermute ich. Torp, Sie hätten sie einem Polizisten übergeben sollen, weil sie sich herausgenommen hat, in einem anständigen Hause ohnmächtig zu werden. Armes kleines Weibchen! Sehen Sie sich das Gesicht an! Es liegt keine Spur von Immoralität in demselben, nur Thorheit, Schwäche, Albernheit, Leichtsinn. Es ist ein typischer Kopf. Sehen Sie, wie die Knochen durch das Fleisch im Gesicht und auf den Backen schimmern?«
»Was das für ein kaltblütiger Barbar ist! Schlagen Sie nicht ein Weib, wenn es heruntergekommen ist. Können wir nicht etwas für sie thun? Sie ist einfach vor Hunger zusammengebrochen und fiel beinahe in meine Arme; als sie dann das Frühstück vor sich hatte, aß sie wie ein wildes Tier. Es war schrecklich.«
»Ich kann ihr Geld geben, das sie wahrscheinlich in Getränk verschleudern wird. Schläft sie vielleicht für immer?«
Das Mädchen öffnete die Augen und starrte, zwischen Schrecken und Frechheit, die beiden Männer an.
»Fühlen Sie sich besser?« fragte Torpenhow.
»Ja, ich danke Ihnen. Es gibt nicht viele Gentlemen, die so gütig find, wie Sie es waren. Ich danke Ihnen.«
»Wann haben Sie Ihren Dienst verlassen?« fragte Dick, der die aufgesprungenen und mit Schrammen bedeckten Hände betrachtet hatte.
»Woher wußten Sie, daß ich in Dienst gewesen bin? Ich war Mädchen für alles. Es gefiel mir durchaus nicht.«
»Und wie gefällt es Ihnen, Ihre eigene Herrin zu sein?«
»Sehe ich so aus, als ob es mir gefiele?«
»Ich vermute es nicht. Einen Augenblick! Bitte, seien Sie so gut und wenden Sie Ihr Gesicht dem Fenster zu.«
Das Mädchen gehorchte, während Dick scharf das Gesicht derselben betrachtete – so scharf, daß es versuchte, sich hinter Torpenhow zu verbergen.
»Die Augen haben es,« sagte Dick auf und ab gehend. »Es sind prächtige Augen für meinen Zweck. In jedem Kopfe sind überhaupt die Augen die Hauptsache. Dieses Mädchen ist mir vom Himmel gesandt, um zu ersetzen, was mir fortgenommen. Nun die wöchentliche Aufregung von meinen Schultern genommen ist, kann ich ernstlich ans Werk gehen. Augenscheinlich vom Himmel gesandt. Ja. Bitte, richten Sie Ihr Kinn ein wenig auf.«
»Artig, alter Herr, artig! Sie können jemand um den Verstand bringen vor Angst,« sagte Torpenhow, der sah, wie das Mädchen zitterte.
»Leiden Sie nicht, daß er mich schlägt. O, bitte, leiden Sie es nicht! Ich bin heute schon grausam geschlagen worden, weil ich mit einem Manne sprach. Geben Sie nicht zu, daß er mich so ansieht! Er ist ein Bösewicht, dieser Mann da. O, es kommt mir so vor, als ob ich gar nichts anhätte, wenn er mich so ansieht!«
Die überspannten Nerven in ihrem schwachen Körper gaben nach; das Mädchen weinte wie ein kleines Kind und fing an zu schreien.
»Sie sind hier ganz sicher,« sagte Dick sanft. »Mein Freund kann einen Polizisten holen lassen und Sie können durch jene Thür dort fortlaufen. Kein Mensch will Ihnen etwas zu Leide thun.«
Das Mädchen schluchzte konvulsivisch einige Minuten lang, dann versuchte es zu lachen.
»Gar nichts wird Ihnen geschehen. Nun hören Sie mir ruhig zu. Ich bin, was man einen Künstler von Profession nennt. Sie wissen, was Künstler thun?«
»Sie zeichnen Dinge mit roter und schwarzer Tinte für die Etiketten der Flaschen mit Brauselimonade in den Läden.«
»So ungefähr. Ich habe mich noch nicht bis zu Etiketten für Flaschen mit Brauselimonade aufgeschwungen, die werden von Akademikern gemalt; ich möchte gern Ihren Kopf zeichnen.«
»Weshalb?«
»Weil er hübsch ist. Deshalb werden Sie dreimal wöchentlich in das Zimmer über dem Flur kommen, um elf Uhr morgens; ich werde Ihnen drei Pfund Sterling die Woche dafür geben, daß Sie nur still sitzen und gezeichnet werden. Hier ist ein Pfund auf Abschlag.«
»Für nichts? O, potztausend!« Das Mädchen drehte den Sovereign in der Hand hin und her und weinte vor Freude. »Fürchtet denn keiner von den beiden Gentlemen, daß ich Sie beschwindeln werde?«
»Nein, das thun nur garstige Mädchen. Versuchen Sie es nur und merken Sie sich diese Wohnung. Beiläufig, wie heißen Sie?«
»Ich bin Bessie – Bessie – es hat keinen Zweck, Ihnen den andern Namen zu sagen. Bessie Broke – Steinbruch, wenn es Ihnen beliebt. Wie heißen Sie? Aber – niemand gibt seinen wirklichen Namen an.«
Dick fragte Torpenhow mit den Augen.
»Mein Name ist Heldar, mein Freund heißt Torpenhow. Sie müssen aber ganz bestimmt herkommen. Wo wohnen Sie?«
»Südlich vom Wasser – ein Zimmer – fünf Schilling und sechs Pence die Woche. Machen Sie auch keinen Scherz mit mir wegen der drei Pfund?«
»Sie werden es ja später sehen. Und, Bessie, wenn Sie das nächstemal kommen, so brauchen Sie keine Schminke aufzulegen, denken Sie daran. Es ist schädlich für die Haut; auch habe ich alle Farben, die Sie nur wünschen können.«
Bessie entfernte sich, indem sie ihre Wangen mit einem zerrissenen Taschentuche abrieb. Die beiden Männer sahen einander an.
»Sie sind ein Mann,« sagte Torpenhow.
»Ich fürchte, daß ich ein Thor gewesen bin. Es ist nicht unsere Sache, die Erde zu durchstreifen, um Bessie Brokes zu bessern. Ein Weib, welcher Art dasselbe auch sei, hat keinen Anspruch auf diesen Flur.«
»Vielleicht kommt sie nicht wieder.«
»Sie wird schon kommen, wenn sie glaubt, hier etwas zu essen und Wärme zu finden. Ich weiß, daß sie wiederkommt, leider. Aber denken Sie daran, alter Freund, sie ist kein Weib, sondern mein Modell; und seien Sie vorsichtig.«
»Welche Idee! Sie ist eine liederliche kleine Vogelscheuche – eine Straßendirne und weiter nichts.«
»So glauben Sie. Warten Sie, bis sie etwas herausgefüttert ist und sich nicht mehr fürchtet. Dieser schöne Typus erholt sich außerordentlich rasch. In einer oder zwei Wochen erkennen Sie sie nicht wieder, wenn diese gemeine Furcht aus ihren Augen verschwunden sein wird. Sie wird nur zu glücklich sein und für meine Zwecke auch lächeln.«
»Gewiß nehmen Sie dieselbe doch nur aus Mitleid? – Um mir eine Freude zu machen?«
»Ich habe nicht die Gewohnheit, mit glühenden Kohlen zu spielen, um irgend jemand eine Freude zu machen. Sie ist mir vom Himmel gesandt worden, wie ich vorhin bemerkte, um mir bei meiner Melancholie zu helfen.«
»Niemals bis heute hörte ich ein Wort über diese Dame.«
»Was hat es für einen Vorteil, einen Freund zu besitzen, wenn man seine Ideen ihm in Worten kundgeben muß? Sie müssen wissen, worüber ich nachsinne. Sie haben mich neulich grunzen hören?«
»Ja wohl; aber grunzen bedeutet in Ihrer Sprache alles mögliche vom schlechten Tabak bis zu bösen Kunden. Auch glaube ich nicht, daß ich seit einiger Zeit besonders hoch in Ihrem Vertrauen stehe.«
»Es war ein hohes und seelenvolles Grunzen. Sie müssen doch begriffen haben, daß es die Melancholie bedeutete!« Dick wanderte mit Torpenhow schweigsam im Zimmer auf und ab. Darauf gab er ihm einen Rippenstoß. »Sehen Sie es jetzt noch nicht? Bessies gemeine Leichtfertigkeit, sowie der Schrecken in ihren Augen, zusammengenommen mit einigen Details von Kummer, den ich in letzter Zeit erfahren habe. Aehnlich wie Orange und Schwarz – zwei Hauptfarben jedes. Aber ich kann Ihnen mit leerem Magen nicht das alles erklären.«
»Es klingt verrückt genug. Sie thäten besser, bei Ihren Soldaten zu bleiben, Dick, anstatt über Köpfe, Augen und Erfahrungen zu grübeln.«
»Glauben Sie?« Dick fing an, auf den Hacken zu tanzen und dabei zu singen:
Sie sind stolz wie ein Truthahn, wenn das Geld im Beutel klingt:
Ihr solltet's hören, wie das jauchzt und lacht!
Sie spassen und sie tollen, so lang die Füchse rollen –
Au! Doch seht sie, ist alles durchgebracht!
Darauf setzte er sich hin, um Maisie sein Herz auszuschütten in einem vier Bogen langen Briefe voll Ratschläge und Ermutigung und schwor einen feierlichen Eid, sich mit ungeteiltem Herzen an die Arbeit zu machen, sobald Bessie wieder erscheinen würde.
Das Mädchen verrichtete sein Amt ungeschminkt und ungeschmückt, abwechselnd erschreckt und übermütig. Als sie gesehen, daß man von ihr nur erwartete, still zu sitzen, wurde Bessie bald ruhiger und machte mit Freimut und nicht ohne Witz, einige Bemerkungen über die Ausstattung des Ateliers. Sie liebte Wärme und Behaglichkeit und Befreiung von Furcht vor körperlichem Schmerz. Dick machte zwei oder drei Studien von ihrem Kopfe in Kreide, doch die wirkliche Idee der Melancholie wollte ihm noch nicht klar werden.
»In welcher Unordnung halten Sie Ihre Sachen!« sagte Bessie einige Tage später, als sie sich bereits vollständig heimisch fühlte. »Ich vermute, Ihre Kleider befinden sich gerade in demselben Zustande. Gentlemen denken niemals daran, wozu Knöpfe und Zwirn da sind.«
»Ich kaufe die Sachen, um sie zu tragen, und trage dieselben so lange, bis sie entzwei gehen. Ich weiß nicht, wie Torpenhow es macht.«
Bessie stellte eine genaue Untersuchung im Zimmer des letzteren an und zog einen ganzen Ballen zerrissener Socken aus den Winkeln hervor. »Einige davon will ich jetzt ausbessern,« sagte sie, »und die übrigen mit nach Hause nehmen. Wissen Sie, ich sitze den ganzen langen Tag zu Hause und thue nichts, gerade wie eine Lady, und bekümmere mich nicht mehr um die übrigen Mädchen im Hause, als ob sie alle Fliegen wären. Ich spreche nie ein Wort mit ihnen, außer den allernotwendigsten, und ducke sie sehr bald nieder, wenn sie mit mir reden, das kann ich Sie versichern. Nein; es war sehr nett die letzten Tage über. Ich schließe meine Thür ab, während sie mir durch das Schlüsselloch alle möglichen Schimpfworte zurufen und ich wie eine Lady im Zimmer sitze, Socken ausbessernd. Mr. Torpenhow zerreißt seine Socken an beiden Enden zugleich.«
»Drei Sovereigns wöchentlich von mir und der Genuß meiner Gesellschaft. Keine Socken mehr stopfen. Nichts mit Torp, als hin und wieder ein Kopfnicken auf dem Flur und seine sämtlichen Socken ausgebessert. Bessie ist ganz und gar ein Weib,« dachte Dick und blickte zwischen seinen halbgeschlossenen Augen auf dieselbe. Nahrung und Ruhe hatten das Mädchen vollständig verändert, wie Dick es vorhergesagt.
»Weshalb sehen Sie mich so an?« fragte sie rasch. »Thun Sie es nicht. Sie sehen immer ganz böse aus, wenn Sie mich so anblicken. Sie halten nicht viel von mir, nicht wahr?«
»Das hängt davon ab, wie Sie sich betragen.«
Bessie betrug sich wundervoll. Am Schlusse der Sitzung war es indes schwierig, sie aufzufordern, wieder fortzugehen. Sie zog das Atelier und einen Sessel am Ofen vor und benützte einige Socken in ihrem Schoße als Vorwand, länger dort zu bleiben. Dann würde Torpenhow hereinkommen und Bessie veranlassen, einige seltsame und wunderbare Geschichten aus ihrer Vergangenheit zu erzählen und noch seltsamere über ihre gegenwärtigen verbesserten Umstände. Sie würde ihnen dann Thee machen, als ob sie das Recht dazu hätte. Bei solchen Gelegenheiten bemerkte Dick einigemale, wie Torpenhows Augen auf der hübschen kleinen Gestalt ruhten, und da Bessies Umherflattern im Zimmer Dick mit glühender Sehnsucht nach Maisie erfüllte, so begriff er bald, wohin Torpenhows Gedanken strebten. Bessie nahm sich auch mit großer Sorgfalt Torpenhows Wäsche an. Sie sprach nur sehr wenig mit ihm, doch plauderten sie zuweilen mit einander auf dem Flur.
»Ich war ein großer Thor,« sagte sich Dick. »Ich weiß, was roter Feuerschein bedeutet, wenn ein Mann durch eine fremde Stadt wandert; unser Leben ist ein einsames, egoistisches im besten Falle. Ich wundere mich, daß Maisie das nicht mitunter fühlt. Aber ich kann Bessie nicht fortschicken. Das ist das Schlimmste, wenn man eine Sache anfängt, daß man nie weiß, wo sie aufhört.«
Nach einer bis zum Einbruch der Dämmerung verlängerten Sitzung wurde Dick eines Abends aus einem Schläfchen durch eine schluchzende Stimme in Torpenhows Zimmer aufgescheucht. Er sprang sofort auf. »Was soll ich jetzt thun? Es sieht närrisch aus, wenn ich hineingehe. – O, gesegnet seiest Du, Binkie!« Der kleine Dachshund stieß Torpenhows Thür mit seiner Nase auf und kam heraus, um von Dicks Lehnstuhl Besitz zu ergreifen. Die Thür öffnete sich unbeachtet ganz weit, so daß Dick über den Flur sehen konnte, wie Bessie im Halbdunkel eine Bitte an Torpenhow richtete. Sie kniete neben ihm, während ihre Hände über seinen Knieen gefaltet waren.
»Ich weiß – ich weiß,« sagte sie traurig. »Es ist nicht recht von mir, dieses zu thun, aber ich kann es nicht ändern; Sie waren so gütig – so sehr gütig, und nahmen dann nie wieder Notiz von mir. Ich habe alle Ihre Sachen so sorgfältig ausgebessert – ja, das habe ich gethan. O, bitte, es ist ja gar nicht, als ob ich Sie auffordern wollte, mich zu heiraten; daran würde ich nie denken. Aber könnten Sie mich nicht zu sich nehmen und mit mir leben, bis die rechte Miß kommt? Ich bin nur die unrechte Miß, ich weiß es, aber ich würde für Sie meine Hände bis auf die Knochen abarbeiten. Ich bin ja auch nicht häßlich von Ansehen. Sagen Sie, daß Sie es thun wollen.«
Dick erkannte kaum Torpenhows Stimme, als derselbe antwortete:
»Sehen Sie, Bessie, es hat keinen Zweck. Ich bin verpflichtet, in jeder Minute abzureisen, sowie ein Krieg ausbricht – in jeder Minute, Teure.«
»Was macht das aus? Dann, bis Sie fortgehen, bis Sie gehen. Es ist ja nicht so viel, um was ich bitte, und – Sie wissen nicht, wie gut ich kochen kann.« Sie hatte einen Arm um seinen Nacken gelegt und zog seinen Kopf zu sich herab.
»Nun denn – bis ich fortgehe.«
»Torp,« rief Dick über den Flur; er konnte kaum seine Stimme am Beben verhindern. »Kommen Sie doch einen Augenblick her, alter Herr. Ich bin in Verlegenheit. – Der Himmel gebe, daß er auf mich hört.«
Etwas wie ein Fluch kam über Bessies Lippen. Sie fürchtete sich vor Dick und eilte in panischem Schrecken die Treppen hinunter; doch schien es ein Jahrhundert zu dauern, bevor Torpenhow in das Atelier trat. Er ging zum Kamin, begrub seinen Kopf in den Armen und stöhnte wie ein verwundeter Stier.
»Was für ein Recht, zum Teufel, haben Sie, dazwischen zu treten?« sagte er schließlich.
»Wer tritt dazwischen und weshalb? Ihr eigener Verstand sagte Ihnen schon vor längerer Zeit, daß Sie nicht ein solcher Thor sein könnten. Es war eine scharfe Versuchung, Sankt Antonius, aber jetzt sind Sie wieder ganz in Ordnung.«
»Ich möchte nicht sehen, wie sie sich in diesen Zimmern bewegte, als ob dieselben ihr gehörten. Das brachte mich so in Aufregung; es erfüllt einen einsamen Mann mit einer Art von Sehnsucht, nicht wahr?« sagte Torpenhow etwas kläglich.
»Jetzt sprechen Sie vernünftig. Ja, es ist der Fall; da Sie aber nicht in der Lage sind, über die Nachteile einer doppelten Haushaltung nachzudenken, wissen Sie, was Sie nun thun sollten?«
»Ich weiß es nicht.«
»Sie müssen eine Zeit lang fortgehen und eine amüsante Tour machen, um die richtige Stimmung wieder zu erlangen. Sie gehen nach Brighton oder Scarborough und Prawle Point, um die Schiffe abfahren und ankommen zu sehen, und zwar werden Sie sofort abreisen. Ist es nicht das Beste? Ich werde für Binkie sorgen, aber Sie gehen ohne Zögern fort. Man widersteht nie dem Teufel; er hält die Bank. Fliehen Sie vor ihm. Packen Sie Ihre Sachen und gehen Sie fort.«
»Ich glaube, Sie haben recht. Wohin soll ich gehen?«
»Und Sie nennen sich einen Spezialkorrespondenten! Packen Sie nur erst und nachher fragen Sie.« Eine Stunde später war Torpenhow in ein Kabriolet spedirt und in die Nacht hinausgeschickt worden.
»Während des Fahrens wird Ihnen gewiß irgend ein Ort einfallen, wohin Sie gehen können,« sagte Dick. »Fahren Sie nach Euston, um anzufangen, und, o ja – betrinken Sie sich heute nacht.«
Er kehrte in sein Atelier zurück und zündete noch einige Kerzen an, da ihm das Gemach sehr dunkel vorkam.
»O, du Jesabel! Du leichtfertige, kleine Jesabel! Wirst du mich morgen nicht hassen? – Binkie, komm her.«
Binkie drehte sich auf dem Rücken auf der Decke vor dem Kamin, während Dick ihn nachdenklich mit dem Fuße hin und her wandte.
»Ich sagte, sie wäre nicht unmoralisch. Ich hatte unrecht. Sie sagte, sie könne kochen, das zeigte vorbedachte Sünde. O, Binkie, wenn Du ein Mann wärest, würdest Du ins Verderben geraten; wärest Du aber ein Weib und sagtest, Du könntest kochen, so würdest Du nach einem noch viel schlimmeren Orte gehen.«