Friedrich Maximilian Klinger
Faust's Leben, Taten und Höllenfahrt
Friedrich Maximilian Klinger

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Faust vertrieb sich die Zeit mit den Weibern, verführte die Hoffräuleins und Zofen, indessen sich das Drama des Günstlings der Entwicklung näherte. Dieser saß mit dem Baron H*** zusammen, und teilte ihm den fein gesponnenen Entwurf mit. Er sollte das Werkzeug dazu sein, und da der Glanz des Goldes den Kitzel der langen Buhlerei mit der Frau des Ministers nicht mehr schärfen konnte, überdem die Tränen der unglücklichen Tochter, der Kummer des Vaters, die nahe Ankunft des Krüpels von Sohne seinem zarten Gewissen anfingen beschwerlich zu werden, so war er sehr geneigt, sich dieser Bürde, auf eine oder die andre Art, zu entledigen. Die Belohnung ging, wie unter Leuten, die sich kennen, natürlich voraus, und bestund darin, daß der Graf über sich nahm, bei dem Fürsten auszuwirken, den Baron in einer wichtigen Angelegenheit an den Kaiserlichen Hof zu schicken. Dafür verband sich der Baron, die Frau des Ministers durch eine Summe Gelds, die der Graf herschoß, dahin zu stimmen, ein gewisses Papier, das eins der wichtigsten Dokumente des fürstlichen Hauses enthielt, und dessen man soeben, wegen einer Streitigkeit mit einem andern fürstlichen Hause benötigt war, aus dem Kabinet des Ministers, dem es übergeben war, darüber zu arbeiten, auf eine unmerkliche Art zu entwenden. Der Graf hoffte dann die Sache so zu drehen, daß aller Schein gegen den Minister sei, als habe er dieses Dokument aus Not der Gegenpartei ausliefern wollen, und daß nur seine eigne Wachsamkeit das fürstliche Haus aus dieser Gefahr gerettet hätte. Die Gemahlin des Ministers glaubte, daß ein Mann, der zu ihren Torheiten kein Gold mehr auftreiben könnte, keine Schonung verdiente, und da sie sich immer schmeichelte, den Günstling mehr zu gewinnen, je gefälliger sie sich ihm erzeugte, so überlieferte sie ohne Bedenken das Papier.


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