Friedrich Maximilian Klinger
Faust's Leben, Taten und Höllenfahrt
Friedrich Maximilian Klinger

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

6

Faust wütete und stieß fürchterliche Flüche aus. Er entschloß sich, dem Fürsten den ganzen Vorgang zu entdecken, und den Betrüger zu entlarven. Der Teufel lächelte, und riet ihm leise zu Werke zu gehen, wenn es ihm darum zu tun wäre, diesen Fürsten, den er ihm als ein Muster menschlicher Tugend angepriesen hätte, genau kennen zu lernen. Faust eilte so gestimmt nach Hofe, und sicher, durch diese Entdeckung den Fall des Günstlings zu bewürken, enthüllte er dem Fürsten alles in einem kalten, gesetzten Tone. Als er auf die Ursache kam, die den Grafen zu dieser scheußlichen Tat verleitet hätte: nämlich sich von der Verbindung mit der Tochter des Ministers zu befreien, heiterte sich das Gesicht des Fürsten auf, er ließ den Grafen rufen, umarmte ihn bei dem Eintritt, und sagte:

»Glücklich ist der Fürst, der einen Freund findet, der aus Gehorsam, aus Furcht ihm zu mißfallen, auch wohl einen Streich wagt, der die gewöhnlichen Regeln der Moral verletzt. Der Minister hat immer als ein Tor gehandelt, es ist mir lieb, daß ich seiner los bin, und du wirst seine Stelle klüger versehen.«

Faust stund einen Augenblick wie versteinert; endlich durchglühte edle Wärme sein Herz. Er malte mit schrecklichen Farben die Lage des Ministers, brach dann in Wut und Vorwürfe aus, vergaß selbst der fürchterlichen Macht, der er gebot, entbrannte ganz im Gefühl eines Rächers der unterdrückten Menschheit, der einem kalten Tyrannen die Larve abreißt, seines Schicksals unbekümmert. Man entließ ihn als einen Wahnsinnigen. Der Teufel empfing ihn frohlockend, er blieb stumm, knirschte in seinem Innersten, und freute sich im giftigen Mißmut, von den Menschen sich gerissen zu haben.


 << zurück weiter >>