Adolf Koelsch
Es ist sehr weit zum Paradies
Adolf Koelsch

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LV.

Geschichte besteht nicht nur aus Heldengeschichte, und nicht einmal jeder, der in ihr vorkommt, macht darin eine gute Figur. Die Geschichte hat auch andere Kapitel, in denen der Lorbeer wächst und der Ruhm auf der Suche nach Menschen ist, um sie zu bekrönen. Sie sind nicht im Purpurmantel über die Bühne des Welttheaters gegangen oder haben, an einen Felsen geschmiedet, den Göttern mit ihrem Geiste zu trotzen versucht. Ihr einziges Verdienst hat darin bestanden, daß sie sich an den Tisch des Lebens hingesetzt haben, um ihre Partie mit dem Leben zu spielen, als stünden sie gleich zu gleich mit ihm. Sie haben sich nicht als 526 die Stärkeren, aber auch nicht als die Schwächeren gefühlt und haben ehrlich die verlangten Karten gezogen. Sie haben sich dankbar ihrer Gewinne gefreut und haben ihre Verluste mit zusammengebissenen Zähnen getragen und mit einem Lächeln, das schmerzlich und heiter, bedauernd, bitter und schuldbewußt, verloren, behutsam und wissend war.

So ging es mit Valär, mit Nele und Dinah.

Seit der allgemeinen Mobilmachung war Valär als Sektionschef einer Bauabteilung dienstlich so in Anspruch genommen, daß er bis in den Beginn des neuen Jahres nicht mehr zur Ruhe kam. Ueberall, wo das militärische Interesse es zu erfordern schien, mußten Befestigungswerke angelegt werden, die der mehr und mehr in die Luft, in die schweren Waffen und die geländegängigen Panzerwagen verlegten Angriffstechnik des modernen Krieges nach Menschenermessen bestmöglich gewachsen waren und ihrer Besatzung auch dann noch Gelegenheit zu wirksamem Widerstand boten, wenn infolge feindlicher Gegenmaßnahmen die Möglichkeit einer Zufuhr von Menschen und Material oder zum Abtransport der Verwundeten nicht mehr bestand.

In dem ihm zugewiesenen Landessektor war daher Valär mit seinem Stab wochenlang unterwegs, um die nötigen Arbeiten anzuordnen und ihre Ausführung zu überwachen oder die erst an Ort und Stelle sichtbar werdenden Verbesserungsmöglichkeiten eines schon bestehenden Befestigungsplans in Uebereinstimmung zu bringen mit den manchmal allzu schematischen Ansichten, die höheren Ortes über Zweckmäßigkeit einer bestimmten Maßnahme bestanden.

Auf einer dieser Besichtigungsfahrten im winterlich verschneiten und vereisten Land wurde Valär plötzlich von Unwohlsein und Fieber befallen, das sehr schnell anstieg, und der erste Arzt, den er zu Rate zog, glaubte, die Symptome einer beginnenden Lungenentzündung vor sich zu haben. Valär hatte einen zähen und trockenen Körper, der sehr viel aushalten konnte, weil er in keiner Hinsicht verweichlicht war und kein Gramm Fett mehr auf sich trug, als die Natur einem Menschen seiner schlankwüchsigen Art zur zweckmäßigen Einbettung der Organe normalerweise verleiht. 527 Aber nun fühlte er sich doch so unfrisch und angegriffen, daß er keinen Widerspruch erhob, als der Arzt sofortige Aufnahme in das nächstgelegene anständige Krankenhaus für notwendig hielt. Auf diese Weise kam Valär in das Spital einer nahegelegenen kleinen Stadt, dessen Leitung ein früherer Regimentskamerad von ihm innehatte.

Die Diagnose des ersten Arztes wurde durch die sich rasch entwickelnden Krankheitsmerkmale bestätigt, und die Krankheit nahm zunächst einen so schweren Verlauf, daß auch Elmenreich herbeigeeilt kam. Aber es gelang schließlich doch, die Entzündung niederzukämpfen, bevor sie auch den zweiten Lungenflügel in ganzer Ausdehnung ergriffen hatte. Als er dann so weit genesen war, daß er das Spital wieder verlassen konnte, begab er sich mit einem längeren Erholungsurlaub zunächst in die trockene Walliser Luft und von da nach Hause. Um wider Willen nicht doch in das Getriebe seines Büros hineingezogen zu werden und aus der Erholung nur eine halbe Sache zu machen, zog er jedoch nicht in die Stadt, sondern machte in seinem Landhäuschen Quartier. Als er dort eintraf, ging der März eben zu Ende.

Mit der Rückkehr in die alte Umgebung kehrten auch die Erinnerungen an Nele zurück. Aber sie beschwerten ihn nicht. Er ließ sie gelten, wie er es gelten ließ, daß der Frühling nicht die gleichen Stürme wie in den vorausgegangenen Jahren in ihm erregte. Da standen die Bäume und blühten, aber es war ein Prozeß, der in sachlicher Ruhe vonstatten ging und so schleppend verlief, daß sie mit Blühen fast nicht vorwärtskamen. Ein Birnbaum stand ganze zwei Wochen lang weiß in seinem Garten und war wie ein Segelschiff auf dem Meer, wenn Windstille herrscht. Die Vögel sangen und jagten sich unter beträchtlichem Lärm gegenseitig die Nistplätze ab, aber die Tage blieben doch beinahe still. Hier hatte ein Bock gefegt, dort hatte der Habicht eine Taube gekröpft, und an wieder anderer Stelle gaukelte das Weibchen eines Zitronenfalters durch das noch kahle Unterholz hin, auf der Suche nach Himbeerstauden, an deren eben ergrünenden Knospen es seine Eier ablegen konnte. Valär wußte, daß dieses alles zum Leben des Waldes gehörte und vom Frühling darin nicht zu trennen war. 528

Aber die starken sinnlichen Reize, die sich früher für ihn mit jedem solchen Ereignis verbunden hatten – sie blieben aus. Keine dunklen Schritte gingen wie eine Schar Verschworener durch sein lauschendes Blut und brachten seine Gefühle zum Sieden oder drangen so überwältigend auf ihn ein, daß er Raum, Zeit und sich selbst darüber vergessen hätte.

Genau so wirkten die Erinnerungen an Nele, welche die Rückkehr in die alte Umgebung heraufbeschwor. Sie gehörten zu seinem Haus wie die Aussicht auf den Garten und den dahinterliegenden See, wie das Vogelnest aus Hundehaaren und bunten Flechtenschuppen oder wie die Insekten, die durch die offenen Fenster flogen, die Stube vollsummten und wieder verschwanden. Es störte ihn auch nicht, daß er bei jedem Gang ins Freie auf etwas stieß, was die Erinnerung an bestimmte Erlebnisse mit Nele, liebe und kummervolle, wachwerden ließ. Wie die Elemente der Landschaft, einen Baum, einen Ausblick oder wie eine Stimmung in ihr, die auftaucht, sich verflüchtigt und in ähnlicher Weise sich abermals bilden kann, aber nicht von ihr abtrennbar ist, so nahm er sie hin und ließ sie in ihrem Sosein bestehen.

Gewiß: seit er mit Nele zum letztenmal hier oben gegangen war, hatte sich in ihrem Leben manches geändert, wovon er bei der Rückkehr durch den Apotheker und durch Dinah erfuhr. Er wußte, daß sie geheiratet hatte und in der Stadt drinnen wohnte. Dormond malte an seinem Bild, und es hieß, daß sie guter Hoffnung sei. Aber auch diese Neuigkeit beschwerte ihn nicht. Sie konnten einander gern unter die Augen treten; der Gedanke an eine Begegnung mit ihr bedrückte ihn nicht, obgleich er die Vorstellung scheute. Sie waren ja nicht als Feinde geschieden, sondern nur als Menschen mit unvereinbaren Arten von Stolz.

 

Einmal allerdings war ihm recht schwach und elend zu Mut geworden. Er war beim Herumkramen in einer Schublade auf einen Umschlag mit Neles Zettelchen gestoßen und auf ein ganz großartiges Geschenk, das er zu seinem Geburtstag von ihr mit der Post erhalten hatte. Es bestand aus einer Hainschneckenschale, 529 wie man sie im Frühling an allen möglichen buschigen Feldrainen finden kann. Sie war wachsgelb, laubbraun und blaßgrün gebändert, rechtsgewunden und wog fast nichts. In der leeren Schale lag ein Büschelchen von Neles goldrotblondem Haar, und auf einem Zettelchen stand: »Wir wollen annehmen, daß der Föhn heute Geburtstag habe.«

Valär sah plötzlich ihren lachenden Mund, wie damals, wo er rot war und glühte, und fühlte in seiner Hand eine harte, warme, wogende Brust. Dann starrte er wieder die Haare und das Zettelchen an, aber sie waren keine Sinnestäuschung, bestimmt ihn zu narren. Die Haare lagen weich auf seiner Hand, und die Buchstaben brannten dunkel aus dem Papier heraus, sie flammten und glühten ihn an. – Er versorgte alles wieder an seinem Ort, ging dann zum Sofa und streckte sich dort der Länge nach aus. Er faltete die Hände unter dem Nacken, und während draußen Dinahs Stimme hörbar wurde, die Seline nach ihm fragte, wurde er sich bewußt, daß etwas ähnlich Unschuldiges und Liebliches sich in seinem ganzen noch bevorstehenden Leben nicht mehr ereignen würde.

Als Dinah eintrat bei ihm, wurde es ihm im ersten Augenblick schwer, deutlich zu sprechen und seine Gedanken unauffällig in Fluß zu bringen, so daß sie ihn besorgt fragte: »Bist du wieder krank?« – – und ihre Hand prüfend auf seine Stirne legte. Da schüttelte er den Kopf, griff nach ihrer Hand, sagte nein, und im nächsten Augenblick war der Anfall vorüber.

 

Dinah hatte Valär schon während seiner Spitalzeit zweimal besucht. Jetzt erschien sie nach Abschluß der Sprechstundenpraxis täglich bei ihm, oft nur für Minuten, um sich zu vergewissern, ob Seline auch allen Anforderungen gewachsen war, oder um Wünsche für diese und jene Besorgung entgegenzunehmen, die sie ihm oder Seline abnehmen konnte. Bei gutem Wetter arbeitete Valär, soweit es seine Kräfte erlaubten, im Garten. Manchmal fuhr Dinah ihn in seinem Wagen auch aus, und sie kehrten zu einem kleinen Imbiß irgendwo ein.

Bei einem dieser Besuche erfuhr Valär, daß Frau Ellegast 530 ihre Koffer gepackt hatte und nach Unbekannt abgereist war. Die Sache mit dem abgehackten Finger hatte ihm Dinah schon früher erzählt; sie hatte ihm auch von dem aufgeregt hin- und herwogenden Nachspiel berichtet, das der Anmeldung des Schadens bei der Versicherungsgesellschaft gefolgt war. Die Anzeige war kaum eingelaufen, da war auch schon der Inspektor der Gesellschaft mit seinen Experten im Schwedenhäuschen erschienen, und die Inquisition hatte begonnen. Auch Elmenreich und Dinah hatte man nach allen möglichen Verdachtsmomenten und besonders nach ihrem ersten persönlichen Eindruck auszuforschen versucht. Schließlich hatte der Inspektor rundheraus erklärt, daß sämtliche Symptome für Selbstverstümmelung sprächen und seine Gesellschaft daher nicht nur keinen Rappen bezahlen, sondern überdies noch eine Klage wegen versuchten Versicherungsbetrugs einreichen werde, falls nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden eine Zurückziehung der Forderung auf Schadenersatz erfolge.

Zuerst sei Frau Ellegast über die Einschüchterungsversuche und Drohungen des Versicherungsmenschen ein wenig verstört gewesen. Sie habe sich jedoch schnell gefaßt, und von diesem Augenblick an habe sie für ihre sogenannten Rechte gekämpft wie eine Katze für ihr Junges. Sie habe sich hinter einen tüchtigen Anwalt gesteckt, der zuallererst eine genaue Rekonstruktion des Unfalls am Tatort und in Gegenwart der Sachverständigen des Gerichtsmedizinischen Instituts gefordert und diese Forderung auch durchgesetzt habe. Unter allen möglichen Varianten, die sich auf Grund der Schilderung des Hergangs durch Frau Ellegast ausdenken ließen, gab es tatsächlich eine, bei der eine quere Schnittfläche mit glatter Durchtrennung der Weichteile und des Knochens ohne Verletzung benachbarter Handteile möglich war: das Holzstück, das gespalten werden sollte, mußte dazu ganz am Rande des Hackklotzes stehen und dort nur mit flachaufliegendem Zeigefinger und Daumen gehalten werden, während die drei nichtbenützten Außenfinger der Hand seitwärts am Hackklotz herunterliefen und sich so außerhalb der Schlaglinie des Beiles befanden. Es konnte Frau Ellegast jedoch nicht zugemutet werden, zu wissen, ob dies die wirkliche Haltung gewesen war, weil man derartige 531 Geschäfte ja ganz mechanisch betreibt und die Einzelheiten instinktiv variiert in Anpassung an Größe und Form des Materials.

Damit war bereits ein großes Loch in die Anklagen der Versicherungsgesellschaft geschlagen, und es half ihr nichts, daß sie sich mit um so größerer Zähigkeit an alle möglichen andern Sachverhalte anzuklammern versuchte, die außerhalb der gerichtsmedizinischen Begutachtung lagen, von ihr jedoch sorgsam ausgeforscht und in entsprechender Zuspitzung gegen Frau Ellegast ins Feld geführt wurden. Es waren dies ihre stark abnorme Persönlichkeit, die es ihr schwer mache, sich im Lebenskampf mit den üblichen Hilfsmitteln durchzusetzen, die dürftigen finanziellen Verhältnisse, in denen sie seit einer Weile schon lebte, die Aussichtslosigkeit ihrer künstlerischen Zukunft und nicht zuletzt die unmittelbar bevorstehende Fälligkeit einer relativ hohen Prämiengebühr, für die jede greifbare Deckung fehlte. Das alles schien richtig zu sein, aber ausschlaggebend waren doch schließlich die Menschenblutspuren am Hackklotz und am Beil, die fehlerlose Rekonstruierbarkeit des Geschehens und die Aussagen einer Reihe von Zeugen, die Frau Ellegast wiederholt am Hackklotz hatten hantieren sehen in den Tagen, bevor der Unfall geschehen war. Die Folge war, daß man sich schließlich auf eine etwas herabgesetzte Schadensumme verglich, weil Holzhacken letzten Endes eben doch nicht zu den üblichen Tätigkeiten einer Pianistin gehörte.

Nun hatte sie ihre Rechnung bei Elmenreich persönlich beglichen und war verschwunden. Auch in Zukunft würde sie wohl, so hatte Elmenreich zu Dinah gemeint, etwas an einem Abhang Hängendes bleiben, das sich von Zeit zu Zeit unter beträchtlicher Staubentwicklung ein Stückchen weiterwälzt, weil es nicht aufhören kann, sich purzelbaumschlagend um die eigene Achse zu drehen, bis es mit ausgerenktem Halswirbel schließlich irgendwo liegen bleibt. Valär nickte, als er das hörte, und sagte, es könne wohl stimmen.

 

Schon während Valärs Genesungszeit war sein Eheaufgebot mit Dinah erfolgt, und als er sich schließlich so weit wiederhergestellt 532 fühlte, daß er sich auf einen nahen Termin zur Truppe zurückmelden konnte, heirateten sie. Es war genau am Tag des Sommerbeginns, knapp eine Woche vor Brunos Tod.

Valär wußte, daß diese Heirat für ihn kein Wagnis war, eingegeben von dunklen Leidenschaften, die die Stimmen der Vernunft überrannten und das Paradies dafür versprachen, daß man sich ihnen ohne jedes Bedenken verschrieb. Diese Heirat war eine Sache des Glaubens, und dieser Glaube hatte das Tröstliche, daß er sich mit den Gründen des Herzens ebenso rechtfertigen ließ wie mit denen des gesunden Menschenverstandes.

Neben Nele war Valär sich manchmal vorgekommen als ein überjahrter und sogar alter Mann, der unbeholfen in ihr Leben getreten war und es nur einem besonderen Glücksfall verdankte, daß er überhaupt Platz darin fand. Dinah war an Jahren noch jünger als Nele, aber das Gefühl von einem unpassenden oder hinderlichen Abstand der Jahre, der etwas in den Beziehungen zu ihr schwierig machte, hatte er bei ihr niemals gehabt, und auch Dinah schien es nicht anders zu gehen als ihm.

Denn dieses ganze Leben, soweit es das ihre war, hatten sie miteinander geteilt. Er war der Baum mit dem weitausladenden, sich beständig erneuernden Blätterdach, und sie war die allmählich erstarkende Ranke, die sich an ihm emporwand. Sie fand an ihm Halt, aber sie lebte ihr eigenes Leben. Und so wenig sie für ihn etwas an sich hatte, was über alle seine Begriffe ging, so wenig schien er ihr ein Rätsel zu sein und sie durch irgendwelche Fragwürdigkeiten in Atem zu halten, wie die Liebe sie mit der Zeit am Partner als Hauptreize zu entdecken pflegt. Dinah hatte wohl überhaupt nicht das Bedürfnis, einen Menschen von dieser Seite her zu betrachten. Sie war eine unvergrübelte, einfache und klare Natur von großer ursprünglicher Lebenskraft, die weder an sich selbst viel herumstudierte noch sich einen Vorteil für sich davon versprochen hätte, wenn es ihr eingefallen wäre, hinter einem Menschen mehr zu vermuten, als sie von ihm zu sehen bekam, und den Spurensubstanzen seines Wesens, die da und dort einmal mit einer schnell vergänglichen Schillerfarbe hervortreten mochten, einen größeren Wert beizulegen als den offen am Tag liegenden 533 Grundbestandteilen seiner Natur. Ganz auf das Greifbare, das Praktische und das Brauchbare eingestellt, lag es ihr näher, über einen Kummer oder über einen Konflikt der Leidenschaften im Ton einer verzweifelten Hausfrau zu sprechen, die vor einer aus Unachtsamkeit befleckten, höchst überflüssigerweise verdorbenen frischen Tischdecke steht, als an das Werk unsichtbarer Geister zu denken, denen man sich wehrlos ausgesetzt sieht. Nie hätte sie verstanden, daß die Beziehungen zu einer Frau das Leben eines Mannes so vollständig ausfüllen können, daß er für nichts anderes mehr Sinn und Zeit hat als für sie – und auch sich selbst hätte sie nur verachtet, wenn sie mit ihrer Liebe und deren Schaustellungen Valär beständig nachgelaufen wäre wie das Kalb seiner Mutter.

Aber an dem, was Dinah sich vorgesetzt hatte, hielt sie mit unbeirrbarer Zähigkeit fest. Ihre Gesetze gab sie sich selbst, und sie waren an ihr auch das Starke. Sie hatte kein Talent, sich durch Gegenwirkungen irgendwelcher Art verwirren zu lassen, und wo sie das Gefühl hatte, etwas ins reine bringen zu können, womit ein anderer nicht fertig wurde, da packte sie zu und harrte sie aus, ohne sich lange zu fragen, wem sie es schuldig war: ob sich oder dem andern.

Auch gegenüber Valär hatte sie nie anders gehandelt. So stimmte er denn dieser Ehe zu mit der Gewißheit, daß er keinen Irrgarten betrat, in dem er sich verlaufen konnte, bis er schließlich vor einem Abgrund ohne blumige Ränder stand, der ihn verschlang. Er würde in ihr zu Hause sein wie in der Gegend, die er bewohnte, und an ihren sich verschmelzenden Lebensflammen würden sich neue kleine Leben entzünden.

 


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