Anthoine de La Sale
Die fünfzehn Freuden der Ehe
Anthoine de La Sale

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Die dreizehnte Freude der Ehe ist diese:

Einer ist so fünf oder sechs oder acht Jahre mit einer, wie er meint, klugen und vernünftigen Frau verheiratet und glaubt in allen Freuden zu schwimmen. Er ist von Adel, will Ehre und Ansehen erlangen und so auswärts Dienste suchen. Sagt das also seiner Frau, die ihm alsbald um den Hals fällt, ihn küßt und herzt und weinend anhebt: »Was? Du willst mich und Deine Kinder verlassen, Liebster? Und wissen nicht, ob wir uns je wiedersehen!« Und redet so Tag und Nacht, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. »Liebe,« sagt er, »meine Ehre verlangt es, ich muß meinem König gehorchen, als Vasall und Untertan, anders verliere ich das Leben, das ich von ihm habe. Und so Gott will, bin ich bald wieder zurück.« So geht er nun zu der Armee ins Feld, wohl auch etwa über Meer, denn über eines Mannes Liebe und Herz für Kind und Weib steht ihm die Ehre. So nimmt er nun unter großer Betrübnis seines Weibes Abschied, das noch immer Worte weiß, die ihn halten sollen. Aber seine Ehre ist ihm mehr und kann ihn nichts halten, wie ich es sagte. Es gibt aber auch viele, die, wenn es darauf ankommt, Vaterland und Besitztum zu verteidigen, sich nicht entschließen können, sich von ihren Weibern zu trennen auf weiter denn zehn oder zwölf Meilen, und muß es da schon arg hergehen, daß sie es so weit bringen. Solche sind für den ganzen Adel eine große Schmach und Schande, sind Feiglinge und verdienten es, daß sie aus aller guter Gesellschaft ausgeschlossen und Namen und Privileg eines Edelmannes verlustig erklärt würden. Wer sagt, solche Leute seien adelig, versteht nichts von der Sache, denn daß es ihre Väter waren, das ist nicht genug.

Unser Edelmann verläßt also die Heimat und empfiehlt sein geliebtes Weib und seine Kinder, die er nach seiner Ehre am meisten liebt, seinem besten Freunde. Er gerät in Gefangenschaft oder bleibt sonst aus einem Grunde drei oder vier oder mehr Jahre aus. Erst ist sein Weib in großem Schmerz, und als das Gerücht geht, er sei gestorben, weiß sie ihrem Kummer und Betrübnis kein Ende. Aber sie kann nicht immer weinen; sie beruhigt sich und heiratet einen andern, an dem sie ihr Gefallen hat und darüber den ersten Mann vergißt, der sie doch so liebte. Und die Liebe zu ihren Kindern ist hin, und vergessen sind die Küsse und Schwüre und alles. Und wer sie mit ihrem zweiten Mann sich gehaben sieht, möchte sagen, daß sie ihn mehr liebe als je den andern, der in Gefangenschaft lebt für seine Tapferkeit. Die Kinder, die ihr erster Mann so liebte, werden vernachlässigt; man bekümmert sich nicht um sie, und tut jedes, was es will. Das neue Ehepaar lebt in allen Freuden. Nun geschiehts, daß der Mann aus der Gefangenschaft freikommt, in der es ihm wahrlich nicht gut ergangen während all der Jahre, und er sich nach Weib und Kindern unaufhörlich gesehnt hat, oft in Angst, daß sie etwa gar gestorben seien oder in Dürftigkeit lebten. Und so, während seine Frau eine gute Zeit hatte und dem andern im Arme lag. Nun hört er, sie habe sich verheiratet. Denket, was er wohl leiden muß bei solchem Hören! Und das Gerücht wird Wahrheit, da er heim kommt. Ist er ein ehrenhafter Mann, wird er das Weib nicht wieder haben wollen und der andere, der sie in seiner Abwesenheit genommen, wird sie verlassen. So hat sie ihre Ehre verloren und wird in die Tiefe fallen, und der Mann wird ewig den Schmerz haben. Und auch die Kinder sind durch den Fehler ihrer Mutter in Schande gekommen.

Oft geschieht es, daß der Mann auf das eitle Zureden seiner Frau ins Feld zieht, und kann es da leicht kommen, daß er überwunden wird und sein Leben läßt, denn der Sieg fragt nicht nach Recht und Unrecht. Und Stolz und Eitelkeit der Frau ist oft schuld daran, daß der Mann sich mit einem einläßt, der ihm an Macht und Stärke und Geschicklichkeit überlegen ist und er also im Zweikampf unterliegt. Der Grund solches Zweikampfes ist oft gar geringfügig und bekommt nur durch das eitle und törichte Reden der Weiber ein gewichtiges Ansehen. Einer will es an Pracht und Aufwand dem andern vortun, woran niemand anderer schuld ist als die Weiber und worüber Freundschaften zu Feindschaften werden und Hab und Gut zugrunde gehen und nur Dürftigkeit und Armut bleiben.

Die Eheleute, mit denen es dahin gekommen ist, sind fest im Netz gefangen und würden sich wohl nicht so sehr hineingedrängt haben, hätten sie das Ende vermuten können. Sie dachten, es sei gar lustig darin zu leben und fanden das Gegenteil. So bringen sie ihr Leben unter Leiden hin und enden es im Elend.


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