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Ein Juniabend läßt euch grüßen! Vergoldet lag der Himmelsdom, Und ein Gewirr von Strahlenfüßen Umtrippelte den breiten Strom. Gefesselt lagen Wunsch und Wille, Und Rosenwölkchen sah man ziehn, Wie's schildert manche Prachtidylle Von Geßner oder Hölderlin. Zum »Angelus« rief eine Glocke Mit weihrauchzartem Klang und Kling, Bis sie auf lammfellweicher Socke Beim fernen Rebenhang zerging. Da wich der letzte Rosenschimmer Von Wald und Feld, von Flur und Hain; Es fand mit silbrigem Geflimmer Der gute Mond sich pünktlich ein. Ein ausgetragner Junggeselle, Er schlich sich vor auf leisen Zehn, Gewillt, im Spiel der blanken Welle Der Nixe hilfreich beizustehn, Die hier im Strom als Unvermählte Und splitternackig, frank und frei Ihr bernsteinfarbig Lichthaar strählte Dicht unterhalb der Brauselay. Er sah . . . um tausend Gotteswillen, Ja, was nicht alles sah der Mond! Er sah, was sonst im tiefsten Stillen Beseligt unterm Hemdchen wohnt. Er sah . . . doch schnell mit der Gardine! Ich lass' sie fallen noch zurzeit, Um nicht mit Thümmels »Wilhelmine« Mich zu ergehn in Lüsternheit. Doch nur soviel: vom Sternenvölkchen Zum Nixchen schwang er sich im Nu Und zog dann selber durch ein Wölkchen Das allzufreie Bildchen zu. Ich selbst, umweht von schwankem Laube, Zog stillvergnügt den Strom entlang Und wandte mich zur »Goldnen Traube«, Wo schon die Rundinelle klang: »Bibit iste, bibit ille, Bibunt centum, bibunt mille; Multae causae sunt bibendi!« Da saßen sie . . . beherzte Männer, Von grünem Weinlaub überdacht, Des Moselweins berühmte Kenner, Bewährt in mancher Moselschlacht. Der erste . . . Hoch ist er zu preisen! Als Mensch beherzt, im Amt gestählt; Drum sei er auch den Sieben Weisen Aus Hellas kühnlich zugezählt. Des Lebens wechselreiche Lose, Er nahm sie hin, just wie es kam, Bedacht nur, daß der Gurt der Hose Den Schlüssel mit zur Kneipe nahm; Denn ohne diesen, was ist Stunde, Was ohne ihn geteiltes Leid, Was auserwählte Tafelrunde Und selige Vergessenheit?! Die Sorgen dünkten ihm aequalis, Verträumte sie im warmen Nest; Schon bei der filia hospitalis Stand dieser Grundsatz bei ihm fest. Dabei trug dieser hochgelahrte Und auserwählte Mann der Pflicht Die schönste graumelierte Schwarte Zu einem kernigen Gesicht. Und wenn ich ferner nicht verhehle, Daß er verbechert ein Gersprenz, So habt ihr ihn mit Leib und Seele – Den Amtsgerichtsrat Peter Zenz. Der zweite . . . Ja, da mögt ihr wandern Vom Rhein bis wo die Wildgans streicht, Ihr trefft gewiß nicht einen andern, Der diesem hier an Würde gleicht. Cholerisch zwar . . . das muß ich sagen . . . Zuweilen kam uns dies verquer; Doch niemand hat in unsern Tagen Den Skat gedroschen so wie er. Sein Blick war Güte, lichtumsponnen, Sein Wort ein festgeschweißter Niet, Und wenn er einen Grand gewonnen, Dann sang er stets ein schönes Lied. Sein Amt? – nun ja, er tät beklopfen Die Brust und auch des Busens Zier, Und wollte sich der Sitz verstopfen, So half er nach durch ein Klistier. So sorgte er für Luft und Dünger, Er ließ die Toten auferstehn; Mit einem Wort: er war ein Jünger Von Avicenna und Galén. Und ist auch dieses nicht verständlich, Macht die Umschreibung euch Verdruß, Na, anders denn, und merkt es endlich: Herr Hiemenz war ein Medikus. Der dritte . . . lieber Gott im Himmel! Ein Goldmensch war's und gut betreut, Dem schon die Fünfzig zarten Schimmel Aufs fromme Denkerhaupt gestreut. Er hieß der Brave, hieß der Stille, Nahm gern auch einen höhern Flug, Und lieber als in der Postille Erging er sich im Kellerbuch. Er sorgte sehr um gutes Essen, Und bot man Wasser ihm zur Qual, Er glaubte stets, ihm wüchsen Kressen Aus seinem Magenfutteral. Er war verliebt und gut bei Leibe, Zwar melancholisch dann und wann Und sehnte sich nach seinem Weibe, Stach er das vierte Fläschchen an. Wie Zenz, so zog auch er am Wagen, Des schwere Fracht Pandektenmist; Auch Hubaleck, das kann man sagen, War ein gediegener Jurist. Der vierte . . . schmettert die Trompeten! Denn lieber Leser, mit Vergunst, Ich lasse vor dein Auge treten Das Meisterlein der schwarzen Kunst. Potz Doria und Blitz und Velten! Ich ruf's mit freudigem Gesicht: Wenn einer gilt, soll Wieprecht gelten In diesem lustigen Gedicht. Mit der Historie im Bunde, Mit viel rhetorischem Geschick Beherrschte er die Tafelrunde Durch seinen weltgewandten Blick. Er stand mit Herrn Anaximander, Mit Cäsarn selbst auf du und du Und sprach dem großen Alexander Beherzt die Schlacht bei Cannä zu; Denn so er äußerst dienstbeflissen Betrat des Bacchus heil'gen Raum, Dann schlug er oft mit bestem Wissen Geschichtlich seinen Purzelbaum. Nur um die Herren zu erheitern Ließ er das weltliche Geschehn, Sowohl im Engern wie im Weitern, Verschwistert beieinander stehn. Es klappte alles bei dem Manne, Die Freude litt bei ihm nicht Not, Und gerne schob er in die Kanne Der Nase zartgepinselt Rot. Aus seiner großen Schildpattdose, Die eingelegt mit Elfenbein, Sog er, gleichwie aus einer Rose, Die prächtigsten Ideen ein. Und wenn ich schließlich noch verkündet, Daß er behende wie ein Reh, So habt ihr diesen Mann ergründet Vom Scheitel bis zur großen Zeh. Nachdem ich so mit Artigkeiten Euch diese vier im Bild gezeigt. Schwirrt's wieder in den Spielmannssaiten . . . Habt acht! – Der zweite Kantus steigt. |