Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Man kann nicht immer ernsthaft bleiben Auf dem Kothurn nicht immer stehn Und immer nicht von Dingen schreiben, Die seriös ins Leben sehn. Zum Beispiel nicht von Sterbelinnen, Von einem totgeknickten Floh, Von frömmelnden Kartäuserinnen, Von Hubaleck und weiter so. Man kann, umweht von zarten Düften, In dieser kunterbunten Welt Nicht stets 'ner Frau das Mieder lüften, Wenn eine Ohnmacht sie befällt. Das bringt oft Sorgen, trübt die Seelen Und schafft, wenn man es recht ermißt – Ich darf es leider nicht verhehlen – Zu Hause manchen Ehezwist. Dafür ist mir mein Kiel zu schade; Er liebt nicht Szenen, tränenreich. Die schöngereimte Brixiade Will plätschern wie ein Fisch im Teich; Will Freude suchen, Freude werben – Und wenn dahin das muntre Spiel, Dann soll sie wie ein Falter sterben, Der taumelnd zwischen Blumen fiel. Ich schlage drum die Saiten freier; Dahin, was lastend auf mir lag! Erklingen soll jetzt meine Leier Wie Lerchensang vor Tau und Tag; Zumal das köstliche Mirakel, Der sinnerheiternde Betrug Mit seinem langen Hexenbakel Noch eins so lustig um sich schlug; Zumal schon vorgerückt die Stunde, Schon drei vom nahen Turm erklang Und kichernd in die Tafelrunde Das blonde Kind von Ürzig sprang. Das war das Leben, war die Sonne In Stöckelschuhn und kurzem Rock! Gewässert hätte selbst vor Wonne Das Maul von einem alten Bock, So überhaucht von eitel Schimmer, So stahlig, rassig, angenehm, So duftend war das Frauenzimmer Und zum Poussieren so bequem. Sie zeigte gern, was ihr beschieden; Drum trug sie auch mit Recht und Fug Die Äpfelchen der Hesperiden Fast unbedeckt im Busentuch. Die hüpften mit beglücktem Schauren, Die waren, ach! so lieb, so lieb; Die pupperten, wie einstens Clauren In »Mimili« es zart beschrieb. Sie waren wie ein Blütenreigen, Wie frischgefallner Firnenschnee; Vielleicht so hatte sie zu eigen Die liebliche Terpsichore. Doch nicht dem edlen Paar der Richter War diese minnigliche Pracht, Dem Doktor nicht, auch nicht dem Dichter War sie in Liebe zugedacht. Denn sieh: mit hochgehobnem Näschen Trug lächelnd die Besitzerin, Trug dieses allerliebste Äschen Sie in die Laubenecke hin, Wo funkelnd mit der goldnen Brille Herr Wieprecht seinen Wein beroch, Und sprach alsdann mit Killekille: »Na, kleiner Schäker, kannst du noch? Kannst du noch picheln in den Schenken, So schön, wie früher du gekonnt, Und kannst du noch im Tanze schwenken Ein Mädel nagelneu und blond? Wenn du es kannst,« so sprach sie leise Und schob die Äpfelchen recht nah, »Dann, bitte, gib mir die Beweise Und sage laut und kräftig – ja.« Und kaum gesagt – da sprang der Kleine Mit einem »ja,« mit »ob und wie« Fixfertig auf die kurzen Beine Und hob sie auf und schwenkte sie. Dabei schlug er die Schildpattdose, Zog eine Prise schnell hervor Und warf die so beliebte Schose In sein beglücktes Nasenrohr. »Na, ob und wie! – Noch brennt die Lunte, Noch nehm' ich's mit dem Jäger auf, Der sieben Schoppen stechen kunnte, Und setze noch 'nen achten drauf. Und tanzen?! – Fragt die Kirmesgäste, Die mich beim Schottisch schon gesehn! Da krabbelt's mir durch Rock und Weste Die Hosen lang bis in die Zehn. Ob Bummelwalzer, Galoppade – Ich tanze, wie einst goldbefranzt Vor Ingesind und Bundeslade Der König David hat getanzt; Wie einst im Glanz des großen Sternes. Den über Bethlehem man sah, Getanzt der edle Holofernes Mit Venus Anastasia!« »Na, denn man zu!« so rief die Kleine, |