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Des Ruhmes Angesicht und Ruf, den hellen,
Will ich dich, Knabe, lehren,
Und wie voransteht edlem Müßiggange
Die schweißbedeckte Tugend. Komm zu hören,
Hochherz'ger Kämpe du, wenn ja der schnellen
Stromflut der Jahre du in muth'gem Drange
Willst streitig machen deines Namens Beute,
Und laß dein Herz zu Höherem befeuern!
Der Cirkus lärmt, begeistert auf dich schauend,
Und Volksgunst spornt zu edlem Thun dich heute;
Dich ruft, auf neuen Alters Blühn vertrauend,
Das Vaterland, das theure,
Daß altes Beispiel sich durch dich erneure.
Es tünchte mit Barbarenblute nimmer
Auf Marathons Gefilde
Die Hand, wer
stumpfen Sinns auf Elis' Plane
Die Ringbahn und das Kampfspiel sah, das wilde,
Und den nicht spornte fremden Kranzes Schimmer,
Daß er zu gleichem Ziel den Pfad sich bahne;
Und in des Alpheus Fluten wusch die Flanken
Siegreicher Rosse wohl und staub'ge Mähnen
Vorher der Held, der mördrisch in den bangen
Schlachtreihn der Meder, die schon weichend sanken,
Begrub die Griechenschwerter, daß erklangen
Vom Weh der Unglücksrufer
Der Euphrat und das ganze Sklavenufer.
Doch –
nutzlos scheint vielleicht, was aus der Asche
Die angestammte Tugend
Aufrüttelt, neue Funken draus zu schlagen,
Und was im matten Lebensgeist der Jugend
Anfachen wieder mag die Glut, die rasche:
Mit Recht! Seit traurig seinen Flammenwagen
Am Himmel Phöbus lenkt – sind Menschenthaten
Mehr als ein Spielwerk? und ist minder eitel
Die Wahrheit als der Irrthum? Uns gegeben
Zum Trost ist
holder Wahn, und wo entrathen
Muß solchen edlen Sporns ein trübes Leben,
Muß rühmliches Bemühen
In träge Ruh sich wandeln und verglühen.
Es kommt vielleicht die Zeit, wo die Ruinen
Ital'scher Steinkolosse
Befleckt das Rind, wo seufzen unterm Pfluge
Roms Hügel; und es kreisen Phöbus' Rosse
Vielleicht nicht lang mehr, bis der Tag erschienen,
Wo Latiums Städte sich der Fuchs, der kluge,
Wählt zum Asyl, und zwischen Mauern flüstert
Ein dunkler Wald: falls nicht der Himmel endlich
Ein Halt gebeut dem schmählichen Ersterben
Des vaterländ'schen Sinns, das uns umdüstert,
Und, von uns wendend drohendes Verderben,
Uns noch will Gnade schenken,
Zum Lohn, so wir des alten Ruhms gedenken.
Zu überleben kränke dich, o Lieber,
Des Vaterlandes Leben.
Einst hättst durch sie du wohl in Ruhm gestrahlet,
Eh' sie den Kranz, ersiegt in edlem Streben,
Verlor durch unsre Schuld. Das ist vorüber:
Wer ist, der noch mit solcher Mutter prahlet?
Doch schwinge dich von selbst zu stolzen Höhen!
Wozu dies Leben? nur daß mans verachte!
Glücklich ists nur, wenn's unter Schicksalsstreichen
Sich selbst vergißt, nicht Muße hat, zu sehen
Und zu belauschen träger Stunde Schleichen:
Am glücklichsten, wenn leise
Den Schritt es abwärts lenkt zur letzten Reise.
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