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Sonntags, vier Uhr.
Sie sind nicht verreist, ich hoffe das wenigstens. Ich denke mir, Sie haben sich gesagt: »Es ist schändliches Wetter. Ich werde erst morgen aufs Land fahren. Man mag mich abholen. Heute nachmittag will ich sie besuchen. Den Abend werde ich bei Frau von Villenon verbringen.« – Lieber Freund, wenn Sie so philosophierten, würde d'Alembert Sie fortan unter die Philosophen rechnen. Dann wären Sie nicht gezwungen, nur Connetables zu schreiben. Racine hätte man nicht hindern dürfen, die Lettres sur les visionnaires oder seine Histoire de Port-Royal zu schaffen.
Anbei die beiden Bände. Wenn Sie sie verlören – das sage ich Ihnen im voraus –, dann sind Sie verloren vor d'Alembert. Hier ist auch der Plutarch. Er gehört mir, aber wenn es Ihnen nichts verschlägt, so hätte ich's auch gern, daß er weder beschädigt würde, noch verloren ginge.
In der Messe habe ich Frau von M[ontsauge] getroffen. Ich hätte gern mit ihr gesprochen; ich wollte mir ein Urteil bilden, ob sie etwas für Sie gewesen ist. Ihr Gesicht, ihre Figur, die könnten den verwöhntesten und feinsten Geschmack befriedigen, aber ihr Benehmen, ihr Wesen, ihre Art, die sind widerlich. Habe ich unrecht, Bester? Ihre Seele ist vielleicht besser. Ich bin überzeugt davon, ja, ich wünschte es. Ist das eine edelmütige Regung? Was meinen Sie?
Sie haben mir gestern abend den Rat gegeben, Sie gar nicht mehr zu lieben. Sagen Sie, wollten Sie mich oder sich selbst von diesem Übel befreien? Ich besitze ein unfehlbares Heilmittel. Wie froh wäre ich, wenn ich mir einbilden könnte, etwas für Sie getan zu haben. Lieber Freund, mein Herz gleicht einem Wetterglase: erst zeigt es den Gefrierpunkt, dann steht es auf Null, dann steigt es auf eine leidliche Wärme und bald darauf auf den Hitzegrad des Äquators. Durch eine unwiderstehliche Macht so in die Höhe getrieben, kostet es diesem Herzen viel Mühe, sich zu mäßigen und abzukühlen. Es sehnt sich nach Ihnen, es scheut Sie, es liebt Sie, es geht in der Irre, aber immer gehört es Ihnen und seinem Leid.