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Schwermut

Fraget nicht, was mich so eigen
Oft selbst im Genuß des Schönen
Aufschreckt, was bei frohen Tönen,
          Tanz und Reigen
Mich versenkt in jähes Schweigen.

Wie vor schweren Ungewittern
Bange Ahnung lähmt das Leben,
Fühl ich mit geheimem Beben
          Diesen bittern
Schmerz durch meine Seele zittern.

's ist ein Gram. Er sitzt tief innen
In der Brust, mein Sein verdüsternd,
Ewig seine Klagen flüsternd,
          Kein Beginnen
Treibt den Lästigen von hinnen.

Diesen Gram, den Nimmersatten,
Hofft ich oft im Rausch des Kusses,
Unter Blüten des Genusses
          Zu bestatten,
Doch er folgt mir wie mein Schatten.

Ob die schönsten Rosenmunde
Freundlich mir entgegenblühen,
Ob die eignen Lippen glühen,
          Tief im Grunde
Meines Herzens klafft die Wunde.

Ja, es reißt mich weg in stummer
Nacht von schön gewölbten Busen;
Selbst der reine Kuß der Musen
          Wiegt den Kummer
Nur minutenlang in Schlummer.

Mag mich aufwärts das Gefieder
Angebornen Wohllauts tragen,
Immer kehrt im leisen Klagen
          Meiner Lieder
Jener Ton der Wehmut wieder.

Laßt den Trost! er ist vergebens;
Denn ich fürchte, was so bange
Mich beschleicht, sogar im Drange
          Meines Strebens,
Ist der Schmerz verfehlten Lebens.


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