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Nordische Sommernacht leuchtet im Schnee,
Leuchtet im flutenden Hertasee.
Rosige Dämmerung, ruhiger Schein
Tropft in die Wellen wie funkelnder Wein.
Zwischen erglühenden Buchen am Strand
Schimmert das heilige Inselland,
Schimmern die Steine des Opferaltars
Herta's, der segnenden Göttin des Jahrs.
Sommersonnwendnacht, o heilige Zeit,
Opfer schon stehn dir am Ufer bereit.
Rosse, schneeweiße vom edelsten Blut,
Schütteln die Mähnen voll Todesmut,
Schlagen die Hufe und schnauben empor,
Opferdampf steigt aus den Nüstern hervor.
Diener der Göttin, unfreie Geburt,
Führen die Schimmel am silbernen Gurt.
Sie auch, der Göttin zum Opfer geweiht,
Stehen entwaffnet zum Tode bereit.
Einer von ihnen, ein Greis, erhebt
Freudig sein Haupt, sein Mund erbebt.
»Schwinde, mein Leben, wie Abendrot!
Kurz wie die Sommernacht, kurz ist der Tod.
Kaum daß im Dunkel mein Aug' erlischt,
Werd' ich vom ewigen Morgen erfrischt.«
Sprach's; da erhebt sich ein Jüngling und spricht:
»Greis, deine Worte versöhnen mich nicht.
Kurz, wie der Wintertag, arm und kahl
Deucht mich des Lebens so flüchtiger Strahl.
Fiel' ich, ja fiel' ich ein Held in der Schlacht,
Hell wie die Flamme der nordischen Nacht,
Dann, ja dann hätt' ich gelebt und mit Recht;
Weh mir! nun sterb' ich ein elender Knecht!«
Sprach's, da erschienen vom rauchenden Herd
Priester der Göttin mit blinkendem Schwert.
Von der Gefangenen Nacken und Fuß
Sprudelt zur Erde der sühnende Gruß.
Auf und hinaus in die Fluten der Troß!
Blutige Männer auf blutigem Roß
Schwimmen die schäumenden Wogen entlang;
Furchtbar erschallt der Druiden Gesang.
Brechende Blicke zum letztenmal
Grüßen den scheidenden Sonnenstrahl.
Mutiges Wiehern zum letztenmal
Schmettert im hallenden Hertatal.
Tiefer und tiefer versinken sie bald,
Dunkler und dunkler wird Ufer und Wald.
Dunkler und stiller wird Ufer und Well',
Aber im Osten schon rötet sich's hell.
Östlich erglüht es, der Morgen erwacht –
Kurz ist die nordische Sommernacht.