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2.

In der Bretagne werden gegen Ende September die Tage schon recht kühl. Gaud schritt ganz allein durch die Haide von Ploubazlanec nach Pors-Even zu.

Ungefähr seit einem Monat waren die Schiffe der Isländer zurückgekehrt, bis auf zwei, die bei dem Sturm im Juni untergegangen waren. Die »Marie« hatte sich brav gehalten, und Yann, wie die übrige Bemannung, waren nun ruhig daheim.

Gaud war es recht beklommen zu Mute, denn sie wollte diesen Yann jetzt aufsuchen.

Sie hatte ihn erst ein einziges Mal seit seiner Rückkehr gesehen, und zwar gelegentlich der Abreise des armen Sylvester, der nun in Brest bei der Marine eintreten mußte. Freunde und Verwandte hatten ihn an den Postwagen begleitet; er hatte ein paar Thränen vergossen, während die Großmutter in einem fort weinte. Yann war auch gekommen, um seinen Freund zu umarmen. Gaud hatte aber nicht mit ihm reden können, denn es standen eine Menge Leute da, Freunde und Verwandte anderer Einberufener, die zugleich mit Sylvester abreisten, und Yann wandte jedesmal den Blick weg, wenn ihn Gaud ansah.

Nun hatte sie den großen Entschluß gefaßt, der Familie Gaos einen Besuch zu machen, was sie zagenden Herzens ausführte.

Der alte Mével hatte früher gemeinsame Geschäfte mit Yanns Vater gemacht, und da unter Bauersleuten und Fischern Abrechnungen langsam zu gehen pflegen, so schuldete er ihm noch hundert Frank vom Verkauf einer Barke her.

»Du solltest mich ihm das Geld hintragen lassen, Vater,« hatte Gaud gesagt; »ich würde Marie Gaos sehr gern einmal wiedersehen, und dann bin ich auch noch gar nicht über Ploubazlanec hinausgekommen – der weite Weg würde mir Freude machen.«

Gaud empfand ängstliche Neugier, das Dorf und die Familie kennen zu lernen, die vielleicht einmal die ihrige werden sollte. Bei der letzten Unterredung, die sie mit Sylvester gehabt, hatte dieser Yanns sonderbares Benehmen auf seine Art zu erklären gesucht. »Siehst du, Gaud, er ist nun einmal so; er hat sich's in den Kopf gesetzt, nicht zu heiraten, und das Meer ist seine einzige Liebe. Einmal im Scherz hat er sogar gesagt, er hätte ihm das Eheversprechen gegeben.«

So verzieh sie ihm das scheue Wesen, und im Gedanken an sein liebes offenes Lächeln bei jener Hochzeit, lebte ihre Hoffnung wieder ein wenig auf. Sie würde nichts sagen, wenn sie ihn zu Hause anträfe – ganz gewiß nicht – so unschicklich würde sie sich sicher nicht benehmen – wer weiß aber, ob er nicht reden würde, wenn er sie so in der Nähe sah? – – –


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