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So fand sie Gaud am Abend, verzaust, mit herabhängenden Armen und den Kopf an der Mauer. Mit verzerrtem Gesicht stieß sie eine Art kindischen Lachens aus – weinen konnte sie fast nicht: bei Großmüttern, die gar zu alt werden, versiegen die Thränen endlich.
»Mein Enkel ist tot!« rief sie dem Mädchen zu und warf ihr Briefe, Papiere und die Kriegsmedaille in den Schoß.
Ein Blick in die Papiere überzeugte Gaud von der schrecklichen Wahrheit, und sie sank auf die Kniee, um zu beten.
Fast ohne zu reden blieben die beiden Frauen während der langen Dämmerung des Juniabends beisammen, jene Dämmerung, die in der Bretagne so lang dauert und in Island nicht endet. Im Kamin zirpte unablässig das Heimchen, von dem behauptet wird, daß es Glück bringe, und ein gelber Abendschein fiel durch das kleine Fensterchen in die Behausung der Moans, die das Meer alle nacheinander verschlungen, und deren Familie nun ausgestorben war.
Endlich brach Gaud das Schweigen. »Ich werde kommen und bei Euch bleiben, liebe gute Großmutter,« sagte sie. Mein Bett hat man mir gelassen, das bringe ich mit; dann will ich Euch hüten und pflegen, damit Ihr nicht so allein seid.«
Sie beweinte ihren kleinen Freund Sylvester, ihr Kummer war jedoch unwillkürlich geteilt, und die Thränen galten zugleich einem andern mit, der weit, weit weg beim Fischfang war.
Man mußte diesem Yann doch zu wissen thun, daß Sylvester gestorben war; die Heringsfischer segelten ja nun bald ab. Würde er auch nur um ihn weinen? doch wohl, liebte er ihn doch so sehr ... Und unter ihren eigenen Thränen beschäftigte sie sich mit Yann, der ihr ganzes Herz ausfüllte, zürnte ihm ob seiner Härte, und bedauerte ihn wieder, weil ihm durch des jungen Freundes Tod ein großes Leid widerfuhr.