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Dies ist die Hauptstadt nicht allein in dem Hertzogthum dieses Namens, so Anno 1337 ledig gestorben und an die Böhmische Cammer gefallen, sondern auch deß ganzen Landes Schlesien, von dannen man 12 Meilen nach Glatz und 33 nach Prag rechnet. Sie lieget an der Ola und Oder, so allda unter der Stadt zusammen fiiessen in einem schönem und ebenen Lande, da ihr von keinem Berge einiger Schade kann zugefüget werden. Und wird sie unter die vesteste und schönste Städte in Teutschland gezehlet, und der Weite oder Größe nach ungefehrlich mit Augspurg verglichen.
Sie hat ringsherum ausserhalb der neuen Pasteyen ein altfränckische grade Stadtmauer, mit vielen alten Thürnen darzwischen, alle von gebackenen Steinen erbauet, und ist an den drei Seiten mit einem ziemlich weiten Wasser-Graben umfangen. An der vierdten Seite, gegen Mitternacht, fliesset die Oder hart an der Stadt hinweg, welche den Thurn und was dabey liget und die Stadt voneinander scheidet.
Wer sie an dieses Orts Stelle erbauet habe, seynd die Skribenten nicht einig. Indem theils zum Erbauer oder Wieder-Erheber den Pohlnischen Heryog Mieslaum, andere den Wratislaum, des Böhmischen Hertzogs Boleslai Sohn machen, welcher von der Judith, einer Teutschin, gebohren, nach Absterben seines Vattern ein Herr über Mähren und Schlesien worden, den auch Kayser Heinrich der Vierdte zum ersten König in Böhmen gemacht hat. Und von diesem solle der Stadt Name (Wratislawia), so Böhmisch ist, herkommen, wie sie dann auch Ehrn- und Gedächtnuß halber deß Königlichen Namens ersten Buchstaben im Wappen führet.
Die Stadt wird ausser eines Hauptmanns, der über das Breßlauische Fürstenthum zu gebieten hat, von acht Burgermeistern, eylff Schöffen und zweyen Sindicis regirt, welche Regimentsform und Statum Aristocraticum allhie man sonderlich lobet; und solches Regiment Kayser Sigismund »ein Regul der Sitten, ein Exempel und Spiegel aller Zucht menschlichen Lebens und einen hellen Morgenstern, der unter andern Städten herfür leuchte«, genant hat.
Und wird diese Stadt auch wegen guter Bestellung der Kirchen und Schulen sonderlich gerühmt, von dannen gelehrte Leute und darunter Johannes Crato von Crafftheim, ein berühmter kayserlicher Medicus, und Jacobus Monavius entsprungen seyn. So haben auch die Weibs-Personen allda wegen ihrer Schönheit und Tugenden und daß sie wol kochen können, ein herrliches Lob. Und will Cureus im 2. Teil seiner Schlesischen Chronik, daß man nicht bald einen Ort finden solle, da man reinlicher, besser und köstlichere Speise zurichte und da es in Haußhaltungen ordentlicher und richtiger zugehe als in dieser Stadt.
Es ist diese Stadt auch vor Jahren ein Glied des Hanseatischen Bunds gewesen, wie es dann einen sehr grossen Handel mit Kauffmannswaaren allhie gibt, auch die Gelegenheit daselbst mit Teutschen, Böhmen, Polacken und Ungarn zu handthieren gar gut und die Stadt volckreich ist. Hergegen aber gibt es auch allda allerley Kranckheiten. Dann, obwoln, wie gemeldt, dieser Ort in einem weit ebenen Felde über der Oder nach Mittag gelegen, so wird sie doch auch, nach Mitternacht, mit vielen pfützigten feuchten Sümpffen umbgeben, wie man dann sagt, daß die Stadt auf einem ausgetruckneten Pfuhl erbauet seye.
So ist allda das Ufer der Oder sehr niedrig und abschüssig, und hat es nahe bey der Stadt einen fetten und feuchten Boden, und ist die Lufft laulecht, so sich zu einer mercklichen Feuchtigkeit ländet (dessen Kälte durch irdische und sumpffichte Dämpffe, die eine warmliche Feuchtigkeit haben, und dann durch warmer Winde Anstreichen gemiltert wird), und gebrauchen sich die Leute überdies überflüssiger Speise, darzu auch der Tranck kommt, der ein safftiges Bier ist, das viel und schleunige Nahrung gibt, und dann starcke dünstige und milde Wein, als Ungarisch-Oesterreich-Mährische und Francken Wein. Daher allhie diese Kranckheiten, als Neygung zu harten Fiebern (aus leichtem Uebergriff), der Nierenstein, die Gicht und das Reissen in Gliedmassen und Gelencken gemeyn sind. Besagtes Bier wird der Scheps genant.
Es seyn allhie vornemlich zu sehen: die Bischoffliche oder Haupt-Kirche zu S. Johann in der Insul, ausser der Stadt und über der Oder, dabey eine Schul. Es ist dieses ein sehr herrlich, prächtig und vester Bau, den die Römisch-Catholischen innen haben. Ist mit 2 hohen schönen Thürnen, so oben durchsichtig, gezieret, auch mit einem ganz kupffernen Dach wol verwahret, und inwendig der Chor, vom Domherren Bernhard Edlern wunderschön erneuert, die Capellen daran mit trefflichen wolzugerichteten Altären und Gemählden versehen, der Predigt-Stul sehr künstlich aufgeführt, viel Grabschrifften und Denckmahlen an allen Pfeilern, Orten und Enden, von Gold, Silber und anderen köstlichen Farben, zu lesen und zu sehen. Es ist auch bey dieser Kirchen eine gewaltige grosse und fürtreffliche Bibliotheck vorhanden. Und obschon dieser Dom in dem jetzigen Teutschen Krieg eingenommen worden und etwas Schaden mag gelitten haben, so werden doch, sonder Zweiffel, die beste Sachen bey Zeiten in die Stadt seyn geflehnet worden, die man nie einbekommen hat.
Es werden über diese noch viele weitere große und kleine Kirchen gezehlet, item auch unterschiedliche teutsche Schulen, Spitäl für alte Leut und Kinder, und ist unterwerts der Stadt, an der Oder, ein grosser steinerner Palast für die Inficirten zur Pest-Zeit.
Von weltlichen Gebäuen ist sonderlich zu sehen: die Königliche Burgk an der Oder, so Kayser Sigismund angefangen und Ferdinand der Erste ausgebauet; auf dem grossen und ansehnlichen Ring oder Marckt das schöne, hohe und weite Rathhauß, darinn die Fürsten-Täg gehalten werden. Dabey ist ein schöner Thurn und drauff ein Schlag-Uhr, welche auf alle 4 Theilen des Marckts die Stunde richtig zeiget, und zwar nach der halben Uhr, welche Anno 1580, den 24. Heumonats, eingeführet und die ganze Uhr abgeschafft worden ist. Es hat sonsten noch zween weite und zierliche Ring oder Plätz, als den Saltz-Ring und den Neu-Marckt. So seynd da zwey grosse und wolversehene Zeughäuser, item unterschiedliche Kornhäuser, darauß in der Theurung der Burgerschafft mildiglich geholfen wird, item die Wage, das Kauffhauß, das Schmetterhauß und die Wasserkünste, in welchen aus der Oder und Ola das Wasser in die Höhe gebracht und durch Röhren in die Stadt und fast in alle Häuser geführet wird.
Außer dem Oder-Thor im Schießwerder übet sich die Burgerschafft fast täglich mit den Büchsen und Musqueten, und kann das junge Volck im Burger-Werder auch seine absonderliche Lust haben. Es gibt auch schöne Gärten in und ausser der Stadt. Die Häuser an sich selbsten seyn prächtig, weit, hoch und ordentlich, sonderlich am grossen und dem Saltzring oder Marckt erbauet. An der Oder siehet man drey oder vier sehr alte Häuser mit Thürnen, darinnen wie man vermeynt der alten Schwäbischen Innwohner Fürsten, ehe die Slaven hierher kommen seyn, sollen gewohnet haben.
Es haben sich allhie, als in einer grossen Stadt viel Sachen zugetragen, davon wir etlicher weniger gedencken wollen. Ums Jahr 1163 hielt sich Breßlau noch der Pohlnischen Sprach und war noch auff pohlnische Manier und nicht so prächtig, wie folgende, gebauet, daher sie dann auch unterschiedliche Feuersbrünsten als in den Jahren 1172, 1176, 1200 und 1219 ausgestanden hat. Anno 1241 zur Zeit der Tartarn Einfall in Schlesien haben die Burger die Stadt verlassen, sie angezündet und sich ins Schloß begeben, so die Tartarn nicht erobern konnten. Nach diesem ward bewilliget, daß sich die Stadt, zu desto zeitlicherm ihrem Auffnehmen, Teutschen Rechtens gebrauchen möchte, da dann die alte unbillige Gesetze und die Pohlnische dienstbare Beschwerungen abgeschafft und aufgehoben und die Stadt mit Freiheiten, wie andere deutsche Städte begabet und versehen worden. Damit hat nun Breßlau an Einwohnern trefflich zugenommen und ist umbs Jahr 1260 wieder mit neuen Gebäuen geziret worden.
Aber Anno 1341 brante sie wieder schier gar aus. Nach dem Brand ward sie, wie Cureus schreibt, vom Kayser Carl den Vierdten, König in Böheim, Anno 1353 auffs neu erbauet und über die Oels hinaus ein groß Theil erweitert, zu welcher Zeit er auch die obgedachte schöne Kirch zu S. Dorotheen erbauet. Und Cureus sagt ferner, daß dieser Kayser die Gassen und Plätze in Breßlau so ordentlich abgetheilet habe, daß diese Stadt an Zierde und lustiger Gelegenheit keiner Stadt in Teutschland etwas nachgebe. Er finde auch, daß bey dieses Kaysers Regierung die Teutsche Sprach dieser Orten (sonderlich) angangen und daß man Teutsche Briefs zu schreiben angefangen, da man vorhin in privat und öffentlichen Schrifften der Lateinischen Sprach sich gebraucht hatte.
Im Jahr 1418 den 18. Heumonats erhub sich allhie eine grosse Auffruhr. Dann der gemeine Mann stürmete mit gewapneter Hand das Rathhauß, den mehrern Theil der Rathsherrn erschlugen sie oder liessen sie den Hencker hinrichten; einen fürnehmen Rathsherrn warffen sie vom Rathhauß hinab, der fiel in die Spiesse derer, so drunten auffwarteten. Darnach wähleten sie einen Rath ihres Gefallens. Aber Anno 1420 kam Kayser Sigismund hieher und ließ den 6. Mertz 22 Burger, mehrentheils Handwercks- und Zunfftmeister, welche die Auffruhr angestifftet, hinrichten; ihr viel wurden verwiesen und ihr Gut zum gemeinen Nutzen genommen. Der Hussitischen Lehr hat sich diese Stadt starck widersetzt, aber des D. Luthers hat sie zeitlich in den Jahren 1525 und 26 angenommen.
Anno 1646 haben auf fürgehende Königliche Crönung Herrn Ferdinandi IV. zu Prag Massen allhie zu Breßlau am 26. Augusti in allen Evangelischen Kirchen das Tedeum laudamus gesungen, folgends auf dem Rath-Thurn, gantz in der Höhe auff einer Bühne die Heerpaucken geschlagen, die Trompeten geblasen und hernach sehr schön musiciret worden. Dergleichen ist auff dem Thurn zu S. Elisabeth auch geschehen. Hierauff, als das Zeichen gegeben worden, hat man die Stück um und um die Vestung gelöset, auf welches vier Compagnien Stadt-Soldaten, nachdem sie zierlich in der Ordnung um den Platz gezogen und mit ihren fliegenden Fahnen sich bei der Burgk gestellet, eine sehr schöne Salve geben, darauff an allen 4 Ecken die Burgerschafft in acht Compagnien mit fliegenden Fahnen gefolget.