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Die Alten haben diese an dem Mayn schön gelegene und berühmbte Stadt Würtzburg, Beda Wirceburg, Sigebertus Wirtiburgum und Wirtziburgum genandt. Die den Namen mit U und Würtzburg schreiben, die wollen solchen von dem Kraut oder Gewürtz oder aber von den Most, dessen viel auff dem Schloßberg und anderen Bergen herumb wachst und auch von etlichen Würtz geheissen wird, herführen, deren Meynung aber deßwegen von theils verworffen wird, weilen da kein Gewürtz noch Wein vorzeiten gewachsen, sondern diese Gelegenheit ein dicker Wald und Forst gewesen ist.
Andere wollen, es werde die Stadt ihren Namen vielleicht von deß Schlosses entweder ersten oder doch desselben vornehmen Herren einem, welcher Wiricus oder Wircus geheissen, bekommen haben; dergleichen vorzeiten nicht ungewohnt gewesen, auch viel Schlösser und Städte nach den Menschen genannt worden seyn. Und findet man bey den Alten gebräuchlicher und öfter Wirtzburg als Würtzburg geschrieben.
Was nun den Erbauer anbelangt, so hat man hievon nichts gewisses, als daß man dafür hält, das Schloß seye längst vor der Stadt gestanden. Andreas Goldmayer saget in seiner Historischer Astronomischer und Astrologischer Beschreibung der Stadt Würtzburg also: Würtzburg erbauet in dem Jahr der Welt 3782 im 3. Jahr vor Christi Geburt, im 42. Jahr der Regierung Kaysers Augusti, im 26. Jahr der Regierung Franci, deß 17. Fränckischen Königs, den 27. Hornung umb 11 Uhr 33 Minuten vor Mittag unter der Höhe des Poli 49. Grad 45 Minuten.
Trithenius und Irenicus vermeynen, es seye die Stadt von dem ersten Hertzogen in Mayngau, dem Genebaldo, im Jahr Christi 326 erbauet worden.
Die Stadt Würtzburg, welche in der Ebene ligt, ist mit fruchtbaren Hügeln, schönen Gärten, lustigen Auen und stattlichem Weinwachs umbgeben. Man hält insgemein dreyerley Weinwachs am Rhein und dem Mayn für die beste, nemblich Bacharach am Rhein, Klingenberg am Mayn und Würtzburg am Stein, welches ein sonderbarer Orth ist, allda der beste Wein umb Würtzburg wachsen thut. Es seynd viel Brünne in dieser Stadt, welche vor dem jetzigen Teutschen Krieg gar volckreich gewesen, dieweil auch der Lufft allda gar gut seyn solle, und die Hofhaltung sowol auch die hohe Schul den Inwohnern ihre Nahrung vermehren thut.
Sonsten obwoln die Stadt mit Gräben, Mauren, Thürnen und Bollwercken wol verwahret ist, so kann sie doch der Berg halber vor grosser Gewalt sich nicht halten. Der Bischoff ist ihr Herr in Geist- und Weltlichem. Es hat gleichwol auch die Stadt ihren Magistrat und werden unterschiedliche Gericht allhie gezehlet. Und gibt es ansehnliche Burgers- und andere Häusser allda, deßwegen auch allhie etliche Reichstage, von den Kaysern Friederico I. und II. und Othone IV. seyn gehalten worden.
Von Kirchen seynd insonderheit zu sehen: die Thumb oder die Bischöfliche Kirche, darinn die Bischöffe ihre Begräbnuß haben, wiewol das Eingeweid in die Schloßkirchen und das Hertz in dem Closter Eberach in einer hierzu verordneten Capellen begraben wird. Man schleust solches Herz ein in einen bleyernen Sarck, legte auf einen Wagen, thut einen alten getreuen Diener dazu und läßts mit vier Pferden dahin führen. Der Wagen und die Pferde bleiben im Closter, hergegen wird der besagte Diener in demselben sein lebenlang wie ein Convent-Bruder gehalten. Das S. Jacobs-Closter; das Carmeliten-Closter; Augustiner-Closter; Prediger-Closter; der Jesuiter-Kirch und Collegium, allda vor dem jetzigen Krieg ein ansehnliche Bibliotheck war; das deutsche Hauß; die Carthauß; Barfüsser-Closter; das Burger Spital und viel andere Clöster, Kirchen, Spital und Gottshäuser mehr.
Die hohe Schul ist erstlich, wie theils wollen, Anno 1403 eingeführet worden, wiewol andere solche viel älter machen, und Nicolaus Serarius schreibt, daß der Churfürst und Erzbischoff zu Maynz Johannes, ein Graff von Nassau, dieselbe Anno 1398 wegen der Burger zu Würzburg vielfältigen Unruhen von hinnen auf Erfurt transferirt, aber Bischoff Julius zu Würzburg in dem vorigen sêculo, Anno 1589, wieder allhie eingeführt habe. Und meldet ein ander Epistel, daß gedachter Bischoff Julius 150 Kirchen in seinem Gebiet erbauet und sein Stipendiaten-Hauß mit solchen stattlichen Einkommen versehen habe, daß hundert Studenten der Heiligen Schrifft und 25 vom Adel, so allhie studierenshalber sich befinden, genügsame Unterhaltung haben.
Außerhalb der Stadt liget das ansehnliche und veste Bischöffliche Schloß auff dem Berg, auff einem sehr hohen Felsen, so mit starcken Rundeln, Schanzen, Lauff- und andern Gräben über die Massen künstlich und wol versehen und auffs herrlichste gebauet. Inwendig ist es mit den stattlichsten Zimmern, Säulen und dergleichen prächtig gezieret. Hat einen ansehnlichen Marstall, gewaltiges Zeughauß und einen grossen tieffen Keller, mit vieler Mühe und Arbeit in den Berg gemacht, in welchem sehr grosse und weite Weinfässer, so mit eysernen Raiffen von 300 und mehr Pfunden, in den vorigen Zeiten, umbgeben gewesen und vielleicht noch, auß welchen man den Frembden die beste und ältiste Wein vor diesem zu kosten geben hat.
Es haben sich zu Würtzburg viel Sachen zugetragen, von denen zu lesen seyn: Zwischen den Bischöffen und der Burgerschafft allda hat es offt Zwietracht geben, so auch zusampt den Bauren das Schloß unterschiedlichmal gestürmet, aber allwegen vergebens haben abziehen müssen. Anno 1628 vor und hernach hat man allhie wider die Zauberer, Unholten und Hexen scharff procedirt, deren sehr viel und darunter auch Knaben von 11, 10, 9 und 8 Jahren verbrennt worden seyn. Anno 1629, den 17. Julij, ist ein grosses Ungewitter allhie gewesen und hat das Wasser sehr grossen Schaden gethan. Anno 1631 hat der König auß Schweden, nachdem er den 5. Octobris die Stadt einbekommen, auch hierauff das gedachte Schloß mit Sturm erobert, darinn er einen grossen Schatz neben vielen Proviant auff viel Jahr lang einen Vorrath gefunden haben solle. Es seyn in solchem Sturm in die 1500 Soldaten sampt den Ausschuß und etliche 20 Mönche niedergemacht worden. Den 18. Januarij Anno 1625 haben dieses Schloß die Bischofflichen mit Accord wieder erobert. Die Stadt hat gleichwol hernach auch noch Anstöß etlichemal gehabt, wiewol keine rechte Belägerung, nachdem ihr Herr sie im vorigen Jahren wieder bekommen, da vorgenommen worden ist.