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Diese des Heiligen Römischen Reichs hochberümbte Stadt ligt zwischen dem Franckenland, Oberhessen und dem Rhein, in dem Theil der Wetterau, so die Drey-Eiche oder Ayche genannt wird, fast an den Fränckischen Grentzen auff einem schönen Boden und an dem schiffreichen und vornehmen Fluß Mayn, der sie in zween ungleiche Theil abtheilet, deren der kleinere Sachsenhausen genannt und dem Grösseren mit einer steinern Brücken, so Anno 1035 zu bauen angefangen worden, angehenget wird.
Es wollen theils, daß diese Statt vor Zeiten Helenopolis geheissen und sagen, daß ihr solcher Nam von des Kaysers Constantini Magni Mutter, der Helena, herkommen seye, und soviel heisse als Helenen Stadt. Aber dessen haben sie keinen Grund und Beweiß, gleichwie auch die nicht, so da vermeynen, daß solcher Nam erst unter Kayser Carlen den Grossen auffkommen, als derselbe mit seinen Francken auff einer Seite des Mayns und die rebellischen Sachsen auff der andern Seiten gelegen, und er einen Furth durch das Wasser, damalen noch keine Brück daselbsten gewesen, erfunden, durch welchen er seine Francken geführt, die Sachsen unversehens überfallen und einen herrlichen Sieg erlangt habe.
Wie aber wir dieses letzte nicht strittig zu machen begehren, also können wir auch mit andern nicht zugeben, daß der Stadt erst damalen dieser Nahm Franckfurt gegeben worden seye, weil längst zuvor die Francken hierumb gewohnet, von welchen nicht allein diese Stadt, sondern auch viel andere Ort, als Franckenstein an der Bergstrassen, Franckeneck, Franckenbach, Franckenau und andere vielmehr seyn erbauet und nach ihnen und jedes Orts Lager und Gelegenheit also genannt worden.
Ob dann wol von dem Anfang dieser Stadt Franckfurt und zu welcher Zeit sie erbauet worden man keine gründliche Nachrichtung haben und erlangen mag, so ist aber doch aus den Historien gnugsam bekannt, daß sie auch vor Kayser Caroli Magni Zeiten und also vor nunmehr 900 Jahren berümbt gewesen, wie dann Pipinus König in Franckreich, gemeltes Caroli Magni Vetter, ein Capell in honoris Salvatoris in dieser Stadt gestifftet, welche hernach Carolus Magnus in An. 796 bey damals gehaltenen Synodo wider den Ketzer Felicem mit stattlichen Gütern und Gefällen vermehrt, so zu einem vornehmen Stifft worden und zu S. Bartholomes genennt wird.
Daß aber Franckfurt, nachdem sie ein lange Zeit unter der Fränckisch und Franckreichischen, auch nachmals der Königl. Teutschen Regierung gewesen, gar frühe ein Freye Reichsstatt worden, wollen wir mit andern gern glauben, weil es sich befindet, das diese Stadt sonsten einem einigen Bischoff, Fürsten oder Graven jemals unterwürffig gewest seye. Daher sie auch zeytlich eine Wahlstatt der Röm. König und dazu hernach durch Kayser Carlen den IV. in der Gülden Bull bestimbt und bestättiget worden ist.
Es pfleget die erste Wahl von dem Herrn Churfürsten anfangs auff dem Rathhauß, der Römer genannt, fürgenommen zu werden. Alsdann kommt man erst in die obgedachte S. Bartholomaei Kirchen oder den Thumb, in dessen Sacristey, so zwar zu einem solchen hohen Werck zimlich eng ist, endlich ein gewisser Römischer König erwöhlet wird. Das Pancket wird hernach auch auff gedachtem Rathhauß in dem Saal gehalten, vor welchem, nämlich auff dem Platz, man den Ochsen brätet und dahin eine grosse Menge Habern schüttet. Laufft auch zu solcher Zeit der Röhrkasten oder springende Brunnen von roth- und weissem Wein.
Es wollen aber etliche, daß vor der Zeit ein Römischer König nicht in S. Bartholomaei Kirchen und in der Stadt Franckfurt, so die Zeit der Wahl über verschlossen bliben, sondern draussen auff freyem Felde erwöhlet, und wann die Wahl einhellig gewesen, darauff in die Stadt gelassen worden sey, so aber durch mißhellige Wahl ihrer zween erwöhlet, daß deren die Bürger gar keinen in die Stadt gelassen, es habe dann zuvor der eine von den Erwöhlten seinem Widersacher mit Krieg angriffen oder sonsten den Sachen Rath geschafft, also daß der Eine mächtig regierte, der Andere aber mit Spott und Furcht abgezogen.
Von denckwürdigen Sachen und zwar erstlich von Kirchen seyn zu sehen außer obgedachten Thumb zu S. Bartholomaeo das Stifft St. Leonshard, unser lieben Frauen Stifft, das deutsche Hauß und Kirch, die Barfüsser Kirch, das weise Frauen-Closter, Anno 1350 gestifftet, S. Niclas-Spital und Kirch zum H. Geist, S. Catharinä-Closter, das Prediger Closter, Anno 1260 zu erbauen angefangen (in deme ein treffliches Kunststück von der Himmelfahrt der Jungfrauen Maria, von den kunstreichisten Mahlern mit Verwunderung vor diesem besichtiget worden, so der hochberühmbte Albrecht Dürer gemahlet, die Münche aber vor wenig Jahren anderwerts begeben und eine Copey dagegen hingesetzt haben), und noch viel andere Gottshäuser von beyden Religionen.
Und von andern Sachen seyn zu sehen die Bevestungen umb beyde Stätte, das obgedachte Rathauß, das Zeughauß, und die ansehenliche steinerne Brück über den Mayn, darüber man von einer Stadt in die andere füglich gehen, reiten und fahren kann.
Ferners wird jährlich allhie umb den Tag S. Marien Geburt das Pfeiffer-Gericht gehalten, so ein sehr altes Herkommen, und hat den Namen daher, weil die 3 Städt Nürnberg, Wormbs und Bamberg jährlichen in der Herbst-Meß, den nächsten Gerichts-Tag vor Mariae Geburt, vor sitzendem Gericht, von des H. Reichs und Stadtgerichts Schultheissen, als zu dessen Ampt solches von Altershero gehörig, ihre Zoll-Freyheiten, so sie allda zu Franckfurt haben, mit Pfeiffern auffholen müssen. Gegen solche Zoll-Befreyung geben obgemelte Städte, und jede besonders, dem Schultheissen einen weissen höltzernen Becher, darinn ein Pfund Pfeffer, einen alten weissen Biberhut, zween weisse Handschuch und ein weiß Stäblein. Den Hut oder Filtze, welchen Wormbs allein gibt, lösen sie jedesmals mit einem Goldgulden wiederumb auß und verbleiben solche Stück des Schultheissen.
Neben obgemelter Hochzeit, daß nemlich die Römische König allhie sollen erwöhlet werden, hat diese Stadt auch sonsten herrliche Privilegia. Zu den ansehenlichen und in gantz Teutschland vornehmsten Jahr-Messen oder Märckten kommen jährlich im Frühjahr und Herbst fast aus allen Christlichen Ländern in Europa Kauffleuthe, und handeln dahin mit allerhand Waaren, die man nur begehret. Hergegen wird aber auch viel Gold und Silber aus dem Lande in die Frembde geführt, darüber schon vor längsten geklaget worden. Es ist aber insonderheit der Buchhandel zu loben, der zu solcher Zeit in der Buchgassen allhie getrieben und dadurch mehrers Geld ins Reich als darauß gebracht wird, andern Nutzens, so man darvon hat, zu geschweigen.