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Das Ländlein, so über Meissen um Dreßden und besser hinauff gelegen, ist vor Zeiten Nisen genannt worden. Heutigs Tags wird die Gegend um die Churfürstlich-Sächsische Residentz Stadt und Haupt-Vestung Meissen insgemein genant; sonsten aber ist sie in dem Theil des Meißner Landes gelegen, so eigentlich der Meißnische Craisse genant wird. Die Burggrafen zu Dohna, denen das zerstörte Schloß Donyn in Meissen gehört, haben etwan vor Zeiten hierum zu gebieten und die Zollgerechtigkeit auf der Brücken zu Dreßden über die Elb gehabt, die erst durch Churfürst August gar abgelöst worden ist. Sonsten aber hat Dreßden vorhin bald zum Stifft Meissen, bald zum Marggrafthum Meissen item zu Böheim und Brandeburg gehört.
Dresserus sagt, daß das Wort Dresda in der Wendischen Sprach ein Ort einer Außforderung zur Schlacht bedeute; wiewol es der Wahrheit ähnlicher, wann man diese Stadt Dresen nenne, von den drey Seen, die noch heutiges Tags übrig seyen. In den Historien werde dieser Ort Nisen oder Nisic genant, und hab es das Ansehen, daß Alt-Dresen von den Wenden erbauet worden seye.
Mit der Zeit ist auch die neue und jetzigerechte Stadt Dreßden aufkommen, darin das Churfürstliche Schloß ist, so man nach und nach zu bevestigen angefangen, und haben sonderlich die beyden Gebrüder Mauritius und Augustus, Hertzoge zu Sachsen, Anno 1544 und 50 den Vestungs- und Schloßbau fortgesetzt und in dem letzten Jahr auß Alt- und Neu-Dreßden eine Stadt gemacht, und geordnet, daß sie beyde von einem Rath mit gleichem Recht sollen regiert werden und sich eines Sigils gebrauchen.
Anno 1119 ward zu Dreßden die steinerne Brücke angefangen zu bauen, und hat solcher Bau gewähret biß er vollzogen 30 Jahr und hat 19 Schwibbögen. Es hat die Vestung oder Neu Dreßden 3 Thor: das Alt-Dreßnische oder Elbthor, da man über die Brück nach der alten Stadt gehet; das neue Thor, daran Churfürst Christian der Erste zu Roß; und das Wildische Thor, vor welchem der Churfürstin Garten. Es ist der Boden rings um die Stadt mit fruchtbaren Aeckern, schönen Lustgärten, allerley Bäumen und Kräutern geschmückt. Und seyn gemeiniglich die Lustgärten mit allerley fruchtbringenden Hecken, welche mit kunstreichen Händen durch und durch eingeflochten, umzogen.
Von weltlichen Gebäuen ist vornehmlich das Churfürstliche Schloß zu besichtigen, welches Anno 1551 vom Churfürst Moritzen, die Kirch aber darinnen im Jahr 1554 vom Churfürst Augusto vollendet worden, darinn der schöne Altar, Predigtstuhl und die Orgel wol zu sehen. Hinter der Orgel hat es ein Gewölblein, darinn das Jüngste Gericht gemahlet ist, in welche bißweilen die Trommeter und Heerpaucker stehen, welche zu hohen Festen zugleich in die Orgel und Music spielen müssen. An diesem Gewölblein ist ein Stüblein und Kämmerlein, so man das Propheten Stüblein heißet, darinn man junge frembde Herrschaften und Gesandten losiret.
Der grosse Tantz-Saal ist mit Conterfehtischen grossen Risen, so die Decke tragen, gemahlet, und an der Decken seyn Bäume mit Früchten und Thieren. An diesem Saal ist ein Tafelstuben mit hübschen Tapezereyen behenckt, darin stehet ein hübsche lange gemahlte Tafel mit Herculis Leben und Stärcke, darob ein rothsammeter Teppich lieget, daß sie sauber bleibe. Von dannen ist die Zwergenstuben, allda drey grosse schöne Tafeln von Zwergen, die mit einem Riesen kämpfen, und Albrecht Dürer gemahlet hat, hangen. In der Cammer daran seyn Tapezereyen von wilden Leuten und stehet darinn ein hübsche außgehauene Bettstadt. An der Cammer ist der steinerne Saal, hernach das Brandeburgische Losament, darinn in Tapezereyen Biblische Historien und die vier Jahr Zeiten in der Decken. In der Tafelstuben dabey und in der Cammer ist ein schöner Prospekt, sonderlich gleich für die Fenster hinunter in den Hirschgraben.
Ueber deß Herren Churfürsten Zimmer ist die Kunst-Cammer, die in sieben Gemächer abgetheilet ist, darinn von Gold, Silber, Alabaster, Ebenholtz, Marmol, Meßing, Kupffer und andern Metallen unzehlich viel Kunststück, Uhrwerck, Schreibtisch, Trinckgeschirr, Positiff, Regal, Instrumenten, Tische mit Perlmutter eingelegt, Schreinerwerck, Drechslerey von Helffenbein, Mathematische Instrumenten, Balbierzeug, Instrumenten die grosse Stück Geschütz damit zu richten, Thür und Thor aufzusprengen, neben vielen schönen kunstreichen Gemälden und Conterfehten, Nachtstücken, Historien, Landschafften und dergleichen mit Verwunderung zu sehen. Fürnehmlich aber ist daselbst zu sehen ein sehr grosses wahrhafftiges Einhorn sampt einem Pfeil von Einhorn, so wegen seiner Grösse und Rarität mit einer güldenen Kette daselbst auffgehänget ist. Item ein Ey von einer Schilkrotten, so gantz rund und als ein Ganß-Ey groß ist.
Ob der Kunst-Cammer ist die Anatomie-Cammer, die unter dem Dach. Auß welcher man in die Churfürstl. Apotheck, in das Brauhauß, Rauchhauß, auff die Meel- und Haberböden, ins Goldhauß, Ballhauß, auff die Bahn für die junge Pferde, auff den Hof, da man die Bauern einfurirt, auff das Vorwerck, Fasanenhauß, in den Garten und schier fast in die ganye Stadt sehen kann. Die Churfürstliche Bibliothec in diesem Schloß ist wegen vielen Raritäten auch nicht fürbey zu gehen.
Wer die Gelegenheit hirzu hat, der kan ferners zu Dreßden auch sehen der Herren Churfürsten Inventionhauß, darinn vielerley Thier, Triumphwagen und Schiffe, und mancherley Auffzüge; item das Gießhauß, den Zimmer-Hof, das Zeughauß, welches drey Stantzen zum grossen Geschütz hat, daselbsten auch Feuerspritzen, Feuermörsel und andere Kriegs-Instrumenten seyn. Die Gemach, darinn die grosse Stück stehen, seyn gewölbet und stehen noch auf andern Gewölbern und Weinkellern. Wie dann die Frembde pflegen auß dem Zeughauß in die Kellerey zu gehen.
In der alten Stadt Dreßden, welche vor einigen Jahren durch eine ongefehr entstandene Feuersbrunst grossen theils abgebrant, nunmehr aber fast gantz repariret und fast in bessern Stand als sie vormals war gebracht worden, ist auch das neuerbaute Jägerhauß, wie ingleichen die Zeughäuser mit den Zeugwägen zu den Tüchern, Netzen und Garen, zu sehen; und waren der Wägen noch vor wenig Jahren 200 und konnte man auff 15 Meil wegs mit diesem Zeug stellen. Und seyn bey solchen Zeug-Häusern auch Thierhäuser, darinnen man Bären, Wölff, Füchs und andere Thier, sondernlich einen großen Hauffen Jagdhunde zu halten pflegt.