Karl Philipp Moritz
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Karl Philipp Moritz

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Täuschung und Wirklichkeit

                                        Wenn die Wasserwaage
Das Unebne gleich macht,
So ist es still in der Seele des Weisen –
Es ist nicht die Stille des Grabes,
Sondern der hohen Mittagsstunde,
Wenn die Arbeiter im Felde ruhn,
Kein Lüftchen sich bewegt,
Und nur die summende Fliege
Dem Ohre vernehmbar wird.
Der Müde ruht im Schatten der Eiche,
Und goldne Träume umgaukeln seine Stirn.
Wie nächtliche Nebel rollen die Sorgen hin –
Die Sonne der Freuden glänzt –
Es hüpfen goldene Wellen
Auf sanftbewegter Flut –
Und grüne Büsche spiegeln
Sich in dem klaren See –
Der Träumer spricht; hier laßt uns Hütten bauen!
Sein Genius steht lächelnd neben ihm
Und zieht den Vorhang mit Gebüsch und klarem See hinweg –
Nun ist die steile Felsenhöhe wieder da.
Die schon so oft dem Ängstlichträumenden erschien. –
Soll ich denn diese steile Höh erklimmen?
Soll ich des Lebens Weg denn stets
Auf ungebahnten Steigen wandeln? –
Mit Mut erfüllt des Träumers Busen
Der Knab' im glänzenden Gewand –
Dem Schlummrer wird die Seele größer,
Das Blut in seinen Adern
Eilt schneller, und der Fels sinkt ein.
Ein leichter Sprung bringt ihn ins Weite –
Des Wandrers Schritt ist ungehemmt
Und unbegrenzt sein Blick – – –

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