Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Gegenwärtige kleine Schrift, das letzte Werk meines verewigten Freundes Musäus, ist eine freye Bearbeitung in seiner eignen bekannten Manier von den lieblichen kleinen Hochets moraux des Herrn Monget, die im Jahr 1782 in Paris erschienen, und jedermann kennt. Monget bestimmt seine kleinen Erzählungen für Kinder vom zartesten Alter, um ihnen so zu sagen Moral, die Hauptwissenschaft des Lebens, mit der Muttermilch einzuflösen.
»Je sais bien,« sagt er: »que le discours, et surtout l'exemple des sages instituteurs et des bons parens, valent mieux, que mes Hochets; mais les bons parens, les sages instituteurs sont-ils si communs? Et ceux-la même ne recevront-ils pas avec plaisir un secours de plus dans la tache penible qu'ils se sont imposée? La mienne aura été bien douce, si dans la silence de sa famille, la mère honnête, et tendre, qui en partage les soins avec son époux, daigné sourire à ce travail.«
Dieß war Herrn Mongets Zweck, und der seelige Musäus bearbeitete die Hochets in gleicher Absicht, jedoch sehr frey, und in seiner eignen Manier, die ganz Deutschland kennt, und die den Mangel der Correktheit, den ihr die krittelnde Kritik wohl vorwerfen könnte, durch ihre Naivetät, gefällige Laune, treue Darstellung und Herzlichkeit, reichlich gnug ersetzt.
Leider konnte mein Freund diese Arbeit nicht vollenden, und eben darum trägt sie auch das Wahrzeichen der Nichtvollendung und ist Fragment geblieben. Um es nicht untergehen zu lassen, habe ich die zerstreuten Blätter seines Manuskripts vollends gesammlet, und liefere hier, was ich davon gefunden habe, ohne etwas verändern oder ergänzen zu wollen. Er sagte mir noch auf seinem Krankenlager, mit einer Heiterkeit des Geistes und guten Laune, die die Begleiterin seines ganzen Lebens war, und ihn auch da nicht verließ, er wolle zu der moralischen Kinderklapper eine Vorrede in Doktor Luthers Manier machen, auf die er sich freuete; und die gewiß ein Meisterstück in ihrer Art geworden wäre, wenn er sie so hätte ausführen können, als er sich den Plan dazu dachte.
Es sey mir erlaubt, auf das Grab meines Freundes, zu dem ich ihn mit Thränen begleitete, hier noch eine Blume zu werfen, und dasjenige auch durch mein Zeugniß zu bestätigen, was schon ein anderer seiner Freunde öffentlich von ihm gesagt hatGothaische gelehrte Zeitungen. 1787. S. 728. : »Deutschland verliert an ihm einen seiner besten Köpfe, und seine Freunde einen Freund, den sie nicht genug beklagen können. Der glückliche Humor, der ihn als Schriftsteller auszeichnet, war auch in allen Lagen des Lebens sein beständiger Gefährte. Die Hauptzüge seines Charakters waren, eine nie getrübte Heiterkeit, der Spiegel einer reinen Seele; herzliche Gutmüthigkeit, Dienstfertigkeit gegen jedermann, und eine gränzenlose Bescheidenheit. (Er war von Herz und Sinn wie ein Kind, und handelte wie ein Mann.) Er gehört zu den wenigen glücklichen Menschen, die im Laufe ihres Lebens vielleicht nicht einen Feind hatten. Wer ihn kannte, liebte ihn, und beweint ihn nun.« Weimar, den 30. November 1787.
F. J. Bertuch.