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Oftmals sagt' ich's: Hör' auf, an deinen Haaren zu doctorn –
Und schon blieb dir kein Haar, das du zu färben vermagst.
Wenn du nur folgtest, was war so herrlich zu schauen wie jene,
Deren wallende Flut dich wie ein Schleier umfloß?
Was war zarter? Du scheutest sogar sie mit Putz zu umstecken;
Grob daneben erschien wahrlich der Seide Gespinnst
Grob der Faden sogar, den schmächtigen Fußes die Spinne
Zieht, die ihr lustiges Werk knüpft ans verlass'ne Gebälk.
Nicht von nächtigem Schwarz und nicht von leuchtendem Golde
War ihre Farbe; sie war ganz wie aus beiden gemischt.
Ganz wie die Farbe der Ceder, umrauscht von den Quellen des Ida,
Die man am ragenden Stamm hat ihrer Rinde beraubt.
Und wie war es geschmeidig, der hundertfachen Verschlingung
Gern sich fügend, und hat nie dich mit Schmerzen gequält.
Niemals riß dir die Nadel ein Haar aus der Locke, der Kamm nie –
Sicher war immer die Magd, welche dich schmückte, vor dir.
Ward sie wie oft doch geschmückt vor meinen Augen; doch niemals
Stach sie der Sklavin voll Zorn wund mit der Nadel den Arm.
Oft auch sah ich sie früh schon am Morgen; gelöst noch die Haare,
Lag halb rücklings gelehnt sie auf dem purpurnen Pfühl.
O, wie herrlich war sie auch so! Der Bacchantin vergleichbar,
Die nachlässig gestreckt ruht in dem duftenden Gras.
Aber so zierlich ihr Haar auch war und dem Flaum nur vergleichbar,
Dennoch – der Qualen wie viel' hat nicht erduldet dieß Haar!
Duldsam gab es dem Eisen sich hin und geduldig dem Feuer,
Nur daß es modisch gelockt rolle die Schulter herab.
Oft dann rief ich: »Halt ein! Solch' Haar zu brennen ist Sünde!
Ist es doch reizend an sich – Grausame, schone dein Haupt!
Fort mit dem Zwang! Das sind nicht Haare zum Brennen! Die Nadel
Selbst erst lernt von dem Haar, wie sie am besten sich steckt!«
Und so herrliche Haare verdarben! Es hätte nicht Bacchus
Schönere sich auf das Haupt, sich nicht Apollo gewünscht.
Solches Haar hielt Venus in triefender Hand, als dem Meer einst,
Wie es der Maler noch malt, nackt sie den Wellen entstieg.
Was nun klagst du, daß Haare, so schlecht behandelt, verdarben?
Warum, Thörichte, legst trauernd den Spiegel du weg?
Nicht mit dem früheren Blick darfst du dich betrachten; vergessen
Mußt du dich selbst, wenn du heut, heut noch gefallen dir willst.
Nicht das verzauberte Kraut einer Nebenbuhlerin, nicht das
Oel eines hexischen Weibs hat dich so elend gemacht.
Nicht traf Krankheit dein liebliches Haupt (das verhüte der Himmel!)
Nicht schrie giftiger Neid, weil du so schön warst, dich an.
Nein, du selbst nur hast dich beraubt; du mischtest mit eig'nen
Händen das tödtliche Gift, das du dem Haupte bestimmt.
Liefern wird dir das Haar nun eine german'sche Gefang'ne,
Und ein bezwungenes Volk leiht dir den fehlenden Schmuck.
Dann wie oft, preist Einer dein Haar, wie wirst du erröthend
Denken: »Jetzt lobt man an mir, was ich mit Geld nur erkauft.
Jetzt rühmt jener statt meiner ich weiß nicht welche Sygambrin,
Und doch denk' ich der Zeit, da ich das Lob noch verdient.
Ach, ich Aermste!« Mit Noth bezwingst du die Thränen; das Antlitz,
Glühend vor bitterer Scham, deckst du mit bebender Hand.
Auf dem Schoß nun mußt du das Haar sehn, das dir entfallen –
Ach, es zierte allein würdig dein liebliches Haupt.
Aber fasse nur Muth! Der Schaden däucht mir ersetzbar,
Und bald strahlst du wie sonst herrlich im eigenen Haar. |