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Achtet es Einer für Schmach, zu dienen dem lieblichsten Mädchen,
Müßt' er als Richter auch mich schuldig erkennen der Schmach.
Mög' es denn sein! Wenn nur sie, die im meerumrauschten Cythere
Thront und am paphischen Strand, künftig mich milder bedrängt!
War mir's nun einmal bestimmt, der Schönsten zur Beute zu werden,
Weßhalb ist sie denn nicht schön und auch gütig zugleich?
Schönheit erhöhet den Muth: Corinna ist grausam aus Schönheit –
Weh mir Armen! Warum kennt sie sich selber so gut?
Nur aus dem Bild in dem Spiegel erwächst ja dem Mädchen der Hochmuth,
Drein sie nicht eher auch blickt, als bis ins Kleinste geschmückt.
Aber beherrschst du auch Alles und Alle durch siegende Schönheit –
Schönheit, geschaffen, mir ach stets zu berücken den Blick! –
Darfst du doch nimmer deßhalb, verglichen mit dir, mich verachten,
Da zum Erhabenen sich auch das Geringere schickt.
War's nicht die Nymphe Calypso, die einst einen Sterblichen glühend
Liebte und ihn mit Gewalt, als er sich weigerte, hielt?
Hat nicht die Göttin des Meers sich vermählt mit dem König von Phthios?
Hat nicht Egeria auch Numa den Weisen umarmt?
Liebt nicht Venus Vulkan? Und stolpert und hinkt nicht der Süße,
Wenn er vom Ambos kommt, widrig zu schauen daher?
Ungleich selbst ist des Lieds Versart hier; aber doch passend
Reiht dem heroischen Vers stets sich der kürzere an.
So nimm du auch, mein Leben, mich hin – auf jede Bedingung!
Hier ist dein Pfühl und von hier gibst du mit Recht dein Gesetz.
Nicht zum Schimpf ja werd' ich dir sein, daß du gern mich dann los wärst –
Daß du mich liebst, o du kannst Jedem es freudig gestehn.
Freilich, nur tönende Lieder besitz' ich statt prunkenden Reichthums;
Doch gar Manche, wie gern wäre durch mich sie berühmt!
Eine weiß ich, die selbst es erzählt, sie sei die Corinna –
Daß sie es werde, wie viel gäb' sie nicht gern wohl darum!
Doch wie, von Pappeln umkränzt, sich der Po und der kalte Eurotas,
Weit durch Länder getrennt, nimmer vereinen im Lauf,
So auch theilst du mit Keiner den Ruhm je meiner Gesänge:
Du nur reichest den Stoff meinem erfindenden Geist. |