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Will lang herrschen ein Weib, so muß sie den Liebenden täuschen –
Wehe! Den eigenen Rath büß' ich ganz sicher noch selbst.
Mag denn geschehen, was will: mir schadet zu rasches Gewähren;
Was mir von selber schon folgt, hass' ich und liebe, was flieht.
Denn wer voll Feuer begehrt, will ewig hoffen und fürchten,
Bis sich nach »Niemals!« und »Nein!« endlich sein Sehnen erfüllt.
Was denn soll mir ein Glück, das nie mich würdigt der Täuschung?
Was nicht zu Zeiten auch schmerzt, flößt mir auch Liebe nicht ein.
Ach, nur zu bald absah mir die Schwäche die schlaue Corinna,
Listig begriff sie die Kunst, die mich im Netz ihr behielt.
O, wie erlog Kopfschmerz sie so oft, wenn sie völlig gesund war,
Zwang mich – ich flehte umsonst – zögernd und trauernd zu gehn.
Oft auch dichtete selbst eine Schuld sie sich an und so weit dieß
Möglich der Unschuld war, schien sie auch schuldig zu sein.
Hatte sie so mich gereizt und aufs neue die Flammen erregt mir,
Fügte gefällig sie sich wieder und freundlich dem Wunsch.
O, wie schmeichelte dann, wie gab sie so zärtliche Worte!
Götter, wie oft dann und wie hat mich die Holde geküßt!
Also fürchte auch du, die nun ganz mir die Sinne bestrickt hat,
Fürchte Betrug und Verrath, höre mich Bittenden nicht!
Laß mich nur immer gestreckt auf die Schwelle der grausamen Thüre
Lange Nächte hindurch zittern in Regen und Frost.
So nur lieb' ich dich stets und heißer mit jeglichem Jahre,
Denn das ergötzt mich, das hält kräftig und jung mir das Herz. |