Betty Paoli
Neueste Gedichte
Betty Paoli

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Mahnung.

          Denke der eigenen Fehler und Schwächen,
Wenn du dem Freunde, dem irrenden, grollst!
Schwanke nicht erst, ob die Unbill du rächen,
Ob du in Milde vergeben sie sollst!
Was dir zum Trost und zur Freude gegeben,
Selber verkehrend in Unheil und Fluch,
Bringest du sonst in dein innerstes Leben,
Störrischen Sinnes, den qualvollen Bruch.

Fort mit der dünkelhaft thörichten Frage,
Ob du, vergebend, dir selbst nichts vergiebst!
Standhafte Treue im Wirrsal der Tage
Schuldest du ihm, den du zürnend noch liebst!
Würdest du nicht ihn zu pflegen verlangen,
Träf' ihn des Siechthums vergiftender Graus?
Läg' er im finstersten Kerker gefangen,
Hieltest du nicht ohne Wank bei ihm aus?

Wisse denn! nimmermehr hätt' er in Wahrheit
Frevelnd gerüttelt an euerem Bund,
Wäre in heiterer Fülle und Klarheit
Frei sein Gemüth, seine Seele gesund.
Meinst du, daß er dich zu kränken vermöchte,
Fühlte er sich nicht in Ketten und krank?
Lichte, so gut du es kannst, seine Nächte!
Reiche dem Siechen den lindernden Trank!

Lasse kein Grollen, kein Zweifeln, kein Zagen
Hemmen des Herzens nie irrenden Zug!
Was wir aus Liebe erdulden, ertragen,
Immer noch, immer noch ist's nicht genug!
In dem entfesselten Sturm der Gefühle,
Glorreichen Sieges geheiligtes Pfand,
Rausche sie auf wie die Meer'sfluth und spühle
Jegliche irdische Trübung ans Land!


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