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Heiß brennt die Sonne im Zenith herunter, Der Palmen Wipfel stehen regungslos, Die Pyramiden schimmern bunt und bunter Im Gluthmeer, das sich über sie ergoß. Doch ein Asyl giebt's vor des Tages Schwüle, Wie noch kein Auge je ein hold'res sah; Dort ruht, in ihrer Gärten Schattenkühle, Egyptens Königin, Kleopatra. Dem Bade ist sie eben erst entstiegen, Entfernt hat ihr Befehl die Dienerinnen, Der Freuden Kranz wand sie um ihre Schläfe Nicht frommt es ihr, daß vor ihr ausgeschüttet Und wie sich ihrem Mund dieß Wort entrungen, »Heran! um den Verweg'nen aufzusuchen, »Welch Werk des Unheils wolltest du hier schaffen? »Ich seh', du bist so schweigsam wie vermessen! »Mir willst du dein Geheimniß anvertrauen?« |
Die Sonne eilt nach Westen hin, Schon wird das Licht des Tages trüber; Im Saale steh'n sich gegenüber Der Jüngling und die Königin. Ein Dolch, wenn er zum Ziele sich Das Herz des Gegners auserkoren, Will Auge sich in Auge bohren, – Gebietend mahnt die Fürstin: »Sprich!« »»Wer hatte je mir prophezeit, »»Es stockte meiner Pulse Schlag, »»Du weißt nunmehr, warum mein Schritt Der Jüngling schweigt; doch was er sprach, »Nein! wählen magst du unbeschränkt! »»Was höhnst du mein gequältes Herz? »»O dann! was ist des Lebens Schein Durchlodert von der Sehnsucht Brand, |
Goldene Sterne im Aether, dem reinen, Seid ihr von doppeltem Glanz nicht verschönt? Ob der Gesang in den blühenden Hainen Heute nicht doppelt so schmelzend ertönt? Himmel und Erde, sie wechseln und tauschen Heimliche Grüße voll holder Gewähr! Hin durch die Nacht mit melodischem Rauschen Woget der Lust unergründliches Meer! Schwellend Gefluthe von Düften und Tönen! Thoren, die fragen und klügeln und sorgen, |
Hell tritt der Morgen aus des Ostens Thor, Schon ist der Dämm'rung Nebelflor zerrissen. Kleopatra erwacht, – sie fährt empor Von ihres Lagers weichen Purpurkissen. Aus ihren heißen Wangen flieht das Blut, Denn wie verzaubert muß ihr Auge hangen An Hiram, der, von holdem Traum umfangen, An ihrer Seite sanft und lächelnd ruht. Des eig'nen Wollens sich nicht mehr bewußt, Sie sinnt, erwägt, – ein menschliches Geschick »Und solchem Loos ging'st du entgegen? Nein! |