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Vierzehnter Artikel.
Die wahren Christen und die wahren Juden haben die nämliche Religion.

1.

Das eigentliche Wesen der jüdischen Religion schien zu bestehen in der Vaterschaft Abrahams, in der Beschneidung, in den Opfern, in den Ceremonien, in der Bundeslade, im Tempel von Jerusalem und schließlich im Gesetz und mosaischen Bunde.

Ich behaupte, daß sie in keinem von diesen Dingen bestand, sondern einzig in der Liebe Gottes, und daß Gott alles andere verwarf.

Daß Gott keine Rücksicht nahm auf das Volk, welches dem Fleische nach von Abraham abstammte.

Daß die Juden werden von Gott bestraft werden, wie die Fremden, wenn sie ihn beleidigen. »Werdet ihr Gottes vergessen und andern Göttern nachfolgen, so bezeuge ich, daß ihr umkommen werdet eben wie die Völker, welche Gott vor euch ausgerottet hat«. (Deuter. 8, 19, 20.)

Daß die Fremden werden von Gott aufgenommen werden wie die Juden, wenn sie ihn lieben.

Daß die wahren Juden ihr Verdienst nur als von Gott, und nicht von Abraham betrachteten. »Du bist in Wahrheit unser Vater, und Abraham weiß von uns nicht und Israel hat uns nicht gekannt; Du aber bist unser Vater und unser Erlöser«. (Jes. 63, 16.)

Moses selbst hat ihnen gesagt, daß Gott nicht annehmen werde die Person. »Gott, sagt er, achtet nicht die Personen, noch die Opfer.« (Deut. 10, 17.)

Ich behaupte, daß die Beschneidung des Herzens geboten war. »Seid am Herzen beschnitten; entfernt die Auswüchse eures Herzens und seid nicht halsstarrig; denn euer Gott ist ein großer Gott, mächtig und schrecklich, der keine Person achtet«. (Deut. 10, 16, 17. Jerem. 4, 4.)

Daß Gott sagt, er werde es dereinst thun. »Gott wird dein Herz beschneiden und das deiner Kinder, daß du ihn liebest von ganzem Herzen«. (Deut. 30, 6.)

Daß die am Herzen nicht beschnittenen gerichtet werden. Denn Gott wird alle unbeschnittenen Völker richten und alles Volk von Israel, weil sein Herz nicht beschnitten ist. (Jerem. 9, 25. f.)

2.

Ich behaupte, daß die Beschneidung ein Symbol war, um das jüdische Volk von allen anderen Nationen zu unterscheiden. (Genes. 17, 11.)

Deshalb wurden sie in der Wüste nicht beschnitten, weil sie sich nicht mit anderen Völkern vermischen konnten; und deshalb ist es, seit Jesus Christus erschienen, nicht mehr nothwendig.

Daß die Liebe Gottes überall geboten ist. »Ich nehme Himmel und Erde zu Zeugen, daß ich euch vorgelegt habe Leben und Tod, damit ihr das Leben erwähltet, daß ihr Gott liebtet und ihm gehorchtet; denn Gott ist euer Leben. (Deut. 30, 19. 20.)

Es ist gesagt, daß die Juden, da sie diese Liebe nicht hatten, verworfen würden wegen ihrer Vergehen, und daß die Heiden an ihrer Stelle erwählt seien. »Ich werde mich vor ihnen verbergen bei dem Anblick ihrer letzten Vergehungen; denn es ist ein boshaftes und gottloses Volk«. (Deut. 32, 20. 21.) »Sie haben mich zum Zorn gereizt durch Dinge, die keine Götter sind; und ich werde sie zur Eifersucht reizen durch ein Volk, das nicht mein Volk ist, und durch eine Nation ohne Weisheit und Einsicht«. (Jes. 65.)

Daß die zeitlichen Güter falsch sind, und daß Gemeinschaft mit Gott das wahre Gut. (Ps. 73.)

Daß ihre Feste Gott mißfallen. (Amos 5, 21.)

Daß die Opfer der Juden Gott mißfallen, und nicht nur der bösen Juden, sondern daß er auch kein Gefallen hat an denen der Guten, wie es Ps. 50 zeigt, wo er, ehe er sich an die Bösen wendet mit den Worten: Peccatori autem dixit Deus, sagt, er wolle keine Thieropfer, noch ihr Blut. (Jes. 66. Jerem. 6, 20.)

Daß der Heiden Opfer von Gott werden angenommen werden, und daß Gott von der Juden Opfer seinen Willen abwenden werde. (Mal. 1, 11.)

Daß Gott einen neuen Bund durch den Messias aufrichten werde, und der alte verworfen sein werde. (Jerem. 31, 31.)

Daß alles alte vergessen sein wird. (Jes. 43, 18. 19.)

Daß man der Bundeslade nicht mehr gedenken wird. (Jerem. 3, 16.)

Daß der Tempel verworfen wird. (Jerem. 7, 12 f.)

Daß die Opfer werden verworfen und neue reine Opfer dargebracht werden. (Mal. 1, 10. 11.)

Daß die Ordnung des aronitischen Hohenpriesters wird verworfen und die des Melchisedek durch den Messias eingeführt werden. (Ps. 110.)

Daß dies Priesterthum ewig sein wird. ( Ibid.)

Daß Jerusalem verworfen und einen neuen Namen erhalten wird. (Jes. 65.)

Daß dieser letztere Name besser sein wird als der der Juden und ewig. (Jes. 56, 5.)

Daß die Juden ohne Propheten, ohne Könige, ohne Fürsten, ohne Opfer, ohne Altar sein sollen. (Hos. 3, 4.)

Daß die Juden gleichwohl stets als Volk bestehen werden. (Jerem. 31, 36.)


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