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Die Händedrücke, die der Prinz bei seiner Rückkehr aus Venedig mit den Sonntagsgästen austauschte, waren mehr als herzlich, waren bewegt; und bei dem Vergnügen, einander wiederzufinden, fühlten sie sich mehr als Kameraden, fühlten sich als Freunde.
Die Nina stellte den Grafen Chiaravalle, den sie aus Venedig mitgebracht hatte, als neuen, also achtzehnten Sonntagsgast vor.
Ein eisiges Schweigen empfing ihn: jeder andere hätte die Haltung verloren, der Italiener nicht.
Talagrand flüsterte der Nina ins Ohr:
– Sie hätten auch eine andere Erinnerung aus Italien mitbringen können!
– Und Merodach? fragte man.
– Chiaravalle, sagte die Nina, Sie werden da einen wirklichen Zauberer sehen.
Der Graf glaubte, es handle sich um irgendeinen Robert Houdin Taschenspielkünstler, 1805-71..
– Ich werde Ihren Zauberer entlarven, Mylady.
In diesem Augenblick erschien Merodach, eine lange Jacke aus schwarzem Sammet tragend, die seine Blässe betonte. Er drückte dem Prinzen die Hand, aber nahm nicht die, welche ihm die Nina reichte.
– Hier, sagte sie gereizt, ist der achtzehnte Gast, den Sie noch nicht kennen.
– Der Herr braucht mich nicht zu kennen, um zu wissen, wer ich bin, da er Zauberer ist.
Merodach hob seine Augen auf ihn.
– Ich brauche Sie nicht zu kennen, um zu wissen, daß Sie bald sterben werden, einen gewaltsamen Tod durch den Stahl.
Er drehte sich um und sprach in die Kulisse:
– Achtzehn ist die schlimme Zahl: sie zieht das Verhängnis an!
Alle ergötzten sich daran, den Eindringling so behandelt zu sehen.
Als man in den Speisesaal ging, verließ die Nina den Arm des Prinzen, sich stellend, als habe sie einen Befehl zu geben, und Chiaravalle blieb zurück.
Merodach, den diese doppelte Bewegung beunruhigte, säumte an der Tür. Sich allein glaubend, wechselten die Dirne und der Italiener einige Worte mit leiser Stimme:
– Wir sagten …, sprach die Nina, Merodach bemerkend; verlegen, fand sie nichts.
Mit einer Gebärde zwang Merodach sie, zu gleicher Zeit einzutreten.
Der Prinz träumte von irgend etwas; aber die Gäste erfaßten den Sinn dieser Gebärde: die packte die Nina und deren Mitschuldigen.
– Meine Freunde, rief der Magier, bevor er sich setzte, wenn Ihnen jemand sagte: »Ich habe die Ahnung, selbst die Gewißheit einer Gefahr, gehen Sie nicht dahin!« … würden Sie dahin gehen?
– Zwei Male statt einmal, sagte Chiaravalle.
– Ich spreche zu meinen Freunden: warum antworten Sie?
Ernst fuhr er fort:
– Im Namen der Wissenschaft der Magie: eine Gefahr ist über Ihnen, eine Gefahr, in der mehr als Blut, in der die Ehre fließen wird. Glauben Sie mir! Erheben wir uns und gehen wir …
– Ich glaube an Ihre Wissenschaft, aber nicht an Ihre Prophezeiung, sagte der Prinz.
– Sei es! erwiderte Merodach.
Er warf sein Glas über den Kopf: es zerbrach an der Wand.
– Ich habe das Gesetz erfüllt, die Hand hat gesprochen: komme, was kommen soll.
Diese Atheisten dachten nicht daran zu lachen. Das Gespräch blieb eisig unter dem Winde dieser Prophezeiung.
Die Nina fühlte eine Feindlichkeit der Blicke, die bedeutete: »Wenn ich spräche … und ich würde sprechen, wenn das dem Prinzen nicht weher täte als dir.«
– Sie haben uns verzaubert, sagte Courtenay, betroffen, daß die frühere Munterkeit verschwunden war.
– Im Gegenteil, Sire, ich habe ein Schicksal beschwören wollen.
Erst beim Nachtisch wurde man lebhafter.
– Unsere Entartungen sind eingerostet, klagte der Herzog von Nimes.
– Sieh, sagte Marestan zu seinem Freunde, wie der Italiener und die Nina sich verständnisvoll anblicken.
Der Prinz litt jetzt unter der Anwesenheit des Grafen. »Ich verliere also das Bewußtsein meiner Würde, dachte er, da sie mehr als ich davon haben.«
– Sire, welch eigentümlichen Ring haben Sie am Finger? fragte Quéant.
– Einen »italienischen« Ring, d. h. einen vergifteten, den ich im Ghetto von Venedig für ein Geringes kaufte.
Er ließ die Fassung spielen.
– Ich kenne nicht den Namen der Droge, aber die Größe eines Stecknadelkopfes, auf die Zunge eines Hundes gelegt, hat diesen zu Boden geschmettert.
Er zeigte eine schwarze Erbse.
– Das kann einem dienen, wagte Chiaravalle zu äußern.
– Den Italienern, brummte Rudenty, der den Grafen mit großer Freude niedergeschlagen hätte.
– Uns selbst, sagte Chiaravalle, entschlossen, die Angriffe nicht zu sehen.
Das Gespräch kam wie immer auf die Frauen. Wie kläglich ist es, vom Triebe besessen zu werden: selbst die Blasierten sucht er heim.
– Ah, sagte der Italiener, es wäre eine interessante Studie zu machen und ein Vorurteil zu berichtigen: die Rolle des Geldes in der Liebe. Ich begreife nicht, daß man seine Börse schließt, wenn man sein Kleid und sein Herz öffnet; ich sehe nicht mehr Unehre darin, von einer Geliebten Geld zu empfangen als ihr zu geben …
– Das ist eine Lehre … der Vorstadt, sagte der Prinz.
– Vorurteil! rief Chiaravalle.
– Die Ehre, mein Herr, ist kein Vorurteil; und wer diese Ansicht verteidigt, läßt glauben, daß er sie ausführt …
– Lassen Sie das einen Augenblick zu.
– Wenn ich das zuließe, würde ich Sie hier nicht zulassen.
– Prinz, sind Sie ohne Sünde, um den ersten Stein zu werfen?
– Herr Graf, ich fordere Sie auf, sich zu erklären.
– Die Wahrheit verletzt immer, sagte der Italiener nachlässig.
– Drôle! rief der Prinz und richtete sich auf.
– Was drollig ist, Herr von Courtenay, rief der Italiener, was sehr drollig ist, das ist Ihre Strenge, während Sie doch selbst »ausgehalten« werden.
Alle Gäste erhoben sich, als wären sie geohrfeigt.
Der Prinz wurde betäubt durch das Unerhörte und Unerwartete dieser Anschuldigung.
Die Nina, entsetzt von dem, was sie getan hatte, ohne die Folgen vorauszusehen, blieb unbeweglich und zitternd sitzen.
– Meine Herren, sagte der Prinz, wachen Sie über diesen Mann und über diese Frau! Ich werde den einen töten, die andere prügeln. Dann werden Sie mir das unglaubliche Mißverständnis erklären, das zu dieser Verleumdung Anlaß gegeben hat.
Er hakte zwei Degen aus der Waffensammlung los und ging hinaus, von den Gästen gefolgt, welche die Nina und Chiaravalle vor sich her trieben.
Im Salon stieß man fieberhaft die Möbel zurück, und die fünfzehn Gäste stellten sich im Halbkreis auf. Die Nina wurde gegen den Kamin gestoßen.
Der Italiener hob den Degen auf, den ihm der Prinz zugeworfen hatte. Er focht gut, aber ihm gegenüber stand Merodach und blickte ihn an: das brachte ihn aus der Fassung, und während einer Sekunde der Bezauberung drang der Degen des Prinzen ihm mitten ins Herz, so daß er tot umfiel.
Pouancé kniete nieder, um die Wunde zu untersuchen.
– Tot, sagte er.
Mit Fußstößen rollten Rudenty und Tisselin den Leichnam in die Klavierecke.
– Jetzt eine Reitpeitsche! rief der Prinz, auf die Nina zugehend.
– Sire, sagte Merodach, die Nina ist giftig: man muß sie entweder töten oder verachten.
Die Nina gewann ihre Sicherheit wieder.
– Sire, man hat Sie beleidigt, und Sie haben den Beleidiger getötet! Das ist ganz richtig! Aber ich, was habe ich Ihnen getan? Chiaravalle hatte den Entwurf eines Briefes gefunden, in dem ich meinem Makler Gillin Auftrag gab, in Ihrem Namen Suezkanalaktien zu kaufen: aus Eifersucht, denn er begehrte mich, hat er daraus geschlossen …
– Oh, unterbrach sie der Prinz, ich ahne einen Abgrund der Schmach! Wenn ich da hineingefallen bin, so sind Sie mir befreundet genug, um meine Mitschuldigen zu werden. Wir verurteilen dieses Geschöpf, und …
– Die heilige Feme, rief Tisselin entzückt.
– Das habe ich mir gleich gedacht! sagte Talagrand zu Saint-Méen.
In ihrer Männerkleidung schien die Nina, an den Kamin gelehnt, ein Schüler zu sein, der fürchtet, durchgepeitscht zu werden.
Der Prinz stellte sich, als sehe er sie nicht, in einer verachtenden Haltung, deren Geheimnis die heutigen Adeligen verloren haben, die aber früher von großer Wirkung gewesen sein muß.
– Merodach, klären Sie das auf! bat der Prinz.
– Wieviel blieb, Mérigneux?
– Die Reserve, achtzigtausend Franken.
– Ich habe Ihnen, Sire, achtzig Kilogramm feines Gold gegeben, macht zweihundertundvierzigtausend Franken; der Reserve hinzugefügt, macht dreihundertundzwanzigtausend Franken; Sie gaben dieser Person jährlich einhunderttausend Franken; es ist erst vier Monate her, seit der Krach erfolgte; also, weit entfernt, von ihr ausgehalten worden zu sein, werden Sie die Nina dieses Jahr viel teurer ausgehalten haben …
Der Prinz seufzte wie ein Atlas, der von der Last der Welt befreit wird; dann ließ er über seine Schulter einen Blick fallen, der die Verachtung auf die Nina ausspie, und ohne ein Wort, mit der Gebärde eines Kaisers, jagte er sie fort.
Sie erreichte langsam die Tür, wieder beruhigt, aber wütend, Furcht gehabt zu haben; indem sie berechnete, daß deren Erstaunen über das, was sie sagen würde, ihr Zeit zur Flucht ließ, stellte sie sich ihnen gegenüber:
– Verehrer der Entartung, wenn ich auch Courtenay nicht aushielt, so habe ich Besseres getan!
Sie schlug auf ihren Bauch, der eingezogen war wie bei einem Epheben.
– Ich habe in meinem Schoß dein Wappen in Faksimile, o König: bevor ich dich stürze, sieh, ob du deinen Sohn anerkennen willst.
Sprach's und verschwand.
Dieser Abschiedspfeil der Partherin machte die Versammlung für einen Augenblick unbeweglich.
Der Prinz taumelte und mußte sich auf einen Tisch stützen.
– Saint-Méen, fragte Merodach, wollen Sie sich einschläfern lassen?
Dieser nahm einen Stuhl und setzte sich. Der Magier begann das Bestreichen. Er brauchte acht Minuten, bis der Magnetisierte endlich diese Nervenerschütterung des Mediums zeigte, das in den somnambulen Zustand eintritt.
»Vorausgesetzt, daß er hellsichtig ist,« dachte Merodach.
– Gadagne, denken Sie an den Titel eines wenig bekannten Werkes.
Und er gebot im Geiste Saint-Méen, den Gedanken des Gadagne zu lesen.
Die Lippen des Magnetisierten bewegten sich, um dann zu sagen:
– »Oktodekateron« des Manetho Manetho, ägyptischer Oberpriester in Heliopolis unter Ptolemaios I. und II.; okto, griech. acht, deka, griech. zehn..
Gadagne machte ein Zeichen, daß es richtig sei.
Dann fragte Merodach mit lauter Stimme:
– Ist die Nina schwanger? Sehen Sie in ihren Schoß …
– Sie ist schwanger, sagte Saint-Méen.
– Wie lange?
– Seit drei Monaten und sieben Tagen.
– Folgen Sie den Vibrationen des Astrallichtes bis zu dem Tage, an dem sie befruchtet wurde.
Die Stirnadern des Mediums schwollen in einer großen geistigen Anspannung.
– Wo?
– In einer Gondel …
– Wiederholen Sie die Worte, die Sie hören …
– Der Prinz beunruhigt sich über ein Lächeln In einer Gondel hatte die Nina auch den schwindsüchtigen Lord Astor verführt: S. 192. … er fragt: »Warum lächeln Sie so?« … Die Nina antwortet: »Ich denke an diese armen Sonntagsgäste: was machen sie mit ihrem Sonntagabend?«
– Wiederholen Sie etwas Entscheidendes …
– Als sie aus der Gondel steigt, läßt die Nina einen Ring in den Kanal fallen … es ist eine Arbeit, die eine Frau auf einem Bock darstellt … sie sagt: »Ich habe mich dem Meer vermählt, ich bin Dogaresse.«
Der Prinz war verblüfft und gab das Zeichen, daß er überzeugt sei.
– Ist die Nina von Courtenay geschwängert worden? fragte Merodach noch.
Der Magier weckte Saint-Méen auf, indem er über ihn hinblies.
– Sire, sagte Tisselin, die Nina wird die Polizei benachrichtigt haben: wir müssen schleunigst fortgehen.
Das Wort Polizei beschwor in den Augen Courtenays das Schauspiel einer Verhaftung, der Untersuchung, des Schwurgerichts.
– Gehen wir, meine Herren, sagte er.
Die Sonntagsgäste nahmen Mäntel und Hüte, ohne zu wählen, den Leichnam des Chiaravalle vergessend, der mit seiner Blutlache einen Teppich am großen Flügel rot färbte. Tisselin hatte allein die Geistesgegenwart, das Vorzimmer des Salons zu schließen und den Schlüssel mitzunehmen.
Sie gingen in Gruppen den Boulevard Malesherbes hinunter.
– Man könnte sagen, wir kehrten von einem Begräbnis zurück, kämen aus dem Friedhofe, sagte Beauville.
– Wir gehen dorthin, erwiderte Mérigneux.
Der Prinz schritt voran, Merodach den Arm gebend und mit Erregung sprechend.
– Ich begreife Ihre Ermahnungen: sie sind zu loben, nützen aber nichts. Zu Grunde gerichtet, öffentlich besudelt, ein ungetreuer Vormund von Corysandre, ein heruntergekommener Edelmann in meinen eigenen Augen, will ich nicht mehr leben. Dieser Leichnam des Italieners, den ich vergaß, würde mich vor die Richter führen! Nein …
In der Opernallee kam ihnen der Prinz von Baux entgegen.
– Nun, Vetter, zurück aus Venedig? Und die Nina?
– Immer reizend.
Balthasar des Baux lud ihn zu einer Damenpartie ein, zu der er ging; als Courtenay ablehnte, sprach er vom Krach:
– Wenn Sie eine Note von hunderttausend brauchen, so bin ich da.
Dieses Anerbieten der Wollust und des Goldes, zwei Stunden vor dem Tode gemacht, war herzzerreißend.
Als sie weitergingen, sprach Courtenay zu Merodach:
– Mein Freund, ich weiß, daß die Heirat nicht Ihr Wunsch ist, daß sie Ihre Ideen und Pläne als Magier stört; aber die Sterbenden sind Egoisten. Wenn Sie sich weigern, der Gatte der Corysandre zu werden, sterbe ich in Verzweiflung, zumal sie kein Vermögen mehr hat als mein Haus und die Hörner von Urfé. Das Verdienst Ihrer Aufopferung wird vor Gott die Verzeihung meines Selbstmordes erwirken.
– Ich werde Corysandre heiraten, sagte der Magier mit Anstrengung.
– Oh, danke, rief Courtenay und ließ den Arm los, um ihm die Hände zu drücken.
– Aber Sie werden Ihren Sohn anerkennen …
– Den Sohn dieser Dirne? Niemals! …
– Er ist auch Ihr Sohn! Sie haben ihn in einem unwürdigen Schoße erzeugt: soll er deshalb die ganze Last Ihres Fehlers tragen? Wer weiß, ob er nicht in der Geschichte diesen Namen, den Sie ihm weigern, wieder zu Ehren bringen wird! Hören Sie: ich verpflichte mich, ihn der Nina zu entführen, mit Hilfe der Sonntagsgäste, und ihn wie ein Vater zu erziehen. Wenn er, mündig geworden, würdig ist, Ihren Namen zu tragen, werde ich ihm die Geburtsurkunde »in extremis« übergeben, die Sie mir auf der Stelle aufsetzen.
Der Prinz zögerte.
– Ich heirate Corysandre, Sie müssen Ihren Sohn anerkennen!
– Ich willige ein, sagte der Prinz. Man trat in das Haus Courtenay.
Anselm starrte schlaftrunken diese Schar an, die wie ein Trauergefolge aussah.
In dem großen Saale, azurblau mit goldenen Lilien ausgeschlagen, zündeten die Sonntagsgäste die Krone und die Wandleuchter an, wie für ein Fest, während Courtenay sich auf seinen Thronsessel setzte, um sein Testament und die Anerkennung seines Sohnes zu schreiben.
Die Sonntagsgäste rührten sich nicht und schwiegen.
Mit dem Blick zeigte Talagrand dem Tisselin eine Urkunde, die der Zufall am Ende des Tisches ans Licht brachte: »Tod und Verscheiden des Prinzen von Courtenay durch die böse Zauberei einer elenden Hexe, die dann hingerichtet wurde.« Er unterstrich mit dem Nagel die letzten Worte und sagte:
– Das ist uns gewidmet.
Der Prinz legte seine Feder hin und richtete seine hohe Gestalt auf:
– Meine Pairs, sagte er.
Die ruhige Majestät dieser beiden Worte hatte eine so natürliche Anmut, daß ein Gedanke all diese Entarteten wie ein Lauffeuer in Brand steckte: mit einer Stimme, die um so mehr bebte, als sie leise war, um Fräulein von Urfé nicht zu wecken, murmelten sie:
– Es lebe der König!
Die Verkündung seines nicht anerkannten Rechtes, in der Stunde seines Todes, elektrisierte Courtenay. Sein Ahne, der Kaiser von Konstantinopel, erschien wieder in ihm: die Huldigung dieser Geister, die eigentlich keine Hierarchie liebten, galt ihm mehr als das Zujauchzen eines Volkes. Er verstand diese Huldigung zu würdigen wie auch das großartige Gefühl der Barmherzigkeit, das aus den letzten Minuten seines Lebens einen Thron machte.
– Wollen Sie fliehen? fragte Tisselin.
– Ich werde sagen, ich hätte den Italiener getötet! rief Rudenty.
– Danke, Rudenty! Dank Ihnen allen, die Sie mich zum König gemacht haben. Meine Pairs, ich hinterlasse Ihnen meinen Sohn Robert, dessen Anerkennung ich hier Merodach anvertraue. Merodach wird Sie leiten, meinen letzten Willen auszuführen …
– Prinz, sagte der Magier, denken Sie an das Heil Ihrer Seele!
Courtenay machte eine Gebärde, daß er fest entschlossen sei.
– Meine Freunde, umarmen wir uns! sagte er, sich erhebend.
Und die Freunde umarmten, ernst und bleich, den Prinzen.
Er setzte sich wieder und sprach.
– Gott möge mir verzeihen!
Dann öffnete er den Stein seines Ringes und verschluckte lebhaft das schwarze Korn: nach einer Erschütterung sank er hin.
– Der König ist tot! Es lebe der König! riefen die Freunde mit lauter Stimme, Corysandre vergessend.
Man trug den Leichnam auf das Bett. Pouancé legte einen Spiegel an die Lippen: der trübte sich nicht.
– Jetzt, sagte Tisselin, Rudenty, Talagrand und ich, zur Nina!
Kaum waren die drei gegangen, als, von dem Ruf geweckt und von dem Licht angezogen, Corysandre im Nachtgewande erschien. Ohne sich die Anwesenheit der Gäste zu erklären, sah sie ihren Vormund tot und stürzte sich auf das Bett, um dort schluchzend in großem Schmerze niederzusinken.