Abbé Prévost d'Exiles
Geschichte der Donna Maria und andere Abenteuer
Abbé Prévost d'Exiles

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Abenteuer eines jungen Flamen

Ein junger Mann, der sich seit länger als einem Jahre durch die feierlichen Gelübde einem Kloster in Flandern verpflichtet hatte, flüchtete und wurde anderen Tages durch einige mit seiner Verfolgung beauftragte Leute festgenommen. Zu seinem Glücke geschah dies vor mehreren Zeugen, denen er in kurzen Worten seinen Namen und seine Verlegenheit eingestand. Er versicherte ihnen, er sei der Sohn des Herrn G., Amtsmann von B..., mithin als Protestant geboren, und da er seinen Glauben nimmer abgeschworen habe, könne man ihn nicht zwingen, in einem seinen Grundsätzen widersprechenden Stande zu verharren, den er nur aus Schicksalsnotwendigkeiten ergriffen habe. Seine Klagen hinderten aber weder seine Wächter, ihn den Weg nach seinem Kloster zurückzuschleppen, noch seine Vorgesetzten, ihn in einem engen Gefängnis eingesperrt zu halten. Unter den Unbekannten, welche er heiss um Hilfe angefleht, befand sich einer, der mitleidig genug war, an den Amtsmann von B... zu schreiben, den er als seinen Vater angegeben hatte. Dieser, der es tatsächlich war, fühlte all seine Liebe für seinen einzigen Sohn wieder erwachen, dessen Verschwinden er seit mehr denn zwei Jahren beweinte, und liess keinen Augenblick verstreichen, um ihn aus seiner Gefahr zu erretten, welche ihm seine Religionsvorurteile noch viel dringlicher erscheinen liessen.

Da es ihm ein leichtes war zu beweisen, dass sein Sohn nimmer Katholik gewesen sei, und der junge Mann seinen Glauben nicht abgeschworen habe, als er das geistliche Gewand anzog, war es nicht schwierig, ihn den dadurch nichtig gewordenen Verpflichtungen ohne Gewalt zu entheben, wohl aber schwer, ihn vor der Bestrafung zu sichern, die er für eine so lange Zeiten durchgeführte Entweihung ehrwürdiger Einrichtungen zu verdienen schien. Indessen deuchten die inständigen Bitten des Amtmanns und die vorsichtige Behandlung, die man einem der ersten Beamten einer fremden Stadt schuldig war, hinreichend schwerwiegende Gründe zu sein, um ein Auge zuzudrücken. Man lieferte ihm seinen Sohn trotz der Beschwerden einiger Eiferer aus, welche solche Duldsamkeit verurteilten.

Wiewohl dieses Geschehnis nicht allzuviel Aufsehen machte, hatte es doch die Neugier vieler Leute so weit gereizt, dass sie begierig wurden, alle seine Umstände, und vor allem die Gründe zu erfahren, die einen Protestanten von zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Jahren vermochten, sich in eine katholische Freistatt zu werfen. Diese Einzelheiten gibt unsere sehr reizvolle Geschichte wieder.

Es mag etwa achtzehn oder zwanzig Jahre her sein, dass eine katholische Dame aus B..., die seit Ende des letzten Krieges auf den Verdacht hin, durch einige rechtzeitig gemachte Meldungen zum letzten Siege Frankreichs beigetragen zu haben, festgesetzt war, ihrem Gefängnis glücklich entrann und eine kleine brabanter Stadt gewann, wo sie Ermüdung und Elend zwangen, die Mildtätigkeit ehrenwerter Leute in Anspruch zu nehmen. Sie würde dort genug Hilfe gefunden haben, um minder sorgenvoll nach Frankreich zu reisen, wenn sie dort nicht durch einen Grund zurückgehalten worden wäre, der ihr nicht erlaubte sich zu entfernen. Ganz von ihrem Vermögen zu schweigen, dessen Einziehung bereits gewiss war, liess sie eine Tochter von sieben oder acht Monaten zurück, welche sie in der gleichen Zeit ihres Gefängnisses und wenige Wochen nach ihres Mannes Tode geboren hatte. Mütterliche Zärtlichkeit im Verein mit diesen beiden Umständen machten ihr dies Kind so teuer, dass sie bei der Unmöglichkeit es auf ihrer Flucht mit sich zu nehmen, im Begriff gestanden hatte, ihm die Freiheit, ja vielleicht das Leben zu opfern; die Zuversicht jedoch, dass sich nach ihrer Flucht ihre Freunde des Kindes annehmen würden, und dass sie an der Grenze verharrend leicht Gelegenheit finden möchte es sich bringen zu lassen, war ihrem Mut eine Stütze geworden.

Tatsächlich hatte sie sich nicht in der Hoffnung getäuscht, dass dem Kinde Hilfe zuteil werden würde: der Gouverneur der Stadt selber nahm die Sorge dafür auf sich und vertraute seine Erziehung einigen ehrbaren Frauenzimmern mit der in Holland üblichen Bedingung an, es in der katholischen Religion zu unterweisen, weil es darin getauft war.

Dieses Geschehnis, von welchem die Mutter sich zu unterrichten Mittel und Wege fand, diente nur dazu ihr vollständig die Lust zu benehmen, sich nach Frankreich zu wenden. Und sie beschloss, die Zeit abzuwarten, wo ihre Tochter frei über sich selber bestimmen könne, indem sie damit rechnete, stets hinreichend Gelegenheit zu finden, mit ihr in Verbindung zu bleiben und ihr Entweichen zu unterstützen, wenn es ihr Alter erlaube, daran zu denken. Sie bat die Leute, welche ihr stets mit Rat und Tat beigestanden hatten, ihr einen Weg anzubahnen, auf dass sie sich von ihrer Hände Arbeit ernähren könne. Jedermann nahm Anteil an ihrem Unglück und man erwirkte ihr eine ehrenwerte Stellung in einem jener Nonnenklöster, die, wie üblich, einige fromme Frauen ausserhalb der Klausur für den äusseren Dienst des Hauses haben. Ebenso fromm wie ehrbar lebte sie über achtzehn Jahre in solcher Zurückgezogenheit.

Kaum hatte ihre Tochter das Kindesalter überschritten, als sie sie ihren Aufenthaltsort wissen liess und in welchen Plänen sie dort solange verweilt habe. Die Lust, sich mit ihr zu vereinigen, fehlte der jungen Gefangenen nicht; aber wiewohl die Reise nicht so lang war, dass man vor ihr zurückschrecken musste, ermangelte ihr doch die Bequemlichkeit eines Schutzes bei solchem Unternehmen. Während einer wie der andere sich darnach umsah, trat ein Umstand ein, der die Schwierigkeit noch vergrösserte. Der einzige Sohn des Amtmanns von B..., der gleiche junge Mann, der hier die Szene eröffnete, sah dies junge Mädchen in dem Hause, wo sie erzogen worden war. Es war sein Los, sie zu lieben, nachdem er sie erblickt, und seine Bemühungen waren so feurig, dass sie die Macht besassen, sie zu rühren. Von dem Augenblicke an begann sie ihre Abreise weniger ungeduldig heranzuwünschen, ja sogar nach Vorwänden zu suchen, um sie zu verzögern. Ihr Liebhaber, dessen Besonnenheit nicht reifer als sein Alter war, redete sich vielleicht ein, die Erlaubnis sie zu heiraten, erhalten zu können, oder wenigstens schmeichelte er ihr so wohl mit dieser Hoffnung, dass sie sich ihres Glückes durch die Liebe versichert glaubte. Einiges davon schrieb sie an ihre Mutter. Weltkenntnis liess diese aber einsehen, in welcher Gefahr ihre so teure Tochter schwebe; sie verbot ihr strengstens, länger solchen Gedanken nachzuhängen, welches Verdienst, welchen Reichtum sie auch in ihrem Geliebten finden könnte; und über alle Macht die Religion stellend, gab sie ihr Befehl, die Reise zu ihr zu beschleunigen, einigen Anstalten gemäss, die sie getroffen hatte, um ihr Fortgehen zu erleichtern. Ehrfurcht und Gehorsam siegten über die Liebe; doch hielt man das Opfer für hinreichend gross, um sich eine kleine Entschädigung zu gestatten. Man meinte, wenn man einen teuren Geliebten aufgäbe, wäre es billig, ihm wenigstens einiges Bedauern darüber zu äussern, und ihn nicht den Folgen auszusetzen, die man von einer Verzweiflung befürchtete. Kurz, man erzählte ihm von dem erhaltenen grausamen Befehle, ihn verlassen zu müssen. Ohne einen Augenblick über seine Antwort nachzudenken, verpflichtete er sich sogleich durch die schrecklichsten Schwüre, ihr bis ans Weltenende folgen zu wollen. Sie bekämpfte einige Zeit solchen Entschluss, doch die Liebe, die ihn eingegeben hatte, half bald, dass er gebilligt ward; das Liebespaar kam schliesslich überein, zusammen abzureisen und geradenwegs nach N... zu gehen, wo die Mutter weilte, von der sie kraft inständiger Bitten und Beschwörungen früher oder später die Einwilligung zu ihrer Ehe zu erhalten sich schmeichelten. Nur zwei kleine Tagereisen galt's zurückzulegen, und sie hatten ihre Massnahmen so sorgfältig getroffen, dass sie am Abend an der Grenze anlangend, sich vollständig ausser Gefahr glaubten. Ihrer eine blieb noch, die sie nicht bedacht hatten und der sie nicht so glücklich entschlüpften. Ein Liebespaar dieses Alters, allein, ungebunden, einer des anderen Herzens sicher, verbringt nicht soviele köstliche Stunden zusammen, sieht sich nicht, unterhält sich nicht miteinander, ohne seine Tugend den äussersten Prüfungen ausgesetzt zu fühlen. Schamhaftigkeit hält ein Mädchen zurück, doch ein junger Mann, der fähig ist sein Elternhaus so jäh zu verlassen, muss äusserst keck und unternehmend sein. Er liess die Gelegenheit nicht unbenutzt. Legte seiner Geliebten dar, da man tausenderlei Widerstände von seiten ihrer Mutter gewärtig zu sein habe, sei es das einzig Zweckmässige, ihnen zuvorzukommen, kurz, er sagte alles, was die Liebe bei gleichen Gelegenheiten mit gleichem Erfolge reden lässt. Anderen Morgens reiste man sehr zufrieden mit dem Vertrauen, welches einer zum anderen gehabt, ab und kam denn schliesslich nach N..., nachdem man die einzuhaltenden Massregeln abgeredet hatte.

Die der jungen Dame waren einfach. Sie erzählte ihrer Mutter eine erdachte Geschichte von Reiseabenteuern. Da ihre Gestalt ihr als Empfehlung diente, erhielt sie leicht die Erlaubnis, im selben Kloster wohnen zu dürfen, bis es dem Himmel gefiele, ihr andere glückliche Aussichten zu eröffnen. Gemäss dem Abkommen, das sie getroffen hatten, mietete sich der junge Mann unter dem Vorwande in der Stadt ein, er sei hergekommen, um philosophische Studien zu treiben, und fand bald Gelegenheit, Bekanntschaft mit dem Beichtvater des Klosters zu machen. Dieser war ein gewisser C., Mönch eines in weniger Entfernung von der Stadt liegenden Klosters, welcher, wie es dem Brauche entsprach, ein bequemes Gemach bei den Nonnen inne hatte. Die gesittete und aufrichtige Art des Schülers, sein achtungsvolles Entgegenkommen, sein rechtschaffener Aufwand, den er mit einigen seinem Vater entwendeten Geldsummen bestreiten konnte, bestimmten den Beichtvater, ihn so zu schützen, dass ihm nichts Günstigeres für seine Pläne geschehen konnte. Er zauderte angesichts eines so sicheren Schutzes nicht, Bekanntschaften mit der Mutter seiner Geliebten anzuknüpfen. Da nie etwas Verdächtiges durch den Beichtvater geschah, lebte der junge Mann zwanglos in dem Teile des Klosters, der ausserhalb der Klausur lag, und mit der Genugtuung, unaufhörlich in deren Nähe zu sein, die er liebte. Diese Zwanglosigkeit ward die Ursache all seines Unglücks; denn während seine Leidenschaft keinen Widerstand zu bekämpfen hatte, vergass er, dass zum Nutzen seiner Geliebten wenigstens tausend Gründe bedacht werden mussten, um die Zustimmung ihrer Mutter zu ihrer Heirat zu erlangen. Seine Angehörigkeit zu einer anderen Religion, die er zu verbergen bestrebt war, weil er die Schwierigkeiten ahnte, die daraus erwachsen konnten, und die Hoffnung, welche das Alter und die Gebrechlichkeit der alten Dame stets in ihm erweckten, sich bald durch ihren Tod frei zu wissen, bildeten die einzigen Gründe, die er später zur Rechtfertigung seiner Unklugheit vorbrachte. Doch deren Ergebnis war nicht wieder gutzumachen. Sechs Monate verstrichen nicht ohne die Folgen einer Leidenschaft, der er sich besinnungslos ergab. Alle nur erdenklichen Vorsichtsmassregeln wurden angewendet, um sie verborgen zu halten, und man schmeichelte sich sogar, es würde ein leichtes sein, sie bis zum Ende einer alten und frommen Mutter und einigen ebenso leichtgläubigen Frauen, die nicht einmal daran dachten den geringsten Verdacht zu schöpfen, geheim zu halten. Durch grosse Geldaufwendungen versicherte sich der Liebhaber eines besonderen Hauses in geringer Entfernung von dem Kloster, wo, wie er sich noch törichter einbildete, seine Geliebte nur einige Stunden über zu verweilen brauche, um sich ihrer Bürde zu entledigen. Nach seinem Plane sollte sie darauf ihre Wohnung gewinnen und mit einer geheuchelten Krankheit das verdecken, was ihr an Blässe und Schwäche zurückbleiben könnte. Der verhängnisvolle Tag kam. Alles wurde bestens durchgeführt bis zu den Wehen. Doch sei es nun aus Unwissenheit der zu ihrer Hilfe genommenen Weiber, sei es aus natürlichen Gründen, die Geburt ward so schwierig und gefährlich, dass man sich keine andere Hilfe wusste, wie die Unterstützung der Mutter; das Liebespaar sah selber ein, dass man sie notgedrungenerweise benachrichtigen müsste.

Ohne so weit ganz aufgeklärt zu sein, um sich die Wahrheit denken zu können, eilte die herzu. Welch ein Schauspiel für ein Weib, die seit mehr als zwanzig Jahren mit den Uebungen eines frommen Lebens vertraut ist und diesen ihre Tochter nicht weniger als sich selber ergeben glaubt! Indessen wollte sie, als sie die gefährliche Lage sah, ihre Vorwürfe bis auf ruhigere Zeiten aufsparen und wendete all ihre Sorgfalt auf, um ihr zu helfen. Die Gefahr wuchs, sie liess den Beichtvater rufen, der nicht minder überrascht von einer so wenig erwarteten Szene war. Auf das Geständnis des jungen Mannes hin, der Urheber solcher Verwirrung zu sein, wurde er sofort mit seiner Geliebten verheiratet und der Tod, welcher nur auf diesen Augenblick zu warten schien, erlöste sie alsobald von ihren Schmerzen und von ihrer Schande.

Die Verzweiflung des jungen Liebhabers entsprach der Glut einer so beständigen Leidenschaft. Seine Klagen waren so wild und rührend, dass selbst die Mutter lebhaft davon ergriffen wurde; ihm den Fehl verzeihend, für den er nur allzu sehr bestraft worden war, glaubte sie auf ihn als ihren Schwiegersohn einen Teil der Neigung übertragen zu müssen, die sie für ihre Tochter gefühlt hatte. Wiewohl sie selber des Trostes bedurfte, wendete sie all ihre Aufmerksamkeit ihm zu, ohne einen Augenblick von ihm zu weichen. Ihrer und des Beichtvaters Sorgfalt gelang es so, das erste Ungestüm seiner Verzweiflung zu mildern; doch diese Hilfe würde als eigennützig erschienen sein, wenn sie hätte voraussehen können, dass sie alsbald die gleiche von ihm erhalten sollte. Sie wurde von einem Schlage betroffen, dessen sie sich weniger leicht tröstete und der die Gruft acht Tage, nachdem sie sich über ihrer Tochter geschlossen hatte, sich wieder für sie öffnen liess.

Das Geheimnis konnte nicht so treu unter den Mitwissern dieses Geschehnisses gewahrt werden, dass nicht wenigstens ein Gerücht davon bis zu den Nonnen drang; da die Empfindlichkeit ihrer Tugend vor allem erschreckt, was sie verletzen könnte, so liessen sie dem jungen Mann und der unglücklichen Mutter auf der Stelle verkünden, die Wohlanständigkeit erlaube es nicht, dass sie ihren Fuss wieder ins Kloster setzten. Ein so strenger Befehl, der die Mitwisserschaft der Mutter am Fehl ihrer Tochter vorauszusetzen schien, besiegte vollends die wenige Widerstandskraft, welche ihr der gegenwärtige Schmerz und ihre gewöhnliche Schwäche übrig gelassen hatten. Sie fiel in tiefe Ohnmachten, die in Fallsucht mit so schrecklichen Zuckungen endeten, dass die, welche sie gerade sahen, entsetzt darüber waren. Bei solcher Prüfung konnte man die Geradheit und den ausgezeichneten Charakter des jungen Mannes sehen. Er besass die Kraft, seine eigene Not zu überwinden, um sich der anderer zu widmen; und weder Geld noch Sorgen sparend, tat er für seine Schwiegermutter alles, was sie nur von dem tugendhaftesten und mit bester Gemütsart begabten Sohne erwarten konnte. Als sie schliesslich nach einem verdoppelten Anfall ihrer Leiden gestorben war, liess er ihr die letzten Ehren angemessen zuteil werden und fing nicht eher wieder an, sich seinen eigenen Leiden zu überlassen, als er sie für ewig von den ihrigen befreit sah.

Seine zahlreichen Ausgaben und die aufgewendeten Bemühungen, um soviel Not zu überstehen, erschöpften gleichermaßen seine Börse wie seine Gesundheit. Er befand sich in einer Lage, der er gewisslich unterlegen wäre, wenn ihm nicht der Beichtvater, welcher ihm stets eine gleiche Zuneigung bewahrte, die Dienste geleistet hätte, die er selber zu erbitten nicht mehr imstande war. Der liess ihn in sein Kloster schaffen, welches, wie schon erwähnt, in einiger Entfernung von der Stadt lag. Seine Empfehlung veranlasste die Mönche, ihn bei sich aufzunehmen und ihn mit soviel Nächstenliebe und Güte zu pflegen, dass sie ihm, als er nach und nach wieder zu Kräften kam, Vorliebe für ihre Lebensweise und ihre Behausung einflössten. Die Folgezeit tat jedoch kund, dass mehr seine Traurigkeit als die Bekehrungsgedanken, von denen man sprach, Anteil hieran hatten. Andererseits weiss man wohl, dass er bei den Vorurteilen, welche der grösste Teil der Protestanten gegen die religiösen Gemeinschaften hat, nimmer hat ernsthaft daran denken können, sich einem Stande zu widmen, von dem er noch kaum die äusserlichen Gebräuche kannte. Auch gestand er selber, dass zugleich mit der Last eines tödlichen Grams, der ihn Geschmack an der Einsamkeit finden liess, und der ihm das Treiben der Welt unerträglich gemacht haben würde, auch die Neugier, sich über alles, was er tausendmal wider Klöster habe sagen hören, bestimmt hätte, das geistliche Kleid zu erbitten, um die Grundsätze und die Aufführung derer zu ergründen, mit denen er zusammen leben wollte. Nachdem er während des Prüfungsjahres nur Erbauliches und streng Geregeltes erfahren hatte, glaubte er fest, eine gewisse Klugheit bestimme die Mönche, noch Massregeln bis zur letzten Verpflichtung zu bewahren, und dass er, wenn das Misstrauen nach dem Gelübde weiche, dann alles, was er zu erfahren wünschte, kennen lernen werde. Man bestärkte ihn in dieser Ansicht. Aber nachdem er auch dann keinen Wechsel eintreten sah und ihm die regelmässigen Uebungen um so lästiger zu werden begannen, als die Zeit seine Traurigkeit und alle unglücklichen Gedanken, welche ihm die Einsamkeit wünschenswert gemacht hatten, linderte, ward er des Joches bald überdrüssig und suchte, um es gänzlich abzuschütteln, eine Gelegenheit, die er dann ja auch in der Tat fand.


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